The Power of Sequencing – Wie Deine Yogastunden zu einem ganz besonderen Erlebnis werden

Kennst Du das, wenn es in der Yogastunde einfach beinahe schlafwandlerisch von einer Asana in die nächste gleitest, in tiefer Konzentration und voll da? Die Kunst vom Sequencing bedeutet, alle Elemente der Yogastunde harmonisch aneinanderzureihen.

Ein magisches Erlebnis

Vielleicht hast Du das schon einmal erlebt: Du besuchst eine Yogastunde, die irgendwie anders ist, als andere. Es ist, als würdest Du auf eine Reise gehen. Du bist mit Deiner Konzentration und Aufmerksamkeit völlig absorbiert, bewegst Dich ganz natürlich, wie in einem Fluss, von einer Position in die nächste und wunderst Dich am Ende, wie es Dir möglich war, so weit in die Rückbeuge oder Hüftöffnung zu kommen.

Womöglich kennst Du Yogalehrer:innen, deren Stunden immer besonders gut besucht sind, weil sie irgendwie anders unterrichten und die Yogastunde bei ihnen zum Erlebnis für die Schüler wird. Was steckt dahinter?

Diese Yogalehrer sind weder erleuchtet noch können sie zaubern. Sie beherrschen einfach die Kunst des Sequencings. Und diese ist kein Geheimnis und kann von jedem erlernt werden.

Was bedeutet Sequencing?

Sequencing heißt, dass ich mir als Yogalehrer:in Gedanken darüber mache, was ich in meiner Yogastunde machen möchte und ihr ein Thema gebe. Dieses Thema wird dann während der Yogastunde vorbereitet, findet seinen Höhepunkt (Peak) und wird danach wieder ausgeglichen.

1. Das Thema der Yogastunde ist Dein Peak-Asana. Dies könnte zum Beispiel Chakrasana, das Rad, sein.

2. Nun kannst Du Dir überlegen, was dieses Asana von Deinen Schülern verlangt: starke Handgelenke, gedehnter Trizeps, Außenrotation der Oberarme, Öffnung und Länge auf der gesamten Körpervorderseite, besonders Brustkorb und Hüftbeuger und Kontrolle über die Beckenstellung.

3. Davon ausgehend stelle Dir die Fragen:

  • Was muss offen/gedehnt sein?
  • Was muss gekräftigt sein?
  • Wo brauche ich Körperbewusstsein?

Anhand dieser Fragen kannst Du Dir Übungen und Asanas überlegen, die Du dem Peak-Asana vorschaltest, um die Schüler körperlich darauf vorzubereiten.

1. Den Peak vorbereiten

Dabei beginnst Du mit ganz einfachen und leichten Bewegungen, die dann immer schwieriger und intensiver werden. Für den Peak kannst Du den Schülern einfachere und schwierigere Varianten und Hilfsmittel anbieten, damit jeder seinen Fähigkeiten entsprechend üben kann.

2. Neutrale Position

Danach sollten die Schüler:innen einen Moment in einer neutralen Position verweilen, damit sich das Geübte setzen und das Nervensystem sich beruhigen kann. Das kann im Fersensitz, im Stehen oder im Liegen geschehen. Auch der herabschauende Hund kann eine neutralisierende Übung sein.

3. Ausgleichen

Danach ist es wichtig, dem Körper einen Ausgleich zu geben. Du kannst Dich fragen: Welche Körperteile wurden in welcher Weise besonders beansprucht? Mit welchen Bewegungen/ Asanas kann ich das auf möglichst sanfte Weise ausgleichen?

Dies könnte in unserem Beispiel vom Rad möglicherweise sein, dass Du die Handgelenke lockerst, Schultern und Nacken entspannst, die Wirbelsäule mit einer sanften Drehung ausgleichst, um dann in eine lockere Vorbeuge zu gehen. Auch eine leichte Hüftöffnung kann angenehm sein.

4. Thematisches Sequencing

Um das Thema Deiner Yogastunde zu unterstützen, kannst Du Dir überlegen, mit welchem Chakra Dein Peak-Asana in Verbindung steht. Welches Element ist damit verbunden? Welche Gottheit, Mantras, Eigenschaften, Story oder welches Pranayama passt dazu? Welche Bilder und Worte?

Chakrasana in unserem Beispiel könnte man mit dem Anahata Chakra (Herzzentrum) in Verbindung bringen. Dieses steht für das Luftelement. Hier geht es um Weite, Ausdehnung, Bewegung, Freiheit, im weitesten Sinne um Mut. Vielleicht kannst Du dazu eine Story aus dem alltäglichen Leben in die Stunde reinnehmen.

Du könntest das mit Krishna in Verbindung bringen und die Lebensfreude dazu nehmen und ein Krishna Mantra singen. Möglicherweise möchtest Du am Schluss der Stunde in der Meditation besonders zum Herzen spüren oder eine Ausdehnungsmeditation machen.

Welche Entspannungstechnik passt in Shavasana dazu? Vielleicht kennst Du ein Mudra, dass dazu passt und das Du in Deine Stunde integrieren möchtest?

Sequencing der Yoga Vidya Mittelstufenstunde

Unser integraler Yoga nach Swami Sivananda bietet Dir eine reichhaltige Fülle an Werkzeugen und Möglichkeiten, Deine Yogastunde immer wieder neu zu gestalten. Und hier kommen bei vielen Yogalehrern oft die Fragezeichen: Wie soll ich das bei einer festgelegten Asanareihe (die Yoga Vidya Grundreihe) umsetzen?

Die Antwort heißt: Wenn Dein Yogastunden-Gerüst bisher aus Asanas bestand (Shirsasana, Sarvangasana, Halasana ect.), ersetze die Asanas durch Asana-Gruppen, die Du dann themenbezogen füllen kannst. Wie sieht das in der Praxis aus?

Grundgerüst der Mittelstufe

Mittelstufe betrachtet als Asana-Gruppen

Weiche dieses Gerüst auf, indem Du die Asanas durch Asana-Gruppen ersetzt und Dir erlaubst, Teile hinzuzufügen:

  • Ankommen (Shavasana, Sitzen, Meditation, Mantra, Talk)
  • Pranayama (kann auch am Ende der Yogastunde nach Shavasana geübt werden)
  • Aufwärmende Übungen (z.B. Katze-Kuh mit verschiedensten Varianten)
  • Surya Namaskara klassisch
  • Surya Namaskara mit Variationen (z.B. alle Standhaltungen, Stützhaltungen, Variationen im Hund und vieles mehr)
  • Bauchmuskelübungen
  • Umkehrhaltungen (und Stützhaltungen), Rückbeugen
  • Vorwärtsbeugen und Hüftöffner
  • Rückbeugen
  • Drehungen (hier kann die Stunde enden und Du kannst weiter gehen zu Shavasana)
  • Stützhaltungen
  • Standhaltungen
  • Shavasana
  • Mediation, Mantra

Nun kannst Du Dir überlegen, an welche Stelle dieses Gerüstes Du Dein Peak-Asana setzt und wie Du die vorbereitenden und ausgleichenden Übungen und Asanas in das Gerüst einflechtest. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

Die Yoga Vidya Reihe ist keine Fessel. Sie ist ein energetisch wirksames Grundgerüst, anhand dessen Du wundervolle kreative Yogastunden bauen kannst, die Deine Schüler abholen, wo sie stehen und auf eine spannende Reise mitnehmen, auf der sie immer tiefer eintauchen in die Asanas, ihren Körper, den Atem und in sich selbst.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Om Shanti


Quellen: Yoga-Workouts gestalten, Mark Stevens

Sequencing lernen – Hebe Deine Yogastunden auf das nächste Level

Ob Asanas, Pranayama, Tiefenentspannung, Pausen, vorbereitende oder Ausgleichsübungen – Yogastunden bestehen aus einer Vielzahl von Elementen, die man harmonisch aufeinander abstimmen kann. In unserer Yogalehrer Weiterbildung lernst Du dazu wertvolle Grundlagen, wie die sinnvolle Reihenfolge der Asanas und Vorübungen, individuelle Anatomie mit yogatherapeuthischen Modifikationen.

Über die Autorin

Die Autorin

Seminarleiterbild Gauri Daniela Reich 2021

Gauri Daniela Reich Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Vegane Ernährungsberaterin, ausgebildet in Yoga Personal Training, Vinyasa Sequenzing, Thai Yoga Massage und Yin Yoga, Lehrerin für Prävention und Gesundheitsförderung (BSA), Fitnesstrainer B-Lizenz, Cardiofitness- und Entspannungstrainerin, Diplom Betriebswirtin (BA). “Yoga hat mein Leben von Grund auf verändert.

Dank der ganzheitlichen Yogapraxis hat mein Leben heute einen Sinn. Ich bin zufriedener, gesünder, umgänglicher und habe erfüllendere Beziehungen. Dieses Glück steht allen Menschen zu und ich sehe es als meine selbstverständliche Pflicht, dieses Wissen mit anderen zu teilen.” Seminare mit Gauri >>

5 Kommentare zu “The Power of Sequencing – Wie Deine Yogastunden zu einem ganz besonderen Erlebnis werden

  1. großartiger Wegweiser ! mille mille grazie 😉 Gauri

  2. großartiger Wegweiser, mille mille grazie 😉 Gauri

  3. Hallo Gaudi, deine Artikel sind immer wieder einfach inspirierend! Ich lese dich sehr gerne!

  4. Chappeau .. das ist ein sehr hilfreicher Bericht .. ich habe noch nie eine Yogastunde gemacht, aber jetzt ist es soweit ..

  5. Yadunandini

    Danke Gauri! Immer wieder gute Anregungen… Om shanti… Grüße aus dem Odenwald von Yadunandini

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