Wie können wir ayurvedische Konzepte kulturell anpassen

Auf dem 9. Ayurveda Kongress bei Yoga Vidya Bad Meinberg hielt Prof. Dr. Martin Mittwede einen Vortrag zum Thema “Wie können wir ayurvedische Konzepte kulturell anpassen? – Gedanken und Strategien”.

Martin Mittwede ist Religionswissenschaftler und Indologe, er lehrt vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Frankfurt/Main und praktische Philosophie an der Universität Köln. Als Kenner der indischen Philosophie und der vedischen Tradition betreibt Prof. Dr. Mittwede Medizingeschichtliche Forschung im Ayurveda und ist Berater für Menschen in Krisen- und Wandlungsphasen.

In seinem Vortrag äußerte sich Dr. Mittwede ganz im Sinne der individuellen Ayurveda Therapie. Das Besondere am Ayurveda und Yoga sei, dass es keine starre Wissenschaft ist, sondern praktiziert und angewendet werden muss. Es sind Konzepte für die individuelle Praxis. Hier gilt es das richtige Maß zu finden. Ob beim Essen oder der Tagesroutine, man muss herausfinden wie der eigene Körper funktioniert, ein Bewusstsein entwickeln und dann zur Selbststeuerung übergehen.

In der ayurvedischen Lebensführung gibt es viele sehr genau beschriebene Maßnahmen die über den Tag verteilt durchzuführen sind. Viele jedoch können in den modernen Alltag nicht mehr integriert werden oder sind einfach veraltet. Man kann sie jedoch in verschiedene Bereiche einteilen, die im Alltag Beachtung finden sollten: Hygiene, Pflege, Lebensfreude und Balance.

Mittwede betont in diesem Zusammenhang, dass auch der eigene Ist-Zustand zu bejahen sei, um keine inneren Widerstände aufzubauen. Das was natürlich ist für unseren Körper darf sein, eigene Bedürfnisse sollten nicht unterdrückt werden. Durch Ausbalancieren der sinnlichen und geistigen Aktivität können Störungen rechtzeitig erkannt und ausgeglichen werden. Dies kann beispielsweise auch unter Einbezug der klassischen Psychologie und kultureller Begebenheiten erfolgen.

Auch im Bereich Ernährung betont Martin Mittwede, Essen müsse nicht indisch sein um Ayurveda gerecht zu werden. Es geht um Auswahl und Zusammenstellung der Nährstoffe bei den Gerichten. So kann man das typisch indische Reis-Dahl Gericht auch ganz heimisch zubereiten, indem man eine Getreidesorte mit Linsen oder Bohnen kombiniert. Dr. Mittwede würde sich über mehr Kreativität freuen, um so die Möglichkeiten des Ayurveda weiter auszuschöpfen und es kulturübergreifend noch besser und optimal integrieren zu können.

[Ein Beitrag von Nathalie Dahler]

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1 Kommentar zu “Wie können wir ayurvedische Konzepte kulturell anpassen

  1. Ich finde die Vorträge von Martin Mittwede immer sehr erfrischend undogmatisch, ob er im Rahmen einer kurzen Exkursion die Grundlagen der vedischen Philosophie behandelt oder eine Einführung ins Sanskrit oder eben ayurvedische Ernährungsvorschläge gibt. Für diejenigen, die mit der Thematik nicht so vertraut sind: Dal ist ein Grundnahrungsmittel in Indien. Dal kann sowohl als Hauptspeise, wie zum Beispiel Dal Bhat (Linsensuppe mit Gemüse), als auch als Beilage gereicht werden. Die gebräuchlichsten Hülsenfrüchte dabei sind Tur Dal – Straucherbsen, Chana Dal – eine Sorte geschälter, gespaltener Kichererbsen, Kala Chana – die gleichen Kichererbsen, ungeschält und ganz, Kabuli Dal oder Kabuli Chana – die auch in der mediterranen Küche bekannten Kichererbsen, Mungbohnen – halbiert und geschält, sind die Bohnen, aus denen auch die „Sojasprossen“ und die chinesischen Glasnudeln hergestellt werden, Urdbohnen – geschält und gespalten oder ungeschält , Masur Dal – rote Linsen, Rajma – Kidneybohnen.
    Durch die Kombination dieser Hülsenfrüchte miteinander und mit Gemüse oder Joghurt lassen sich hunderte verschiedener Dalgerichte kochen.
    Im Ayurveda werden überwiegend warme, gekochte, milde und leicht verdauliche Speisen zusammengestellt. Mit leichten Gemüse- und Getreidegerichten wird das Verdauungssystem entlastet und der Körper in seinen Selbstheilungskräften angeregt.
    Als besonders empfehlenswerte Nahrungsmittel führen die klassischen Ayurveda-Schriften Reis, Mungbohnen, Gerste, Fenchel, Kürbis, Karotten, Kartoffeln, Gurke, Zucchini, Rote Beete, Pastinake auf.
    Diese werden auf vielfältigste Weise mit anregenden Gewürzen wie Kreuzkümmel, Koriandersamen, Kardamon, Senfsamen, Chilis, Ingwer zubereitet. Dabei gilt: Je dünner, bzw. wässriger gekocht wird, umso leichter ist das Essen, je leichter die Ernährung, umso intensiver der Reinigungsprozess. Die Grundlage des Entschlackens ist im Ayurveda immer doshaspezifisch, doshaausgleichend.
    Beim Kicheri / Kitchari – das andere klassische Gericht der indischen Küche – , werden Basmati-Reis und Mung – Dal (halbierte, geschälte Mungbohnen) verwendet; denn aus der Sicht des Ayurveda entfalten nur diese Zutaten eine leichte und heilende Kraft, ohne die Doshas zu stören.

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