Yoga Wiki über Emotionen aus Sicht des Ayurveda

Im Yoga ist Gleichmut ein großes Thema. Vielleicht bist du schon einige Jahre in der Yogapraxis und es fällt dir schon etwas leichter, nicht zum Opfer deiner Gefühle zu werden. Du lässt dich von aufschäumenden Emotionen nicht mehr überwältigen, sondern behältst einen kühlen Kopf. Handlungen und Entscheidungen sind nicht von deinen Emotionen gefärbt und du lässt dich so nicht mehr von den Motiven des Ego in die Irre führen. Manchen scheint das sehr gut zu gelingen, anderen fällt es schwer nicht emotional zu reagieren. Vielleicht ist es bei dir auch Tagesform abhängig, sodass du das Gefühl kennst und weißt, dass du auch an turbulenten Tagen ganz in deiner Mitte ruhen kannst und an anderen Tagen könntest du wegen jeder Kleinigkeit, die sich dir in den Weg stellt, explodieren. Woher kommen solche überwältigenden Emotionen und was kann man an einem Tag tun, an dem der innere Buddha in weite Ferne gerückt ist?

Die Doshas haben Einfluss auf unsere Emotionen

Im Ayurveda unterscheidet man drei verschiedene Bioenergien, die bei jedem Menschen in einem individuellen Verhältnis stehen und Einfluss auf unsere Charaktereigenschaften und unser Temperament haben. Je nachdem welche die vorherrschende Energie ist, neigen wir zu bestimmten Gefühlen. Diese können sich besonders stark zeigen, wenn die Doshas sich nicht in ihrer ursprünglichen Balance befinden. Dies kann passieren, wenn in unsrer Umgebung oder in unserem Alltag überwiegend Eigenschaften eines bestimmten Doshas vorherrschen, die diese Eigenschaften in uns verstärken. Wenn nicht genügend Ausgleich stattfindet, kippt dieses feine Verhältnis und entstehen Störungen.

Vata

Dem Vata Dosha werden bittere Emotionen zugeordnet wie Angst, Kummer, Zweifel und übermäßiges Grübeln. Vata kann erhöht werden durch einen unregelmäßigen Tagesablauf oder Essenszeiten, häufiges Reisen, ein Übermaß an Aktivität, mangelnde Entspannung aber auch kalte Speisen und Getränke oder zuviel Rohkost. Aber auch große Menschenmengen, Stress und Hektik erhöhen unseren Vata-Spiegel.

 

Pitta

Das hitzige, feurige Temperament wird dem Pitta Dosha zugeordnet. Wenn dem Chef die Wut in den Kopf steigt und in den Augen rote Äderchen sichtbar werden, macht sich ein stark ausgeprägtes Pitta bemerkbar. Man spricht auch von sauren Emotionen wie Wut, Zorn, Ungeduld oder Eifersucht, die sich bei diesem Typ am ehesten zeigen.

Zu einer Erhöhung des Pitta-Dosha kann es kommen, wenn wir uns in einer stark leistungsorientierten Umgebung befinden. Ob im Beruf oder im Sport führt Konkurrenzdenken und Wettkampf zu einem Pitta-Anstieg. Auch eine heiße Umgebung wie Sauna, Urlaub in einem heißen Land, scharf gewürztes Essen oder aber auch das Unterdrücken der Gefühle erhöht Pitta in unserem System. Wenn nun Pitta auch in der Grundkonstitution stark ausgeprägt ist, kann es leicht zu einer überschießenden Pitta-Reaktion führen.

Diese Gefühle sollten auch ihren Weg nach außen finden, da das Unterdrücken lediglich zu einem weiteren Anstieg führt. Wenn man zu solchen Gefühlen neigt kann man sich vielleicht auch eine Methode überlegen diese Gefühle heraus zu lassen ohne dabei andere mit unkontrollierten Wutausbrüchen zu verletzen. Vielleicht hilft ein lauter Schrei im Keller oder man hat einen Boxsack in seiner Nähe um diesen unangenehmen Gefühlsstau los zu werden.

Kapha

Dem Kapha-Dosha werden Gefühle wie zugeordnet, die man als süß und salzig klassifiziert. Dazu gehören Neid, Verlustangst, Trauer aber auch Lethargie. Faktoren, die das Kapha-Dosha erhöhen, sind zu viel Schlaf, Trägheit und zu wenig Bewegung, ölige und fette Nahrungsmittel, Gewichtszunahme, Sorgen und auch kaltes, feuchtes Wetter.

Ausgleich der Doshas führt zur Besänftigung der Emotionen

Wenn du dich in einer bestimmten Kategorie wiederfinden kannst, musst du lediglich die Eigenschaften dieses Doshas, so weit es dein Alltag zulässt, reduzieren oder die Eigenschaften der anderen Doshas stärken. So kannst du zum Beispiel als Vata Typ kaltes und rohes Essen reduzieren, deinen  Alltag nach einem regelmäßigen Rhythmus gestalten, deine Umgebung warm und gemütlich gestalten, dein Sicherheitsgefühl und deine Erdung verstärken. Wenn du sehr stark an Angst und Unruhe  leidest und du in deinem Beruf ständig wechselnden Bedingungen ausgesetzt bist oder viel reißen musst, solltest du auch langfristig eine Veränderung deines Arbeitsumfeldes in Erwägung ziehen.

Als Pitta Typ solltest du scharfes Essen meiden, deine sportlichen Betätigungen weniger wettkampforientiert gestalten, Stressausgleich  finden mit Entspannungstechniken oder Meditation. In deiner Yogapraxis kannst du viel herzöffnende Asanas einfließen lassen, dich im Loslassen üben und aus Freude an Bewegung üben, nicht um weiter in die Vorwärtsbeuge zu kommen als dein Nachbar.

Wenn dich Emotionen belasten, die dem Kapha-Prinzip zugeordnet sind, solltest du auf schweres Essen und Süßigkeiten verzichten und mehr Bewegung und Leichtigkeit in deinen Alltag bringen. Vielleicht eine Freizeitaktivität bei der es dir Spaß macht, dich zu bewegen und dich auch etwas fordert. Auch in der Yogapraxis darf es anstrengend sein und auch mal geschwitzt werden. Hier sind fließende Bewegungen wie Vinyasa Yoga oder auch fordernde Asanas im Stand geeignet. Besonders wirkungsvoll sind energetisierende Pranayamas wie Kapalabhati oder Bhastrika.

Körperliche Gesundheit als Nebenwirkung

Wenn sich die Doshas in ihrem natürlichen Gleichgewicht befinden und so der Prakriti, der Urnatur, entsprechen, lösen sich nicht nur die unangenehmen Gefühle auf, es verschwinden auch Beschwerden auf körperlicher Ebene. Da nach Ayurveda nicht zwischen Ursachen von körperlichen und geistigen Symptomen unterschieden wird, sondern beide Erscheinungen eine Ausdruck für eine Dysbalance der Doshas ist, wird in der Therapie nicht unterschieden. In beiden Fällen steht die Balance der Doshas im Vordergrund. Durch die Heilung des Körpers wird auch der Geist geheilt und die Behandlung geistiger Symptome führt zur Heilung des ganzen Organismus. So entsteht Balance und Gesundheit auf allen Ebenen.

 

 

 

 

2 Kommentare zu “Yoga Wiki über Emotionen aus Sicht des Ayurveda

  1. Wenn die Unterdrückung der Wut nur , wie hier beschrieben, zu einem weiteren Anstieg der Wut führt, sollten dann die Aussagen der Schriften und der Gurus dass man nicht wütend sein soll, erklärt werden, dass es darum geht, die Ursache der Wut , die übertriebene Erwartungshaltung, Ehrgeiz und egoistische Wünsche, aufzulösen , anstatt die Wut zu bekämpfen oder zu unterdrücken.

  2. Yoga Lübeck

    Das schöne am Yoga ist ja, daß man mit Hilfe regelmäßiger Praxis sowie der Kenntnis um seine eigene ayurvedische Konstitution sehr gut ausgleichend einwirken kann. Daher sind Ayurveda und Yoga auch so eine gute Kombination! 😉

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