(Adhi) Stress erkennen und (Viadhi) Krankheit vermeiden

Chronischer Stress bringt unser System aus dem Gleichgewicht und schadet uns auf allen Ebenen. Aus dem Stress heraus fällen wir oft Entscheidungen, die uns nur tiefer in die Stressspirale hineintreiben. Deshalb ist es wichtig, die wahren Stressquellen und -faktoren zu entlarven. Dann kann entschieden werden, was vermeidbar ist, was überflüssig und was veränderbar ist. Stress erkennen und Krankheit vermeiden – mit Tipps aus der Trickkiste der Yogatherapie

Artikel durch hu ergänzt und überarbeitet.

Stress aus Sicht der Yogatherapie

In der klassischen Yogatherapie verwendet man die Begriffe  Adhi und Viadhi. Bei Adhi ist der Geist beschleunigt, folglich bringt Stress den Geist aus dem Gleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht wirkt sich auf den Atem aus, der Atem wird unregelmäßig. Prana gerät aus dem Gleichgewicht, das wirkt sich wiederum auf das Nervensystem aus. Wenn das Nervensystem längere Zeit im Ungleichgewicht ist, wirkt sich das auf die Organe aus. Es kommt zu psychosomatischen Beschwerden.

Viele moderne Krankheiten sind psychosomatisch. Man nennt sie in der klassischen Yogatherapie Viadhi. Da die Krankheiten und Ursachen auf allen Ebenen der menschlichen Existenz zu finden sind, arbeiten wir in der ganzheitlichen Yogatherapie in allen Koshas, in allen Schichten.  Deshalb werden in einem Beratungsgepräch individuelle Übungspläne zusammengestellt, die auf das jeweilige Beschwerdebild angepasst sind und angeleitet werden. Die Übungspläne umfassen an den Einzelnen angepasste Körperübungen, Atemtechniken, Reinigungsübungen,  Meditations- und Entspannungstechniken und natürlich spezielle Techniken aus der Yogatherapie.

Hier aber nun ein paar Anregungen für den Hausgebrauch, wenn der nächste Yogatherapeut zu weit entfernt ist:

Wie du deine eigenen Stressquellen erkennst

Der erste Schritt zur yogatherapeutischen Behandlung von Stress ist, die eigenen Stressquellen zu erkennen. Dies kann durch achtsame Selbstbeobachtung erfolgen. Stress entsteht oft, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Achtsamkeitspraktiken aus dem Yoga, wie das tägliche Innehalten oder Meditation, helfen dabei, die inneren und äußeren Stressoren zu identifizieren.

Frage dich selbst:

  • Wann fühle ich mich gestresst? Beobachte dabei, ob bestimmte Situationen, Menschen oder Aufgaben häufiger Stress auslösen.
  • Wie reagiert mein Körper auf Stress? Vielleicht merkst du eine schnelle Atmung, Anspannung in Schultern und Nacken oder Magenbeschwerden. Diese körperlichen Symptome sind wertvolle Hinweise auf innere Ungleichgewichte.
  • Wie reagiere ich emotional? Fühlst du dich schnell überfordert, gereizt oder ängstlich? Auch emotionale Reaktionen können ein Anzeichen für übermäßigen Stress sein.
  • Wann fühle ich mich entspannt? Auf einer Scala von 1-10. Vor allem nach längeren, stressigen Phasen ist es wichtig, wieder ein Gefühl für Entspannung zu bekommen. Und auch zu sehen, wann verläßt mich die Anspannung .
  • Durch was entspanne ich? Wie entspannst du? Mit Videospielen, Serienmarathon oder einem heißen Bad? Ob du die Anspannung verlagerst oder loslässt ist eine wichtige Frage im Stressmanagement.

Die versteckten Stressquellen: Was dich unbemerkt belastet

Stress ist nicht immer leicht zu erkennen. Manchmal sind die Stressoren direkt vor uns, wie Termindruck, laute Geräusche oder Konflikte im Arbeitsumfeld. Doch oft verbergen sich die Stressquellen hinter alltäglichen Dingen, die wir zunächst gar nicht als belastend wahrnehmen. Diese „stillen“ Stressoren können genauso viel Schaden anrichten wie offensichtliche Stressfaktoren.

Einige Beispiele für solche versteckten Stressquellen sind:

  • Unerledigte Aufgaben: Ein unbeantworteter Anruf oder eine wichtige E-Mail, die schon seit Tagen auf Beantwortung wartet, kann unbewusst ständige Anspannung erzeugen. Diese „offenen Schleifen“ im Kopf erhöhen den inneren Druck, auch wenn man sie aktiv ignoriert.
  • Zwischenmenschliche Spannungen: Auch ungelöste Konflikte oder unausgesprochene Gefühle in Beziehungen können Stress erzeugen, selbst wenn die Situation oberflächlich ruhig erscheint. Dies kann zu innerer Unruhe führen, die sich in körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit äußert.
  • Umweltfaktoren: Hintergrundlärm, schlechte Beleuchtung oder ein unordentliches Arbeitsumfeld können schleichend Stress verursachen, ohne dass man es sofort merkt. Das Gehirn muss ständig mehr arbeiten, um diese Reize zu ignorieren, was zu geistiger Ermüdung führt.
  • Negative Selbstgespräche: Oft führt der innere Kritiker unbemerkt Stress in unser Leben ein. Gedanken wie „Ich sollte das schon längst erledigt haben“ oder „Ich bin nicht gut genug“ setzen uns unter Druck und verursachen emotionale Anspannung.
  • Konsumverhalten: Koffein, Zucker, aber auch Bildschirmzeit, das Freizeitverhalten sind Faktoren die Stress über Gebühr verstärken und krankmachend werden lassen.

Wie du versteckte Stressquellen erkennen kannst

Wenn man schon gestresst ist, kann es schwierig sein, die subtileren Stressquellen zu identifizieren. Doch es gibt Methoden, die helfen können:

  1. Tägliche Achtsamkeitsübungen: Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um einfach innezuhalten und in dich hineinzuspüren. Achte darauf, wie sich dein Körper anfühlt, wie dein Atem fließt und welche Gedanken durch deinen Kopf gehen. Wo fühlst du Anspannung? Gibt es etwas, das du ständig verdrängst? Diese regelmäßige Selbstreflexion hilft dir, Stressquellen frühzeitig zu erkennen.
  2. Journaling: Schreibe regelmäßig auf, was dir im Alltag Stress bereitet. Oft wird uns beim Schreiben klar, welche Dinge uns belasten, ohne dass wir es vorher bewusst bemerkt haben. Selbst kleine Dinge, die immer wieder auftauchen, können sich summieren und großen Stress verursachen.
  3. Körperliche Anzeichen beobachten: Manchmal äußern sich versteckte Stressquellen durch den Körper, bevor der Geist sie realisiert. Achte auf wiederkehrende Symptome wie Verspannungen im Nacken oder Rücken, Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme. Diese können Hinweise darauf sein, dass du innerlich unter Druck stehst, auch wenn dir keine offensichtlichen Stressfaktoren bewusst sind.
  4. Bewusste Pausen einlegen: Wenn du bereits gestresst bist, kann es helfen, regelmäßige Pausen einzulegen, um den mentalen Raum zu schaffen, mögliche Stressquellen zu erkennen. Nutze diese Pausen, um dich zu bewegen, zu atmen oder einfach einen Moment der Stille zu genießen. Dies kann helfen, das Gedankenchaos zu ordnen und unbewusste Stressfaktoren sichtbar zu machen.

Spezifische yogatherapeutische Techniken gegen verborgene Stressquellen

Nachdem du versteckte Stressquellen identifiziert hast, kannst du sie gezielt angehen. Einen stressigen Alltag, kann man meist nicht von heute auf morgen umgestalten. Auch sieht man gestresst oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mit den folgenden Yogatherapie-Techniken kannst du deinen Stresslevel senken. Hier sind einige effektive Methoden, die sowohl körperliche als auch mentale Anspannung lösen können:

  1. Pratyahara – Rückzug der Sinne
    Pratyahara ist eine Technik, bei der du dich bewusst von äußeren Reizen zurückziehst, um den Fokus nach innen zu lenken. Diese Praxis hilft dir, Stressquellen in deiner Umgebung, wie Lärm oder visuelle Ablenkungen, auszuschalten und innere Ruhe zu finden. Du kannst Pratyahara üben, indem du dich in einen ruhigen Raum zurückziehst, die Augen schließt und dich auf den Atem konzentrierst.
    • Tipp: Versuche, die Praxis des Pratyahara in deinen Alltag zu integrieren, indem du regelmäßig kurze Pausen einlegst, um dich für einige Minuten von äußeren Reizen abzuschotten.
  2. Yoga Nidra – Der yogische Schlaf
    Yoga Nidra ist eine geführte Tiefenentspannung, die ideal ist, um versteckte Stressquellen, die sich in körperlichen Verspannungen manifestieren, aufzulösen. Während du in einer bequemen Position liegst, wirst du durch eine Meditation geführt, die dich durch verschiedene Körperbereiche leitet, um Spannungen zu lösen. Yoga Nidra hilft, das Nervensystem zu beruhigen und tiefe Ruhe zu finden, selbst bei emotionalen oder mentalen Stressoren.
    • Tipp: Übe Yoga Nidra regelmäßig, besonders nach stressigen Tagen, um Körper und Geist von unterschwelligen Anspannungen zu befreien.
  3. Bhramari Pranayama – Summender Atem
    Diese Atemübung reduziert schnell mentalen Stress und hilft besonders bei innerer Unruhe und geistiger Erschöpfung. Du schließt die Augen, bedeckst die Ohren mit den Fingern und summst leise beim Ausatmen, wodurch eine beruhigende Vibration entsteht. Diese Vibration wirkt direkt auf das Nervensystem und beruhigt den Geist, was besonders bei Stress durch unerledigte Aufgaben oder innere Konflikte hilfreich ist.
    • Tipp: Verwende Bhramari, wenn du spürst, dass dich viele Gedanken beschäftigen oder du dich mental überfordert fühlst.
  4. Viparita Karani – Die passive Umkehrhaltung
    Diese Umkehrhaltung, bei der du mit deine Beine an der Wand hochlegst, ist eine einfache, aber sehr effektive Methode, um Stress abzubauen und das Nervensystem zu entspannen. Viparita Karani verbessert den Blutfluss, entlastet den unteren Rücken und fördert die Entspannung. Besonders geeignet, wenn körperliche Anzeichen von Stress, wie Nacken- oder Rückenschmerzen, auftreten.
    • Tipp: Integriere diese Haltung am Ende deines Tages, um den Körper von Anspannungen zu befreien und mentale Klarheit zu gewinnen.
  5. Meditation auf Achtsamkeit
    Eine Meditationstechnik, bei der du deine Aufmerksamkeit gezielt auf deinen Atem, deine Gedanken oder deine Körperempfindungen richtest. Diese Praxis hilft, verborgene Stressoren aufzudecken, indem du dir deiner Gedankenmuster bewusster wirst. Du beobachtest, welche Gedanken häufiger auftauchen, und bekommst einen klareren Blick auf mögliche Stressquellen.
    • Tipp: Führe diese Meditation täglich für 10-15 Minuten durch und beobachte deine innere Welt ohne Bewertung. Das hilft, wiederkehrende Stressfaktoren wie negative Selbstgespräche zu identifizieren.
  6. Sitali Pranayama – Kühlende Atemtechnik
    Diese Atemübung eignet sich hervorragend, um Stress, der sich als innere Hitze (Wut, Gereiztheit, Überforderung) zeigt, zu reduzieren. Durch die Zunge wird beim Einatmen die kühlere Luft aufgenommen, was auf den Körper kühlend und beruhigend wirkt. Sitali kann helfen, emotionale Spannungen zu lösen und das Nervensystem zu stabilisieren.
    • Tipp: Praktiziere Sitali Pranayama in hitzigen Momenten, wenn du spürst, dass sich negative Emotionen anstauen.

Dies sind natürlich allgemeine Anregungen, die du für dich zu Hause ausprobieren und anwenden kannst. Genau auf dich abgestimmte Lösungen erhältst du in einem individuellen Termin in der Yogatherapie.

Eine körperorientierte yogische Beratung  erhältst du in der ganzheitlichen Yogatherapie von unseren erfahrenen Yogatherapeuten. Du kannst direkt vor Ort oder schon vor deiner Anreise einen Termin in unserer Therapie Anmeldung buchen.


Weitere Übungen für Zwischendurch findest du auf unserer Projektseite:

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