Corona Impfung und Yoga

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Ein Artikel von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, vom 29.9.21 (mit späteren Anpassungen).

Seit 2 Wochen sinken die Coronazahlen wieder. Man könnte sich in einem Gefühl der Hoffnung, ja der Sicherheit, wiegen. Und vielleicht geht die Pandemie langsam zu Ende. Es gibt jedoch auch eine andere Sichtweise: In den letzten Wochen gab es sehr gutes Wetter – so hat vieles draußen stattgefunden. Die Reiserückkehrer sind zurück – Tests bei Kindern zurück zur Schule und auf der Arbeit haben viele Infektionen entdeckt. Die Inzidenz unter Geimpften ist sehr niedrig (16,9), unter Ungeimpften recht hoch (200), 12 Mal so hoch.

Auch unter Yoga Übenden in ganz Deutschland gibt es Menschen, die an Covid19 erkrankt sind.

Virologen sagen vorher, dass im November/Dezember die Infektionszahlen erheblich steigen werden, dass Intensivstationen wieder voll werden, dass es wieder jeden Tag Tote im dreistelligen, eventuell sogar vierstelligen Bereich geben wird.

Soll man sich als Yoga Übende/e, als Yoga Lehrer/in impfen lassen? Dabei gibt es vier verschiedene Gesichtspunkte:

  1. Individuelle Risiko Abwägung
  2. Gesellschaftliche Überlegungen
  3. Überlegungen für künftige Yogakurs-Teilnahme sowie Unterrichten von Yoga Kursen
  4. Weitere ethische Überlegungen: Mensch, Tier, Gentechnik

1. Individuelle Risiko-Abwägung:

Die individuelle Risiko-Abwägung legt Impfen nahe: die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung mit langfristigen Verläufen ist durch Covid19 erheblich höher als durch Impfung. Ich habe mich viel damit beschäftigt, bekomme regelmäßig immer alle möglichen Infos zugeschickt, die andere Sichtweisen geben wollen.

Jeder sollte für sich seine individuelle Risiko-Abwägung machen. Sicherlich werden alle Menschen sich entweder mit Corona infizieren – oder sich impfen lassen. Ob das, wie Drosten etc. annehmen in den kommenden 8 Monaten geschieht, oder wie es Kékulé etc. annimmt, in den kommenden 2 Jahren geschieht, im Ergebnis ist es gleich. Hier muss man die inzwischen bekannten und gut nachgewiesenen Risiken der Corona-Infektion und den vermuteten Risiken der Impfung vergleichen:

  • Covid19 kann auch unter Yoga-Übenden schwere Verläufe wie  Bronchitis, Lungenentzündung, Geruchsverlust, Energielosigkeit, Kopfschmerzen haben. Ich kenne einige Yoga-Übende, die wegen Corona-Infektion ins Krankenhaus mussten und auch einen Yogalehrer, der letztes Jahr ins künstliche Koma versetzt werden und künstlich beatmet werden musste
  • LongCovid: Ich kenne einige, die letztes Jahr Corona hatten und bis heute dauerhafte Atembeschwerden, Energielosigkeit und Geruchsstörungen haben. In einer Befragung von mehreren Tausenden Yoga-Übenden gab es einige Dutzend die berichtet haben, dass die Qualität ihrer Meditation auf Monate hin schlechter war und die subtile Energieerfahrung, die man typischerweise nach einer Yogasitzung hat, viele Monate lang nicht mehr erfahrbar war
  • Andererseits hat auch die Impfung bestimmte Risiken. Die meisten vertragen die Impfung jedoch gut. Manche haben 1-2 Tage lang Oberarmbeschwerden, wenige haben einen Lippenherpesausbruch, ganz wenige Gürtelrose. Von einer Sinusvenenthrombose oder Herzmuskelentzündung ist mir unter Yoga-Übenden kein Fall bekannt. Manche berichten ein Jucken ein paar Tage lang.

Ich persönlich halte die Risiken einer Corona-Erkrankung, von LongCovid und der Langfristwirkung von Corona für die Gesellschaft für erheblich größer als die Risiken einer Impfung. Am überzeugensten sind für mich die Übersterblichkeitsstatistiken. Im Frühjahr 2020 wurde die Sterblichkeitsstatistik als der künftige neutrale Schiedsrichter unterschiedlicher Standpunkte benannt: diese zeigt klar, dass es bei hohen Coronazahlen in Deutschland eine hohe Übersterblichkeit gab: z.B. Januar/Februar 2021 500-1000 tägliche Todesfälle mehr pro Tag (!). Seit eine ausreichend große Anzahl von Menschen über 60 geimpft wurde, gibt es keine oder fast keine Übersterblichkeit mehr. Daher weiß man zwei Dinge ziemlich: Covid19 führt zu vielen Toten, Impfung nicht.

Im September haben wir zusammen mit der Universität Witten-Herdecke eine Umfrage gemacht zu Corona-Erkrankung und Corona-Impfung. Ca. 3/4 der Antwortenden waren Yoga-Übende, 1/4 waren es nicht. Das Enttäuschende: Yoga-Übende hatten gleiche Symptome und gleiche Krankheitsverläufe wie Nicht-Übende. Veganer/Vegetarier haben keine leichteren Verläufe und auch keine geringere Infektionsgefahr als Nichtvegetarier. Auch bzgl. Impfreaktionen unterschieden sich die Gruppen nicht.

Eine Risiko-Abwägung für Menschen, denen Gesundheit wichtig ist, wird zum Schluss kommen, dass es besser ist sich impfen zu lassen als zu erkranken. Das gilt mindestens etwa für das Alter ab 40, stärker ab 50. Für die über 60-Jährigen sind die Vorteile der Impfung gegenüber Erkrankung sehr hoch.

 2. Gesellschaftliche Überlegungen

SARS-COV2 Infektion hat eine hohe Infektiösität. In einer Gesellschaft mit der Altersstruktur wie Deutschland ist die Sterblichkeit vermutlich 1,5%. Das heißt in Deutschland hätte es vermutlich 1 Million Tote gegeben, wenn man Corona im Jahr 2020 einfach durchlaufen hätte lassen. Ein Beispiel ist Indien: Dort ist die Bevölkerung jünger, die Sterblichkeit an Corona ist daher “nur” 0,4%. Dort ist Corona durch die ganze Bevölkerung gegangen. Vermutlich sind über 4 Millionen Menschen an Corona gestorben (Quelle: Economist). Jeder Inder kennt in der Familie und Bekanntenkreis jemanden, der an Corona gestorben ist.

Europäische Länder haben sich entschlossen, die Ansteckung durch Lockdown und Kontaktbeschränkung zu mindern bis Impfstoffe vorhanden sind. Seit Winter/Frühjahr 2021 sind sehr gute Impfstoffe verfügbar. Bei ausreichender Impfung könnten alle Beschränkungen aufgehoben werden. Jede/r Ungeimpfte kann potentiell ein Intensivbett belegen, das anderen dann nicht zur Verfügung steht. Zwar können auch Geimpfte das Virus übertragen – aber die Infektionsgefahr ist für und durch Geimpfte erheblich geringer. Und es sind eben insbesondere die Ungeimpften, welche die Intensivstationen belegen.

Um aus dieser Situation mit Lockdowns, Masken, Social Distancing, Home Schooling dauerhaft rauszukommen, braucht es die Impfung. Ansonsten drohen immer wieder neue Wellen.

Die Alternative, nochmals unter den Geimpften 100.000 oder 200.000 Menschen sterben zu lassen bis eine ausreichende Durchseuchung der Bevölkerung erreicht ist, entspricht nicht dem Yoga-Ideal Ahimsa.

3. Teilnahme an Yogakursen – Unterrichten von Yogakursen

Es ist zu erwarten, dass im Oktober/November die Infektionszahlen hoch gehen werden. Es ist zu vermuten, dass ab November 2G gelten wird, dass also nur noch Geimpfte/Genesene Yogakurse nehmen dürfen. Yogakurse sind sehr wichtig für Gesundheit, Entspannung, Wohlbefinden und Energie. Gerade heutzutage braucht es Yogakurse. Zwar ist Online auch inspirierend: Yoga Vidya stellt ja mit der Yoga Vidya App, mit Live Online Seminaren und kostenlosen Live Online Yogastunden sehr viel zur Verfügung. Aber der physische Besuch von Yogastunden und Vor-Ort-Yogaseminaren ist doch etwas anderes. Die Yoga-Zentren und Yoga-Ashrams werden sich auch künftig an die Corona-Verordnungen halten. Wer also auch künftig Yogakurse besuchen will, der sollte sich jetzt zügig impfen lassen. Das Gesundheitsrisiko des Nichtbesuchs von Yogakursen sollte nicht unterschätzt werden.

Yogalehrer/innen sollten sich auch bewusst sein, dass es auch ihnen passieren kann, dass sie nur als Geimpfte/Genesene in diesem Winter unterrichten dürfen. Insbesondere Honorarkräfte werden z.B. in Volkshochschulen und vielen Fitnesszentren nur als Geimpfte/Genesene unterrichten können. Evtl. kommt die Impfpflicht für Berufe, die mit Menschen zu tun haben: Dann können sogar Yogastudio-Besitzer nur unterrichten, wenn sie geimpft/genesen sind.

4. Weitere ethische Gesichtspunkte

Es gibt noch weitere ethische Gesichtspunkte, die zu berücksichtigen sind:

  • Ist Impfung nicht unnatürlich?
    Schon im Ayurveda gab es Vorläufer der Impfung vor 2000 Jahren. Letztlich ist eine Impfung etwas recht Natürliches: Der Körper wird dazu gebracht, selbst Antikörper zu bilden
  • Ist Impfen nicht gegen die Yogalehre?
    Was sagen die indischen Yoga Meister? Der indische Arzt und Yogameister Swami Sivananda schrieb in seinem Buch “Health and Hygiene”: Die Menschen sollten vor Krankheiten wie Pocken, Pest, Cholera und Typhus geschützt werden, indem sie durch die Injektion von Impfstoffen eine künstliche Immunität erlangen. Alle mir bekannten Yogameister (Mother Meera, Amritananda, Shri Shri Ravi Shankar, Swami Ramdev, Swami Yogaswarupananda) befürworten die Corona-Impfung. Fast alle größeren indischen Yoga-Ashrams sind während dem Höhepunkt der Pandemie zu Impfzentren geworden. Im Sivananda Ashram Rishikesh wurde das Sivananda Charitable Hospital zum Impfzentrum von Rishikesh. Ich gehe davon aus, dass diese großen Meister auch eine gute Intuition haben.
  • Werden Tierversuche für die Impfstoffe gemacht?
    Ja, alle Medikamente, auch die Impfstoffe, werden mit Tierversuchen auf Verträglichkeit untersucht. Wer bedingungslos kein Medikament nimmt, weil dafür Tierversuche gemacht werden, der hätte auch Gründe, auf das Impfen zu verzichten. Wer aber im Krankheitsfall auch bereit ist Medikamente zu sich zu nehmen oder Kosmetikprodukte nutzt ohne auf Tierversuchsfreiheit Wert zu legen, nicht bedingungslos vegan lebt, hat keine Gründe, hier besonderen Wert darauf zu legen. Bei den mRNA Impfstoffen sind keine tierischen Bestandteile enthalten. Das unterscheidet sie übrigens von Totimpfstoffen, die meist aus Hühnereiweiß gewonnen werden.
  • Werden Embryos abgetrieben und getötet für die Impfstoffe?
    Nein, es werden keine Embryos dafür abgetrieben und es sind auch keine menschlichen Zellen in irgendeinem Impfstoff. Richtig ist, dass heutzutage die meisten Medikamente, also auch Impfstoffe, auch an menschlichen Zelllinien getestet werden, die aus Stammzellen aus Nabelschnur oder abgetriebenen Föten aus den 1970er Jahren weiterentwickelt wurden. Diese menschliche Zelllinien haben die Anzahl von Tierversuchen erheblich eingeschränkt und dazu geführt dass viel weniger Tiere für die Entwicklung eines neuen Medikaments gequält werden müssen.
  • Was macht die Impfung mit dem Astralkörper und dem Prana?
    Da ich selbst im März 2020 Corona hatte und im August 2021 geimpft wurde, kann ich sagen: Die Coronaerkrankung scheint eine Art Grauschleier um die Aura und den Geist zu legen, spirituelle Erfahrung zu erschweren. Die Coronaimpfung selbst hat diesbezüglich gar keine Wirkung. Meine Meditation und meine Pranayama und Asana Praxis war genauso gut nach der Impfung wie vorher. Meine Beobachtung deckt sich mit der Beobachtung vieler anderer Yogi/nis die sich haben impfen lassen und/oder Corona hatten.
  • Sind die mRNA nicht Gentechnik? Und ist Gentechnik nicht schlecht? Gibt es da nicht langfristig unkalkulierbare Risiken?
    Ja, mRNA Impfstoffe beruhen, wie viele Medikamente heute, auf Gentechnik. Erste Forschung dazu gibt es bereits seit den 1980er Jahren. Allerdings wird hier nicht die menschliche DNA umprogrammiert. Vielmehr machen die mMRA Impfstoffe nichts anderes als das was ein Virus macht: Ein Virus veranlasst eine menschliche Zelle, Viren zu produzieren. Viren nutzen also Gentechnik, d.h. mRNA, um sich zu verbreiten. mRNA-Impfstoffe veranlassen die menschlichen Zellen, das Spike Protein zu erzeugen, also einen kleinen Teil eines Virus. Insofern ist der Wirkmechanismus der mRNA-Impfung etwas sehr Ähnliches, letztlich von den Viren selbst abgeschaut. Das heißt, wer Sorge vor mRNA hat, was das Virus ja ebenfalls nutzt, sollte tunlichst vermeiden, eine Corona-Infektion zu bekommen. Denn bei der Infektion läuft der mRNA-Vorgang weitaus unkalkulierbarer ab als mit einer mRNA-Impfung. Es gibt höchstwahrscheinlich keine langfristigen Risiken durch die Impfung mit einem nRNA-Impfstoff – mindestens sind seit über einem Jahr keine solchen nachgewiesen. Der Körper baut meist  innerhalb von 1-2 Wochen alle vom Körper selbst gebildeten Spike Proteine ab, es verbleiben nur die Antikörper und T-Zellen gegen das Virus. Daher erstaunt es nicht, dass alle Impfreaktionen ähnlich sind wie Wirkungen der Corona-Infektion selbst, nur um den Faktor 10-100 geringer.

Zusammenfassung: Es spricht viel für die Impfung und wenig gegen die Impfung. Spirituelle Yoga Übende wissen: Ich bin nicht der Körper. Ich bin das unsterbliche Selbst. Dabei habe ich die Aufgabe, verantwortungsbewusst mit meinem Körper umzugehen. Und ich habe die Aufgabe, andere zu schützen.

Als Yoga Übender willst du langfristig in Yogastunden kommen. Als Yogalehrer/in willst du langfristig Yogastunden geben. Für beides wirst du spätestens im November/Dezember die Impfung brauchen.

Ergänzung der Redaktion (23.11.2021)

Wir haben nun Ende November und alle Vorhersagen von RKI und anderen Experten sind eingetreten. Die Inzidenz ist in einigen Gegenden in Deutschland weit über 1.000. Am 19.11. war die Inzidenz in Sachsen beispielsweise insgesamt bei 594. Unter Geimpften war die Inzidenz bei 53, unter Ungeimpften bei 1.941. Auf den Intensivstationen sind unter den Corona-Patienten ca. 90% ungeimpft.

Die Intensivstationen laufen deutschlandweit voll und es steht Triage an. Triage bedeutet, es gibt zu wenig Behandlungsmöglichkeiten für alle und es muss entschieden werden, wer ein Bett bekommt. Hier zählt als Kriterium einerseits die Aussicht auf Erfolg der Behandlung, als auch die zu erwartende Dauer der Bettbelegung. Dabei spricht beides gegen eine Behandlung eines ungeimpften Corona-Patienten. Denn ein Patient nach Krebs-OP, Herzinfarkt oder ähnlichem belegt das Intensivbett meist nur wenige Tage, im Gegensatz zum ungeimpften Corona-Patienten, der häufig mehrere Wochen dort liegt. Und der “normale Patient” hat die weitaus besseren Überlebenschancen. Nur 50% der beatmeten Corona-Patienten überleben. Die, die überleben, haben Monate lang massive Einschränkungen, bleiben häufig sogar ein Pflegefall.

Sowohl in der Wissenschaft, als auch in der Politik wird der Ruf laut nach einer allgemeinen Impfpflicht, wie bereits in Österreich beschlossen. Dies wird von einigen deutschen Rechtsexperten als gerechtfertigt angesehen.

Generell ist es für das persönliche Wohlbefinden, und sicherlich auch für das spirituelle Wachstum, sinnvoller, sich selbst für etwas unumgängliches zu entscheiden, wovor man Angst hat, sich sorgt, als wenn man dazu gezwungen wird.

24.11. Ergänzung durch die Redaktion

Alle Ashramleiter/innen bei Yoga Vidya sind geimpft. In Vorstand/Strategiekommission sind 13 von 14 geimpft.

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