3 Fragen an Sevaka Peter

Wir lieben unsere Sevakas und geben euch in unserer neuen Portrait-Serie einen Blick in ihren vielfältigen Alltag hinter die Kulissen von Yoga Vidya Bad Meinberg.

Durch ihr uneigennütziges Dienen tragen und gestalten Sevakas den spirituellen Alltag in den Yoga Vidya Ashrams. Dieses Mal erzählt Peter, was sein Seva für ihn bedeutet.

 

Peter, Sattva-Team

Wie sieht dein Seva-Alltag aus?

Mein Seva fängt morgens an und hört nachmittags auf. Dazwischen reinige ich jede Menge. Wir nennen es reinigen, denn wir wollen wirklich sauber machen. Putzen bedeutet nur den Dreck von links nach rechts zu schieben.

Morgens treffen wir uns um 8:10 Uhr im Aufenthaltsraum, singen dreimal Om und das Gayatri Mantra. Danach geht’s an die Einteilung: Wer wo im Haus anfängt zu reinigen. Vormittags reinigen wir alle WC’s und Böden in den Durchgangsebenen. Gegen 11 Uhr ist Pause, bevor die lange Schlange vor dem Speisesaal steht. Denn um 12 Uhr geht es schon weiter. Wir treffen uns wieder, singen das Om und Gayatri Mantra und anschließend findet die Einteilung für nachmittags statt. Nachmittags sind dann die Zimmer und alle weiteren Arbeiten dran, wie Bäder, Flure und Yogaräume.

Diese Arbeit ist sehr gut, um Karma Yoga zu lernen. Man lernt nicht an den Früchten seiner Arbeit zu hängen. Wenn man im Winter beispielsweise gerade den Boden gereinigt hat und kurz darauf jemand mit seinen dreckigen Schuhen darüber läuft, könnte man sich aufregen. Mache ich aber nicht. Man hört ja ganz oft, dass man Sachen loslassen soll. Das ist oft das spirituelle Totschlagargument, wenn jemand wütend ist.

Das Loslassen kann auch schnell zum Hassbegriff werden. Aber hier im alltäglichen Seva ist man mit so vielen Menschen und Situationen konfrontiert, dass man loslassen muss. Man wird hier immer wieder auf alle möglichen Themen und Baustellen gestoßen. Das lernt man hier wirklich, eigene Gedankenmuster peu à peu gehen zu lassen. Im Sattva-Team kann man das Loslassen richtig gut üben.

Alles schaffen wir nie. Wir werden an keinem Tag die ganze Arbeit schaffen, die es gibt. Da kann man sich dran aufreiben. Oder man kann einfach jeden Tag alles geben, was man kann. Dann ist das eben so. Allen, die neu sind, fällt genau das total schwer. Schnell interpretieren sie das als unprofessionell.

Was man aber so oberflächlich wahrnimmt, entpuppt sich dann als Weiterentwicklungsfeld: Immer das Beste geben, nicht an den Früchten hängen, Loslassen und den inneren Perfektionisten einfach mal in Urlaub schicken. Aufgrund der Arbeit und des Charakters der Arbeit kann man das in unserem Team gut üben.

Karma Yoga ist eine Geisteshaltung. Das meiste Yoga findet außerhalb der Matte statt – ist also kein Hatha Yoga, sondern Geistesschulung. Das kann man bei jeder Arbeit üben. Mit Hingabe und Leidenschaft das Beste tun. Und nicht um etwas dafür zu bekommen, sondern einfach um es zu tun, weil es getan werden muss.

„In unserem Team ist es unmöglich, alle Arbeit zu schaffen, die es am Tag gibt. So lernt man jeden Tag alles zu geben, was man kann, ohne an den Früchten der Arbeit zu hängen.“

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Was ist an deinem Leben bei Yoga Vidya anders als vorher?

Ich wohne da, wo ich auch arbeite. Das erinnert mich manchmal an meine Internatszeiten. Die letzten drei Jahre meiner Schulzeit ging ich auf ein (Tages-)Internat. Dieses Internats- oder Ferienlagerfeeling herrscht hier auch manchmal.

Dass jeden Tag für einen gekocht wird – und zwar richtig gutes Essen, ist der größte Benefit. Allerdings habe ich lange gebraucht, mich an den Rhythmus zu gewöhnen, weil ich großer Frühstücker war. Durch den Zugang zu gesundem, guten Essen habe ich hier sieben Kilo abgenommen. Das macht schon was aus, da geht die Wampe zurück. Aber auch weil wir so viel laufen im Sattva-Team.

Im Schnitt 6-8 Kilometer am Tag – laut Schrittzähler in meinem Smartphone. Zur Yogastunde schafft man es dann nicht immer, wenn man den ganzen Tag unterwegs war und gereinigt hat. Da ist man dann müde und hat eher das Bedürfnis nach etwas Ruhe. Seitdem ich allerdings stellvertretender Teamleiter bin und mehr am Rechner sitze, habe ich wieder viel mehr Lust auf Hatha Yoga und gehe auch öfter zu den Stunden, als vorher.

„Der Zugang zu gesundem Essen an jedem Tag ist der größte Benefit. Ich habe hier 7kg abgenommen.“

Wieso sollte jeder in seinem Leben einmal Sevaka sein?

Weil man hier die Chance bekommt, bewusst an seinen eigenen Lebensthemen und Baustellen zu arbeiten. Das Umfeld ist gut dafür, um geistig und spirituell zu wachsen. Aber nur, wenn man es annehmen kann. Ansonsten ist man schnell wieder weg. Man muss es schon wollen. Ansonsten kann man auch Autos kaufen, ins Kino gehen und viel Geld verdienen. Was ja auch fein ist, wenn man Bock darauf hat.

Man trifft hier einen bunten Blumenstrauß an Menschen, die aus verschiedenen Lebenssituationen kommen. Man denkt schnell, man wäre hier an einem Ort, wo alle achtsam miteinander umgehen und alles total toll ist. Aber alle, die herkommen, bringen ihr Themenpaket mit. Nur weil ich hier lebe, verhalte ich mich nicht plötzlich anders als vorher.

Es ist an jedem selber, die moralischen Werte zu kultivieren und zu leben, die ihm wichtig sind. Auch deswegen sollte man sich gut überlegen, warum man herkommt. Ansonsten verliert man sich schnell und wird nicht lange bleiben. Wenn man weiß wofür man herkommt, ist das ein großartiger Ort, um zu wachsen.

„Wenn man weiß, wofür man herkommt, ist dies ein großartiger Ort für persönliches Wachstum.“

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 Was sind Sevakas? 

In Ashrams gibt es keine Mitarbeiter/innen sondern Sevakas, die durch uneigennütziges Dienen den spirituellen Alltag im Ashram tragen und gestalten. Das Wort Sevaka stammt aus dem Sanskrit und bedeutet wortwörtlich übersetzt Praktizierender, Diener, Anhänger, Verehrer. Sevakas leben im Ashram und geben sich mit dem Notwendigsten und wenig materiellen Komfort zufrieden, um sich der spirituellen Praxis und Entwicklung intensiv zu widmen.

Sevakas leben in den Yoga Vidya Ashrams und Zentren in spirituellen Lebensgemeinschaften. In diesen spirituellen, alternativen und engagierten Kommunen dienen sie, praktizieren gemeinsam Yoga und entwickeln sich persönlich und für eine bessere Welt weiter.

 

Weitere Einblicke in den Alltag unserer Sevakas →

 

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