Inspiration: Von der Verhältnismäßigkeit

Dirk
Von Dirk
Lesezeit: 2 Min

Der Meister gab seinen Schülern eine Aufgabe und sagte: „Seht her! Diesen Krug habe ich bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt. So frage ich euch: Ist der Krug halb voll oder halb leer?“

Die Schüler rätselten eine Weile lang. Einige meldeten sich zu Wort. Da gab es solche, die meinten, der Krug sei halb leer; andere hingegen vertraten die Meinung, er sei halb voll.

Der Meister lachte und sprach:

„Die Antwort ist einfach! Der Krug ist halb leer und halb voll gleichermaßen. Beide Sichtweisen sind zutreffend.“

Der Meister fuhr fort: „Interessant sind dabei die Umstände, unter denen wir die Dinge in Verbindung mit unseren eigenen Erwartungen betrachten.

Ein Beispiel: Ich befinde mich auf einer langen Wanderschaft und führe einen Trinkbeutel mit Wasser bei mir. Dieser ist bis zur Hälfte angefüllt. Wenn ich davon ausgehe, dass ich in nächster Zeit kein Wasser bekomme, bin ich dann nicht geneigt zu denken, dass der Beutel halb leer ist? Ich beginne, sparsam zu werden und mir jeden Schluck gut einzuteilen. Wenn ich hingegen weiß, dass ich demnächst eine Quelle mit frischem Wasser erreichen werde, so meine ich, dass der Trinkbeutel noch gut gefüllt ist. Ich habe mehr als genug. Der Beutel ist also halb voll.“

Der Meister fragte: „Ist es nicht so?“

Die Schüler nickten.

Der Meister fuhr fort: „Deswegen, liebe Schüler, seid euch bewusst, dass ihr alle Dinge dieser Welt stets nach eurer subjektiven Einschätzung und eurem persönlichen Denken, euren Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen beurteilt. Die Welt ist neutral. Doch bekommt sie eine Bedeutung für uns durch unser Verhältnis zum Stand der Dinge. Ich sage euch: Seid klug und macht euch diese Verhältnismäßigkeit stets bewusst und bezieht euer Wissen darüber in all eure Betrachtungen mit ein. Dies mindert den Schmerz, der uns Menschen durch den ständigen Wandel des Lebens ereilt.“

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