Axé Capoeira

Capoeira ist eine wunderbare Ergänzung für alle Yogi(-ni)s, die Tanz, Musik & Moves lieben.

„Capoeira ist Vergnügen. Capoeira ist ein Fest. Capoeira ist große Freude… im richtigen Moment ist sie jedoch auch Verteidigung.“ – Mestre João Pequeno (Capoeira-Meister)

Auch wenn Capoeira vor allem tänzerische und kämpferische Elemente aufweist, lassen sich viele Parallelen zu Yoga erkennen. In beiden Traditionen geht es um die Weiterentwicklung des spirituellen Selbst und das Erleben von Freude & Liebe – Liebe zwischen den Menschen und Liebe zu allen Lebewesen auf unserem Planeten. Nicht nur deswegen passen die beiden so schön zusammen – auch folgende Gemeinsamkeiten lassen sich entdecken…

Viel „Energía“ beim Capoeira

Wird der freie Fluss von Lebensenergie (Prana) beim Yoga durch die Fokussierung auf das eigene Selbst und die eigenen inneren Prozesse angestrebt, geht es im Capoeira vor allem um die Freisetzung von Energien im Spiel mit dem Gegenüber bzw. mit allen, die mit Musik und Gesang den beiden Capoeiristas Energie schicken. In ähnlicher Weise spricht man in unserer Sivananda-Tradition davon, dass der/die Yogalehrer/ in mit Liebe und Prana unterrichtet und so den Schülerinnen und Schülern Energie geschickt wird. Eine ähnlich wichtige und zentrale Bedeutung wie der Urlaut der Yogi(nis) „Om“ hat der Ausruf „Axé“ in der Capoeira-Tradition. Er wird z.B. zu Beginn oder Ende einer Capoeira-Session gerufen und auch als Begrüßung gewählt. Axé findet sein Pendant in der Bezeichnung Prana bzw. Chi und steht für die allumfassende Urkraft oder Lebensenergie, die hinter allem Leben steht. Wenn etwas viel Axé hat, bedeutet es, dass gute und positive Energien spürbar sind. Das Zusammenbringen und Hochhalten der Energien ist zentraler Bestandteil beim Capoeira-Spiel. Sie macht jedes Spiel einzigartig und für jeden zum besonderen Erlebnis! Hierbei wird nicht selten große Dankbarkeit der Natur entgegengebracht und unseren Vorfahren, die uns den Weg geebnet haben und uns formten. Die einzigartige Energie von Capoeira ist schwer beschreibbar – sie muss einfach selbst erlebt werden!

Capoeira – die Mystik des Kreises (‚Roda‘)

Aus dem Gruppencharakter erwächst das besondere Gemeinschaftsgefühl im Capoeira. Das In-sich-gekehrt-Sein wie beim Yoga gibt es beim Capoeira jedoch auch, aber nur, wenn versunken musiziert oder gesungen wird und sich der Geist mit den Gesängen der Capoeira-Lieder in ferne Dimensionen hebt. Capoeira kann man zwar auch zu zweit spielen oder einige Bewegungen ganz für sich allein üben, aber in der Regel ist es ein Gruppenerlebnis. Capoeira fi ndet in einer sogenannten „Roda“ statt. Roda, aus dem Portugiesischen, bedeutet Kreis. Der Kreis als Symbol steht an sich schon für Verbundenheit und Gemeinschaft. Den Außenrand des Kreises bilden Capoeiristas, die Instrumente spielen, klatschen und singen. Sie führen keine weiteren Bewegungen aus. Innerhalb des Kreises spielen zwei Capoeiristas miteinander: Ohne Worte tauschen sie sich aus, indem sie Bewegungen, Luftritte, Ausweichbewegungen und akrobatische Elemente tänzerisch und in kreativer Improvisation verbinden. Es wird sich immer am Gegenüber orientiert und jeder Austausch ist einzigartig. Wird ein Lufttritt gemacht, reagiert der/die Partner/in mit einer Ausweichbewegung. Capoeira kann als mystischer Dialog ohne Worte bezeichnet werden – ein Spiel mit wachen Augen und offenen Ohren… Durch diese Konzentration auf den eigenen Körper und dem Gegenüber können eine große innere Ruhe und ein großes Gefühl der Verbundenheit entstehen, eine Ruhe inmitten von Bewegung, Tanz & Musik. Auf ähnliche Weise spricht man beim Yoga von Dharana – der Konzentration auf einen bestimmten Punkt oder einen besonderen Gedanken.

Ladainhas & Cantos – die Mantras der Capoeiristas

Vollkommen improvisiert und frei sind die Bewegungen beim Capoeira jedoch auch nicht. Es gibt verschiedene Rhythmen der Instrumente, so dass ein Spiel schnell und dynamisch oder ruhig und ausgeschmückt sein kann. Zu den Instrumenten wird eine Vielzahl an Liedern gesungen, die ebenfalls den Charakter der „Roda“ prägen. So gibt es Lieder über die Qualitäten bestimmter Tiere, die gepriesen werden oder es wird Dankbarkeit den Vorfahren oder der Natur zum Ausdruck gebracht. Auch gibt es in den Liedern Hinweise, was Capoeira bedeutet und wie gespielt werden sollte. Da Capoeira ursprünglich von den afrikanischen Sklavinnen und Sklaven in Brasilien entwickelt wurde, kommen in vielen Liedern auch der starke Wunsch nach Befreiung zum Ausdruck und eine große Sehnsucht nach der afrikanischen Heimat und Kultur.

Afrika – Wiege der Menschheit & der Capoeira

Die kulturelle Tradition der Capoeira reicht – ähnlich wie die Kultur des Yoga –historisch sehr weit zurück. Capoeira hat ihre Wurzeln in Westafrika, und zwar vor allem in der schamanisch anmutenden Candomblé-Religion. Sie beinhaltet verschiedene Austauschriten zwischen den Menschen und ehrt eine Vielzahl an Gottheiten. Capoeira ist aus verschiedenen rituellen afrikanischen Tänzen heraus entstanden und hat sich dabei mit dem tief verwurzelten Freiheitsdrang der unterdrückten Sklaven in Brasilien verbunden.

Capoeira als Mittel zur Befreiung

Etwa seit dem 18. Jahrhundert spricht man in Brasilien von der Existenz der Capoeira, wobei es unterschiedliche etymologische Deutungsweisen zur Herkunft des Begriffs gibt. Eine geht davon aus, dass der Begriff aus der indigenen Tupi- Sprache stammt. Mit ‚Caá-puêra‘ wird dabei eine Art Wald bezeichnet, in dem sich geflohene Sklavinnen und Sklaven versteckt hielten. Dort versuchten sie, sich mit Capoeira körperliche und mentale Fähigkeiten anzueignen, um ihre Freiheit zurückzuerobern. Freiheit (Moksha) spielt auch im Yoga eine grundlegende Rolle, wenngleich diese anders verstanden wird…

Capoeira heutzutage

Mittlerweile wird Capoeira nicht nur in Brasilien und von Afrobrasilanerinnen und –brasilanern gespielt, sondern von Menschen auf der ganzen Welt – gleich welcher Religion oder Nationalität. Es gibt verschiedene Capoeira-Stile und verschiedene „famílias“ (Capoeira-Gruppen) mit oft ganz individuellen Akzenten im Spiel. In fast jeder größeren Stadt findest du eine Capoeira-Gruppe, die sich über Zuwachs und neue Mitglieder freut. Da viele „famílias“ in verschiedenen Städten und Ländern leben, besuchen sich einzelne Gruppen regelmäßig und laden zu großen Workshops ein, zu denen auch die Meister/innen kommen.

Große „Mestres“ & „Mestras“ geben ihr Wissen weiter

Wie beim Yoga gibt es auch beim Capoeira Meister und mittlerweile auch einige Meisterinnen, die ihr Wissen an ihre Schüler/innen weitergeben, sie trainieren und sie begleiten. Fortgeschrittene Capoeiristas entwickeln ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten, in dem sie selbst unterrichten und sich stark in der Capoeira-Gemeinschaft einbringen.

Ein Beitrag von Jana Krützfeldt.
Dieser Artikel ist erschienen im Yoga Vidya Journal – Ausgabe Nr. 35.
Fotos: ZeroGravitPics / #XPF

Jana ist begeistert vom vielfältigen Wissen im Bad Meinberger Ashram und sehr dankbar über die besonderen Menschen und die hohe spirituelle Energie an diesem Ort. Sie ist Soziologin und Yogalehrerin, lebt seit November 2015 in Bad Meinberg. Seit 10 Jahren praktiziert sie Hatha Yoga und seit einigen Jahren Meditation. In ihren Yogastunden erlebst du Freude, Herzöffnung und Dynamik.

Jana liebt Capoeira und fühlt eine enge Verbundenheit zum lateinamerikanischen Kontinent. Ihre Yogalehrerausbildung in Bad Meinberg absolvierte sie u.a. bei Narayan G. Harms, Sivanandadas Elgeti, Rama Schwab, Nirmala Erös und Vani Devi Beldzik.

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