Die unsichtbaren Kräfte hinter unserem Alltag
„Wir brauchen kein Tischgebet. Mama kocht gut“, pflegte mein Vater oft scherzhaft zu sagen. Dabei übersah er die Vielzahl an Menschen, Elementen und Fügungen, die dafür sorgten, dass das Essen auf den Tisch kam. Die Sonne, das Wasser, die Erde, die Samen, der Dünger – all diese Elemente sowie die engagierten Bauern und Erntehelfer, die tatkräftigen Unterstützer in der Logistik und im Handel sowie die vielen Menschen, die dazu beitrugen, dass mein Vater überhaupt seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Der Sanskrit-Ausdruck für diese göttliche Ordnung, dieses intelligente Netz von Ursache-Wirkung-Verknüpfungen und Gesetzmäßigkeiten, lautet Ishvara. Die Wirkung von Gebeten und Ritualen auf das Leben wird oft unterschätzt, doch sie sind Teil dieses komplexen Gefüges, das unser Dasein prägt.
Erkenntnis in Zeiten der Krise
Viele Menschen werden sich erst in Zeiten des Mangels oder der Krise bewusst, wie sehr sie Teil dieser allumfassenden Ordnung sind. In solchen Momenten erkennen sie ihre vollkommene Abhängigkeit von ihr – eine Abhängigkeit, die jede Lebenssituation prägt. Alles, was wir wertschätzen und lieben, entspringt dieser Ordnung. Jeder Erfolg und jede Errungenschaft ist das Ergebnis dieses intelligenten Gefüges.
Diese Erkenntnis bedeutet auch, dass wir uns niemals als alleinige Urheber unseres Lebens betrachten können; wir verdanken so viel dieser all durchdringenden Ordnung.
Die Wirkung von Gebeten und Ritualen auf das Leben: Warum Rituale trotz ethischen Lebensstils eine Rolle spielen
Zufriedenheit und Dankbarkeit sind Werte, deren Bedeutung vielen Menschen irgendwann klar wird. Doch warum benötigen wir dann all die Rituale – Gebete in liturgischen Sprachen, Zeremonien, Verbeugungen und festgelegte Handlungen? Wozu das ganze Brimborium?
Die Antwort lautet: Wir benötigen sie nicht unbedingt. Vielleicht leben wir einfach ein ethisches Leben und erhalten gelegentlich die Dinge, die wir uns wünschen. Für viele Atheisten funktioniert dieser Ansatz recht gut.
Doch unabhängig von meinen Wünschen – sei es im weltlichen oder spirituellen Bereich – gibt es neben den Handlungen und Einstellungen, auf die ich Einfluss habe, immer eine Vielzahl unbekannter Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen können.
Resonanz mit dem Göttlichen: Umgang mit unbekannten Variablen durch Rituale
Durch Gebete und Rituale füge ich zusätzliche Variablen hinzu, die sich um diese unbekannten Einflussfaktoren kümmern und das Endergebnis mitgestalten. Die Wirkung von Gebeten und Ritualen auf das Leben basiert auf einem einfachen Prinzip: Es basiert auf Karma, dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Jede Handlung, die ich setze, muss zwangsläufig ein Ergebnis hervorbringen, das in direktem Zusammenhang mit der Handlung und ihrer Intention steht. Auf die Unfehlbarkeit dieser Kausalität kann man vertrauen.
Im Prozess der Verehrung erhebe ich meinen Geist durch Upasana – die mentale Überlagerung göttlicher Eigenschaften auf ein Symbol. Indem ich meinen Geist auf Liebe, Allmacht und Allwissenheit ausrichte, gehe ich in Resonanz mit den morphogenetischen Feldern unzähliger Gebete von Verehrer:innen über Jahrtausende hinweg. Mit vedischen Mantras tauche ich buchstäblich in das Feld der Rishis ein, was Segen in mein Leben bringt.
Die Wirkung von Gebeten und Ritualen auf das Leben: Erhöhte Wahrscheinlichkeit für positive Ergebnisse
Leider bedeutet dies nicht, dass ich immer bekomme, was ich mir wünsche. Dennoch erhöhe ich durch jedes ehrliche und aufrichtige Gebet die Wahrscheinlichkeit, dass ein gewünschtes Resultat eintritt. Ich bringe damit die Variablen auf meine Seite.
Der ersehnte Segen wird somit zur unausweichlichen Folge meiner Handlungen innerhalb einer größeren Ordnung. Segen und göttliche Gnade sind daher nicht willkürliche Geschenke eines allmächtigen Schöpfergottes, sondern Ergebnisse meines eigenen Handelns, die ich erlange, indem ich im Einklang mit den Prinzipien der Ordnung wirke.
Und du, liebe/r Yoga-Enthusiast/in: Welche Rituale oder Gebetsformen möchtest du mehr in deinem Leben integrieren? ✨
Über den Autor

Kavi ist leidenschaftlicher Astrologe und begeistert von vedischer Rezitation und Advaita Vedanta. Er hat intensiv in der Dayananda-Tradition studiert und verfügt über mehrere Jahre Erfahrung im Integrationsbereich als Sprachwissenschaftler. Nach 9 Monaten als Sevaka in Bad Meinberg machte er sich nun erfolgreich als Berater selbstständig.
Kontakt:
Lieber Kavi,
Das ist ein super Artikel von Dir.
Wir haben so viel von Neema gelernt und Du drückst das toll aus. Congratulation!
Alles Liebe und weiter so 😉
wir sehen uns vielleicht demnächst wieder bei YV in Bad Meinberg oder auf dem nächsten Retreat mit Neema.
Jutta
Hallo Jutta,
vielen Dank für das nette Kompliment! Das Lob gehört natürlich Neema und der Vedanta Sampradaya, die uns so viel mitgeben. Ich freue mich auch schon darauf, dich und Karl bald wieder in Bad Meinberg oder bei einem Retreat zu sehen!
Alles Liebe und bis bald,
Kavi
Wunderbare Gedanken , welche ich mir so noch nie gemacht habe. Einfach und einleuchtend. Gerade in unserer Zeit ist es für mich wichtig einen Kreis zu finden, welcher sich in einfacher Form des Glaubens an die höhere Macht wendet. Herzlichen Dank für diesen „Anstoss „
Sehr schön geschrieben. Es hat ganz viele paralellen mit was erklärt wird in das buch von Tara Swart „Die Quelle“. Diese buch helft mir sehr meine Gedanken zu steuern und aus die Spirale der Depression heraus zu kommen. Sobald ich kann, komme ich gerne wieder mal zu Ashram in Bad Meinberg ❤️