Iccha Shakti – Die größte Kraft in deinem Leben
Muss ich wirklich all meine Wünsche aufgeben, auf dem Boden schlafen und an meinem geliebten Tofutag an einer Staudensellerie knabbern? Führen mich Frustrationen tatsächlich näher zu meinem Ziel? Muss ich mich zurücknehmen, unterordnen und noch kleiner werden, als ich mich ohnehin schon fühle?
Die Verblendung vieler spiritueller Aspiranten auf dem Weg zur vermeintlichen Wunschlosigkeit ist erstaunlich. Viele Yogis übersehen die grundlegende Wahrheit, dass die Welt sich durch Wünsche weiterentwickelt: Projekte werden ins Leben gerufen, Pläne geschmiedet, Partnerschaften gebildet, Netzwerke geknüpft und Innovationen hervorgebracht. Jeder Fortschritt beginnt mit einem Wunsch.
Was sagt die Bhagavad Gita dazu? Sie lehrt uns: „Ich bin der Wunsch, der Dharma nicht entgegensteht.“ Krishna hatte den Wunsch, Vedanta zu lehren, und Arjuna wollte von ihm lernen. Sivananda hegte zahlreiche Wünsche, darunter das Ziel, Lehrer in die Welt zu senden und Bücher zu schreiben.
Ist die entscheidende Frage also nicht „Worauf will ich verzichten?“, sondern vielmehr „Was bereitet mir Freude?“
Iccha Shakti – Was willst du eigentlich?
Es ist wahr, dass die alleinerziehende Mutter, die aus Angst vor dem Verlust ihres Jobs ihre Kollegen hinterhältig aussticht, oder der junge Mann, dessen Verlangen nach einer Partnerin so stark ist, dass er durch Lügen und Intrigen versucht, seine Konkurrenten auszuschalten, beides Beispiele für Wünsche sind, die zu Problemen führen. Diese Handlungen verletzen universelle ethische Werte und machen Menschen zu Opfern ihrer eigenen Vorlieben und Abneigungen.
Immer dann, wenn Werte nicht wirklich verinnerlicht sind, neigen Menschen dazu, Dharma ihren Wünschen zu opfern. Wenn sie den tiefgreifenden Verlust erkennen würden, der aus unethischem Handeln resultiert, würden sie anders handeln. Der Wunsch nach Macht, Sexualität, Anerkennung, Einfluss, Status und Reichtum ist ganz natürlich und keineswegs schlecht. Diese Wünsche werden jedoch problematisch, wenn sie uns binden.
Iccha Shakti – Deine Wünsche als Motor
Die entscheidende Frage für einen spirituellen Aspiranten lautet: „Was bereitet mir Freude?“ Möchte ich Yoga in die Welt tragen, ein Kind zur Welt bringen, Texte schreiben, die inspirieren, zuhören, heilen und zum Verständnis beitragen? Es gibt viele Wege, um meine enge Identität zu erweitern und meine Verbundenheit mit der Schöpfung zu erkennen.
Der Wunsch, zur Kultur und Spiritualität beizutragen, Verständnis zu wecken, Illusionen zu zerstreuen, Harmonie und Gemeinschaft zu fördern und letztlich die Wahrheit in allem zu erkennen – ohne die Kraft des Wünschens würden wir alle unser Leben als ziellose Vagabunden fristen. Am Anfang steht immer ein Wunsch. Was ist deiner?
Entschuldige mich bitte, ich muss jetzt los – heute gibt es Tofu-Curry!
Über den Autor

Kavi ist leidenschaftlicher Astrologe und begeistert von vedischer Rezitation und Advaita Vedanta. Er hat intensiv in der Dayananda-Tradition studiert und verfügt über mehrere Jahre Erfahrung im Integrationsbereich als Sprachwissenschaftler. Nach 9 Monaten als Sevaka in Bad Meinberg machte er sich nun erfolgreich als Berater selbstständig.
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