Jeden Morgen und Abend findet in den Yoga Vidya Ashrams ein Satsang statt. Wir meditieren, singen und tanzen sogar manchmal zusammen. Sukadev erklärt im Kommentar zu Patanjali, dass der Satsang eine wundervolle Methode ist, um den Wunsch nach Befreiung zu stärken. Die Idee dahinter ist ganz einfach. Und das Beste daran ist, dass wir nicht mal vor Ort sein müssen, um von dem Gedanken zu profitieren.
Hier geht es zum ersten Teil der Reihe.
Zuerst ein theoretischer Einblick in den Satsang: Der Sanskritbegriff setzt sich zusammen aus den beiden Wörtern Sat „Wahrheit“ und sang „Zusammenkommen“. Es geht also um das Zusammenkommen mit der Wahrheit, mit dem Selbst, mit einem verwirklichten Meister. Wenn wir bei Yoga Vidya über Satsang sprechen, dann geht es meistens um die spirituelle Praxis. Mehrere Menschen kommen zusammen, üben Meditation, singen Mantren und feiern Arati. Es gibt eine genaue Abfolge mit immer gleichbleibenden Elementen. Jeder der hier im Haus eine Ausbildung gemacht hat, mithilft oder wohnt, war mindestens ein Mal bei einem Satsang dabei.

Swami Sivananda hatte noch eine Verwendung für den Begriff. Er spricht dabei von einer Gemeinschaft mit großen Heiligen. Selbstverwirklichte strahlen genau dies aus, weshalb einfach in ihrer Nähe sein, vom Charisma profitieren und ihren Worten lauschen ebenfalls Satsang ist. Auch das Lesen großer Schriften fällt in diese Kategorie. Sukadev trennt in seinem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute“ gerne die beiden Formen. In Vers I.22 erklärt er, dass es einen indirekten Satsang gibt. Dies umfasst das Lesen, Videos schauen oder Interviews hören von großen Meistern. Um uns mit der Wahrheit auf eine Tasse Tee zu verabreden, brauchen wir also nicht mal das Haus zu verlassen.
Jetzt bitte die Befreiung
Nun geht es allerdings darum, den Wunsch nach Befreiung zu stärken. Sukadev erklärt in besagtem Buch, dass allein die Gegenwart von großen Meistern in uns den Wunsch weckt, ihnen nachzueifern. Je stärker sie uns prägen und inspirieren, desto leichter fällt es uns alle anderen Wünsche loszulassen. Unsere spirituelle Reise rückt immer mehr ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Das Phänomen konnte bestimmt schon einmal jeder an sich beobachten. Wir lesen inspirierende Zitate, schauen kreative Filme und haben das Bedürfnis unser Leben umzukrempeln. Manchmal haben wir Gespräche mit anderen und können von ihren Erfahrungen profitieren, sodass wir neue Motivation finden, noch stärker nach der höchsten Wahrheit zu suchen.
Vielleicht kennst du den Spruch: Du bist das Resultat aus den fünf Menschen, die dir am nächsten stehen. Es gibt einige Studien, in denen das tatsächlich belegt wurde und in der Psychologie hat dieses Phänomen den Namen „Peer-Group-Effect“ bekommen. Wenn diese fünf Menschen nun alle Selbstverwirklichte sind, dann kommst auch du diesem Ziel immer näher. Im Satsang verändern wir also ganz ohne besondere Fähigkeiten, Konzentration oder Mühen unsere Wünsche. Dafür müssen wir ihn regelmäßig in unser Leben einladen. Einmal die Woche reicht leider nicht aus, um die vollen Potenziale auszuschöpfen. Lesen wir so viele Bücher von Meistern, dass sie uns wie gute Freunde erscheinen, sind wir auf einem guten Weg.
Satsang für Zuhause
Nicht nur, wer bei uns im Haus ist, kann am Satsang teilnehmen. Auch von Zuhause geht das ganz einfach. Wir haben viele Videoaufnahmen von diesen Zusammenkünften und die stehen dir ganz kostenfrei zur Verfügung. Alternativ kannst du auch einfach selber einen kleinen Satsang veranstalten. Wer das geschriebene Wort lieber mag, findet im Shop viele spannende und inspirierende Bücher von selbstverwirklichten Meistern. Jeder kann überall auf dem Weg zur Befreiung sein.

Der Satsang an sich hat also schon einen enormen Einfluss auf die Zielerreichung, wenn wir ihn nur lassen. Swami Sivananda setzt sogar noch mehr Anreize! In seinem Buch erklärt er: Die Gemeinschaft tugendhafter Menschen erzeugt die frische Blüte der Unterscheidungskraft (Sivananda, 2009). Und das bringt uns direkt zum nächsten Weg den Wunsch nach Befreiung zu verstärken. Unterscheidungskraft wie in so vielen Lebenslagen auch hier wichtig und tut uns gut.