Warum wir beim Yoga Om chanten

Beim Yoga erfahren wir, dass alles im Universum einer bestimmten Qualität zugrunde liegt, einer universellen Energie. Unsere Körper und unser Geist unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von Pflanzen, Tieren, Elementen, Licht und all den anderen Erscheinungen, die wir im Leben beobachten können.

Wenn wir Om chanten, können wir uns dieser grundlegenden Qualität wieder bewusst werden. Om ist nicht einfach nur eine willkürlich erfundene Silbe, sondern hat eine zutiefst spirituelle Bedeutung.

A-U-M

Jedes gesprochene Wort und jeder Laut, den wir von uns geben, entsteht in dem Raum zwischen dem hinteren Ende unserer Kehle und den Lippen. Om (eigentlich A-U-M) repräsentiert all die Grundtöne, die wir als Menschen in diesem Raum erzeugen können.

Im Sanskrit wird Om nicht mit zwei, sondern mit drei Buchstaben geschrieben: A, U und M. AUM hat vielerlei Bedeutung. Zum einen besteht es aus dem ersten und letzten Buchstaben des Sanskrit-Alphabets und symbolisiert somit den Anfang, das Ende und alles dazwischen – alles also.

Zum Anderen steht es für die Dreieinigkeit von Brahma (Geburt), Vishnu (Leben) und Shiva (Tod). Die einzelnen Buchstaben werden auch mit den drei Bewusstseinszuständen Wachen (A), Träumen (U) und Schlafen (M) assoziiert. Zusammengesetzt symbolisiert das vollständige AUM-Zeichen ॐ alle dieser Zustände und die Transzendenz dieser – Turiya, das Absolute.

Wenn wir Om bzw. Aum chanten, drücken wir diese spirituelle Bedeutung in Form eines Klangs aus. Wir manifestieren sie durch das Stimmorgan in unserem Körper.

Wiederentdeckung unserer wahren Natur

Beim Chanten von Om rufen wir unser innerstes Wesen an. All das, was wir auf tiefster Ebene sind, geht mit dem Mantra in Resonanz und wird beim chanten verwirklicht. In Om finden wir die Essenz des Yoga – und von uns.

Geistige Ruhe und Ausgeglichenheit

Auch wenn wir die spirituelle und symbolische Bedeutung einmal außer Acht lassen, hat Chanten eine nachweisbar positive Wirkung auf die chemischen Prozesse in unserem Körper. Om zu chanten beruhigt den Geist, das Nervensystem und gibt uns etwas, das uns fest im Hier und Jetzt verankert.

Das ist besonders hilfreich, wenn unsere Gedankenwelt sehr durcheinander ist und wir keinen klaren Kopf finden können. Om bringt Ordnung in dieses Chaos und hilft dabei, Achtsamkeit und ein Gefühl von Einfachheit zu entwickeln.

Im Körper ankommen

Wenn wir Om (A-U-M) chanten, hallen die Schwingungen von der Brust (A) hinunter zum Beckenboden (U) bis hoch zum Scheitel des Kopfes (M). Durch diese direkten physischen Empfindungen entsteht eine bewusste Verbindung mit unserem Körper, sowohl auf grober als auch auf subtiler Ebene.

Energetisch gesprochen werden dadurch vor allem das Herzchakra, das Kehlchakra und das Scheitelchakra aktiviert. Wir können beim Chanten jedoch auch ganz gezielt die Energie in unserem Körper lenken, indem wir einfach den Mund öffnen und mit unserer Aufmerksamkeit aus dem jeweiligen Bereich heraus einen Klang erzeugen.

Verbindung mit anderen

In Yogastunden, Satsangs und während allen anderen gemeinsamen Zusammenkünften chanten wir Om um uns miteinander zu verbinden. Durch die Klänge entsteht im Raum ein homogenes Energiefeld, in dem sich die erzeugten Schwingungen eines jeden Einzelnen von uns buchstäblich miteinander verbinden. So ist es generell beim gemeinsamen Singen: aus mehreren Individuen entsteht eine Einheit.

Doch nicht nur verbinden wir uns mit den anderen Menschen im Raum während wir Om chanten, sondern auch mit der Jahrtausende alten Tradition und all den Menschen, die irgendwo auf der Welt dieses Mantra chanten. Das Chanten ist etwas, das so viele spirituelle Gemeinschaften miteinander teilen.

Anfang und Ende unserer Praxis

Das Chanten von Om hat auch einen ganz pragmatischen Nutzen, es markiert nämlich den Anfang und das Ende unserer spirituellen Praxis. Sobald das Om ertönt, wissen wir sofort, dass jetzt Zeit zum Praktizieren ist. So können wir die Gedanken an den Alltag leichter loslassen und uns ganz auf das einlassen, was jetzt ist.

Nach der Yogastunde oder der Meditation schließen wir ebenfalls mit Om und erlauben uns so, unserer Praxis noch einmal ganz bewusst nachzuspüren und die in ihr erlangten Tugenden und Erkenntnisse mit in den Rest des Tages zu nehmen.

Om, Om, Om

Dreimal Om zu chanten ist eine wunderbare Praxis und hat viele Vorteile. Es bringt uns unserer wahren Natur näher, wirkt positiv auf Körper und Geist, stärkt die Verbindung mit unseren Mitmenschen und hat einen ganz praktischen Nutzen für unsere täglichen spirituellen Übungen.

Wenn du dich bis jetzt noch nicht ans Chanten herangetraut hast, dann probiere es auf jeden Fall mal aus und denke dabei nicht zu viel darüber nach. Chanten funktioniert intuitiv und muss nicht verstanden werden.

Om Shanti ॐ


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OM – Die Melodie der Liebe

7 Kommentare zu “Warum wir beim Yoga Om chanten

  1. Edith Binroth

    Das AUM verbindet das Herz-Chakra (A) mit dem Wurzel-Chakra (U) und dem Kronen-Chakra (M), also von der Mitte nach unten und nach ganz oben. Das Kehl-Chakra (E) ist in der Tonfolge nicht enthalten.
    Bitte nicht immer alles abschreiben, sondern selbst fühlen.

    Liebe Grüße
    Edith

    • Valentin

      Liebe Edith,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Diese Interpretation habe ich auch schon gelesen, konnte es gerade so aber eben nicht nachempfinden, weshalb ich es im Beitrag anders geschrieben habe. Für mich war das U immer ein Schritt weiter nach oben, die direkte Verbindung zwischen dem A und dem M sozusagen. Aber jetzt wo du es sagst … Das U ist tatsächlich viel deutlicher im Beckenboden zu spüren. Es ergibt auch mehr Sinn so; die Mitte, der Anfang, das Ende. Ich werde es im Beitrag anpassen. Dankeschön.

      Om Shanti
      Valentin

  2. Vielen Dank für die Erinnerung, 😏

  3. Eine hervorragende ausführliche Erläuterung!
    Mit diesem Wissen kann ich mich völlig neu und ganz bewusst auf das tönende OM einlassen. Vielen Dank!
    Barbara

  4. Kerstin Mayer

    Einfach genial. Herzlichen Dank für diese Erkenntnis, wie das Om
    mehr Lebensqualität und vielfältige Bereicherungen ins Leben bringen kann.

  5. Sehr schön erklärt auf verschiedenen Ebenen beleuchtet und zusammen getragen
    Danke

  6. Daniela Seide

    Vielen Dank für diesen wundervollen Artikel!

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