Ayurvedischer Lebensstil im Alltag Teil 4: Gut Essen, gut verdauen, gut schlafen

Die Ernährung spielt im Ayurveda eine sehr wichtige Rolle. Das ist kein Wunder, denn wir sind, was wir essen. Unsere Nahrung kann heilen oder krank machen. Deswegen ist eine bewusste Ernährung für einen gesunden Lebensstil unabdingbar.

Das Schöne im Ayurveda ist, dass es keinen Dogmatismus gibt. Es wird keine bestimmte Ernährungsweise favorisiert oder abgelehnt. Es geht allein darum, was einem Menschen zuträglich ist und was nicht.

Dabei geht Ayurveda davon aus, dass das, was einem Menschen gut tut, keinen Schaden in seinem Lebensraum oder bei anderen Lebewesen hervorruft, denn sonst würde es ihm spätestens auf lange Sicht doch wieder schaden. Darum ist grundsätzlich (bei bestimmten Krankheitsbildern kann es Ausnahmen geben) von einer pflanzlichen Ernährungsweise auszugehen.

Individuelle Ernährung – täglich neu

Wie wir bereits erkannt haben, ist nicht jeder Mensch gleich. Wir unterscheiden uns durch unsere Doshas, die wiederum einen Einfluss auf unsere Verdauungskraft (Agni) haben. Daher kann ein Lebensmittel, das für den einen Menschen heilsam ist, für einen anderen Gift sein.

Und damit nicht genug. Unsere Verdauungskraft schwankt innerhalb eines Tages, in den verschiedenen Jahreszeiten und je nach körperlicher und psychischer Belastung. Es gibt also keinen Ernährungsplan, den wir einmal auf unser Dosha passend aufstellen und dem wir dann einfach das ganze Jahr über folgen.

Ayurveda erfordert wache Achtsamkeit: Was ist meine Grundkonstitution? Wie geht es mir heute? Welchen Belastungen bin ich ausgesetzt? Welche Jahreszeit ist gerade und wie ist das Wetter? Was bedeutet das für meine Ernährungsweise heute?

Es gilt, sich jeden Tag neu über sich selbst bewusst zu werden, sich jeden Tag oder sogar mehrmals täglich ganz offen auf sich selbst zu besinnen, um herauszufinden, was dir jetzt gut tut. Beispielsweise ist dir sicher schon aufgefallen, dass du im Sommer Appetit auf andere Sachen hast, als im Winter.

Das ist ganz logisch, denn im Sommer herrscht meist Pitta Dosha vor und das Agni ist eher schwach, während im Winter Vata Dosha erhöht ist, was das Agni unregelmäßig machen kann, wobei es im Winter eher stärker brennt.

Darum fühlen sich viele im Sommer zu kühlender und leichter Kost hingezogen, während es im Winter schwerer und nährend sein darf. Viele können im Sommer Rohkost besser verstoffwechseln, als im Herbst oder Winter.

Ernährung ist also eine sehr individuelle Sache, die viel Aufmerksamkeit und Beobachtung erfordert. Ganz im Sinne von Yoga, ist es gut, sich nicht mit einer Ernährungsform zu identifizieren und im Hier und Jetzt immer wieder neu zu schauen, was jetzt ansteht.

Demnach können alle Ernährungstipps nur Anhaltspunkte sein, die es gilt, für dich zu überprüfen. Eine Tabelle mit Ernährungsempfehlungen für die drei Konstitutionstypen findest du hier.

Neben der Frage, was wir essen, ist auch sehr wichtig, wann und wie wir essen, damit die Nahrung optimal verdaut und aufgenommen werden kann. Dazu im Folgenden ein paar Anregungen:

  • Regelmäßige Mahlzeiten: Hauptmahlzeit möglichst zwischen 10 und 14 Uhr, Abendessen nicht nach 19 Uhr.
  • In Ruhe essen: Im Sitzen, ohne Ablenkungen wie Lesen oder Fernsehen, Essen im Schweigen, oder zumindest nur bei positiven inspirierenden Gesprächen.
  • Gut kauen: Kaue die Nahrung so lange, bis du nur noch Brei im Mund hast.
  • Nicht trinken: Man sollte während der Mahlzeit nichts trinken, vor allem keine kalten Getränke oder Fruchtsaft. Zwischen den Bissen kannst du kleine Schlucke warmes Wasser oder Ingwertee trinken.
  • Iss nur, wenn du hungrig bist.
  • Nicht zu viel essen: Man kann so viel essen, wie in zwei zu Schalen geformte Hände passt, bzw. sollte nur ein Drittel des Magens mit fester Nahrung gefüllt werden (ein weiteres Drittel Flüssigkeit und das letzte Drittel bleibt leer, damit sich alles frei bewegen kann) – dies ist besonders in der Weihnachtszeit eine gute Übung… 😉
  • Achte auf Qualität: Greife, wann immer es geht, auf frische, regionale Lebensmittel aus Bio-Landwirtschaft zurück.
  • Dankbarkeit: Wir hier in Europa gehören zu dem sehr geringen Prozentsatz an Menschen, die sich keine Sorgen um ihre nächste Mahlzeit machen müssen. Wir leben im Überfluss und können jederzeit aus einer großen Vielfalt an Lebensmitteln auswählen. Dies dürfen wir uns bei jedem Essen bewusst machen. Dabei kann dich ein Tischgebet unterstützen.

Weitere Ernährungsempfehlungen für die verschiedenen Jahreszeiten findest du in diesen Blogartikeln:

Wenn es nun nach dem Abendessen zwischen 22 und 24 Uhr Zeit wird, zu Bett zu gehen, gibt es im Ayurveda noch ein paar Tipps, die Deinen Schlaf angenehmer und erholsamer machen können:

  • Das Schlafzimmer sollte aufgeräumt und in sanften hellen Farbtönen gestaltet sein.
  • Das Bett sollte sauber sein.
  • Grundsätzlich wird empfohlen mit dem Kopf nach Süden zu schlafen. Für mache Menschen kann eine Ausrichtung mit dem Kopf nach Osten besser sein, z.B. wenn sie viel Kopfarbeit leisten.
  • Bilder oder Statuen von Gottheiten oder Fotos von Eltern oder anderen Respektspersonen sollen nicht am Fußende des Bettes stehen.
  • Vor dem Schlafen sollte gebetet, meditiert und über den Tag nachgedacht werden. Doch sollte man dabei nicht ins Grübeln verfallen. Es geht eher darum, eigene Reaktionen oder Handlungen zu analysieren, ggf. Muster zu erkennen, sich bewusst zu machen und konstruktiv damit umzugehen.

Die im Ayurveda empfohlenen Schlafenszeiten findest du in diesem Artikel.

Wenn du dich mehr für Ayurveda interessierst, könnten die folgenden Seminare bei Yoga Vidya Bad Meinberg für dich interessant sein:

Diese und weitere Seminare findest du hier.

Dies war der letzte Artikel der vierteiligen Serie und ich hoffe, du konntest einige Inspirationen finden, die du schon morgen ausprobierst.

Alles Liebe!
Om Shanti!

Ein Artikel von Gauri Reich 


Artikelserie Ayurvedischer Lebensstil im Alltag

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Gauri Reich ist Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Yoga Personal Trainerin, Inner Flow Vinyasa Teacher und Diplom Betriebswirtin. Gauri praktiziert Yoga seit 2011.

Nach ihrer Yogalehrer Ausbildung lebte sie fast 2 Jahre im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Ihr Yogaunterricht basiert auf dem Yoga nach Swami Sivananda, der mal durch fließende Elemente aus dem Vinyasa, mal durch exakte Ausrichtungsprinzipien aus dem Iyengar Yoga und mal durch ganz viel Bhakti und Mantras ergänzt wird.

» Hier findest du weitere Artikel von Gauri im Yoga Vidya Blog

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Quellen:

  • Das neue Ayurveda Praxis Handbuch, Hans Heinrich Rhyner
  • Selbstheilung mit Ayurveda, Vasant Lad

1 Kommentar zu “Ayurvedischer Lebensstil im Alltag Teil 4: Gut Essen, gut verdauen, gut schlafen

  1. Liebste Gauri
    vielen lieben Dank für deinen tollen Beitrag über Aryuveda.
    Ich werde Ihn an meine Teilnehmer mit besten Grüssen von Dir weiterleiten .
    Freue mich immer riesig über Deine Inspirationen
    Vielen Dank
    Om Shanti
    Padmini

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