Brahmacharya – Sich selbst kennen

Das Wort Brahmacharya setzt sich aus den Teilen Brahma und Charya zusammen. Brahma bedeutet das Absolute, Ewige, Wissen, der höchste mit der Schöpfung verbundene Gott. Charya bedeutet „folgen“ oder „Routine“. Brahmacarya kann demnach als eine Aktivität betrachtet werden, eine bestimmte Art sich zu verhalten, eine tugendhafte Lebensweise.

Es gibt dazu ein Zitat aus der Vedanta Philosophie: „Brahma Satyam Jagat Mithya“. Dies bedeutet, dass die einzige Wahrheit, die ultimative Realität, Brahma ist. Alles andere ist falsch. Die exakte Bedeutung dessen ist schwer mit Worten zu beschreiben, da es nur durch Verstehen und Fühlen begriffen werden kann.

Zum Beispiel erscheint, was wir erleben, sehen, fühlen, in diesem gewaltigen Universum, wo Zeit keine Bedeutung hat, wie ein Traum in der unendlichen Zeitzone. Was wir sehen oder fühlen ist innerhalb von Sekunden wieder verschwunden, ebenso ist unser ganzes Leben im großen Universum wie ein Traum, wie eine Wasserblase.

Das bedeutet, dass nichts auf dieser Welt permanent ist sondern alles ständiger Veränderung unterliegt. Unser physischer Körper ist Teil dieser Veränderung. Das, was immer bestehen bleibt, verändert sich nicht. Es ist einfach da, als Beobachter.

Wir nennen dies Atman, unsere Seele oder Bewusstsein, Teil der universellen Seele. Atman verändert sich nie, sirbt nie, ist an niemanden verhaftet. Doch wenn das so ist, wieso fühlen wir dann Traurigkeit, Glück und andere Emotionen? Der Grund ist Avidya, Unwissenheit.

Unser Geist spinnt das Netz von Unwissenheit und wir verhaften uns an die irdische Welt. Von der Geburt bis zum Tod sind wir durch den Faden von Avidya angehaftet. Um diesen Faden zu trennen spricht Vedanta von verschiedenen Zeitabschnitten im Leben, wie Brahmacharya, Grahastha, Vaanprastha, Sanyasa. Vaanprastha und Sanyasa.

Sie sind der Weg um uns auf die Befreiung von Anhaftung vorzubereiten. Doch das ist nicht leicht. Um diese Wahrheit zu verstehen, muss man durch die Lebensphase Brahmacharya gehen, in der man den Brahma erkennt.

Ein weiterer Apekt von Brahmacharya ist die Ausrichtung unserer sinnlichen Emotionen auf das Erlangen der Kenntnis von Brahma, dem Ewigen. In den Upanishaden wird erwähnt, dass du sobald du Brahma kennst, zu Brahma wirst. Das bedeutet, sobald du Brahma erlebt hast, wirst du selbst zu Brahma.

Doch dann stellt sich die Frage, wenn wir die ultimative Realität über die Welt kennen, warum wollen wir zu ihr zurückkehren, um uns zu binden? Die Antwort lautet: wegen unseres vorherbestimmten Karmas und dessen Folge.

Dennoch haben wir in der Form des menschlichen Körpers und Geistes die Möglichkeit, alles mit Hilfe unseres Viveka, unserer Unterscheidungskraft zu ergründen und uns aus diesem Kreis von physischem Leben und Tod zu befreien.

Im Ashtanga Yoga werden fünf spezielle Arten von Yama und Niyama praktiziert, die uns dabei helfen, uns auf die Erkenntnis von Brahma vorzubereiten. In der Bhagavad Gita vermittelte Krishna Arjuna die Kenntnis von Brahma, sodass dieser seine Pflicht als Krieger erfüllen konnte.

Es gibt also viele Aspekte der Kenntnis von Brahma. Wenn diese Aspekte mit unserem Dharma erfüllt werden können, kann uns das helfen, ein früchtetragendes Leben auf dieser Erde zu leben und dann ein Teil der Ewigkeit zu sein.

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Autor: Dr. Devendra Prasad Mishra

Dr. Devendra Prasad Mishra ist Master in der ayurvedischen Medizin und legt seine Schwerpunkte im traditionellen Ayurveda und in der westlichen Medizin. Aufgewachsen im Himalaya ist er besonders dem spirituellen Ansatz und der Naturheilkunde zugeneigt. Dr. Devendra unterrichtet weltweilt Ayurveda, Marma Therapie, Panchakarma Kuren und Phytotherpie. Außerdem leitet er eine Ayurveda Praxis in Rishikesh, die Kewalya Nature Care Society und ist seit März 2020 auch Teil des Centers of Excellence Ayurveda vegan bei Yoga Vidya, wo er dauerhaft Konsultationen und veganes Pancha Karma anbietet. Davor war er in Deutschland und Frankreich als Arzt tätig.

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