Heute, am 14.12.2024 ist der Geburtstag von Dattatreya, also Dattatreya Jayanti bzw. Jayanthi. Dattatreya gilt als Inkarnation von Brahma, Vishnu und Shiva. Er wird auch bezeichnet als Avadhuta, also als „Unbekleideter“. Dies symbolisiert seine Verhaftungslosigkeit. Dattatreya gilt als großer Jnana Yogi, als Meister der Weisheit bzw. der Verwirklichung des Absoluten. Er ist der Begründer einer der großen Guru-Linien. Sein Hauptwerk, die Avadhuta Gita, ist eine der wichtigsten Jnana Yoga Schriften. Der heutige Tag ist besonders geeignet für das Studium von Vedanta Literatur, für Meditation und die Frage: „Wer bin ich?“ Mit einer kleinen Geschichte stellen wir dir Dattatreya vor. Und verraten dir, wie du Dattatreya Jayanti 2024 feiern kannst.
Artikel ergänzt und überarbeitet durch hu.
Die 24 Gurus des Dattatreya
In dieser Geschichte, aus Swami Sivanandas Buch Feste und Fastentage im Hinduismus lernt man ihn kennen, denn Dattatreya kannte weder Intoleranz noch Vorurteile. Er nahm Lektionen aus jeder Quelle an. Wer nach Weisheit strebt, sollte dem Beispiel Dattatreyas folgen.:
Eines Tages, als er glücklich im Wald umherstreifte, traf Dattatreya König Yadu, der ihn nach dem Geheimnis seines Glücks und nach dem Namen seines Gurus fragte. Dattatreya antwortete: „Das Selbst allein ist mein Guru. Aber vieles habe ich auch von 24 anderen Wesen und Dingen gelernt. Diese sind daher auch meine Lehrer.“ Und Dattatreya beschrieb nun, von wem er welche Weisheit erworben hatte:
„Die Namen meiner 24 Gurus sind Erde, Wasser, Luft, Feuer, Himmel, Mond, Sonne, die Taube, die Pythonschlange, das Meer, der Nachtfalter, der Honigsammler (Schwarze Biene), die Bienen, der Elefant, der Hirsch, die Fische, die Prostituierte Pingala, der Rabe, das Kind, das Mädchen, die Schlange, der Pfeilmacher, die Spinne und der Käfer.
- Von der Erde lernte ich Geduld und anderen Gutes zu tun.
- Vom Wasser lernte ich die Eigenschaft der Reinheit.
- Von der Luft lernte ich, ohne Anhaftung zu sein, obwohl ich in dieser Welt mit vielen Menschen zusammenkomme.
- Vom Feuer lernte ich, den Glanz der Selbsterkenntnis und der Askese scheinen zu lassen.
- Vom Himmel lernte ich, dass das Selbst all durchdringend ist und dennoch keine Verbindung mit irgendeinem Objekt hat.
- Vom Mond lernte ich, dass das Selbst immer vollkommen und unveränderlich ist und dass nur durch die begrenzenden Attribute Schatten darauf geworfen werden.
- Wenn das Sonnenlicht sich in mehreren Wassergefäßen widerspiegelt, erscheint es als viele verschiedene Spiegelungen. Genauso scheint auch Brahman (das Absolute, das Göttliche) unterschiedlich zu sein wegen der verschiedenen Körper, in denen es sich durch das Gefäß des Geistes widerspiegelt. Das ist die Lektion, die ich von der Sonne gelernt habe.
- Einst sah ich zwei Tauben mit ihren Jungen. Ein Vogelfänger breitete sein Netz aus und fing die jungen Vögel. Die Mutter hing sehr an ihren Jungen. Sie fiel ebenfalls ins Netz und wurde gefangen. Daraus habe ich gelernt, dass Anhaften die Wurzel aller irdischen Bindungen ist.
- Eine Python bewegt sich nicht, wenn sie etwas zu essen braucht. Sie bleibt an ihrem Platz liegen und ist zufrieden mit dem, was sie bekommt. Von ihr habe ich gelernt, mir über das Essen keine Gedanken zu machen und mit dem zufrieden zu sein, was ich bekomme.
- Wie das Meer unverändert bleibt, auch wenn Hunderte von Flüssen in es münden, so sollte auch ein Weiser unberührt bleiben inmitten aller möglichen Versuchungen, Schwierigkeiten und Probleme.
- Vom Nachtfalter lernte ich die Lektion, den Sehsinn zu beherrschen und den Geist fest auf das Selbst zu richten (denn der Nachtfalter wurde, angezogen vom Licht des Feuers, von der Flamme verbrannt).
- Ich stille meinen Hunger, indem ich in einem Haus um ein wenig Essen bitte und ein wenig in einem anderen. Ich bin keinem Haushalt eine Last. Das lernte ich von der schwarzen Biene, die Honig von verschiedenen Blüten sammelt.
- Die Bienen sammeln ihren Honig mit großer Mühe, doch dann kommt ein Jäger des Wegs und nimmt ihnen den Honig einfach weg. Das lehrte mich, dass es sinnlos ist, Dinge anzuhäufen.
- Der Elefantenbulle fällt blind vor Lust in die grasbedeckte Falle, nur weil er einen weiblichen Elefanten sieht. Daher sollte man sinnliches Begehren ausschalten.
- Durch seine Liebe zur Musik lässt sich der Hirsch vom Jäger anlocken und fangen. Deshalb sollte man keine oberflächlichen Lieder anhören.
- Der Fisch, der gierig nach Futter schnappt, wird leicht zum Opfer des Köders. So verliert auch der Mensch, für den Essen und sinnliche Genüsse sehr wichtig sind, seine Unabhängigkeit und richtet sich zugrunde.
- Die Prostituierte Pingala war es eines Nachts müde, weiter nach Kunden Ausschau zu halten und gab die Hoffnung auf. Sie musste mit den Geschäften des Tages zufrieden sein. Sie zog sich zurück und schlief tief und fest. Von ihr lernte ich, dass Zufriedenheit kommt, wenn man die Hoffnung (auf mehr, auf etwas Bestimmtes) aufgibt.
- Ein Rabe ergatterte ein Fleischstückchen. Andere Vögel verfolgten ihn und griffen ihn an. Er ließ das Stück Fleisch fallen und hatte sofort Ruhe. Von ihm lernte ich, dass ein Mensch allen möglichen Schwierigkeiten, Sorgen und Leid ausgesetzt ist, wenn er sinnlichen Vergnügungen nachjagt.
- Sobald er davon ablässt, ist er frei und glücklich wie ein Vogel. Ein Kind, das von der Mutter ernährt wird, ist frei von allen Sorgen und Ängsten. Es ist immer fröhlich. Vom Kind lernte ich die Tugend der Fröhlichkeit.
- Ein Mädchen schälte rohen Reis. Ihre Armreifen klapperten dabei laut. Die Familie hatte Besuch von Verwandten des Mannes. Um das Klappern zur Ruhe zu bringen, nahm sie einen Reifen nach dem anderen ab. Selbst als sie nur noch zwei trug, gab es noch ein Geräusch. Erst als sie nur noch einen um hatte, hörte man nichts mehr und sie war zufrieden. Ich lernte von diesem Mädchen, dass Zusammenleben mit vielen Menschen Uneinigkeit, Unruhe, Zank und Streit mit sich bringt. Selbst zwischen zwei Menschen können unnötige Worte und Hader entstehen. Ein Asket, ein Sannyasin (Entsagter), sollte deshalb allein in der Einsamkeit bleiben.
- Eine Schlange baut sich ihre Höhle nicht selbst. Sie wohnt in einem Bau, der von anderen gegraben wurde. So sollte auch ein Asket sich kein Heim bauen, sondern in einem Tempel oder in einer Höhle wohnen, die schon vorhanden sind.
- Vom Pfeilschnitzer lernte ich die intensive Konzentration des Geistes.
- Die Spinne produziert lange Fäden und verwebt sie zu einem Spinnennetz. Dann verwickelt sie sich selbst darin. Der Mensch webt ein Netz aus seinen eigenen Gedanken und Vorstellungen und verfängt sich darin. Wer weise ist, sollte daher alle weltlichen Gedanken verbannen und nur an Brahman denken.
- Der Käfer fängt einen Wurm, legt ihn in sein Nest und betäubt ihn mit einem Stich. Der arme Wurm hat nun ständig Angst vor der Rückkehr des Käfers und vor dem Stich und wird schließlich selbst zum Käfer, weil er dauernd an ihn denkt. Vom Käfer und vom Wurm lernte ich, mich durch tiefe Meditation in das Selbst zu versenken. So löste ich jegliches Anhaften an den Körper und erreichte die Befreiung.
Diese erhebenden Worte Dattatreyas beeindruckten den König sehr. Er entsagte der Welt und praktizierte fortan tiefe Meditation auf das Selbst.
Aus Swami Sivanandas Buch Feste und Fastentage im Hinduismus
Wie feiert man Dattatreya Jayanti?
So feiert man Dattatreya Jayanti nach Swami Sivanandas Empfehlung:
Stehe an Dattatreya Jayanthi zu Brahmamuhurta (Zeit vor Sonnenaufgang, etwa 3.00 bis 6.00 Uhr morgens) auf und meditiere. Faste und bete tagsüber. Ziehe dich zurück. Vergiss den Körper. Identifiziere dich mit dem wonnevollen Selbst. Lies Dattatreyas glorreiche Werke, besonders die Avadhuta Gita und die Jivanmukta Gita. Verehre Dattatreya oder deinen eigenen Lehrer. Fasse den nützlichen Vorsatz, den Lehren Dattatreyas zu folgen. So wirst du das Selbst bald verwirklichen. Aus Swami Sivanandas Buch Feste und Fastentage im Hinduismus
Selbstverständlich kannst du auch mit uns im Ashram feiern!

- Mehr zu Dattatreya und Dattatreya Jayanthi
- Artikel im Wiki zu Dattatreya Jayanti
- Artikel im Wiki zur Avadhuta Gita
- Wer bin ich – Video mit Vortrag von Sukadev
Weitere spirituelle Festtage findest du in unserem spirituellen Kalender: