Julia Lang, Leiterin der Ayurveda Oase in Bad Meinberg, unterstützt Menschen auf ihrem Weg zur Transformation und bei der Befreiung ihres innewohnenden Potentials. Warum eine yogisch-ayurvedisch-vegane Lebensweise die grundlegende Basis für diese Prozesse bildet – auf dem Weg in die Selbstliebe und in die Liebe zu allem, was ist – verrät sie hier.
von Julia Lang
Mit 21 Jahren hörte ich auf, Tiere zu essen. Ich hatte mir einen Film über Antibiotika in der Tierhaltung zugemutet, ohne wie üblich bei entsprechenden Szenen wegzuschauen. Das ermöglichte dem ursprünglichen Mitgefühl in mir, wieder an die Oberfläche zu kommen und alte Gewohnheiten aufzulösen.
Noch heute empfehle ich deshalb Menschen, die eigentlich aufhören möchten, Tiere und ihre Produkte zu essen, deren Gier aber noch zu stark ist, einen Film wie „Earthlings“. Es ist ja immer nur das Wegschauen, Weghören, das es uns Menschen möglich macht, grausam zu sein oder Grausamkeit in Auftrag zu geben. Wir müssen dafür unser ursprüngliches Wesen, die ursprüngliche Gutheit in uns verleugnen. Wissenschaftliche Forschungen haben eindeutig ergeben, dass wir von Grund auf mitfühlende Wesen sind.
Ahimsa, Nichtverletzen, entspricht also unserer ursprünglichen Natur. Wenn wir wieder lernen, unserer inneren Stimme, der Stimme des Herzens zu lauschen, erkennen wir mehr und mehr die Manipulationen einer mächtigen Fleisch- Milch- und Eierindustrie, die uns von klein auf mit Vorstellungen – wie Fleisch oder Milch sei gesund – aufwachsen lässt. Diese frühen Prägungen in Frage zu stellen, ist nicht leicht. Der inneren Stimme lauschen zu lernen, hilft.
Vegan und schwanger – was nun?
Kurze Zeit nachdem ich beschlossen hatte, keine Tiere mehr zu essen, wurde ich konsequenterweise vegan – und schwanger. Meine damalige naturheilkundliche Frauenärztin schaffte es allerdings, mir solch eine Angst zu machen, dass ich wieder Milchprodukte aß, um mein Kind nicht zu gefährden… und dann ging es so weiter: Kinder brauchen Milch, Milchprodukte etc. Erst seit 2006 lebe ich wieder konsequent vegan.
Yogisch-ayurvedisch-vegan: die Ausbildung
Meine eigene Hilflosigkeit in der Schwangerschaft und die Unsicherheiten und Ängste meiner Klienten brachten mich schließlich dazu, Deutschlands erste Ausbildung zum/zur veganen Ernährungsberater/ in zu konzipieren. Sie vermittelt ein klares Wissen darüber, wie eine gesunde, genüssliche pflanzliche Ernährung in allen Lebensphasen gewährleistet werden kann und wie man Ratsuchende liebevoll und effektiv berät.
Inzwischen haben etwa 200 wundervolle Menschen diese Ausbildung bei Yoga Vidya absolviert, was ich voller Dankbarkeit als großen Segen empfinde. Außerdem durfte ich im Laufe der Jahre mehrere Tausend Menschen in meinen Beratungen darin unterstützen, zu ihrem eigenen sowie dem Wohl aller Wesen und dem von Mutter Erde, eine gesunde yogisch-ayurvedisch-vegane Lebensweise kennenzulernen.
Ein unüberhörbarer Ruf
Das Gefühl, geführt zu sein, hat mich an diesem magischen Ort von Anfang an begleitet; schon wie ich überhaupt hierher kam, war faszinierend für mich. Obwohl ich mich eigentlich nach einem vierwöchigen Praktikum in einem anderen Ashram schon gegen ein Leben bei Yoga Vidya entschieden hatte, ließen mir meine Gedanken einfach keine Ruhe.
Immer wieder kam es mir in den Sinn, bis ich schließlich entnervt kapitulierte und nach Bad Meinberg fuhr, um die Sache endlich abzuschließen. Kaum war ich jedoch hier, war klar, dass dies der Ort ist, an dem ich sein sollte, und als ich nach Hause fuhr, sah ich ein Banner an einer Autobahnbrücke, worauf stand:
Ich bin ein Teil von wir
Drei Monate später fragte man mich, ob ich es mir vorstellen könnte, als Heilpraktikerin den Ayurveda-Bereich zu leiten. Völlig überrascht schlief ich eine Nacht darüber, um am nächsten Tag diese Herausforderung anzunehmen – natürlich unter der Voraussetzung, ausschließlich vegan zu arbeiten.
Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete, da ich zwar selbstständig zehn Jahre meine Heilpraktiker- Praxis und Seminare, aber nie ein Team geleitet hatte. Es war ein Sprung ins kalte Wasser, durch den ich unglaublich viel lernen durfte. Diese Lernprozesse haben dazu geführt, dass ich „Leitung“ heute völlig anders definiere als damals, vor ziemlich genau sieben Jahren.
Der Segen echter Gemeinschaft
In einem Team kann der Segen echter Gemeinschaft erfahrbar werden, wenn ein Schwarmbewusstsein entsteht. Und damit das überhaupt möglich wird, braucht es Instrumente wie die Techniken der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg, die immer wieder geübt werden dürfen.
In der Regel wird uns offenes, liebevolles Kommunizieren nicht beigebracht. Das führt zu vielen Missverständnissen und unnötigem Leid. Mit ein wenig Übung können wir jedoch lernen, Gefühle und Bedürfnisse klar wahrzunehmen und unsere Anliegen so zu kommunizieren, dass es nicht verletzend ist. Letztlich kann so Verständnis füreinander entstehen und eine Lösung gefunden werden, die die Bedürfnisse aller berücksichtigt.
Die Liebe zu allem, was ist
Seit ich Anfang 20 war, begleitete mich die Vision, in einer Gemeinschaft mit Freunden zu leben, dort Seminare zu geben, sowie Artikel und wenigstens ein Buch zu schreiben. Damals hatte ich zwar noch keinerlei Ausbildung dieser Art, sondern studierte Philosophie, aber es war klar, dass es einmal so sein sollte. Heute dienen all meine Beratungen, energetischen Heilsitzungen, Yogastunden, Ausbildungen, Seminare und eine Pilgerreise dazu, Menschen auf ihrem Weg zur Transformation und zur Befreiung ihres innewohnenden Potentials zu unterstützen.
Dazu gehört natürlich auch die Integration von Schattenanteilen, ebenso wie die Bewusstwerdung von Traumata, und schließlich Vergebungsarbeit. Eine yogisch-ayurvedisch-vegane Lebensweise bildet die grundlegende Basis für all diese Prozesse. Letztlich ist es eine Begleitung auf dem Weg in die Selbstliebe und in die Liebe zu allem, was ist.
Auch das Thema des diesjährigen Ayurveda-Kongresses: Glück, Gesundheit und geistiges Wachstum, weist in diese Richtung und es ist mir eine große Freude, erstmals als Organisatorin in diesem Feld wirken zu können. Die Broschüren sind zwar gedruckt, aber das ohnehin schon so reiche Programm wächst in großartiger Weise immer noch weiter und so wird es noch weitere Workshops, tägliche Dhanvantari- Pujas und ein heiliges Sonnenwendfeuer geben.
Und wann ich denn endlich ein Buch schreibe, werde ich in letzter Zeit auch immer häufiger gefragt 😉
Weitere Infos zum Ayurveda-Kongress findest du hier →–
Julia Lang ist seit 16 Jahren als Heilpraktikerin tätig, leitet den seit 2012 rein veganen Ayurveda Wellness- und Therapiebereich bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Neben ihrer Tätigkeit als Yoga- und Ayurvedatherapeutin hat sie eine Ausbildung zum/zur veganen Ernährungsberater/ in kreiert und vereint das Wissen aus diesen Bereichen mit dem der europäischen Naturheilkunde und der energetischen Medizin. Seit vielen Jahren hält sie Vorträge und leitet Seminare und Ausbildungen
Dieser Artikel ist erschienen im Yoga Vidya Journal – Ausgabe Nr. 38.
Danke liebe Lisa! voll süße Bilder:)
gerne. 🙂