65 Mit Körperhaltung gelassen werden

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Geistige Haltung und Körperhaltung hängen miteinander zusammen. Indem du deine Körperhaltung änderst, änderst du auch deinen Gemütszustand. In dieser 65. Folge des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast leitet dich Sukadev zu einer einfach klingenden und sehr machtvollen Übung zur Beeinflussung deines Gemütszustands mit Änderung der Körperhaltung an. Mitschnitt aus dem SeminarGelassenheit entwickelnmit Sukadev Bretz.

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Heute etwas zum Thema Körperhaltung und Gelassenheit. Körperhaltung hängt mit dem Gemütszustand zusammen. Durch Änderung der Körperhaltung kannst du den Gemütszustand beeinflussen. Darum geht es im folgenden Text und ich werde dir einige praktische Anleitungen geben und dir sagen, wie du diese Übung anwenden kannst. Sei gespannt oder auch gelassen und mache diese Übungen einfach mit, probiere sie aus. Sie können dir vielleicht einen guten Schritt weiterhelfen.

Ihr könnt gerade mal überlegen, angenommen, ihr wärt souverän und gelassen. Wie würdet ihr sitzen? Ihr könnt euch gerade mal so hinsetzen als ob ihr souverän und gelassen seid in einer wichtigen Situation. Und jetzt angenommen, ihr wärt verschüchtert in der Situation. Wie würdet ihr sitzen? Übertreibt das ruhig ein bisschen. Angenommen, ihr wärt verärgert, wie würdet ihr sein? Und angenommen, ihr wärt souverän und gelassen. Wie wärt ihr? Und ihr könnt euch jetzt gerade mal so eine Situation ausmalen, wo es vielleicht ein bisschen auf euch ankommen wird nächste Woche oder übernächste Woche oder in einem Monat. Und jetzt könnt ihr euch überlegen: „Wie wäre meine Körperhaltung, wenn ich die Situation souverän und gelassen angehen würde?“ Aber ihr befürchtet auch, ihr würdet vielleicht eher in die Regression gehen, euch wie ein Kleinkind fühlen. Wie wärt ihr dann? Das ist ja manchmal so, dass Menschen in einer bestimmten Situation so ein bisschen verschüchtert, verängstigt sind. Aber angenommen, ihr seid doch souverän. Wie wäre das? Und angenommen, ihr rutscht wieder in diese leicht verschüchterte Haltung, die ihr ruhig etwas übertreiben könnt. Und angenommen, ihr rutscht wieder in diese souveräne Haltung hinein. Vielleicht ist ein bisschen Ärger dabei und ihr werdet unruhig. Wie würde sich das manifestieren? Und wie wäre es, wenn ihr souverän-gelassen seid?

Versucht ein paar Mal zwischendurch zu wechseln von der einen Haltung in die andere. Und das ist sogar eine Technik, die ihr später vorbereitend machen könnt. Z.B. am Morgen, wo ihr einen wichtigen Termin vor euch habt, angenommen ihr denkt daran und ihr könnt an nichts anderes denken, dann könnt ihr diese Sachen durchspielen. Grundlage ist natürlich auch wieder dieses Hatha Yoga, Gemütszustand und Körper hängen zusammen. Der Gemütszustand beeinflusst den Körper und umgekehrt, der Körper beeinflusst den Gemütszustand. Da spricht schon die Hatha Yoga Pradipika davon, die über tausend Jahre alt ist, schon Patanjali spricht davon, über 2000 Jahre ist sein Werk alt, da spricht die moderne Hirnwissenschaft davon, spricht die moderne kognitive Verhaltenstherapie davon, davon spricht auch dieses neue Konzept des so genannten Imbody itself, wo es heißt, das Hirn ist alles, aber das Hirn hat mehrere Teile, unbewusst und bewusst, und der unterbewusste Teil des Hirns kommuniziert mit dem bewussten Teil des Hirns über den Körper.

Also, ein Teil des Gehirns lässt bestimmte unterbewusste Zustände in den Körper hinein, damit das Bewusstsein überhaupt merkt, was eigentlich abläuft und so entstehen dann lokalisierbare Emotionen und Körperzustände usw. Umgekehrt kann aber dann auch wieder der bewusste Geist über den Körper mit dem unterbewussten kommunizieren. Also, der bewusste Geist kann die Körperhaltung ändern und damit dem Unterbewusstsein signalisieren: „Was anderes ist jetzt dran.“ Von welcher Warte auch immer wir das auch sehen, es kann funktionieren. Wenn ihr zum Beispiel morgens so durchspielt, was am Nachmittag sein könnte und ihr euch dazu souverän und gelassen hinstellt und das übt, dann werdet ihr das dann oft vergessen, denn dann seid ihr ja in einer ganz anderen Haltung. Ihr habt euch vielleicht vorgenommen: „Beim nächsten Gespräch mit dem Chef, da werde ich nicht anfangen, mit einer Stimme zu sprechen wie ein Kind und ich werde nicht verschüchtert sein, sondern ich werde souverän und gelassen sein, ich werde tief atmen, schon respektvoll sein, aber ich werde souverän-gelassen sein.“ Das hat man sich vorgenommen. Was passiert? Man spricht trotzdem etwas in der höheren Stimme und die Schultern nimmt man hoch, denn das war ja die Technik, die man seit Jahrzehnten geübt hat und die einen irgendwie durchs Leben gebracht hat. Die andere Technik hat man so noch nicht so lange gekannt. Und das gewohnte, das eingefahrene, ist das Gegenteil von Gelassenheit.

Wenn man dagegen gelernt hat, durch mehrmaliges Üben, aus einer solchen Handlung mit einer netten Fiepsstimme wieder zurückzukehren zu einer Stimme, wo man aufrecht und gelassen ist, dann kann das fast zu einem konditionierten Reflex werden. Sowie man anfängt, leicht zu fiepsen und die Schultern hochzuziehen und in die Regression zu rutschen, kleines Kind spricht mit Mami, Papi oder mit Lehrer, sowie man das merkt, folgt dann: „Ah, ich könnte ja so sein, in dieser souveränen Gelassenheit.“ Das schadet auch gar nichts, wenn man das während des Gesprächs mit dem Chef macht, erst mal so und dann so. Der Chef wird das unterbewusst wahrnehmen, man muss es ja auch nicht übertreiben, es wird ihn aus seiner Rolle herausbringen. Man wirkt so aber auch nicht plötzlich, man kann fast sagen, arrogant, sondern man ist mal so und dann mal so und das kann interessante Choreographien ergeben. Kann ich euch empfehlen, es auch auszuprobieren. Also, für wen das von euch so ein großes Thema ist, in die Regression zurückzuschreiten und sich anschließend furchtbar darüber ärgern, „dass ich mir das wieder gefallen lassen habe“, das öfters mal so üben, durchspielen, von hier nach so und von so nach hier, wenn ihr es im Trockenen ein paar Mal geübt habt, wird es euch leichter fallen, euch daran zu erinnern. Und ihr könnt dann auch einfach ohne allzu viel zu ändern erstens mit dem Bauch atmen und zweitens diese Körperhaltung einnehmen. Das wird einen großen Unterschied ausmachen.

Das wirkt ungemein gut, es wirkt besonders gut gegenüber Kollegen, es wirkt besonders gut gegenüber Kunden, es wirkt besonders gut gegenüber Nachbarn und Vermietern und Untermietern und Richtern und Rechtsanwälten, Staatsanwälten und was auch immer. Es gibt zwei Situationen, wo man das leicht vorsichtig handhaben sollte. Das eine ist gegenüber dem Chef, da sollte man nicht die ganze Zeit so souverän-gelassen tief atmen. Dann wird der Chef vielleicht umso lauter schimpfen, denn er will einem ja etwas nahebringen, einem deutlich machen, dass man etwas falsch gemacht hat. Und wenn man dort zu souverän-gelassen ist, denkt er, die Botschaft kommt nicht rüber, dann muss er sie mit steigernder Vehemenz rüberbringen. Deshalb durchaus ein bisschen einsinken ist dort wichtig, leicht bedropst schauen auch, mindestens vorübergehend, deshalb ist auch die Übung gut, und danach sich wieder aufrichten.

Zweiter Kontext, wo ich euch empfehle, nicht zu souverän-gelassen zu sein, ist im Umgang mit dem Partner. Wenn der Partner euch schimpft und ihr nur souverän-gelassen seid und lächelt, kommt das nicht gut an. Also auch hier, leicht betroffen solltet ihr mindestens schauen und noch besser, euch betroffen fühlen, aber ihr müsst deshalb auch nicht in die Regression hineinrutschen und auch nicht reagieren und dann furchtbar zurückschimpfen – das sind ja zwei Möglichkeiten der Reaktion – aber durchaus so ein bisschen fühlen und das durchaus annehmen, aber dann auch wieder herauskommen. Und deshalb dieses von Regression zu Gelassenheit, von überlegen zu geknickt switchen können, ist etwas Gutes. Gegenüber ungerechtfertigten Angriffen von Kollegen wirkt das Wunder.

Probiere das doch in der nächsten unangenehmen Situation mal aus oder probiere erst mal morgens oder mittags oder nachmittags die Übung einfach aus, wie es wäre, wenn du gelassen wärst und wie es wäre, wenn du es nicht bist. Und dann in einer entsprechenden Situation, probiere einfach zwischen den Haltungen zu wechseln. Du kannst das ja mal ausprobieren mit deinem Partner, du kannst es ausprobieren während einer Besprechung, du kannst es erst mal in eher unverbindlichen Situationen und nicht ganz so kritischen Situationen ausprobieren. Wenn du es dort öfters probiert hast, dann probiere es in den wirklich wichtigen Situationen, da, wo es dir vielleicht am schwersten fällt. Übung macht den Meister, Übung macht die Meisterin. Und mit bewusster Körperhaltung kannst du sehr viel dafür tun, dass andere auf dich anders reagieren. Probiere es aus.

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