Der Zauber der Yoga Vidya Grundreihe

Ein Text von Angelika Jüngst:
Die Yoga Vidya Grundreihe hat eine eigene Magie. Sie beginnt ihren Kreislauf mit Shavasana (der Rückenentspannungslage) und sie kehrt am Ende wieder zu Shavasana zurück. Dazwischen verbergen sich Symbole für alle Facetten des menschlichen Lebens: Im Kopfstand fühlen wir Druck auf dem Kopf, ähnlich wie bei unserer Geburt, und kommen mit Anstrengungen zum eigenen Leben. In Sarvangasana, dem Schulterstand, schultern wir unser Dharma und arbeiten dann hart an der Umsetzung unserer Lebensaufgabe und der Erfüllung unserer Pflichten in Halasana, dem Pflug.

Die Früchte unserer Arbeit genießen wir in Matsyasana, dem Fisch und finden dann unseren spirituellen Kern, den inneren Gott in Paschimotthasana, der Vorwärtsbeuge. Wir erheben uns aus der Weltlichkeit in Bhujangasana (Kobra) und Salabhasana (Heuschrecke). Hierbei spüren wir die Anstrengung der spirituellen Entwicklung um dann alle Aspekte unserer Lebenserfahrungen im Bogen zu verbinden.

Im Drehsitz finden wir unsere Mitte und bleiben offen für neue Entwicklungen, im Pfau zeigen wir unsere Kraft und unsere Lebenserfahrung. In der stehenden Vorwärtsbeuge entspannen wir und bringen letztendlich alles zur Einheit in Trikonasana, dem Dreieck.

Wenn wir die Übungseinheit mit Shavasana beenden, fühlt es sich fast an, als wären wir in 90 Minuten durch ein ganzes Leben gelangt, als hätten wir im kleinen unsere Existenz von der Geburt bis zum Tod, nachgespielt und uns dadurch in die richtige Haltung, die richtige Ein-Stellung zum Leben und seinen Aufgaben gebracht.

 

Über die Autorin:

Om Namah Shivaya!

Mein Name ist Angelika Jüngst, ich bin 1963 geboren und habe schon immer gern geschrieben. Mein Germanistikstudium habe ich allerdings schon nach einem Semester abgebrochen und lieber mein Diplom in Betriebspsychologie gemacht, dieses Studium erschien mir zum Bestreiten meines Lebensunterhalts besser geeignet. Berufserfahrungen sammeln konnte ich in den Bereichen Eigungsdiagnostik für Azubis, Organisations- und Personalentwicklung. Bis zur Geburt meines ersten Kindes habe ich einen Unternehmensberater, der vor allem als Coach bekannt ist, in einem Buchprojekt unterstützt. Klingt alles rund, aber die Sinnfrage stellte sich mir immer deutlicher, je mehr Ziele erreicht schienen. Nach Heirat, drei Kindern, vielen Sorgen um ihr Wohlergehen und gesundheitlichen Problemen kam ich 2009 endlich zum Yoga. Hier fand sich alles zusammen: Antworten auf meine Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Wesen des Menschen, eigene Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Herausforderungen, ein Gefühl von Angekommensein. Und es ergab sich eine für mich unglaublich befriedigende Tätigkeit: Anderen Menschen Yoga nahezubringen.

Die Anfrage, etwas über die Asanas der Yoga Vidya Grundreihe zu schreiben, hat mich gleich angesprochen.

Meine erste Erfahrung mit Yoga fand in einer Turnhalle statt. Die Bewegungen gingen dynamisch ineinander über und ich war als Anfängerin völlig überfordert. Angesagt wurden die Stellungen, aber nicht, wie ich sie am besten einnehme (“und jetzt kommt ihr von der schleckenden Katze in den nach unten schauenden Hund”).
So saß ich mit Blick zur Leiterin oder den fortgeschrittenen Teilnehmerinnen schiefhalsig da und versuchte zeitverzögert die Stellungen zu imitieren. Aber selbst so machte mir Yoga Spaß.

Als ich hörte, dass man bei Yoga Vidya, Hatha Yoga mit genauer Anleitung und mit Hilfestellungen richtig erlernt, die Übungsreihe aus nur 12 Grundstellungen besteht und der Kursleiter selbst nicht mitpraktiziert, sondern ganz für seine Schüler da ist, wusste ich, dass ich bei Yoga Vidya richtig bin. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen fühlte ich meine Kraft, meine Beweglichkeit und meine Koordinationsfähigkeit wachsen – als früherer bekennender Sportmuffel ein Wunder.

Kein Wunder war, dass ich neugierig wurde. Wie kann das funktionieren? Was steckt dahinter? In den zwei Jahren der Yogalehrer-Ausbildung wurden zwar viele Fragen beantwortet, aber je intensiver ich mich mit Yoga beschäftige, desto mehr staune ich über die Vielschichtigkeit der Wirkungen.

Sicher habt ihr eigene Assoziationen, Erfahrungen, Einsichten oder gar Eingebungen gehabt, während ihr selbst die Yoga Vidya Grundreihe praktiziert oder unterrichtet. Ich verstehe meine Texte nur als Anregungen und hoffe, Euch oder Eure Schüler damit zu inspirieren.

Om Shanti!

 

7 Kommentare zu “Der Zauber der Yoga Vidya Grundreihe

  1. Liebe Angelika,

    Danke für diese schöne Geschichte.
    Das gibt Inspiration den Weg weiter zugehen.

    Alles alles Liebe für dich.

    NAMASTE

  2. Zebolone Goldstein

    ~100% like ~

  3. liebe angelika,
    erst heute bin ich über deinen text gestolpert und mir gefallen deine einfälle zur grundreihe ausgezeichnet, spricht mich sehr an und ja, wenn’s okay ist, würde ich diese ideen gerne im yogaunterricht mit einbauen. ich bin leider ein ideemuffel, bin aber häufig gleich angeregt, angesteckt, habe das gefühl: genau, das ist es. so geht es mir mit deinem text. ich danke dir.
    om shanti,
    herzlichst,
    elke – deva amari

  4. SCHÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN …. Bitte mehr davon von DIR
    Namaste (von einerYoga Vidia GrundkursanfängerinÜbende)

  5. Danke – Danke – Danke – du sprichst meine gedanken aus – Namaste ♥

  6. Anonymous

    Danke für diesen genialen Beitrag – Namaste

  7. Ja, liebe Angelika,
    du bringst das wirklich sehr inspirierend rüber, vielen Dank! Bin begeistert !!
    Herzlich,
    Om Namah Shivaya
    Devakima

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.