Nicoles Yogaweg: Yoga! Fertig. Aus.

hu
Von hu
Lesezeit: 22 Min

Während meines Aufenthalts über Weihnachten und Neujahr im Nordsee-Ashram ist mir die gewitzte Badenserin und Yogalehrerin Nicole vor den imaginären Stift gelaufen. Ohne zu Zögern hat sie sich bereit erklärt, mir ein paar Minuten ihrer Zeit für ein Gespräch zu schenken. Es freut mich sehr, dieses überraschend tiefgehende Gespräch über Nicoles Yogaweg mit euch zu teilen. Aber habt acht, es geht hier auch um Trauma!. Wer da sensibel ist, liest bitte nur bis zur schwarzen Markierung! Und erst ab der nächsten schwarzen Markierung wieder weiter. Danke für dieses offene Gespräch liebe Nicole! Dazu gibt es Fotos die in dieser Winter-/Weihnachts/Rauhnachts-Zeit im Nordsee-Ashram entstanden sind.

Nicoles Yogaweg

Nicole stellt sich vor

hu: Magst du dich kurz vorstellen? Wie alt bist du und wie lange bist du schon Yogalehrerin?

Nicole: Nicole, 57, Yoga-Lehrerin seit 14 Jahren.

hu: Was ist deine Verbindung zu Yoga Vidya?

Nicole: Na ich hab meine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya gemacht und war auch mal Sevaka. Ich bin dann halt gegangen, als es nicht mehr gepasst hat…

hu: Was hat dich denn jetzt zu Weihnachten/Silvester in den Nordsee-Ashram gebracht?

Nicole: Mich zieht es immer in den Yoga-Vidya Ashram Nordsee. 1-2mal im Jahr.  Das ist ganz klar die besondere Verbindung zu Shivakami. Weil wir ja damals auch ein paarmal zusammen im Allgäu waren. Und das Essen ist lecker. Und das ist auch genau die richtige Ashramgröße hier für mich. Da ist schon noch mehr: Es ist bezahlbar, das ist ganz klar auch ein Aspekt für mich und ich genieße es, die angeleiteten Yogastunden zu besuchen. Satsang habe ich bei mir in der Gegend auch nicht.Es ist eine Oase hier für mich. Zur Ruhe kommen, Abstand kriegen von allem was da so ist. Das zieht mich hier her. Gerade hier, jetzt – ist es gut so. Aber sonst würde ich gar nicht daher kommen. Ganz einfach.

hu: Wie oder wo arbeitest du momentan als Yogalehrerin?

Nicole: Im Moment gebe ich Yogaunterricht nicht als Hauptberuf. Ich habe wieder einen Halbtagesjob als Schulbegleiterin, wo mir Yoga auch sehr viel hilft. Denn da bin ich jetzt jemand, der – nach außen hin zumindest – sehr lange ruhig bleibt. Und das habe ich auch dem Yoga zu verdanken. Da kann ich auch schön praktizieren mit den Kids. Kids sprechen da voll drauf an. Das ist meine Halbtagsbeschäftigung, sonst geb ich noch Yogakurse. Ich habe kein eigenes Studio, sondern ich miete Räume an. Läuft wieder gut. Wunderbar.

In 5 Tagen zum Sonnengruß… Nicoles Yogaweg beginnt

auf dem winterlichen Deich / Foto: hu

hu: Wie bist du zum Yoga gekommen?

Nicole: Ich hatte einen Betriebsleiterjob, 60, 70, 80 Stunden die Woche. War ziemlich anstrengend. Den habe ich gekündigt weil ich gemerkt hab, dafür bin ich nicht auf der Erde. Nur um zu arbeiten. Und da war ich dann frei, arbeitslos. Ein Freund, der hat immer zu mir gesagt, mach du mal Yoga, das tut dir gut. Sport hab ich immer gemacht, mein Job war auch Sport. Und dann habe ich 2008, in der VHS, in meiner Heimatstadt, das erste Mal einen Kurs gebucht.

Man hat damals noch gar nicht so Yoga-Studios und sowas gehabt. Gibt es auch heute nicht so arg viele bei uns. Es gibt ein Studio schon lange, aber die Leut sind einfach nicht meine Wellenlänge. Die sind so ganz geistig und ich bin ein ziemlich geerdeter Mensch. Bei der VHS habe ich also damals ‚In fünf Tagen zum Sonnengruß‘ gebucht. Danach habe ich mich so leicht gefühlt. Wie eine Feder.

Das war eine total interessante Erfahrung. Und dann dacht ich: Da ist mehr dran! Ich hab dann so ein bisschen für mich ‚rumpraktiziert und gemerkt, so klappt es nicht recht. Und war dann auf der Suche. Hab nicht wirklich was gefunden. Wollte aber mehr wissen und verstehen! Und dann habe ich 2010 bis 2012 die Yoga-Lehrer-Ausbildung gemacht. Bei Yoga Vidya, berufsbegleitend.

Zurück in den Körper

hu: Wie hat die Yoga-Lehrer-Ausbildung dein Leben beeinflußt?

Nicole: Es war geil. Ich kann ja Dialekt schwätza oder? Ja. Es war richtig geil. Das Wissen! Ich war damals wie ein Schwamm. Da war immer dieses Gerede von Meditation. Aber da mal das Wissen vermittelt zu kriegen: Was ist das überhaupt? Das alles hat mich dann – auch die Asanas – zu mir selbst zurückgebracht. In meinen Körper rein. Weil der hat ja immer nur funktionieren müssen.

Ich wurde echt richtig fit. Da ich sehr leicht nervös und gestresst bin, hilft mir das bis heute wahnsinnig viel. Ist einfach so. Ich mache nichts regelmäßig. Vor allem leider nicht Meditation, aber Yoga ist ein Segen für mein Leben. Ich bin mir sicher, dass ich ohne schon durchgedreht wäre. Was ihr auch wissen solltet: Ich fühle mich auch jetzt, mit 57 wirklich fit.

… Untiefen und wie man sie umgeht

Am Neujahrsmorgen im Ashramgarten / Foto:hu

hu: Also hast du mit Yoga deinen Lebensstil verändert?

Nicole: Nein. Schon bevor ich zum Yoga kam hatte ich einiges an meinem Lebenstil verändert. Als Teenagerin gings schon los. Da war viel Disco und so… Ich hab einiges durch. Drogen nie, aber Rauchen und Alkohol. Das bin ich aber vor 30 Jahren selber angegangen. Ich hab damals eine Lebenskrise gehabt, mit Trennung und Job los. Es war halt früher so: nach Feierabend, als Köchin, gab es zum Abschluß den Absacker. Und dann wurde es halt sukzessive immer mehr durch die Lebenskrise. Da habe ich mich selber irgendwann so anguckt und habe gedacht, nee, das gefällt mir nicht. Und habe dann damit allein aufgehört.

hu: Hat dir Yoga auf deinem spirituellen Weg geholfen?

Nicole: Ich seh‘ meinen Yogaweg nicht als spirituell, weil ich mich selber nicht als spirituell bezeichne. Wie mir Yoga hilft? Man erlebt ja als Frau so manche Dinge,.. Also ich hab körperliche Gewalt von einem Mann erlebt. Und da hat Yoga mein Leben gerettet, ganz klar. Weil da war diese Ablehnung vom Körper. Das war auch verbunden mit Depressionen, mit wahnsinnigen Angstzuständen. Immer so phasenweise. Posttraumatisches Stresssyndrom, du verstehst? Auf die Kindheit müssen wir da gar nicht eingehen. Ich war vor Yoga auch schon in einer Klinik, der Hochgratklinik. Hatte da schon einen großen Schritt gemacht. Wie die Arbeiten, deren Konzept, das ist auch spirituell, ganz klar.


Homa am Neujahrsmorgen Nordsee-Ashram

Yoga! Fertig. Aus.

Aber dann kam das Yoga noch dazu und ich habe meinen Körper wieder angefangen zu spüren und meinen Körper auch wieder akzeptieren können. Und das war ganz, ganz ganz wichtig für mich. Das war essentiell wichtig für mich. Abgesehen davon, dass ich körperlich so fit bin – es ist auch heute noch für mich psychisch eine ganz wichtige Stütze. Yoga! Fertig. Aus.

hu: Inwiefern?

Nicole: Also wenn ich merke es kommt viel von außen, dann brauche ich das Yoga. Ich brauche meine Asanas. Da fange ich dann auch das Meditieren wieder an. Dass ich da/hier bleibe. Dass ich in meiner Mitte bleibe. Da ist die Ausbildung für mich persönlich Gold wert. Bis heute. Deswegen komme ich auch immer wieder zu Yoga Vidya, weil das ist für mich so … das ist hilfreich, einfach hilfreich.

Die Intuition war immer da

Ich bin auch ein fröhlicherer Mensch, ein positiverer Mensch geworden durch das Yoga. Ich habe das noch nie jemandem so erzählt. Das ist neu für mich, das so zu erzählen… Ja, da hat sich ganz arg viel verändert. Gerade was Positives Denken und auch Vertrauen anbelangt. Mich verrädelt (verspult) es lange nicht mehr so, wie früher, wie bevor ich Yoga angefangen hab. Corona allerdings, also das war arg – da hat auch Yoga nicht mehr geholfen.

Dieses nicht arbeiten dürfen… Ich habe Existenzängste gekriegt, habe auch wieder Depressionen gehabt. Aber diesmal bloß mittelschwer. Und dann bin ich dann auch in eine Klinik. Suchte mir was aus, wo auch ein bisschen spirituell gearbeitet wird und dann passte das wieder.

hu: Ist das nicht grade das, was Vertrauen schafft? Dass du weißt, wenn du Hilfe brauchst, holst du sie dir auch? Dieses Wissen, du kannst dir und deiner Intuition vertrauen.

Nicole: Mit der Intuition und dem Vertrauen, das kommt dann so mit den Jahren. Ich weiss, dass die Intuition immer da war. Da war bei mir schon immer ein sehr, sehr gutes Gespür für Menschen, für Situationen, für alles. Ich bin dem aber nicht gefolgt, hab der Intuition nicht getraut.

Durch Yoga und auch noch durch die Kliniken und anderes, hab ich gelernt mir mehr zu vertrauen, meiner Intuition zu vertrauen. Weil ich liege da nicht falsch. Da hilft Yoga wirklich auch! Ich mache sehr viel Gleichgewichtsübungen. Bei mir ist das in jeder Stunde im Unterricht drin, weil mich das erdet. Und nach oben wachsen lässt. Und das ist wunderbar.

Yoga bei Depression, Angst und Trauma

Neujahrsmorgendämmerung im Garten / Foto:hu

hu: Heilst du durch Yoga?

Nicole: Wenn du Depressionen hast, das ist eine Erkrankung wie jede andere auch. Du verlierst da quasi sämtliches Körpergefühl. Und genau dafür ist das Yoga gut. Genau dafür. Und die Erdungssachen sind gut, bei Leuten die Angstzustände haben. Eine Angsterkrankung ist kein Spaziergang. Und genau das ist das, was Yoga macht – es stellt das Körpergefühl wieder her. Ich spreche jetzt aus eigener Erfahrung und als Yogalehrerin, die sehr viel sieht. Wo die Menschen gerade stehen, das können die mir nicht verbergen. Vor allem nicht im Yoga! Aber meine Teilnehmerinnen und ich, wir sprechen auch sehr viel miteinander.

Viele Teilnehmerinnen, die lange mit mir Yoga machen, die sagen, Nicole, ich genieße die Yoga-Stunde bei dir komplett, ich komme zur Ruhe, ich komme aus meiner Angst raus. Da macht Yoga ganz viel. Da brauchts keine Yoga-Therapie dafür, sondern einfach nur mit den Frauen üben/machen.

hu:  Das wird jetzt interessant! Weil mich das selber beschäftigt. Ich habe ja auch das Posttraumatische Stress-Syndrom, eine ewig lange unschöne Geschichte aus der Kindheit. Und mir ist es schon manchmal in großen Yogastunden tatsächlich zu harsch gewesen. Also dass mir vom Yogalehrer angesagt wird, ich soll was halten, wenn mir eigentlich gar nicht mehr nach halten ist. Oder dann wird wie früher im Sportunterricht so angezählt… Das bekommt mir nicht – merke ich aber immer erst hinterher. Es ist dann als wäre mir die ganze Energie entzogen. Ich habe festgestellt, es gibt Yogaklassen, die für Menschen mit PTBS* und PTSS nicht richtig sind. Und jetzt gibt es ja dieses Traumasensible Yoga oder traumainformiertes Yoga, indem es noch mehr darum geht, den Körper zu spüren und zu achten. Kleine Gruppengröße und dergleichen zeichnen es aus. Hast du dich mit diesem traumasensiblen, ich will fast sagen: Yoga-Trend, schon beschäftigt?

Welcher Yogaunterricht bei *Postraumatischen Belastungsstörungen?

Traumainformierter Yogaunterricht ist noch nicht sehr verbreitet, deshalb hier ein paar Tips für deine Yogastunde:
Kleine Gruppen oder Einzelstunde: In kleinen Gruppen oder im Einzelunterricht können Lehrende besser auf individuelle Bedürfnisse eingehen.
Sanfter Yoga-Stil: Sanfte Hatha-Yoga-Stunden, Yin-Yoga oder Restorative Yoga sind besser geeignet, da sie langsame, beruhigende Bewegungen und viel Raum für Pausen bieten.
Ruhige Atmosphäre: Wähle Klassen mit einer entspannten Umgebung, ohne laute Musik oder grelles Licht in der Umgebung.
Offene Kommunikation: Informiere Lehrende, falls du dich dabei wohlfühlst, über spezielle Bedürfnisse oder Trigger. Z.B. Bitte, dass Korrekturen verbal erfolgen, wenn das mögliche Trigger für dich sind
Flexibilität: Klassen, die Rücksicht auf dein individuelles Tempo nehmen, sind ideal.
💡 Tipp: Probiere verschiedene Angebote aus, um herauszufinden, was sich für dich stimmig und sicher anfühlt.

Trauma und Traumafolgestörungen verstehen – Yogalehrer Weiterbildung

Nicole: Diese ganzen unterschiedlichen – ja Yoga-Trends – die es so gibt, ganz ehrlich… Ich halte von den gefühlt 80.000 Trends relativ wenig. Aber es ist mir auch klar, wenn du im Sivanandasaal in Bad Meinberg unterrichtest, da hast du hundert Leute. Da kannst du nicht unterrichten wie ich. Ich unterrichte in meiner Gruppe maximal 14 Teilnehmerinnen. Denn wenn ich mehr annehme, kann ich nicht mehr so arbeiten, wie ich das möchte. Und darum geht es mir. Mein Geschäftsmodell ist auch wirklich eine persönliche Beziehung herzustellen. Gut, ich muss mich bei Zeiten natürlich auch immer wieder abgrenzen.

Wir lachen aber auch viel. Ich habe mich mit Traumasensiblen Yoga noch nie beschäftigt Ich finde aber gut, dass da was anfängt. Weil damals bei mir, schon in der Ausbildung, habe ich manchmal gedacht: Leute, ihr müsstet uns das beibringen, dass wir nie wissen, wen wir vor uns haben. Weiß ich, wenn ich da unterrichte, ob derjenige, ob das jemand ist mit einem festsitzenden Trauma? Mit traumatischen Erfahrungen war ich natürlich von Anfang an sehr vorsichtig, weil ich es von mir selber kenne. In so einem kleinen Kreis wie bei mir, bin ich schon sehr behutsam und kann das auch sein.

Wintersonne über den Dünen / Foto:hu

Nachhaltig unterrichten

Ich sehe sehr viel, alles kann ich nicht sehen. Es finden sich immer diejenigen… Oft Frauen, wo ich merke, wo ich spüre, bei denen die halten es (Trauma) noch überall fest. Ich finde es etwas ganz Wichtiges, dass gerade wir Yogalehrer Menschen helfen. Das ist mein Ziel schon immer gewesen. Als Yoga-Lehrerin. Ich habe fast nur Frauen, denen ich mit der gemeinsamen Praxis helfe, in ihrem Leben, in ihrem Alltag.

Aber das kommt natürlich auch durch meine eigene Geschichte. Sonst hätte ich diese Einstellung wahrscheinlich gar nicht. Und ich kriege aber auch bis heute das Feedback von Leuten, von Frauen: wir haben noch nie so eine Yogalehrerin gehabt, wie du in der VHS! Die sich so offen auf Menschen einlässt. Aber ich kann doch nicht an den Menschen vorbei unterrichten!

Kann ich nicht. Wenn ich das gut und nachhaltig aufziehen will, meine Yogaladen, dann muss ich das nachhaltig machen. So dass es meins wird, ein Teil von mir. Es ist ja ein Austausch. Und man wächst zusammen. Da sind Teilnehmerinnen… Wir machen seit zehn Jahren zusammen Yoga. Ich sage mit Absicht zusammen, weil in zehn Jahren passiert so einiges. Eigentlich sind wir eine halbe Frauengruppe. Mir ist das was Wichtiges. Und ich halte es auch für wichtig, wenn jetzt Yoga Vidya an die Trauma-Sache rangeht. Aber nur mit Leuten, die das auch wirklich können. Denn du musst wissen, was du tust, wenn das hochkommt. Nicht falls was hochkommt, sondern wenn es hochkommt.

Trauma akzeptieren lernen

hu: Ich denke, dass große Problem ist, wenn Leute sagen: Okay, ich muss mich, in meinem Leben was, verändern… Die hören zum Beispiel auf zu trinken oder zu rauchen oder zu spielen. Und dann kommt alles hoch. Wenn die anfangen sich zu spüren, dann fangen halt viele an zu denken: mir geht es ja schlechter als vorher! Weil da halt plötzlich dieser Berg ist. Von Schmerz und Erinnerungen und hast-du-nicht-gesehen. Du veränderst dein Leben in die heilsame Richtung, hörst damit auf, das Verdrängte zu deckeln und plötzlich bist du konfrontiert mit den ganzen Sachen, die du mit Hilfe von Substanzen, Zwangshandlungen, o.ä. unten gehalten hattest.

Nicole: Es gibt ja wirklich gute Kliniken in diesem Land, von den Krankenkassen finanziert, die genau so arbeiten. Also die 12-Schritte-Kliniken sind ja angelehnt an Anonyme Alkoholiker. Da gibt es diesen großen spirituellen Aspekt, das Abgeben an die höheren Macht. Und die nehmen dir dort erstmal alles. Die nehmen dir nicht bloß die gängigen legalen und illegalen Drogen, sondern zum Beispiel auch die Medien. Da wird richtig gefastet! Die machen feste Vereinbarungen mit dir und dann schauen die mal, was passiert. Das ist natürlich eine geniale Situation, weil du ja dort eine therapeutische Begleitung hast.

Nationalpark Wattenmeer; Foto: hu

hu: Und du kannst nicht mehr verlagern verlagern verlagern, weil eben alles weg ist! Also du kannst nicht anfangen jetzt wie blöde im Internet zu zocken oder Süßigkeiten zu vertilgen, wie verrückt Energy-Drinks kippen, weil deine präferierte Substanz nicht verfügbar ist.

Nicole: Ja, da war wirklich auch Medienfasten dabei. Die nehmen dich komplett raus aus allem – wenn du dich darauf einlässt. Und dann: Holla die Waldfee! Du begegnest dir selbst mit deinen ganzen negativen Gefühlen. Halt! Das habe ich mir auch abgewöhnt. Es gibt keine negativen Gefühle! Es gibt nur Gefühle. Punkt.

Nur was ich akzeptiere, kann ich gehen lassen…

Und die dürfen alle da sein. Ich habe am Anfang auch gedacht Yoga macht mir das „Negative“ alles weg. Das war so meine Hoffnung. Und dann habe ich irgendwann gemerkt: Noch besser! Ich hab nämlich angefangen zu akzeptieren was da ist. Darum geht es mir im Yoga, dass ich lerne, das zu akzeptieren. Wenn dann jemand zu mir sagt: ‚Das und das Gefühl darfst gar nicht haben, du bist doch Yoga-Lehrerin!‘ Sage ich: ‚Ja und jetzt? Kann ich jetzt keine Angst mehr haben?‘ Darum geht es doch: Erst wenn ich es akzeptiere, kann ich es gehen lassen. Es geht einfach nicht andersherum.

Father, give us courage to change what must be altered,
serenity to accept what cannot be helped,
and the insight to know the one from the other.

Vater, gib uns den Mut zu ändern, was geändert werden muss,
die Gelassenheit, zu akzeptieren, was nicht zu verändern ist,
und die Einsicht, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Gelassenheitsgebet des Theologen Reinhold Niebuhr das in leicht abgewandelter Form wichtiger Bestandteil in der Literatur und den Treffen vieler Selbsthilfegruppen ist.

hu: Shivakami wird dieses Gebet heute abend im Satsang vorlesen. Echt schön wie alles passt! Danke für dieses schöne und tiefe Gespräch.

Nikole: Ja. Ich denk‘ jeder braucht einfach das Wissen darum, gell? Ich mein‘ aber auch, das geht auch nicht mit jedem. Das hat jetzt einfach gepasst.

Jay! Vielen lieben Dank dir!


Komm uns gerne im Nordsee Ashram besuchen, sei es als Individualgast oder nimm teil an einem unserer Seminare!

Du willst mehr wissen über die Ausbildungsmodelle für Yogalehrer*innen bei Yoga Vidya? Alle Informationen dazu findest du hier:

Für Yogalehrende die tiefer ins Thema einsteigen möchten, gibt es im November diese Weiterbildung:

2 Kommentare
  • Herzlichen Dank für dieses grundehrliche Interview,ihr Beiden.
    Für mich ist Yoga seit 40Jahren mein bester Begleiter ,der durch Höhen und Tiefen einfach und vielfältig täglich mitgeht.
    Ob er einen besseren Menschen aus mir gemacht hat,weiß ich nicht ,aber ein Innehalten war immer möglich,oft sogar mit Perspektivwechsel.
    Yoga ist einfach großartig,weil er jeder Lebenszeit etwas Passendes anbieten kann.
    Dank an Erika Richter,meiner verehrten Yogalehrerin(1982) und vielen anderen.
    🙏Anette

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