Vor lauter Weihnachtstrubel kann man schnell mal vergessen, worum es denn überhaupt geht. Bei dem ganzen Besorgen, Verpacken, Verteilen, hier noch Wichteln, da noch übern Weihnachtsmarkt hat man kaum noch Zeit die eigene Umtriebigkeit zu hinterfragen. Wieso machen wir das? Die Forschung hat es mittlerweile eruiert und dem Ganzen einen Sanskrit Namen gegeben: Kama Muta – was sinngemäß „gerührt sein“ oder „tief bewegt sein“ bedeutet – beschreibt ein Gefühl, das uns unvermittelt trifft und unser Herz erwärmt. Dieses Gefühl entsteht, wenn wir uns verbunden fühlen, sei es durch einen besonderen Moment, eine unerwartete Geste oder die Freude, die wir mit anderen teilen.
Mit Bildern vom Yoga Vidya Weihnachtsmarkt 2024 von Svenja
Die Weihnachtszeit als Zeit für Kama Muta
Die Adventszeit steckt voller Vorbereitungen: Wir durchstöbern Einkaufsstraßen, wälzen Rezepte, bringen Pakete zur Post und sparen, um unseren Liebsten das perfekte Geschenk zu machen. Aber warum all diese Mühe? Geht es wirklich nur darum, Wünsche zu erfüllen?
Wenn wir ehrlich sind, steckt dahinter etwas Tieferes: der Wunsch, die Herzen unserer Mitmenschen zu berühren. Es geht nicht nur darum, eine Puppe für das Kind oder ein Puzzle für den Großvater zu besorgen. Es geht darum, Verbindung zu schaffen – Momente, die das Herz sprechen lassen und die Liebe zwischen uns spürbar machen.
Ich muss jedoch gestehen, dass Weihnachten in meiner eigenen Familie immer genau das Gegenteil war. Niemand bekam, was er sich wünschte, und das Fest wurde zum Minenfeld, in dem Erwartungen kollidierten. Ich erinnere mich, wie irritierend ich es fand, dass meine Eltern mich nicht kannten. Man schien weder meine Lieblingsfarbe zu kennen, noch was mich begeistert. Alle lagen mit ihren Geschenken immer daneben. Ach und der Baum war auch immer schief. Genauso wie mein unfreiwilliges Blockflötenspiel.
Es war nicht einmal böser Wille, sondern das Unvermögen, sich wirklich aufeinander einzulassen. Meine Mutter hatte eine klare Vorstellung davon, wie Weihnachten zu sein hatte, doch diese war sehr hoch gesteckt und nur mit anderen Protagonisten erreichbar gewesen. Jede Abweichung schürte Frustration. Mein Vater zog sich zurück, die Kinder verstanden nicht, was sie falsch machten – und so wurde das Fest zum Spannungsfeld, das man einfach nur heil überstehen wollte.
Was ist ein „gutes“ Weihnachtsfest?
Heute, mit mehr als einem halben Jahrhundert Lebenserfahrung, weiß ich, dass Geschenke und große Festmahlzeiten nicht das Ziel sind. Sie sind lediglich Werkzeuge, mit denen wir versuchen, etwas Tieferes zu erreichen: echte Verbindung, echte Harmonie.
Kama Muta entsteht, wenn wir jemandem nicht nur eine Freude machen, sondern ihn auf einer Ebene berühren, die tiefer geht als materielle Wünsche. Es ist das warme Gefühl, wenn das Herz des anderen überläuft – und das wiederum berührt auch unser eigenes.
Ich denke dabei an einen Moment, den ich im Sommer mit meinem Team erlebt habe: Unsere liebe Lisa stand kurz davor, uns und den Ashram zu verlassen. Als Abschiedsgeschenk hatten wir mit dem Web-Team einen kleinen Flashmob geplant. Sie hatte sich einmal beschwert, dass es kein Lied gibt, in dem ihr Name vorkommt. Also haben wir mithilfe von KI ein Lied komponiert, das nicht nur ihren Namen, sondern auch ihre Liebe zu koffeinfreiem Kaffee und Doppelkeksen erwähnte.
Als wir das Lied völlig unerwartet für sie sangen, war sie zuerst überrascht, dann zutiefst gerührt. Ihr kamen die Tränen, und auch bei mir bildete sich ein Kloß im Hals. In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, worum es bei all dem Schenken wirklich geht: um Verbundenheit.
Was ist Kama Muta?
Die Wurzeln des Begriffs Kama Muta liegen im Sanskrit. Ursprünglich bedeutet kāma „Liebe“ oder „Zuneigung“, während muta sich auf „bewegt“ oder „berührt“ bezieht. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Gefühl begann erst vor wenigen Jahren, als Psychologen und Forscher weltweit begannen, die universellen emotionalen Momente zu untersuchen, die Menschen miteinander verbinden. Dabei wurde festgestellt, dass Kama Muta kulturübergreifend existiert: Es beschreibt das Gefühl, das uns ergreift, wenn wir Zeugen eines besonderen Moments der Liebe, Verbundenheit oder Großzügigkeit werden. Ob bei einem herzergreifenden Film, einem rührenden Wiedersehen oder einer selbstlosen Tat.
Eine Einladung zum Innehalten
Vielleicht sitzt du jetzt grade still. Eine kleine Verschnaufpause inmitten der hektischen Weihnachtsvorbereitungen, die letzten Geschenke sind verpackt oder du sitzt grade in der Bahn und es ist nur noch eine Besorgung zu machen. Ich lade dich ein, einen Moment innezuhalten und dir diese Frage zu stellen:
Was brauchen die Anderen wirklich von mir?
Vielleicht ist es ja das richtige Geschenk, vielleicht ist es aber auch Zeit, ein aufmerksames Gespräch oder einfach ein ermutigendes Wort. Vielleicht wünscht sich jemand, dieses Jahr mal den Baum zu schmücken, vielleicht lässt sich alles ein wenig anders gestalten. Oder es gibt ein Lob, eine positive Erkenntnis über die anderen, die dir schon lange auf der Zunge liegt, die du aber bisher nicht ausgesprochen hast? Vielleicht tut es dir gut, dem Obdachlosen vor dem Kaufhaus einen heißen Tee und eine Semmel zu kaufen?
Kama Muta entsteht nicht durch Dinge, sondern durch das, was unser Herz wirklich berührt. Es ist die tiefe Freude, die in uns aufsteigt, wenn wir uns gegenseitig erkennen und wertschätzen.
Unser Weihnachtswunsch für dich:
Möge Kama Muta dich in dieser Weihnachtszeit überraschen – sei es durch ein Lächeln, einen unerwarteten Moment oder die Wärme, die echte Verbundenheit schenkt.
Wir wünschen dir ein friedliches, besinnliches und herzberührendes Weihnachten 2024.
Dein Yoga Vidya Social-Media-Team
Für ein yogisches Weihnachtsfest bist du natürlich im Ashram herzlich willkommen! (Mit Übernachtung nur solange noch Betten verfügbar sind 🙂 🧡)
Dassselbe gilt natürlich für Sylvester! Wenn dir der Sinn nach einem etwas anderen Sylvester steht, feiere das neue Jahr mit uns im Ashram! (Auch hier: Mit Übernachtung nur solange noch Betten verfügbar sind 🙂 🙏)
Die Autorin hu:
Vor mehr als 20 Jahren zwang mich eine schwere Krankheit dazu, meinen vorgedachten Pfad als Filmemacherin und Autorin zu verlassen und neue Wege zu finden und zu gehen. Diese Reise führte mich zu Heilern und spirituellen Lehrern, zu Hexen, Schamanen, ins Zen-Kloster und in die Einsiedelei. Durch meine Erfahrungen habe ich gelernt, dass wahres Verstehen und Erkennen nicht im Kopf stattfindet, sondern das ganze Wesen, das ganze Sein erfüllt. Seit September 2022 bin ich Sevaka bei Yoga Vidya Bad Meinberg. 🌻 hu
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Der Text ist aus dem Leben und deshalb nah am Herzen. Er ist eine Einladung das eigene Verhalten, die eigenen Erwartungen zu hinterfragen und gibt uns einen sanften Stopp mal Hinweis. Es tut gut ihn zu lesen, denn er gibt Hoffnung.
🧡lichen Dank für dein Feedback, dass zeigt dass Inspiration und Intention ‚durchklingen‘. Wir wünschen dir und deinen Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest 🎄!