Liebesrausch: Wenn Nächstenliebe zur Quelle grenzenloser Freude wird

Nächstenliebe, auch bekannt als Agape im christlichen Kontext oder Maitri im Sanskrit des Yoga, ist eine vielschichtige Tugend, die in allen großen Religionen eine zentrale Rolle spielt. Es ist die höchste Form der Liebe – eine uneigennützige, bedingungslose Hingabe an das Wohl anderer. Und diese Liebe macht viel mehr mit dir, als du vielleicht glaubst. ❤️

Im Yoga wird Nächstenliebe als Schlüssel zur Überwindung von Hindernissen und zur Erweiterung des Bewusstseins betrachtet. In Zeiten des Leidens Nächstenliebe zu kultivieren kommt nicht nur anderen, sondern auch uns selbst zugute.

Den Rausch der Nächstenliebe verstehen

Dass Menschen Freude daran haben, Gutes zu tun, ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen. Wenn du beispielsweise Geld spendest, wird in deinem Gehirn das Belohnungssystem aktiv, welches gleichzeitig für das Empfinden von Freude zuständig ist. Es führt also zu einer Art Rauschzustand, der in der Wissenschaft als das “helper‘s high” bezeichnet wird und sogar auf körperlicher und psychischer Ebene zu mehr Gesundheit führt.

Nächstenliebe in Form von Geben, Helfen, Großzügigkeit kann zur Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin und Oxytocin führen, die mit Glücksgefühlen und sozialer Bindung in Verbindung stehen. Diese biochemischen Reaktionen können nicht nur kurzfristiges Glück hervorrufen, sondern steigern auch langfristig das Wohlbefinden und die Zufriedenheit.

Die Studien zeigen, dass regelmäßiges Geben und altruistisches Verhalten mit einem verringerten Stressniveau, niedrigerem Blutdruck und insgesamt besserer mentaler Gesundheit verbunden sein können. So kannst du durch die Integration von Nächstenliebe im Alltag nicht nur anderen eine Freude machen – es können dadurch auch erhebliche positive Auswirkungen auf dein eigenes Wohlbefinden entstehen.

Im Geschenk des Gebens liegt die unsichtbare Magie, dass der, der großzügig teilt, unweigerlich auch die wundervolle Rückkehr der Liebe erfährt.

Zu geben und zu schenken macht sogar glücklicher, als zu nehmen oder sein Geld für sich selbst auszugeben. Wenn wir also geben oder einer anderen Person eine Freude machen, dann machen wir uns damit auch selbst eine Freude, wir haben also doppelte Freude, die einer gemeinsamen Quelle entspringt. Dies ist eine besonders schöne Möglichkeit, Verbundenheit zu anderen Menschen zu spüren.

Die Lehren von Swami Sivananda betonen die tätige Nächstenliebe als Mittel zur Überwindung des Egos. Swami Sivananda praktizierte selbst zeitlebens uneigennützigen Dienst, indem er sich für Arme, Kranke und Bedürftige einsetzte. Sein Erbe zeigt, dass Nächstenliebe nicht nur eine ethische Pflicht, sondern auch ein spiritueller Weg ist. Er verdeutlichte immer wieder, dass die Nächstenliebe die Essenz aller Spiritualität ist.

Die Maxime “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” wird oft als zentrales Gebot Jesu betrachtet und ist im allgemeinen Bewusstsein eng mit dem Christentum verknüpft. Dennoch hat dieses Gebot seinen Ursprung in der hebräischen Bibel und findet sich in ähnlicher Form in verschiedenen Weltreligionen.

Auf dem spirituellen Weg, unabhängig von religiöser Zugehörigkeit, nimmt die Bedeutung von “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” einen herausragenden Platz ein. Wenn die Liebe zu deinem Nächsten für dich auf natürliche Weise selbstverständlich ist, kannst du dies als Anzeichen spiritueller Reife betrachten.

Nächstenliebe offenbart sich im Großen und im Kleinen

Das kann bedeuten, sich ehrenamtlich zu engagieren oder im Alltag Menschen Trost zu spenden. Zeit, Geld, Materielles, Nahrung, ein offenes Ohr – es gibt viele Wege und Möglichkeiten des Schenkens und der Nächstenliebe. Es geht darum, zu erkennen oder auch zu erfragen, was ein anderer Mensch jetzt gerade braucht, was sein Bedürfnis ist und wie du ihm helfen kannst – und dann zu helfen, wenn es dir möglich ist.

Doch allein einen Menschen zu fragen, ob er etwas braucht und deine Unterstützung anzubieten, ist schon Nächstenliebe. Manch ein Mensch braucht sogar nur das, um sich durch dich gesehen zu fühlen und zu wissen, dass er mit seinem Problem nicht alleine ist. Das ist ein großes Geschenk.

Wie man Nächstenliebe übt

Im Teilen liegt Freude und Frieden. Teilen erzeugt kosmische Liebe und zerstört Habsucht. Teilen beseitigt Selbstsucht und lässt Selbstlosigkeit entstehen. Teilen reinigt das Herz. Teilen entwickelt Einheit.

Teile mit anderen alles, was du hast, physisch, geistig oder spirituell. Das ist wahres Yajna. Du wirst größer werden. Du wirst das Einssein und die Einheit des Lebens erfahren. Dies wird zu advaitischer Verwirklichung führen.

Du musst danach dürsten, jeden Tag wohltätige Handlungen auszuführen. Du darfst keine Gelegenheit versäumen. Du musst Gelegenheiten schaffen. Es gibt keinen Yoga und kein Yajna, das größer ist als sattvige Nächstenliebe spontaner Art.

Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis

Sieh dich selbst im Anderen

Jeder andere Mensch ist letztendlich ein anderes Du. Du bist ein anderes Ich. Es gibt keine Trennung. Wenn du also jemanden leiden siehst, dann werde dir bewusst: das bist du. Worüber würdest du dich in dieser Situation freuen, was bräuchtest du? Wenn es dir helfen würde oder du dich darüber freuen würdest, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es diesem Menschen ähnlich geht.

सर्वभूतस्थमात्मानं सर्वभूतानि चात्मनि |
ईक्षते योगयुक्तात्मा सर्वत्र समदर्शन: || 29 ||
sarva-bhūta-stham ātmānaṁ sarva-bhūtāni chātmani
īkṣhate yoga-yuktātmā sarvatra sama-darśhanaḥ

Der im Yoga harmonisierte Weise sieht das Selbst in allen Wesen und alle Wesen im Selbst; er sieht überall das Gleiche.

Bhagavad Gita, Kapitel 6, Vers 29

Du kannst es so immer wieder üben, durch die Welt zu gehen und nach Momenten zu suchen, in denen du dich selbst im Anderen sehen und diesem dann helfen oder eine Freude bereiten kannst.

Oder wenn du einen Wunsch von/an einen anderen Menschen hast – warte nicht darauf, mach dein Glück nicht abhängig davon, denn das führt in den meisten Situationen zu Enttäuschung. Stattdessen kannst du die Situation transformieren, indem du diesen Wunsch einem anderen Menschen erfüllst, wenn du meinst, dass dieser sich auch darüber freuen würde.

Wenn du dir beispielsweise wünschst, dass eine gute Freundin sich öfter bei dir meldet, dass jemand dir eine kleine Aufmerksamkeit schenkt oder dein Partner dich mal wieder in dein Lieblingsrestaurant ausführt, dann dreh es einfach um: melde dich bei deiner Freundin, schenke einem anderen Menschen eine kleine Aufmerksamkeit oder führe deinen Partner in sein Lieblingsrestaurant aus.

Das wird ebenfalls für dich ein Geschenk sein. Du wirst zu der Erkenntnis kommen, dass Geben noch so viel schöner als Empfangen ist, dass durch das Geben auf ganz natürliche Weise so unglaublich viel zurückkommt. ❤️

Du kannst Nächstenliebe so in dein tägliches Leben integrieren und feststellen, dass du durch die Öffnung deines Herzens und der Herzen deiner Mitmenschen ganz neue spirituelle Höhen erreichen kannst. Die bewusste Kultivierung von Nächstenliebe kann durch tägliche Affirmationen und Gebete verstärkt werden. Die Entwicklung dieser Tugend führt zu einem tieferen Verständnis für das Göttliche, da Gott in den Herzen aller Wesen wohnt.

ईश्वर: सर्वभूतानां हृद्देशेऽर्जुन तिष्ठति |
भ्रामयन्सर्वभूतानि यन्त्रारूढानि मायया || 61 ||
īśhvaraḥ sarva-bhūtānāṁ hṛid-deśhe ‘rjuna tiṣhṭhati
bhrāmayan sarva-bhūtāni yantrārūḍhāni māyayā

Der Herr wohnt in den Herzen aller Wesen, oh Arjuna, und lässt durch Seine täuschende Kraft alle Wesen sich drehen, so als stünden sie auf einer Maschine.

Bhagavad Gita, Kapitel 18, Vers 61

13 Affirmationen für das Kultivieren von Nächstenliebe:

“In meiner Liebe für andere finde ich wahre Freude und Erfüllung.”

“Meine Nächstenliebe strahlt aus wie ein warmes Licht, das Herzen berührt.”

“Durch bedingungsloses Geben stärke ich die Verbindung zu meiner inneren Liebe.”

“Die Freude des Schenkens erfüllt mein Herz und das Herz derjenigen, die ich berühre.”

“Jeder Akt der Nächstenliebe lässt mich spirituell wachsen.”

“In der Hingabe an das Wohl anderer entdecke ich die wahre Größe meines Herzens.”

“Meine Liebe zu meinen Mitmenschen wächst mit jedem liebevollen Gedanken und jeder wohlwollenden Tat.”

“Durch Nächstenliebe öffne ich mein Herz für die Schönheit der menschlichen Verbindung.”

“Ich bin ein Kanal bedingungsloser Liebe und Frieden für die Welt um mich herum.”

“Die Kraft meiner Nächstenliebe hat positive Auswirkungen auf mein eigenes Wohlbefinden.”

“In jedem Moment finde ich neue Wege, Liebe zu teilen und Licht in die Welt zu bringen.”

“Durch meine Nächstenliebe trage ich zur Erschaffung einer liebevolleren Welt bei.”

“Liebe ist meine Essenz, und ich kultiviere sie aktiv durch liebevolle Handlungen und Gedanken.”

Die 6 Yogawege: Ansätze, um Nächstenliebe zu entwickeln

Hatha Yoga ermöglicht es, durch die Befreiung von körperlichen Verspannungen und die Vertiefung der Verbindung zwischen Körper und Geist, ein tieferes Verständnis für das Wohlbefinden anderer und das Empfinden der Verbundenheit und Einheit mit allem zu entwickeln.

Raja Yoga hilft, den Geist zu beruhigen und aus dem Gedankenkarussell, welches sich oft um das Ego dreht, auszubrechen. Da du immer weniger mit dir selbst beschäftigt bist, können deine Mitmenschen und deine Umwelt einen größeren Platz in deinem Bewusstsein bekommen, du kannst Mitgefühl und Verständnis für andere entwickeln.

Bhakti Yoga betont die Hingabe an das Göttliche als Ausdruck bedingungs- und grenzenloser Liebe. In der Natur dieser Liebe steckt, dass sie auf alle Lebewesen ausgedehnt wird – denn das Göttliche steckt in allem. Ein Dienst am Nächsten ist zugleich ein Dienst an dir und am großen Ganzen, an Gott.

Karma Yoga motiviert zu selbstlosem Handeln im Dienst am Nächsten, ohne an Ergebnissen zu haften, ohne einen Dank oder sonstiges (zurück) zu erwarten. Geben und Nächstenliebe sind kein Tauschgeschäft, wenn es aus ganzem, reinen Herzen geschieht – und Karma Yoga reinigt das Herz.

Jnana Yoga führt zu einem tieferen Verständnis für die Einheit aller Wesen.

Kundalini Yoga stärkt das Bewusstsein für die universelle Energie, die allem das Leben einhaucht – und die auch als reine Liebe betrachtet werden kann.

In der Vereinigung dieser Yogawege zeigt sich die umfassende Bedeutung und Anwendbarkeit der Nächstenliebe. Diese göttliche Tugend dient nicht nur dem Wohl der Gemeinschaft, sondern führt auch zur spirituellen Befreiung.

Maitri als Schlüssel zur Geistesklarheit

Patanjali schreibt, dass die Kultivierung von Maitri (Freundlichkeit) eine wichtige Praxis des Yoga ist. Maitri steht für die Haltung der Freundlichkeit und Güte gegenüber allen Lebewesen. Es ist ein Schlüsselkonzept im Yoga, da es dazu beiträgt, das Gemüt zu beruhigen und den Geist für spirituelle Praktiken zu öffnen. Es geht darum, Mitgefühl und Liebe ohne Vorurteile zu entwickeln, um ein harmonisches und friedliches Leben zu führen.

मैत्री करुणा मुदितोपेक्षाणांसुखदुःख पुण्यापुण्यविषयाणां भावनातः चित्तप्रसादनम् || 33 ||
maitrī karuṇā mudito-pekṣāṇāṁ-sukha-duḥkha puṇya-apuṇya-viṣayāṇāṁ bhāvanātaḥ citta-prasādanam

Durch das Entwickeln von oder Verweilen in Freundlichkeit, Mitgefühl, Freude sowie Gleichgültigkeit gegenüber Glück, Leid, Tugend und Laster werden die Gedanken klar und gelassen.

Raja Yoga Sutra, Kapitel 1, Vers 33

Nächstenliebe kultivieren mit der Maitri Bhavana Meditation

Die Maitri Bhavana Meditation‏‎ ist die Meditation der liebevollen Güte. Du schickst dabei Gedanken von Mitgefühl, Liebe und Frieden in die ganze Welt und darüber hinaus. Eine wunderbare Meditationstechnik, um das Herz zu öffnen, Mitgefühl und Freundschaft zu entwickeln.

Öffne dein Herz mit Bhakti Yoga

Im Bhakti Yoga geht es um Liebe, Hingabe und die Erweckung deiner Beziehung zu einer höheren Kraft. Traditionelle Bhakti Yoga Praktiken umfassen dabei Mantra-Singen, Japa oder auch Rituale wie Arati, Homa oder Puja. Dabei wird deine geistig-emotionale Hülle gereinigt und das Herz geöffnet.

Auf diese Weise wird die Erfahrung von Verbundenheit, Frieden und Einheit sehr einfach möglich. Du möchtest tiefer eintauchen in den Bhakti Yoga? Vielleicht hilft dir dabei eines dieser Seminare: