Yoga Wiki über Samskara

Samskara steht für die Gesamtheit von Prägungen und Eindrücken in unserem Geist. Wir können uns den Geist wie einen riesigen Ozean vorstellen. Ein Samskara, also ein Eindruck auf unseren Geist, ist wie ein Stein, der in diesen Ozean fällt. Er erzeugt Wellen. Danach sinkt er herab in unser Unterbewusstsein. Ein Samskara ist entstanden. Diese Steine auf dem Grund unseres Unterbewusstseins bestimmen unsere Handlungsmuster, unsere Denkweisen.

Dass wir von meist unbewussten Prägungen geleitet werden, findet auch Bestätigung durch die Psychoanalyse. Sie beschreibt unsere Psyche als einen Eisberg, von dem nur die Spitze sichtbar und dem Bewusstsein zugänglich ist. Den ganzen Eisberg sieht die Psychoanalyse als Ergebnis frühkindlicher Prägungen, während die Yoga Philosophie hier einen Bogen spannt zu unseren früheren Leben. Unser Samskara ist durch unsere Erfahrungen in früheren Leben geformt. Ein Samskara ist also unser karmisches Erbe. Nicht alle Erfahrungen finden 1:1 ihre Entsprechung im nächsten Leben. Es ist eher wie die Jahresabrechnung eines Händlers, der nur die Bilanz der roten und schwarzen Zahlen abgleicht. Aus dieser Bilanz werden wir mit unserem Samskara, mit einem mentalen Paket aus moralischen Tendenzen geboren.

Nun stehen wir da, mitten im Leben, und halten uns fälschlicherweise für den Autor dieser Erfahrung. Doch es ist ein Trugschluss, die meisten Handlungen sind maschineller Natur, gesteuert durch unser Samskara. Vielleicht handeln wir so schon seit anfangsloser Zeit, das Rad von Geburt und Tod dreht sich unaufhaltsam weiter. Unser Samskara beherrscht uns.

Doch wir haben die Möglichkeit, uns durch Yoga von unseren negativen Samskaras Stück für Stück zu befreien. Patanjali sagt in der Yogasutra: tajjah samskaro nya samskara pratibandhi, was so viel heißt wie: Durch Yoga entsteht eine geistige Tendenz, die den Einfluss all jener anderen Tendenzen zurückdrängt, die auf falschem Verstehen beruhen. Doch wie kann Yoga es schaffen, uns von diesem wirkmächtigen Samskara zu dekonditionieren, zu entautomatisieren?

Yoga hat als Medium des Körpers die Möglichkeit, Erkenntnisse und Vorsätze auch körperlich zu integrieren und damit positive Samskaras zu festigen. Wir können in der Yogastunde für das Leben üben. Wir können uns ein Sankalpa (einen Vorsatz machen), ein Samskara zu durchbrechen. Oft ist es umso hilfreicher, je konkreter ein Sankalpa ist, z.B. „Ich werde ruhig und bewusst atmen.“ Wir können Tapas bei der Überwindung von unserem Samskara benutzen. Tapas ist jene Disziplin, die uns befeuert, wenn wir Beherrscher unserer Gedanken sind und es uns beispielsweise gelingt, eine anstrengende Bauchmuskelübung auszuführen, ohne uns in Gedanken von „Wann ist das endlich vorbei?“ zu verlieren. Gleichzeitig können wir den Balanceakt üben, dabei trotzdem freundlich und liebevoll zu uns zu sein, denn auch Selbstkritik kann ein negatives Samskara sein. Generell kann ein langsames und bewusstes Üben negative Tendenzen freilegen – z.B. dass wir uns durch eine bestimmte Asana durchschummeln- und hier das negative Samskara durchbrechen.

Wäre doch schade, wenn all diese neuen Fertigkeiten gemeinsam mit der Yogamatte eingerollt und womöglich erst eine Woche später wieder ausgerollt werden! Mach dem alten Samskara klar: Hier ist kein Platz mehr für dich! Yoga kann dich mit der nötigen Widerstandskraft ausstatten, die du auch im Alltag brauchst, um deine negativen Samskaras zu besiegen und die Samskaras nicht einmal dann die Oberhand gewinnen zu lassen, wenn du in Stressphasen bist. Verzweifel nicht, oft merkt man erst durch die Yogapraxis, wo deine Samskaras dich regieren – oft bringt auch schon die Bewusstwerdung und Beobachtung das langsame Dahinschmelzen von deinem Samskara. So wirst du Ebene für Ebene dein Samskara abtragen, bis der Ozean deines Geistes sich tief und ruhig bis in das Unendliche ausweitet. Im Wiki findest du noch viele weitere Tipps vom Umgang mit deinem Samskara! (ks)

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