Hormonyoga – Die weibliche Seite entdecken

Die Geschlechterperspektive spielt auch beim Yoga eine Rolle. Der Artikel erklärt nicht nur, was Hormonyoga überhaupt ist sondern auch, warum sich eine Aus- bzw. Weiterbildung zum/zur Hormonyoga Lehrer/in lohnt. 

Kennst du so etwas: Du fragst einen Mann nach dem Weg, sagen wir zum Schwimmbad, und bekommst die erhellende Aussage: „Immer geradeaus, dann links ab, dann liegt es auf der rechten Seite“? Als Frau fährst du dann eine gefühlte Stunde (geradeaus) durch einen unbekannten Wald, gerätst leicht in Panik, weil der Wald kein Ende nimmt und schon gar kein Weg links abbiegt.

Umgekehrt wirst du mitten in einer vernünftigen und ausführlichen Erklärung zum Weg ins Schwimmbad von einem leicht genervten Mann unterbrochen, der, wie sich herausstellt, nicht die Hälfte von dem verstanden hat, was du hilfreich sagen wolltest. 

Unterschiedliche Wahrnehmungsperspektiven

Ganz offensichtlich reden, verstehen und handeln Männer und Frauen aus unterschiedlichen Perspektiven, was im alltäglichen Zusammenleben zu nicht unerheblichen Missverständnissen, Unstimmigkeiten und emotionalem Stress führen kann. Auch wenn diese Tatsache immer mehr ins Bewusstsein rückt und, Göttin sei Dank, immer mehr diskutiert wird und Erkenntnisse zusammengetragen werden, bleibt ein Feld bisher eher unbeachtet: Der spirituelle Weg von Frauen unterscheidet sich durchaus von dem der Männer. Auch wenn das Ziel für beide gleich ist, die Verwirklichung des eigenen Selbst, ist der Weg dorthin doch aus unterschiedlichen Perspektiven möglich. Sich dieser weiblichen Perspektive zu nähern hat sowohl für Frauen als auch für Männer erhebliche Vorteile. Wenn die Frauen ein tieferes Verständnis für ihr eigenes Potential gewinnen, können sie selbstbewusster ihren Weg gehen. Wenn die Männer einen Einblick in den weiblichen Weg gewinnen, können sie völlig neue Seiten und Möglichkeiten in sich selbst entdecken.

Die einzige dauerhafte Schönheit ist die Schönheit des Herzens.
RUMI (persischer Dichter 1207-1273)

Was ist Hormonyoga?

Im Hormonyoga steht die weibliche Perspektive konsequent im Vordergrund. Shakti, die weibliche Kraft in dieser Welt, die Energie, ist der Dreh- und Angelpunkt, um den sich die körperlichen, geistigen und spirituellen Praktiken drehen. Die Aktivierungsatmung ist das Herzstück des Hormonyoga. Die aus dem Kundalini Yoga kommende Aktivierungsatmung ist eine Atemtechnik, mit der die Verbindung zwischen Energiekörper und physischem Körper hergestellt wird. Gleichzeitig ist die Aktivierungsatmung eine Konzentrationsübung und eine Übung zur Geistkontrolle. Diese Atemtechnik wird in Verbindung mit Asanas ausgeführt und sorgt so dafür, dass die Wirkung der Hormonyogaübungen auf das Drüsensystem intensiviert wird. Da die Frauen die durch die Aktivierungsatmung aufgebaute Energie in ihren Körper lenken, wird ein intensives neues Körperbewusstsein aufgebaut. Gleichzeitig werden die Chakras (feinstoffliche Energiezentren) aktiviert und die feinstofflichen Energiekanäle (Nadis) werden geöffnet.

Nach wie vor sind die meisten Frauen stark von ihren unteren Chakras abgetrennt, auch wenn für sie gerade das Muladhara Wurzelchakra (am unteren Ende der Wirbelsäule) und das Swadhisthana Chakra (Höhe Steißbein) eine zentrale Bedeutung haben. Damit sind die meisten Frauen leider aber auch von einem angemessenen Körpergefühl für ihren Unterleib abgeschnitten, mit fatalen gesundheitlichen, geistigen und spirituellen Folgen. Ähnliches gilt natürlich auch für die Männer.

Christane Northrup, eine amerikanische Gynäkologin hat diese Tatsache treffend zusammengefasst: „Hätte sich die Menschheit kollektiv stärker um die Bedürfnisse der unteren Chakras gekümmert und sie als vitalen Bestandteil des Ganzen betrachtet, statt sie den „höheren“ spirituellen Dingen unterzuordnen, würde unser Planet und das individuelle Leben heute blühen und gedeihen.“

0HS_Catrin-u-Chaitanya-2013-MediBaum-01_mediumIm Hormonyoga lernen wir, unseren unteren Chakras die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen. Für die Frauen besteht so die Chance, aus einem bewussten Körpergefühl heraus Shakti als ureigene Kraft zu erfahren, die alle unsere Chakras durchströmt und beeinflusst. Die Frauen erlangen eine neue Form von Selbstkompetenz, die sie zu interessanten Partnerinnen gerade auch für Männer macht. Die Männer lernen im Hormonyoga ein neues Verständnis für ihren eigenen Körper und die wirkenden Kräfte kennen. Ein alter Spruch besagt, dass Wissen Macht ist. Im Hormonyoga gilt es, Wissen ganz praktisch umzusetzen, für die eigene Entwicklung anzuwenden und dieses Wissen möglichst auch an andere weiterzugeben.

So wird im Basisseminar Hormonyoga zunächst an der eigenen Erfahrung gearbeitet. In der Ausbildung zur/zum Hormonyogalehrer/In wird intensiv diskutiert, mit welchen Ansätzen und Techniken, das Wissen an andere weitergeben werden kann. Beide Veranstaltungen stehen auch Männern offen, die mehr über sich und von den Potentialen der Frauen lernen wollen. Dieses Wissen führt zu unserem gemeinsamen Ziel, auch wenn die Wege unterschiedlich sind, wie die Erklärungen zum Erreichen des Waldschwimmbades. Männer nennen nur die wesentlichen Wegmarken mit Blick auf das ferne Ziel. Ihr Fokus ist auf die Ferne gerichtet und so arbeitet auch ihr Wahrnehmungsvermögen. Frauen haben das nähere Umfeld mit allen Details ganz selbstverständlich im Blick und setzen daher bei ihrer Wegbeschreibung viele kleine Orientierungspunkte. Weiß man um die Unterschiede, kann das gegenseitige Vertrauen wachsen und man kommt an, auch wenn die Orientierungshilfen auf den ersten Blick ungewohnt sind. Hormonyoga ist also für Männer und Frauen eine große Hilfe und Bereicherung.

Ein Artikel von Shivapriya Angela Große-Lohmannerschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 32

PowerPoint-PräsentationShivapriya Angela Große-Lohmann ist Yogalehrerin (BYV), Lehrerin und Dozentin. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen der Stellung von Frauen in unserer Gesellschaft. Intensive eigene Yogapraxis mit Schwerpunkt Hormonyoga und langjährige Seminar- und Ausbildererfahrung.

Seminare mit der Autorin sowie anderen Lehrerinnen zum Thema Hormonyoga: 

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