Mit einem Rollkoffer und Rucksack bepackt, hab ich mich Ende September 2024 vom Ashram in Bad Meinberg gen Norden aufgemacht, um sechs Tage im Nordsee-Ashram zu verbringen und am Seminar Insel Yoga teilzunehmen. Wie immer hatte ich die Details nicht so genau studiert – es reichte mir, dass ich innerhalb des Seminars Nordseeinseln besuche und Yoga am Strand machen würde. Das klang genau nach dem, was ich brauchte: Nach Wochen mit zuviel Bildschirmzeit und Sadhana eher im Mitschleif-Modus war diese Auszeit perfekt. Meditieren, Yoga am Strand, und Wattenmeer. Watt willste Meer? Und weil ich so ein Kluntje (friesisch für Kandiszuckerstückchen) bin, nehm ich euch einfach mit zu meinem ersten Besuch im Nordsee Ashram! Jay!
Ein Erlebnisbericht von der Waterkant! Bild und Wort by hu
1. Tag: Die Anreise
Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Wenn man davon absieht, dass ich das Ticket für den VORTAG! gekauft hatte. Was wohl auch der Grund gewesen war, warum mein Bus nicht gekommen war. Zum Glück war der Bad Meinberger Fahrdienst (Danke Nico!) )schnell eingesprungen und der Schaffner, dem es dann schließlich auffiel, war super coolant (Achtung denglisch!)… Alles lief dann erstaunlich glatt, obwohl ich es unbewusst so angelegt hatte, dass es hätte schiefgehen müssen.
Die letzte Etappe, wenn man mit Öffis anreist, führt mit dem Bus 121 von Wilhelmshaven nach Hooksiel/Schillig. Meine Haltestelle: Wiarder Altendeich. Ha,ha „weirder“ Altendeich (weirder =Adj. engl.: eigenartiger, unheimlicher, übernatürlicher)! Das gefällt der mir inne wohnenden Wierden. Der Bus fährt werktags stündlich, am Wochenende aber nur alle zwei Stunden, und das auch nur bis 17 Uhr. Wer später unterwegs ist, sollte bis 17 Uhr den Rufbus bestellen (steht immer in den Infos zur Anreise).
Falls ihr also sonntags in Wilhelmshaven ankommt, könnte es sein, dass ihr eine Stunde oder mehr auf den Bus warten müsst. Aber das ist nicht schlimm, denn der Große Hafen ist nicht weit vom Bahnhof entfernt. Perfekt, um sich die Zeit zu vertreiben, frische Luft zu schnappen und sich einzustimmen. Direkt gegenüber vom Busbahnhof liegt auch ein kleiner Park, wo ich hübsch Lavendelblüten leuchten sah.








Der Bus zum Ashram kostet 4,50€ (9/2025), aber wenn man die Kurtaxe entrichtet hat, nur noch 1 Euro pro Fahrt. Nach einer idyllischen Busfahrt durch flache Landschaften mit Windrädern und – zu meiner Überraschung – vielen Störchen, hält der Bus an meiner Haltestelle. Wenn man aus dem Bus steigt, einfach in die Richtung weiterlaufen, in die der Bus wegfährt, und nach ein paar hundert Metern taucht auf der linken Seite der Ashram Nordsee auf. Ich kannte das Gebäude nur von Fotos, aber in Wirklichkeit sieht es viel heimeliger aus! Ich dachte erst, das kann es nicht sein!
Ankunft im Nordsee-Ashram
Drinnen empfing mich die entzückende Krishnashakti und erklärte mir alles. Ich hätte Bettwäsche und Handtücher (jew. 5€) leihen können – genau wie in Bad Meinberg. Nach der Kurtaxe-Zahlung bekam ich den Zimmerschlüssel und wurde zur Hausführung um 19 Uhr eingeladen. Da hab ich mich zuerst mal eingerichtet und frisch gemacht.












Es gibt eine schöne Teestation, an der man sich jederzeit bedienen kann. Jeder hat seine eigene Tasse, die man beschriften kann und benutzt, bis man sie tauschen möchte. Es gibt auch hier verschiedene Teesorten und ayurvedisches Wasser. Der Speisesaal ist urig und gemütlich, aber wer mag, kann auch draußen essen. Im Nordsee-Ashram sind die Essenszeiten etwas anders als in Bad Meinberg: Hier gibt es um 11 Uhr und 18 Uhr Essen. Nach dem Einrichten im Zimmer war es auch schon Zeit für meine erste Mahlzeit hier.
Das erste Ma(h)l
Am ersten Abend gab es Kürbissuppe, gebratenen Wirsing, Chinakohl und herrlich knusprige Kartoffeln mit Raita. Es gab auch eine Salatbar mit allerlei Leckereien, darunter Nudelsalat und drei Dressings, zwei davon vegan. Ich hielt mich an die veganen Optionen und hoffte, dass ich bei den unbeschrifteten Speisen richtig lag (ich lag richtig) – mir war nicht nach Nachfragen. Aber als nochmal vergessen worden war, ein Schildchen hinzustellen, wurde das bei meiner Nachfrage gleich nachgeholt. Der Küchenchef sitzt hier nämlich mit im Speisesaal, man kann also immer hingehen und fragen, grade auch falls man spezifischere Unverträglichkeiten hat. Der erste Teller war so lecker, dass ich mir gleich noch Nachschlag holte – nicht als einzige!
























Nach dem Essen gab es eine Hausführung, die burnie (er beharrt auf dieser Schreibweise) – unser Seminarleiter – auf sehr humorvolle Weise leitete. In ihm steckt definitiv ein kleiner Buddha: Mal lacht er, mal wird er ernst, nur um gleich wieder zu lachen. Seine Gefühle scheinen einfach so durch ihn hindurchzuwogen. Uns wurden die verschiedenen Räume gezeigt: die Yogaräume und das Kaminzimmer aber auch wo die Homa (Feuerzeremonie) stattfindet und wo die Fass-Sauna ist, die man im Ganzen für 32 € buchen kann. (Wenn man sich mit anderen zusammentut, wird sie schnell richtig günstig.)
Später, um 20 Uhr, fand der Satsang statt, und um 21:15 Uhr trafen wir uns zur Ankommensrunde, bei der sich alle vorstellten und das Programm besprochen wurde. Was wann genau stattfindet, habe ich schnell vergessen, aber dank burnies Führung weiß ich ja, wo der Plan hängt!
Der 2. Tag oder Watt’n Meer!
in meiner ersten Nacht im Nordsee-Ashram habe ich geschlafen wie ein Stein. Eigentlich hatte ich mir den Wecker auf 6 Uhr gestellt, aber ihn einfach weggedrückt und mich nochmal umgedreht. Homa fiel dadurch aus und ich hab mir mehr Zeit mit meinen Kriyas gelassen, letztendlich war ich dann zur ersten Yogastunde parat.
Der Tripura-Yogaraum ist hell und einladend, und als immer mehr Leute dazu kamen, wurde einfach eine Wand aufgemacht, sodass genug Platz für alle war. Die Stunde war genau richtig: nicht zu anspruchsvoll, aber doch auch fordernd. Ich habe sogar ein paar neue Ideen mitgenommen. Zum Beispiel hat die Yogalehrerin Abhaa uns gezeigt, wie man mit einer Yogadecke und der Matte einen Schulterstand so unterstützen kann, dass er noch bequemer ist. Das kannte ich in dieser Form noch nicht!
Nach der Yogastunde ging es weiter zum Brunch, und ich muss zugeben, ich habe mich schon sehr auf das Essen gefreut. Es gab leckeres Kitchari, dazu gedünstetes Gemüse in verschiedenen Variationen, und natürlich auch süßen Brei, Brotaufstriche und Salate. Oh der Kürbisaufstrich hat es mir angetan! Pappsatt und zufrieden war ich danach.
Mehr Watt als Meer








Um 12:30 Uhr haben wir uns dann vor dem Eingang getroffen, um unseren ersten Spaziergang am Meer zu machen. Nach einer kurzen Fahrt von fünf bis zehn Minuten waren wir am Deich in Schillig. Sobald ich die Nordsee gesehen hab‘, ging mein Herz auf. Die Sonne schien, der Wind wehte sanft, Schafe grasten auf dem Deich, Drachen stiegen in die Luft und am Horizont tuckerten Schiffe vorbei. Es war einfach nur schön. Wir haben sofort die Schuhe ausgezogen und sind barfuß losgestapft. Das Meer hat sich irgendwo versteckt, das fand ich aber gut – so war genug Watt für alle da!
Zuerst sind wir im Schweigen gegangen und haben „Mauna“ gehalten, was ich total angenehm fand. Oft plaudert man ja aus Höflichkeit weiter, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, anstatt sich richtig auf den Ort einzulassen. Aber dieses gemeinsame Schweigen hat es uns ermöglicht, die Umgebung wirklich bewusst wahrzunehmen.
Deswegen finde ich, es sollten alle Reisegruppen in der Welt übernehmen, dass einfach alle eine Zeit lang die Schnüss halten und wirklich den Ort wahrnehmen, an dem sie sind.
Irgendwann haben wir dann wieder angefangen zu sprechen. Wir haben uns ein bisschen ausgetauscht, und unser Kursleiter hat uns einiges erzählt, übers Watt, über die Strandabschnitte und vieles mehr. Zum Abschluss haben wir dann am Strand noch eine Pranayama-Übung gemacht – ganz einfach im Stehen, mit Blick auf die Weite des Meeres. Das tat so gut! Als wir wieder im Auto saßen, habe ich gemerkt, wie mein ganzer Kopf vor Prana gebizzelt hat. Mein dümmliches Grinsen war nicht wegzukriegen!
Moin ist hier den ganzen Tag
Gegen halb vier waren wir zurück im Ashram. Einige blieben noch in einem Café, aber ich war ziemlich erledigt und habe mich erstmal für ein Nickerchen hingelegt. Ich bin einfach wie ein Stein eingeschlafen – keine Träume, kein wildes Herumwälzen, nur tiefer, erholsamer Schlaf. Das war ein richtiger Segen, denn in letzter Zeit hatte ich oft sehr wilde Träume. Um 18 Uhr gab es dann Abendessen: gefüllte Zucchini mit Beilagen und die schnieken Salatbar. Die Zucchini gab es sowohl in einer veganen als auch in einer vegetarischen Variante. Schön satt haben wir uns hinterher die Bäuche gerieben.
Aus meiner Gruppe sind viele zum Om Namo Narayanaya gekommen und haben auch mitgesungen, danach ging es weiter mit Satsang. Der war auch total schön und wurde wie die Yogastunde von Abha geleitet. Alle haben mitgesungen, und die Atmosphäre war so friedlich und gemeinschaftlich. Zum krönenden Abschluss hat uns Pranava noch eine fein gestimmte Klangreise geschenkt. Das war der perfekte Ausklang für den Tag.
Ich habe danach nichts weiter gemacht, bin einfach nur ins Bett und wieder wie ein Stein eingeschlafen. Der Schlaf funktioniert hier wirklich wunderbar. Und wenn ich aufwache ist immer Moin!
3. Tag: Insel Yoga auf Langeoog
Die zweite Nacht im Nordsee-Ashram war wieder erholsam, und ich wachte früh auf. Nach einer ruhigen Praxis hatte ich noch etwas Zeit, bevor wir uns um 8:30 Uhr auf den Weg zur Fähre nach Langeoog machten. Die Küche hatte für uns bereits ein kleines Frühstück vorbereitet. So konnten wir uns in Ruhe stärken und Proviant einpacken. Ich hatte mir Obst, Nüsse und ein glutenfreies Brötchen (selber mitgebracht) mit Aufstrich und frischem Gemüse vorbereitet – perfekt für den Tag.
Pünktlich um 8:30 Uhr trafen wir uns und fuhren zur Fähre Richtung Langeoog. Ich glaube, wir sind in Bensersiel gestartet. Die Überfahrt war wunderschön – die Sonne schien, und hin und wieder zog eine kleine Wolke vorbei, was die Szenerie nur noch dramatischer machte. Auch wenn man denkt, die Plätze an der Reeling wären ideal, ein windgeschützter Platz in der Mitte ist definitiv die bessere Wahl!
Auf Langeoog angekommen, spürte man sofort die Lebendigkeit der Insel. Die Hauptstraße war voller Touristen, die wie wir alles bestaunten und dabei oft mitten im Weg stehen blieben. Wir gingen die Straße hinauf bis zum Wasserturm, bewunderten kurz die Aussicht und liefen weiter bis zum Deich. Unten am Strand hatten wir ursprünglich geplant, Mauna zu halten – also Schweigen zu üben – doch die Aufregung und Freude der Gruppe ließen das nicht lange zu.
Stattdessen machten wir eine Insel Yoga Yoga-Session am Strand, mit Pranayama und Körpermobilisierungen. Es war ein witziges Erlebnis, da wir z. B. den Gorilla machten und die anderen Strandbesucher neugierig zusahen. Aber am Strand macht ja jeder, was er möchte – niemand schämt sich, und macht sein Ding. Das ist das Schöne daran.












Die Entspannung holt mich ein
Danach verteilten sich alle. Einige blieben in Gruppen zusammen, andere setzten sich in Strandkörbe, um zu meditieren, zu lesen oder ein Nickerchen zu machen. Ich zog es vor, Ohrstöpsel zu benutzen, da der Wind ziemlich laut war. Es war unglaublich, wie die Welt plötzlich still wurde – nur noch das leise Rauschen der Wellen war zu hören, und ich fiel in eine tiefe Entspannung.
Noch eine Weile ging ich herum, machte ein paar Fotos und dachte darüber nach, wie ich die Stimmung des Augenblicks festhalten könnte – die Ruhe, das Licht, der Wind. Schließlich setzte ich mich an den Rand einer Düne, wo es windgeschützt war, und schaute in den Himmel. Ohne es zu merken, schlief ich ein und wachte später ganz entspannt unter den Wolken wieder auf. Ich lag da und meinte das Wogen der Wellen durch den Sand zu spüren.
Später setzte ich mich in einen Strandkorb und vertilgte meinen Proviant. Nach dem Essen wanderte ich durch die Dünen zurück in den Ort und zu unserem Treffpunkt am Inselbahnhof. Mit der Inselbahn und fuhren wir zurück zur Fähre. Diesmal stand ich draußen auf der Plattform – das Gefühl, den Wind und die Umgebung so intensiv wahrzunehmen, war schön. Anders als das drinnen-Sitzen, das mich eher an eine U-Bahn-Fahrt erinnert hat.
Die Rückfahrt zur Fähre war bei Ebbe, und die Landschaft sah plötzlich ganz anders aus. Pünktlich zum Abendessen waren wir zurück im Ashram, wo uns eine fantastische Linsensuppe (so gut wie die kurdische Linsensuppe in Bad Meinberg) und Kartoffelgratin mit Cashew-Käse erwarteten. Die Salatbar war ebenfalls super, und ich habe richtig zugeschlagen. Bald war ich unter der Decke und schlief sofort ein. Es war ein wirklich toller Tag – entspannt, erlebnisreich und erholsam. Ein großes Dankeschön an burnie für die wundervollen Ausflüge, die er mit uns macht.
4. Tag – Die mittelalte Frau und das Meer
Morgens gemeinsamer Satsang, dann Yogastunde mit anschließendem Brunch. Mittwochs ist nachmittags keine Yogastunde im Nordsee-Ashram angesetzt, was bedeutet, dass jeder die Möglichkeit hatte, nach eigener Fasson die Zeit zu vertändeln, ohne das Gefühl etwas zu verpassen.
Ich entschied mich für einen Spaziergang und machte mich an der Mühle vorbei auf den Weg zum Naturstrand. Durch das Naturschutzgebiet und dann am Meer entlang, An die Dünen gelehnt, genoß ich die frische Luft und den weiten Blick. Mein Spaziergang führte mich weiter bis nach Horumersiel und dann wieder zurück zum Ashram.
Das Wetter war perfekt – die Sonne schien, der Wind wehte sanft und trug den Ruf vieler Vögel mit sich. Es war wirklich ein herrlicher Tag, um draußen zu sein und die Natur in vollen Zügen zu genießen.












Der 5. Tag Insel Yoga: Yogi Blut fließt auf Spiekeroog
Am Donnerstag ging’s dann gleich morgens los. Wir wollten nach Spiekeroog. Dachten schon, wir kommen zu spät, weil plötzlich eine lange Strecke gesperrt war – super Timing. Aber total entspannt: Die Leute am Fährhafen in Neuharlingersiel waren mega nett und meinten, zur Not könnten wir da auch die andere Fähre nehmen, die auch schon beladen wurde. Wenn wir’ rennen wollten, würden wir unsere aber noch kriegen! Sehr friesisch das Ganze. (Wir Nichtfriesen sind übrigens gerannt.)
Die Fähre sah ein bisschen aus wie eine Autofähre – dachte erst, da gibt’s keine Autos? – aber ist so wohl eher für Transportzwecke. Unten drin ein großer Raum mit Kiosk und so, aber klar, ich musste natürlich wieder oben im Wind sitzen. Volle Packung Nordsee!
Nichtvegane Vampyre!
Auf Spiekeroog gibt’s keine Bimmelbahn oder so. Alleyogis also zu Fuß Richtung Strand. Und dann … BAM! Mückenattacke! Ich hab’s erst gar nicht gemerkt und bin dann aber in Stechschritt verfallen… Meine ‚Ausbeute‘? Sieben Stiche auf der Stirn. Ich dachte eigentlich, Mücken mögen mich nicht.. Tja, diese hier anscheinend schon. Deshalb heißer Tipp für alle: Mückenschutz mitnehmen! Eine Frau meinte, es sei dieses Jahr besonders schlimm. Und zum Glück hatte jemand so ein kleines heiß werdendes Ding, das man auf die Stiche hält dabei – das hat echt gut und schnell geholfen.
Am Strand hatten wir dann Ruhe vor den Himsischen Blutsaugern. Einige von uns sind schwimmen gegangen, andere haben einfach gechillt. Und dann haben wir noch Yoga gemacht, ohne Matten. Fand ich super, weil man sich aus dem Sand ein Kissen bauen kann, oder die Füße leicht eingraben kann, für den perfekten Halt. Eine toll anpassbare Unterlage!












Danach Picknick mit unserem mitgebrachten Proviant. Und dann ging jeder so für sich los – manche blieben am Strand, andere erkundeten den Ort. Ich hab erst gehadert (himsische Blutsauger!) und bin aber dann doch mit ’nem Mädelstrüppchen losgezogen. Und es hat sich gelohnt! Total hübsche kleine Häuschen, liebevoll gemacht. Klar, ein bisschen touristisch, aber schön .Und: Mein erster Friesentee dieser Reise! In einer kleinen Teestube. Mit Kluntje und veganer Milch! Zurück im Ashram standen noch noch Ecstatic Dance und Yoga Nidra auf dem Programm, aber ich war platt. Ab ins Bett.
Der letzte Insel Yoga Tag
Am nächsten Tag ging es mir tatsächlich nicht so gut. Ich habe gemerkt, dass gerade viele Themen in mir hochkamen, mit denen ich mich vorher kaum beschäftigt hatte. Deshalb habe ich mir am Freitag bewusst Zeit genommen, um mir diese Themen genauer anzuschauen.
Der Morgen begann noch mit der Abschiedsrunde, und es wäre auch noch eine Yogastunde gewesen, aber ich habe mich stattdessen für Rückzug entschieden. Obwohl eigentlich eine fröhliche Abschiedsstimmung herrschte, habe ich gemerkt, dass ich Raum für mich brauche. Also habe ich mich nach der Verabschiedung bewusst zurückgezogen und den ganzen Tag für mich genutzt, um wirklich hineinzuspüren: Was ist gerade los? Stehen Entscheidungen an? Oder will ich mir die Themen nur nochmal anschauen?
Diese Auszeit war unglaublich wertvoll. Andere haben gesagt, dass sie an diesem Ort besonders gut nachdenken können. Bei mir war es eher das Gegenteil – es fühlte sich an, als wäre mein Kopf einmal komplett leergeblasen. Ich habe mir angewöhnt, Ohrstöpsel mitzunehmen, besonders wenn es windig ist. Damit nehme ich alles viel intensiver wahr. Ohne den ständigen Geräuschpegel ist das Erleben irgendwie klarer. Wenn ich in den Dünen lag, hatte ich das Gefühl, die Wellen durch den Sand zu spüren. Dieses Gefühl von Geborgenheit war so präsent, mein Kopf ganz still. Gedanken an Zuhause waren weit weg. Und das war wunderschön, denn mein Geist ist oft hyperaktiv.
Aber am Freitag, als ein Großteil der Insel Yoga Gruppe abreiste, kam alles mit Macht zurück. Und auch das war gut. Denn mit diesem Abstand konnte ich die Dinge aus einer neuen Perspektive betrachten.
U.A.w.g (Um Antwort wird gebeten) …
Am Samstagmorgen habe ich kein Yoga gemacht, sondern bin nochmal durchs Haus gegangen, habe Fotos gemacht und mein Zimmer geputzt. Bevor ich zum Brunch gegangen bin, habe ich noch über das nachgedacht, was am Freitag in mir hochkam. Eine große Frage war: Ist Bad Meinberg noch der richtige Ort für mich? Hier an der Nordsee fühlte ich mich so wohl, so tief entspannt. Vielleicht war das der Ort, der mir gerade besser tut? Oder war es überhaupt noch stimmig für mich, im Ashram zu leben? In solchen Momenten bitte ich gern um ein Zeichen. Wenn man sich bei bestimmten Fragen unsicher ist, schadet es nicht, das Universum um ein wenig Hilfe zu bitten.
… und die kommt auch prompt!
Tatsächlich: Ich habe ein Zeichen bekommen. Und was für eins! Am Samstag war ich überpünktlich an der Bushaltestelle. Ich hatte gehört, dass der Bus manchmal etwas früher kommt. Doch an diesem Tag kam der Bus zwei Minuten zu spät. Klingt erstmal nicht dramatisch, aber ich hatte nur fünf Minuten Umstiegszeit vom Bus zum Zug. Üblicherweise war der Bus wohl immer schon 5-10min. früher am Bahnhof, aber …

Der Busfahrer ließ sich viel Zeit! Kein Stau, keine roten Ampeln, aber er fuhr einfach langsam. An jeder Haltestelle stand er, obwohl die Abfahrtszeit schon vorbei war. Oh das war einfach nur frustrierend. Da wir Passagiere immer nervöser wurden, sprachen wir den Busfahrer schließlich darauf an. Ich hatte bereits nachgeschaut, was wäre, wenn ich den Zug verpassen würde. Kein Problem – dachte ich. Eine Stunde später fährt noch ein Zug. Aber dann las ich: Der nächste Zug fällt aus, wegen Personalmangel. Und der übernächste wäre erst zwei Stunden später gefahren. Mit dem hatte ich allerdings keine Verbindung mehr nach Bad Meinberg?! Wir kamen schließlich mit 8 Minuten Verspätung in Wilhelmshaven an – der Zug war weg… Das war so surreal – am Samstagmittag um dreiviertel eins in einer mittelgroßen Stadt, einem Oberzentrum von Niedersachsen gestrandet? Ich konnte es nicht glauben.
Du kommst hier nich‘ weg! sagte der universelle Türsteher
Mir fiel ein, dass jemand aus dem Ashram erzählt hatte, dass eventuell jemand nach Oldenburg fahren würde. Wenn ich es dorthin schaffen würde, käme ich von dort vielleicht weiter. Also rief ich im Ashram an – niemand ging ran (es stellte sich als eine Störung der Telefonanlage heraus). Ich versuchte es immer wieder, schrieb auch eine E-Mail. Als ich später einen Rückruf bekam, hörte ich den Anruf nicht – obwohl das Fon in meiner Hosentasche auf voller Lautstärke und Vibration war.
Ich kontaktierte schließlich burnie, unseren Seminarleiter, ob er wusste, wer nach Oldenburg wollte. Doch auch das war kein Glücksgriff: burnie war derjenige welche und saß in dem Zug den ich verpaßt hatte! Die Bahnauskunft war auch nicht hilfreich, erst sagte man mir, das könne nicht sein dass es da jetzt keine Verbindung mehr gab und dann wurde ich lapidar abgespeist mit: „Dann müssen sie halt morgen fahren'“. Es war wie verhext!
Die Nachwirkung
Also blieb mir nichts anderes übrig, als den nächsten Bus zurück in den Nordsee-Ashram zu nehmen. Jetzt ging mein Anruf auch plötzlich durch! Der (erneute) Empfang im Ashram war super herzlich. Ich bekam sofort ein Zimmer und konnte sogar bis Montag bleiben, sevafrei hatte ich ohnehin bis dahin. Das Gefühl, dass das Universum ziemlich deutlich gesagt hat: „Bleib hier.“ ließ sich nicht verleugnen. Und so war dann auch alles genau richtig.
Den Sonntag habe ich dann noch in vollen Zügen genutzt. Morgens war ich beim Yoga, danach bin ich ans Meer gegangen. Ich hatte das Gefühl, dass ich diese Extra-Zeit hier wirklich brauchte, um noch mehr Klarheit zu gewinnen. Wenn das Universum so vehement antwortet, dann nehme ich das ernst. Und vielleicht war es einfach genau das, was ich gebraucht hatte: Innehalten müssen, um zu spüren, was jetzt wichtig/richtig ist.

Fünf Monate später lieg ich in meinem Bett und stelle endlich diesen Artikel ein. Dieses Bett steht übrigens im Nordsee-Ashram – wo ich seit 01. Februar 2025 festes Mitglied der Gemeinschaft bin. Jay! 🙂
Ich seid hiermit gewarnt! Zu weiteren Neben- und Nachwirkungen von Insel Yoga wenden sie sich bitte an ihren Nicht-Doktor hu.
Natürlich gibt es außer Insel-Yoga noch viele weitere Seminare an der Heilsamen Nordseeluft!

Die Autorin hu:
Vor mehr als 20 Jahren zwang mich eine schwere Krankheit dazu, meinen vorgedachten Pfad als Filmemacherin und Autorin zu verlassen und neue Wege zu finden und zu gehen. Diese Reise führte mich zu Heilern und spirituellen Lehrern, zu Hexen, Schamanen, ins Zen-Kloster und in die Einsiedelei. Durch meine Erfahrungen habe ich gelernt, dass wahres Verstehen und Erkennen nicht im Kopf stattfindet, sondern das ganze Wesen, das ganze Sein erfüllt. Seit September 2022 bin ich Sevaka bei Yoga Vidya. 🌻 hu
Schön, wieder etwas von dir zu lesen, liebe hu
Vielen Dank für deine kurzweilige Geschichte … wie immer ein Genuss, unterhaltsam und mit dem einen und anderen Schmunzeln… es macht einfach Spaß.
Und es freut mich, dass du im Nordsee Ashram gut angekommen bist.
Liebe Grüße von deiner ( Über)Nachbarin in Bad Meinberg
Narayani
Oh Liebelein,dankeschöööön! Ich drück dich mit Grüßen von der Waterkant💖