9 Fragen … an den religiösen Baumeister (Stipathi) Govindan Ravishankar

hu
Von hu
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Der Sri Vidya Ganapati Mandapa ist so gut wie fertig! Dank des religiösen Baumeisters Govindan Ravishankar und seinem Team, die innerhalb eines Monats ein kleines Wunder verbracht haben. Als sie bei den letzten Pinselstrichen waren, haben sie kurz für dieses Interview innegehalten und uns einen Einblick in ihre besondere Arbeit gewährt. In 9 Fragen an den religiösen Baumeister (Stipathi).

Dieses Interview wurde auf Englisch geführt. Übersetzung durch mich. Die schönen Fotos von der Arbeit der beiden hat Svenja gemacht!

9 Fragen an den religiösen Baumeister (Stipathi) Govindan Ravishankar

hu: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt für dieses kleine Interview – ihr habt bestimmt noch viel zu tun, wenn es heute fertig werden soll!

Govindan Ravishankar: Ach, kein Problem!

Foto:hu; (li) Govindan Ravishankar, (re) Sharavanan

1. Wie wird man ein religiöser Baumeister, ein Sthapathi? Hattest du einen Guru, bei dem du in die Lehre gegangen bist, oder wie war das bei dir?

Govindan Ravishankar: Ich komme aus Indien. Aus Mamallapuram, das ist in Südindien, in einer der Tourismusregionen. Ich habe fünf Jahre in Indien an der Kunsthochschule studiert. Bis 1983 oder 1986. Dann habe ich ca. fünf Jahre Erfahrungen gesammelt. In Europa sind es jetzt vielleicht 30 Jahre, die ich hier wirke und meine Erfahrung als Baumeister (Stipathi) einbringe. Meine Arbeit ist ein Geschenk von Gott und ein Geschenk für Gott.

2. Hast du als religiöser Baumeister (Stipathi) noch mehr Projekte in Deutschland? Ich habe gehört, ihr fahrt morgen nach Berlin zum Sri Ganesha Tempel?

Govindan Ravishankar: Das ist auch mein Werk. Hier in Deutschland sind praktisch alle Tempel dieser Art mein Werk. In Dortmund und Essen und Hamm und Hamburg und Hannover und in Berlin der Sri Ganesha-Tempel und in der Blaschkowallee der Murugan-Tempel und … auch in Holland, in Dänemark, in der Schweiz und an vielen anderen Orten in Europa habe ich als Baumeister (Stipathi) gewirkt, natürlich auch in meinem Land.

hu:  Das ist so beeindruckend. Ich habe mir den Sri Ganesha-Tempel in Berlin schon angeschaut!

Govindan Ravishankar: Mein erstes Werk hier war der Sri Mayurapathy Murugan Tempel, dann der Sri Ganesha-Tempel. Der soll nach fast 15 Jahren Bauzeit nächstes Jahr eröffnet werden. Hier bei Yoga Vidya sind wir in einem Monat fertig geworden! Wir sind genau zur Festivaleröffnung fertig geworden!

3. Welche Reaktionen hatten die Menschen, die vorbeigekommen sind, bisher?

Govindan Ravishankar: Das ist meine Freude! Es gibt viele Leute, denen es gefällt. Die bunte Bemalung. Es kommt sehr gut an, sehr, sehr gut. Das macht mein Herz glücklich. Das freut mich, dass es so gut gefällt.

hu: Für uns Deutsche ist das ungewohnt, wir haben Farben eher gedämpft. Da kommt bei uns wirklich das innere Kind zum Vorschein, wenn wir diese Farbenpracht sehen.

4. Ich dachte, dass die Farben für Ghanapati normalerweise grün, rot und gelb sind. Oder kann man alle Farben benutzen?

Govindan Ravishankar:  Für den Körper und für die Details nimmt man alle Farben. Verschiedene Farben. Mischt sie. Ganesha hat ja 32 Erscheinungsformen. Für jede dieser Formen nimmt man andere Farben, um sie darzustellen. Wie Herambha Ganapati, Siddhi Ganapathi, Bala Ganapathi. Dieser Mandapa ist ja für Vidya Ganapati.

hu: Jetzt hast du den Sri Vidya Ganapati Mandapa gebaut. Aber du arbeitest auch an dem großen Langzeitprojekt des Sri Ganesha Tempels in Berlin.

5. Ich muss fragen: Hast du eine besondere Verbindung zu Ganesha?

Govindan Ravishankar: Dieser Ganesha ist … Ganesha ist immer anders, immer ein anderer Ganesha und doch mit allen verbunden. Ja, ja, ja. Der erste Gott ist Ganesha.

hu: Also ist er auch für dich dein erster Gott.

Govindan Ravishankar: Das ist bei allen Hindus so! Erst kommt Ganesha. Okay. Das ist wichtig. Und dann kommen die anderen Götter.

6. Wie wird denn der Sri Vidya Ganapati Mandapa unsere Praxis verändern, beeinflussen?

Govindan Ravishankar: Ganesha lebt dann hier. Es wird noch gefließt, und dann kann Ganesha einziehen. Du weißt, die Murti aus Marmor? Mit ihrem Einzug und den Feierlichkeiten zieht dann Ganesha hier ein.

hu: Das heißt, wir haben dann Ganesha auf dem Gelände, der uns Wissen und Weisheit bringt und Hindernisse aus dem Weg räumt! Oh, das haben wir wirklich nötig! (lacht)

7. Welche Herausforderungen hattest du hier als Baumeister (Stipathi) ? Welche Hindernisse galt es zu überwinden?

Ich meine, es regnete und stürmte, dann kam die heiße Sonne …

Govindan Ravishankar: Ja, meine Situation – das Klima, das Wetter – ist immer anders, ändert sich. Also muss ich mich anpassen, zum Beispiel an den unterschiedlichen Zement. Der Zement für den Außenbereich ist anders, der Zement für den Innenbereich ist anders. Damit kenne ich mich aus. Ich habe 30 Jahre Erfahrung in Europa. Das ist also keine Schwierigkeit. Es ist immer etwas Anderes. Ich muss die richtige Farbe nehmen, die richtige Mischung. Für Außen. Für innen. Auch mit mehreren Farben ist es anders, aber das ist kein Problem.

Du passt dich also einfach dem Klima an oder wie es aussehen soll.  Mit deiner Erfahrung passt du dich einfach der Situation an. Jedes Mal ist etwas anders. Das ist meine Art zu arbeiten. Es gibt keine Probleme.  Ich nehme die Herausforderung an. Und ich meistere sie.

In Deutschland wird guter Zement gemacht. Guter Zement. Der Zement und die Farben sind richtig gut. Da gibt es nichts zu beanstanden.

hu: Ich war hier, als du die Puja für den Beginn eurer Arbeit gemacht hast. Da hast du Zitronensaft auf die Ziegelsteine gesprenkelt, um negative Energien zu bannen. Nun habe ich mich gefragt:

8. Gibt es viele Rituale, die ein religiöser Baumeister (Sthapati) durchführen muss?

Zum Beispiel um Segen zu beten oder den Beton und die Farbe zu weihen. Oder singst du Mantren, während du arbeitest?

Govindan Ravishankar: Wir machen Pujas. Jeden Tag, beginnen wir mit einer Puja. Das ist sehr wichtig. Jeden Tag eine Puja!

9. Wie lebt ein Sthapati? Hast du Familie oder lebst du in einem Ashram?

Govindan Ravishankar: Eigentlich ist die ganze Familie in diese Arbeiten involviert. Mein Onkel, mein Bruder, meine Familie, meine Arbeiter, alle sind Teil. Es ist harte Arbeit. Sharavanan hier ist Maler. Aber er ist auch am Bau von Gebäuden und der Konstruktion von Tempeln beteiligt. Es gibt noch viele andere Freunde, die mitarbeiten. Das ist nicht eine Person. Das ist Teamwork.

Jetzt kannst du noch aussprechen was dir am Herzen liegt …

Govindan Ravishankar: Es sind sehr, sehr, sehr gute Leute hier. Bei Yoga Vidya. Gute Leute. Ich mag sie sehr. Jeden Tag bekommen wir Essen und Früchte und …. Jeden Tag volle Unterstützung. Die Unterbringung, die Planung, das Essen. Wirklich gut. Siehst du, was wir dadurch in einem Monat geschafft haben? In nur einem Monat!

hu: Ja, es ist wirklich erstaunlich!

Govindan Ravishankar: Volle Unterstützung. Jeden Tag volle Unterstützung. Das ist besonders. Jeden Tag kommt jemand, bietet Hilfe an oder lobt unsere Arbeit. Volle Unterstützung, das gefällt mir hier sehr. Ein Geschenk Gottes!

hu: Lieber Ravishankar, lieber Sharavanan  – ich will euch nicht weiter aufhalten. Ihr wollt ja morgen schon weiter nach Berlin und müsst fertig werden.

Vielen Dank für dieses Gespräch. Und noch größeren Dank für eure wundervolle Arbeit hier!

Foto:hu; (li) Govindan Ravishankar, (re) Sharavanan

Ja, das ist ein Geschenk Gottes.

ॐ गम गणपतये नम – Om gam ganapataje namaha


Govindan Ravishankar

Bei Interesse an seiner Arbeit könnt ihr ihn kontaktieren über:


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