Ist die Welt eine Illusion?

Daniel Roth
Lesezeit: 6 Min

Entdecke die gefährlichen Implikationen, die sich aus der Betrachtung der Welt als Illusion ergeben, und erfahre, wie Advaita Vedanta uns helfen kann, den Schleier der Unkenntnis zu lüften. Tauche ein in eine philosophische Betrachtung, die Klarheit und Verständnis bringt.

Die Konsequenzen der Welt als Illusion

Wenn die Welt lediglich eine Illusion ist, welche Bedeutung haben dann Mantras, Gebete, Rituale oder Yoga-Praxis? Wenn die gesamte Welt eine sinnlose Illusion ist, spielt es dann überhaupt eine Rolle, welche Handlungen ich wähle und ob ich meine Aufgaben verantwortungsbewusst erfülle oder nicht? Ist ein spiritueller Sucher ein Nihilist, der sich nicht für das Wohlergehen der Welt interessiert?

Wenn die ganze Welt ein bedeutungsloses Chaos ist, welche Auswirkungen haben meine Handlungen überhaupt? Bin ich frei, meine Mitmenschen zu verletzen, zu belügen und zu betrügen, wenn es mir gerade passt? In einer Welt ohne Gesetzmäßigkeiten, universelle Werte und Prinzipien können Gott, Ethik und Wahrheit keine Rolle spielen.

Warum sollte ein Wissenschaftler weiterforschen? Warum sollte ein Musiker eine Hymne komponieren? Was inspiriert uns überhaupt, wenn unser ganzes Leben unwirklich ist? Du erkennst, dass die Vorstellung von der Welt als Illusion sehr gefährliche und gesellschaftsschädigende Konsequenzen mit sich bringt.

Was sagt Advaita Vedanta dazu?

Advaita Vedanta besagt, dass die Welt wie ein Traum ist, jedoch nicht, dass die Welt tatsächlich ein Traum ist. Der Vergleich mit einem Traum dient lediglich dazu zu verdeutlichen, dass die Welt nicht so real ist, wie sie scheint. Laut Advaita Vedanta existiert die physische Welt zwar, aber sie ist nicht absolut real. Die Welt wird lediglich als „nama“ und „rupa“ (Name und Form) betrachtet.

Nehmen wir zum Beispiel einen Tontopf: Sein Name und seine Form sind beliebig. In verschiedenen Sprachen hat er unterschiedliche Namen und es gibt ihn in verschiedenen Größen und Formen. Nach der Grammatik ist der Topf das Substantiv und Ton ein Adjektiv, das ihn beschreibt. Doch das ist irreführend, denn in Wahrheit ist der Ton die eigentliche Substanz und nicht der Topf.

Der Topf beschreibt lediglich den Ton wie ein Adjektiv. Genauer gesagt handelt es sich hierbei nicht um einen Tontopf, sondern um Ton in Form eines Topfes. Vielleicht sollten wir es eher als „töpfernen Ton“ bezeichnen? In der Sprache des Advaita Vedanta wird dieser Topf lediglich als „nama rupa“ betrachtet, während der Ton die eigentliche Substanz darstellt – die zugrundeliegende Realität, aufgrund derer dieser Topf existiert.

Die Wahrheit des Topfes

Ton ist die Substanz, die zugrundeliegende Realität, aufgrund derer dieser Topf existiert. Ton existierte bereits vor der Herstellung dieses Topfes und wird weiterhin existieren, selbst wenn der Topf zerbrochen wird. Der Topf ist vergänglich und flüchtig, er kann kommen und gehen. Im Gegensatz dazu kommt und geht Ton nicht. Ton existiert unabhängig vom Topf.

Dieser Topf ist jedoch vollständig auf Ton angewiesen, um zu existieren. Basierend darauf können wir sagen, dass der Ton substantieller ist und eine realere Existenz hat als der Topf. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Topf unwirklich ist, denn etwas Unwirkliches kann nicht existieren.

Das Horn eines Hasen existiert nicht, während der Topf zwar existiert, aber nicht wie das Horn eines Hasen ist. Er ist real, jedoch weniger real als Ton. Der Topf besteht aus den Aspekten „nama“ und „rupa“, ist nur scheinbar real und abhängig von der zugrundeliegenden Substanz oder Realität.

Die Welt ist keine Illusion, sondern nur scheinbar real

Die Welt hängt von einer zugrundeliegenden Realität für ihre Existenz ab. Diese zugrundeliegende fundamentale Realität kann als reine Existenz verstanden werden. Die alten Rishis nannten es brahman. Die Welt ist mithya, scheinbar real, während brahman satyam ist, absolut real. Brahman existiert unabhängig von der Welt wie Ton unabhängig von einem Topf existiert

Was ist nun der Sinn all dieser philosophischen Betrachtungen? Nun, genauso wie die Darstellung der Welt in deinem Kopf nicht absolut real ist, gilt das Gleiche für die Welt um uns herum. Sie, die physische Welt ist lediglich ein Name und eine Form

So wie der Topf nicht so wirklich ist wie Ton, ist die Welt nicht so real wie Brahman. Selbst aus wissenschaftlicher Sicht, ist die Welt nicht so real, wie sie zu sein scheint. Ein Holztisch besteht aus Holz. Holz besteht aus Atomen. Jedes Atom hat einen positiv geladenen Atomkern mit negativ geladenen Elektronen, die sich um ihn herumbewegen. Die Atome in dem Holz bestehen zu mehr als 99.999% aus leerem Raum.

Wie können wir uns von dieser „Illusion“ lösen und die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind? Es ist nicht notwendig dafür Psychedelika zu nehmen. Vedantische Lehre und Meditation können Dir eine Vision deiner wahren Natur geben.



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Über den Autor

Kavi ist leidenschaftlicher Astrologe und begeistert von vedischer Rezitation und Advaita Vedanta. Er hat intensiv in der Dayananda-Tradition studiert und verfügt über mehrere Jahre Erfahrung im Integrationsbereich als Sprachwissenschaftler. Nach 9 Monaten als Sevaka in Bad Meinberg machte er sich nun erfolgreich als Berater selbstständig.

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