Pilates oder Yoga

Als Neuling in der Achtsamkeitswelt scheinen Yoga und Pilates oft dasselbe zu sein. Auch geübten Yogis sind die Unterschiede manchmal nicht bekannt. Wer sich allerdings mehr mit beidem auseinandersetzt, hat sogar schon Schwierigkeiten, einen gemeinsamen Begriff zu finden. Yoga ist ein ganzheitliches Philosophiesystem, dass auch Körperübungen einschließt. Pilates hingegen ist eine Sportart, die auch Atemübungen nutzt. In beiden sind bewusste Bewegungen ein großes Thema. Es lohnt sich also für unterschiedliche Zwecke einen Blick auf beide Systeme zu werfen.

Herkunft von Pilates und Yoga

Zurück zu den Wurzeln dauert es bekanntlich im Yoga eine ganze Weile. Während die ersten Aufzeichnungen vor mehr als 3000 Jahren in Indien entstanden sein sollen, ist der Ursprung des Pilates ganz genau datiert. Die Bewegungsform wurde von dem Deutschen Joseph Hubertus Pilates im Krieg für Soldaten entwickelt. Trainingsgeräte standen ihnen dort nicht zur Verfügung, also wurden Feldbetten, Tücher und Bettfedern zweckentfremdet. Zunächst hieß die Sportart noch Contrology, denn es ging um das bewusste Steuern der Muskeln mit Hilfe des Geistes. Ziel ist ein Ganzkörpertraining für Muskulatur und speziell das Powerhouse, also Beckenboden, unterer Rücken und Bauchmuskulatur.

Das erste Studio eröffnete Herr Pilates in New York zusammen mit seiner Frau. Es war direkt im nationalen Ballett, wodurch die Nähe zum Tanz erklärt werden kann. Ursprünglich gab es nur etwa 40 Übungen, die der Erfinder in seinem Buch festgehalten hat.

Die Idee von Pilates und Yoga

Es fällt schon auf, dass Pilates vor allen Dingen auf eine gesunde Haltung und körperliche Fitness ausgelegt ist. Dazu wird die Achtsamkeit genutzt. Atem und Bewegung werden synchronisiert, um eine bessere Körperkontrolle zu erarbeiten. Beim Yoga ist es damit noch nicht erledigt. Auch Yogis wollen durch Achtsamkeit, Atem und Bewegung eine gesunde Haltung erreichen, allerdings um dann noch länger meditieren zu können.

Ihr Ziel ist die Selbsterkenntnis und die geht weit über Asanas hinaus. Hathayoga ist nur ein möglicher Yogaweg, der beim integralen Yoga nach Swami Sivananda dazugehört. Aber auch hier sind es nicht nur Körperübungen. Pranayama geht auch ganz ohne Bewegung und Muskelanstrengung, wenn man das Heben und Senken des Brustkorbes außer Acht lässt.

Der Atem spielt im Pilates eine große Rolle

Yoga ist etwas, das auf der Matte stattfindet und dann weitergeht. Wir leben es in jedem einzelnen Aspekt unseres Seins. Pilates schafft den Sprung in den Alltag durch eine verbesserte Körperwahrnehmung, will aber nicht unser Zusammenleben oder ethische Werte beeinflussen.

Die Pilates und Yoga Übungsreihen

Wie schon erwähnt besteht Yoga nur zu einem Teil aus Körperübungen und der ursprüngliche Pilates aus genau 40 Stück. Moderne Formen haben alle möglichen Übungen integriert und bestehen aus viel mehr Bewegungen an speziellen Geräten, auf der Matte oder nur mit dem eigenen Körpergewicht. Auch Yoga gibt es in 1001 Varianten. Neben Aerial Yoga, Acroyoga und Yinyoga, werden traditionelle Yogastile auch mit Elementen aus Tanz, Meditation und Ayurveda gemischt. In der Bhagavad Gita steht nicht umsonst, dass es so viele Asanas wie Lebewesen in diesem Universum gibt. Zu den Grundübungen gehören bei Yoga Vidya nur 12.

Hat jemand ein ganz bestimmtes körperliches Ziel, lohnt es sich besonders über die Auswahl der Übungen nachzudenken. Im Pilates wird die Tiefenmuskulatur aufgebaut und fett verbrannt. Sichtliche Erfolge stellen sich somit schon nach kurzer Zeit ein. Es können bestimmte Muskelgruppen gezielt trainiert werden und dort schnelle Verbesserungen erreicht werden. Der Sport ist eher aktiv und mit vielen Flow-Elementen ausgestattet, die wir beim Yoga am ehesten im Vinyasa-Stil wiederfinden. Wer also Hummeln im Hintern hat, wird hier eher auf seine Kosten kommen.

Pilates und Yoga sind für jeden geeignet.

Yoga ist in den meisten Fällen ruhiger ausgelegt. Dehnung und Flexibilität stehen im Vordergrund, dazu gibt es zwischendurch immer wieder kräftigende Übungen. Dadurch werden hauptsächlich Verspannungen gelöst und der ganze Körper in den Fokus gerückt. Zwischen Körper und Geist soll Einklang hergestellt werden, da die Übungen an sich Mittel zum Zweck einer tieferen Verbundenheit und Meditation sind.

Oft sagen Anfänger, dass Yoga ihnen ihre Schwachstellen gezeigt hat. Schnelle Ergebnisse im Muskelaufbau sind hier eher selten, sodass Yoga ein Übungssystem zum Durchhalten und Abwarten ist. Nichtsdestotrotz zeigen sich frühe Erfolge in puncto Flexibilität, Balance und Entspannung.

Atemübungen im Pilates und Yoga

Beide Systeme betonen, wie wichtig die Atmung ist. Allerdings sind die Gründe ganz andere. Beim Pilates wird die Brustatmung bis ins Zwerchfell gelehrt. Das Einatmen ist eine Vorbereitung im Sinne der Konzentration auf die Übung. Das Ausatmen ist dann der Übung selbst gewidmet. Im Yoga ist diese Trennung nicht so einfach. Zum einen gibt es die vollständige Yogaatmung vom Bauch bis in die Lungenspitzen, zum anderen ist nicht bestimmt, wann man in die Asana reingeht. Sowohl das Aus- als auch das Einatmen bieten sich für verschiedene Asanas an. Nicht zuletzt wird auch die Wechselatmung oder Kapalabathi in den Asanas praktiziert.

Unterm Strich

Beide Bewegungsarten fördern am Ende des Tages die Gesundheit der Praktizierenden. Sie erhöhen die Achtsamkeit, das Körperbewusstsein und wollen geistiges und körperliches Wohlbefinden verbessern. Yoga setzt dafür auf Entspannung und Beweglichkeit, Pilates auf eine starke Mitte und gerade Haltung. Für wen, was am besten ist, dass muss jeder selbst entscheiden. Letztendlich soll jede Technik dazu führen, dass wir uns besser fühlen. Brauche ich dafür ein ganzes Philosophiesystem mit Ethik, Welterklärung und Grundgedanken, dann ist sicherlich Yoga eine gute Wahl. Habe ich jetzt gerade Beschwerden mit der Haltemuskulatur, kann Pilates schnell helfen.

Pilates kann die Wirbelsäule aufrichten

Probiere einfach beides aus und schau, was dir besser gefällt. Der wichtigste Punkt ist, dass wir kontinuierlich üben und am Ball bleiben. Erst nach einer Weile merken wir positive Effekte. Mach es dir also gerne so leicht wie möglich. Melde dich eventuell zu einem Kurs an, verabrede dich mit einem Freund oder setzte dir selbst Ziele. Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Praktizieren und viel Gesundheit.

Seminare zum Thema Pilates und Yoga

Die achtsamkeitsbasierten Praktiken von Pilates und Yoga lassen sich ganz wundervoll miteinander verbinden. Im Seminar “Yoga und Pilates” werden die sanft fließenden Bewegungen des Pilates mit klassischen Asanas aus dem Yoga kombiniert:

Ausgebildete Yogalehrer mit einem Faible für Pilates bekommen außerdem in der “Pilates – Yogalehrer Weiterbildung” die Möglichkeit, sich fundiert in Theorie und Praxis des Pilates einzulernen:

2 Kommentare zu “Pilates oder Yoga

  1. Julia S.

    Vielen Dank für die ausführliche Erklärung zu den Unterschieden zwischen Pilates und Yoga. Mir wurde zu Pilates geraten, da ich meine Haltung beim Sitzen verbessern und größeren Rückenproblemen vorbeugen will. Ich werde mir zu dem Thema ein passendes Pilates-Studio in meiner Nähe suchen.

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