Die sechs Yoga Wege

Yoga ist mehr als ein eiserner Pfad. Um genau zu sein, können wir Yoga in sechs verschiedenen Wegen mit jeweils drei Ebenen, Harmonie, Erweckung und Transzendenz, folgen. Das sind ganz schön viele große Worte, wir erklären sie dir Stück für Stück.

Fangen wir mit den Ebenen an, diese sind über alle Wege hinweg gleich. Die Ebenen bauen hierarchisch aufeinander auf. Willst du zur letzten gelangen, musst du zunächst die erste meistern. An erster Stelle steht die Harmonie mit dem was du kennst. Harmonie mit dir selbst, mit deinen Mitmenschen und dem Glaubenssystem, in dem du dich verankert fühlst. Wenn innere Unruhe und Unausgeglichenheit herrschen, fällt die Weiterentwicklung schwer. Sobald du mit dem Ist-Zustand Frieden geschlossen hast, kannst du dich öffnen. Öffnen für und von Fähigkeiten, Möglichkeiten und Erfahrungen, um zu erwecken, was du noch nicht kennst. Es geht um deine Potentialentwicklung als zweite Ebene. Die dritte Ebene ist das Erkennen des Transzendenten, dem Allgegenwärtigen außerhalb von Raum und Zeit. Transzendenz heißt Erfahrung eines Göttlichen.

Warum die drei Ebenen

Unser Leben ist voller Stress, voller Anspannung und Unausgeglichenheit oder auch Ansprüchen von anderen, uns selbst und der Allgemeinheit. Hier will Yoga ansetzten, um uns in Harmonie zu bringen. Sowohl mit uns selbst als auch mit dem Leben außerhalb- Ein harmonisches Miteinander in allen Bereichen wie Arbeit, Familie oder Freizeit. Wir sollen zur Ruhe, Entspannung und Ausgeglichenheit kommen.

Sobald wir mit uns und der Welt im Reinen sind, sollten wir uns nicht darauf ausruhen. Wir sind Teil der Welt und diese kann sowohl einen schlechteren als auch einen besseren Verlauf nehmen. Einiges haben wir in unserer eigenen Hand. Wir üben also nicht nur Yoga, um zur Ruhe zu kommen und uns zurückzuziehen. Im nächsten Schritt entwickeln wir Mut, Stärken, Persönlichkeit und setzten uns nun für eine bessere Welt ein. Dieser Einsatz ist jedoch beschränkt, etwa durch unser Lebensende, unseren geringeren Wirkungskreis oder die Zeit an sich. Somit ist es auch wichtig, Transzendenz zu suchen.

Wir suchen das, was jenseits allem Vergänglichem ist. Die letzte Ebene beschreibt die Suche nach dem wahren Selbst jenseits von Raum und Zeit. Das wahre Selbst ist dabei unveränderlich. Es ist keine Theorie, sondern es ist erfahrbar. Yogis suchen nach diesem „Übersinnlichem“, da sie die Realität, in der wir zu leben glauben, als Illusion anerkennen. Mehr zu dem Thema findest du hier.

Von Ebenen zu Wegen

Während diese drei Ebenen hierarchisch aufeinander aufbauen, sind im integralen Yoga nach Swami Sivananda die sechs Wege gleichbedeutend. Auf dem Weg durch die drei Ebenen kann es sein, dass manche Aspiranten sich besonders einem Weg verbunden fühlen. Beispielsweise finden viele durch Hatha Yoga erst zum Ganzheitlichem. Es gilt das alte Sprichwort: Viele Wege führen nach Rom, aber die Autobahn ist immer mehrspurig, in diesem Fall mit sechs Spuren.

Hatha Yoga

Zunächst beginnt die Hatha Yoga Praxis damit, zu sich selbst zu finden. Körper und Geist sollen harmonisiert werden, sodass eine innere Ruhe entstehen kann. Im nächsten Schritt sollen der Körper gestärkt werden. Der Geist öffnet sich und wir erlangen Herrschaft über ihn. Wir können unsere Gedanken kontrollieren und bewusst steuern. In einer klassischen Yogastunde nach dem integralen Yoga in der Tradition von Swami Sivananda nehmen einige Praktizierende ganz bewusst in der Endentspannung das Transzendierende wahr. Auch beim Halten von Stellungen können transzendente Wahrnehmungen im Sinne der Herzöffnung oder Freude entstehen. Es findet eine innere Öffnung zu tieferen Seiens-Erfahrungen statt.

Kundalini Yoga

Emotionen und Energien sind eng verbunden nach dem Kundalini Yoga. Dieser Yogaweg hilft aus emotionalen Ungleichheiten rauszukommen. Er wirkt harmonisierende für den Energiehaushalt von Geist und Körper, aktiviert Energiezentren und erweckt so unsere Talente. Wenn Energie durch alle Chakren gleichmäßig fließt, können wir unser volles Potential nutzen und somit die zweite Ebene des Yogas verwirklichen. Die dritte Ebene, die Transzendenz, wird durch Kundalini Yoga gefördert, da nach Sukadev ein ausgeglichener Energiehaushalt Voraussetzung für eine Erfahrung von Einheit ist. Wir können uns von der Dualität besser lösen und erkennen unsere Urenergie.

Raja Yoga

Der Yoga der Geisteskontrolle hat zum Ziel sich selbst zu verstehen und anzunehmen. Er heißt Erkennen, Annehmen und den Geist zu Selbstbeherrschung und Disziplin trainieren. Zunächst lernst du dich selbst zu akzeptieren, also in dir harmonisch zu existieren. Indem du lernst mit deinen Emotionen, Gefühlen und Gedanken anders umzugehen, kannst du auch im Einklang mit anderen sein. Raja heißt Herrscher und hilft dir aus der Opfermentalität rauszukommen, hin zur Selbstbestimmung. Er hilft dir Zugang zu deinen eigenen Fähigkeiten, deinen Siddhis, zu bekommen. Wenn die Gedanken in der Meditation durch das Raja Yoga ganz zur Ruhe gebracht werden, können wir das höchste Selbst erfahren. Das Transzendente kann im achten Schritt des Raja Yogas zu uns finden.

Bhakti Yoga

Der Yoga der Hingabe und Gottesverehrung heißt zunächst Praxis. Mantrasingen, Rituale und Geschichten der Weltreligionen sollen uns helfen unsere Gefühle in eine positive Richtung zu lenken. Durch Hingabe sollen bewusst Gefühle von bspw. Liebe, Freude und Frieden produziert und erfahren werden, um den Geist zu harmonisieren. Wenn wir im Einklang mit uns selbst und dem Höheren sind, unabhängig davon ob wir es Gott, Jesus, Göttin oder Transzendentes nennen, können wir unseren eigenen Willen loslassen und uns zu einer liebevolleren Version von uns selbst hin entwickeln. Nicht unser wahres Wesen verändert sich, sondern wir konzentrieren uns darauf, unsere lichtvolleren Seiten zu leben. Dadurch erfahren wir schließlich das Absolute im letzten Schritt.

Karma Yoga

Der Yoga des uneigennützigen Dienstes ist der Yoga des Alltags. Karma Yoga will die helfen anderen zu dienen, ohne dich selbst zu verlieren. Du sollst auf dich hören und im Einklang mit deiner Natur lernen, für andere da zu sein. Durch das Loslassen der Verhaftung an den eigenen Taten und den Resultaten aus diesen erfährst du dich als Teil des Ganzen. Du wächst mit deinen Aufgaben, um dich als Instrument wahrzunehmen. Wenn du nicht mehr denkst „Ich handle“, sondern „Es wirkt durch mich“, erfährst du das Transzendente.

Jñana Yoga

Der Yoga des Wissens beginnt als einziger Weg mit der Transzendenz. Durch Fragen nach einer höheren Wirklichkeit und dem wahren Selbst finden wir heraus, was wahres Bewusstsein ist. Es geht nicht darum einfach alle Yoga-Weisheiten zu glauben, sondern immer wieder zu fragen und dadurch das höchste selbst zu erfahren. Mehr wie eine Folgeerscheinung entwickeln sich durch die Suche auch unsere Fähigkeiten. Wenn spirituelle Aspiranten anfangen, sich nicht mehr nur als diesen Körper zu identifizieren, steigt automatisch ihr Selbstwertgefühl und sie entwickeln mehr Gleichmut. Durch eine Distanz zum Körper braucht es keine Angst um den Körper, keine Aggression und keinen Hass. Harmonie wird durch die Entspannung in dem Wissen über das unsterbliche Selbst manifestiert. Leistungszwang und Wettkampf hören auf.

Jeder der Wege ist wichtig für einen ganzheitlichen Lebensstil. Jede Eben ist wiederum wichtig für ein ganzheitliches Wachstum. Wie sonst auch im Leben geht es mal schneller, mal langsamer, einen Schritt vor und auch einen zurück. Spirituelle Entwicklung kann jederzeit stattfinden, sodass du auch im Alltag Harmonie erfahren, auf der Arbeit deine Stärken entwickeln oder bei einem Sonntagnachmittag-Spaziergang Transzendenz wahrnehmen kannst.

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