Partnerschaft und Sexualität
Partnerschaft und liebevoller Sex sind normalerweise nicht gesundheitsschädlich. Wenn die Hormone verrückt spielen, dann kann es natürlich passieren, dass unser Geist davon beeinflusst wird. Dies geschieht meistens und hoffentlich auf positive Art und Weise, sodass wir die Welt viel bunter und schöner wahrnehmen als sonst.
Gleichzeitig gibt uns die Verliebtheit und die körperliche Zuwendung einen richtigen Energieschub. Warum sollte man also darauf verzichten? Nun ja – weil auch hierin ein großes Abhängigkeitspotenzial liegt.
Die meisten Beziehungen basieren leider nicht auf bedingungsloser Liebe, sondern auf Abhängigkeit. Dies führt spätestens nach dem Abklingen der ersten Verliebtheit zu Leid. Erwartungen werden nicht erfüllt und es entstehen Konflikte.
Ob Deine Liebe wirklich bedingungslos ist, kannst Du mit einem ganz einfachen Test aus dem Buch „Die Kuh, die weinte“ von Ajahn Brahm herausfinden:
Denke an Deine/n Partner/in und an all die wunderschönen verliebten Momente, die ihr bisher miteinander erlebt habt. Und dann stelle Dir vor er/ sie schreibt Dir einen Brief, in dem er/ sie Dir mitteilt, dass er/ sie sich in Deine/n beste/n Freund/in verliebt hat und die beiden sehr glücklich miteinander sind und eure Beziehung damit beendet ist.
Wenn Deine Liebe wirklich ganz bedingungslos ist, freust Du Dich für Deinen nun Ex-Partner, dass er/ sie einen Menschen gefunden hat, mit dem er/ sie noch glücklicher ist….
Da wir fast alle unter einem gewissen Leck an Selbstliebe leiden, werden die meisten (inklusive mir) doch in irgendeiner Weise enttäuscht oder traurig sein. Manch einer wird sogar wütend und wünscht den beiden Unglück und Verderben. Wahrscheinlich ist es für viele schon eine Leistung, den beiden ihr Glück zu gönnen und anschließend nicht in Selbstmitleid zu zerfließen.
In diesem Fall lieben wir den Partner nicht um seinetwillen, sondern weil wir uns von ihm Liebe, Aufmerksamkeit und Bestätigung wünschen. Damit sind wir nicht nur abhängig von dem Partner bzw. einer Partnerschaft, sondern haben auch Erwartungen, die der Partner nicht erfüllen kann.
Eine Zeit der Enthaltsamkeit ist wichtig, um uns dieser Abhängigkeit gewahr zu werden und unser Herz zu heilen. Es kann eine Weile dauern, bis wir wirklich gelernt haben, uns selbst die Liebe und die Aufmerksamkeit zu schenken, die wir brauchen und nicht mehr nach Bestätigung im Außen zu suchen.
Haben wir das aber einmal gelernt, können wir ganz anders in die nächste Beziehung gehen, nämlich selbstbewusst, bedingungslos und frei von Erwartungen. Wir brauchen nichts mehr von unserem Partner.
Jetzt kannst Du Deinen Partner um seiner selbst Willen lieben und ihn nehmen, wie er ist. Gleichzeitig kannst Du ganz entspannt Du selbst sein, ohne Angst vor dem Verlust des Partners zu haben, denn Du weißt, dass Du auch ohne ihn leben kannst.
Wenn sich zwei geheilte Herzen begegnen, ist das eine völlig freie Begegnung auf Augenhöhe, bei der es keine Bedingungen oder Machtspielchen gibt. So eine Partnerschaft macht das Leben tatsächlich schöner. Die Enthaltsamkeit und die Arbeit an sich selbst lohnen sich also sehr.
Yoga statt Couch
Viele Yogis haben erst gar keinen Fernseher und auch am Wochenende klingelt der Wecker sehr pünktlich. In wie fern ist das Lebensqualität?
Wer glaubt, Fernsehen sei entspannend, dem seien zahlreiche wissenschaftliche Studien ans Herz gelegt, die genau das Gegenteil beweisen. Mal ganz abgesehen von der Wahl des Programms, sorgt das ständige Flimmern der Kiste für Nervosität und der Geist ist dauerhaft nach Außen gerichtet.
Auch die Körperhaltung, die viele Menschen beim Fernsehen einnehmen, ist weder entspannend, noch besonders gesund. Der Körper ist zwar passiv, jedoch stehen die Muskeln permanent unter leichter Spannung. Dies wird nicht bemerkt, da sich das Bewusstsein außerhalb des Körpers befindet.
Wer statt dessen auf die Yogamatte geht, hat einige Vorteile:
Die Gelenke werden in ihrem vollen Bewegungsausmaß bewegt, was für die meisten Menschen in ihrem Alltag nicht der Fall ist. Dies sorgt dafür, dass das Bindegewebe geschmeidig bleibt.
Wenn wir uns nicht unseren körperlichen Möglichkeiten entsprechend bewegen, uns schlecht ernähren oder unter Stress, Sorgen und Ängsten leiden, verklebt das Bindegewebe. Dies führt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Energieblockaden und geistiger und emotionaler Anspannung.
Wird durch die Yogapraxis das Bindegewebe auseinander gezogen, können sich körperliche, geistige und emotionale Spannungen sowie Energieblockaden wieder lösen. Das führt zu wirklicher Entspannung auf allen Ebenen.
Wer diesen Zustand einmal erlebt hat, möchte nicht mehr anders durchs Leben gehen. Der Körper fühlt sich gut an, man fühlt sich richtig wohl in seiner Haut. Der Geist ist klar und ich kann entspannt durch den Tag gehen. Ich kann meinen Mitmenschen aufmerksam und wohlwollend begegnen und bewusst Entscheidungen treffen.
Für diese Lebensqualität lasse ich gerne den Fernseher aus (ich habe gar keinen Fernseher 😉 und verzichte auf durchzechte Nächte. Dann gehen früh morgens die Augen ganz von selbst auf, denn Müdigkeit und Erschöpfung sind keine ständigen Begleiter mehr. Da ist einfach nur Lebensfreude und Lust auf Bewegung.
Das erklärt auch, warum viele Yoga Übende am Wochenende in einen Ashram fahren, um dort morgens um sechs Uhr aufzustehen, Pranayama (Atemübungen), Meditation und Hatha Yoga zu üben, Mantras zu singen usw.
Es ist genug Energie und Motivation vorhanden, um sich weiter entwickeln zu wollen und dafür auch etwas zu tun. Trotz der Anstrengung gibt Dir ein Wochenende oder eine längere Zeit intensiver Yogapraxis viel Energie und Du kommst erholter und inspirierter nach Hause, als wenn Du diese Zeit auf der Couch verbracht hättest.
Ich wünsche mir, dass durch diesen Artikel klar wird, dass der Verzicht, den Yogis an manchen Dingen üben:
- nichts damit zu tun hat, ob etwas gut oder schlecht ist
- kein Verlust an Lebensqualität ist
- zur Bewusstwerdung von Abhängigkeiten dient und dadurch
- ein Weg zu mehr Freiheit und Lebensqualität ist.
Erkenne dein Selbst
Erkenne dein Selbst und sei frei. — Swami Sivananda
Somit wünsche ich Dir alles Gute auf Deinem Weg in die Freiheit!
Und noch ein Tipp: Wenn Dir der Verzicht auf eine spezielle Sache besonders schwer fällt, dann setze Dir erst einmal ein Zeitlimit… einen Tag schaffst Du garantiert! 🙂
Om Shanti
Ein Artikel von Gauri D. Reich
Gauri Daniela Reich Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Vegane-Ernährungsberaterin, Yoga Personal Trainerin, Inner Flow Vinyasa Teacher, Lehrerin für Prävention und Gesundheitsförderung, Ausbildung in Thai Yoga Massage, Diplom Betriebswirtin.
Gauri praktiziert Yoga seit 2011. Nach ihrer zweijährigen Ausbildung im Yoga Vidya Center Darmstadt lebte sie knapp zwei Jahre im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg, wo sie ihre Yogapraxis und Unterrichtserfahrung vertiefte. Ihr Yogaunterricht reicht von therapeutischen Yoga Stunden über schweißtreibende Vinyasa Sequenzen, exakte Ausrichtungs-Prinzipien aus dem Iyengar Yoga Stil bis hin zu klassischen Sivananda oder Yoga Vidya Stunden aller Level, die auch zu Mantrayogastunden werden können.
Quellen:
- Die Kuh, die weinte, Ajahn Brahm
- Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute, Sukadev Bretz
- Bilder: u.a. unsplash.com
Weitere Artikel dieser Serie
- Sattvic Lifestyle (1)
- Sattvic Lifestyle (2)
- Sattvic Lifestyle (3)
Seminare mit Gauri bei Yoga Vidya:
- 06.-08.07.2018 – Energie finden, Trägheit überwinden
- 26.-28.10.2018 – Yogalehrer Weiterbildung: Neue Stellungen einführen
- 16.-18.11. 2018 – Asanas anatomisch exakt
- 23.-25.11. 2018 – Asana intensiv für Achtsamkeit, Geduld und Beweglichkeit
- 14.-16.12. 2018 – Asana intensiv – Sonnengebete
- 21.-23.12. 2018 – Asana intensiv – Hingabe an Gott
- …
Liebe Margit,
es geht nicht um Zwänge und Verbote!
Und um Religion erst Recht nicht!
Yoga wirkt – und das bei jedem anders.
Das ist okay!
Liebe Grüße Andrea
P.S.Ich bin nicht bei Yoga Vidya, fahre, aber immer wieder gerne hin.😊
Mir ist durch diesen Artikel sehr klar geworden, dass ein „sattviger Lebensstil“ erstens nicht jedermanns Sache und zweitens ganz sicher nichts für mich ist.
Ich fände es auch grenzwertig bzw. unverschämt, wenn mein Yoga- und Pilatestrainer mit solchen Forderungen an die Gruppe und/oder an mich herantreten würde. Das würde ich mir verbitten.
Was an solchen Zwängen und Verboten das Leben schöner machen soll, verstehe ich nicht und interessiert mich eigentlich auch nicht.
Ich muss aus gesundheitlichen gründen schon auf vieles verzichten.
Da ist irgendein Vollpfosten, der mir erklären will, was ich sonst noch alles lassen soll, das Letzte, was ich brauche.
Ich jedenfalls kann mich bei Münsteraner „Tatorten“ besser entspannen als bei Meditationen auf einem Sitzkissen oder einem Hocker – bin froh, dass das in meinem Kurs im Fitness-Studio nicht verlangt wird.
Aber vielleicht gefällt so ein Lebensstil ja anderen Menschen – dann sei es ihnen gegönnt.
Mir hat dieser Artikel wieder einmal klargemacht, dass ich es bei Yoga als Freizeit- und Gesundheitssport belassen möchte und Yoga als Lebensstil und/oder Ersatzreligion für mich ablehne.