Welches Pranayama passt für welches Dosha?

Yoga Vidya Journal
Lesezeit: 6 Min

Über die Kontrolle des Atems und damit der Lebensenergie in den Nadis können gezielt Ungleichgewichte in den Doshas ausgeglichen werden.

Überschuss an Sonnenenergie

Gibt es einen Überschuss an Sonnenenergie, der sich auf psychischer Ebene als Zorn, Kritiklust oder Wunsch zu manipulieren, auf physischer

Ebene als Fieber, Entzündung oder Hitze allgemein, also in Pitta-Störungen äußert, kann über Chandra Bhedana (Mondatmung) gezielt Ida Nadi (eine der drei wichtigsten Energiebahnen) angesprochen werden.

Praxisübung Chandra Bhedana

Hierzu verschließt du die rechte Nasenöffnung, atmest links ein, hältst die Luft ggf. kurz an und atmest rechts aus.

Ida Nadi, der linke Haupt- Energiekanal, ist weiß, von wässriger Natur und daher der Mondin, dem Weiblichen und Kapha zugeordnet. Im Chinesischen entspricht es dem Yin. Es ist kühl, feucht und beruhigend, nährt, erfrischt und inspiriert. Die Essenz von Kapha, also Ojas (Lebenskraft), wird bei der Atmung durch den linken Nasenflügel erhöht und damit der Gewebeaufbau gefördert, was eine verjüngende Wirkung mit sich bringt.

Auch Murccha, eine fortgeschrittene Pranayama– Übung, eignet sich gut, um Pitta zu besänftigen.

Praxisübung Murccha

Eine einfache Form, nämlich tiefes Einatmen und doppelt so lang ausatmen, kannst du auch praktizieren, wenn du mit Pranayama (Atemübungen) noch nicht so vertraut bist.

Dadurch wird der Parasympathikus angeregt und es entstehen innere Ruhe und Gelassenheit.

Schnelle Abhilfe bei zu viel Hitze bringt auch das Praktizieren von Shitali und Sitkari, wobei die Luft über die längs oder quer gerollte Zunge zischend eingesogen und über die Nase ausgeatmet wird.

Überschuss an Mondenergie

Bei einem Überschuss an Mondenergie, der sich auf psychischer Ebene ggf. als Verletzlichkeit, gestörte Vorstellungskraft, Gier und Beeinflussbarkeit, auf physischer Ebene z.B. als übermäßiges Bedürfnis nach Schlaf, durch Odeme, Gewichtszunahme oder Verstopfung, also in Kapha Störungen äußert, kann über Surya Bedhana (Sonnenatmung) gezielt Pingala Nadi (eine der drei wichtigsten Energiebahnen) aktiviert werden.

Praxisübung Surya Bedhana

Atme jeweils rechts ein und links aus. Pingala Nadi, der rechte Hauptenergiekanal, ist rot, von feuriger Natur, der Sonne, dem Männlichen und Pitta zugeordnet. Im Chinesischen entspricht es dem Yang. Es ist heiß, trocken und anregend, verleiht Wachheit und Aktivität. Bei Atmung durch den rechten Nasenflügel wird Tejas (Feuer), die Essenz von Pitta erhöht und damit Mut, Motivation, Intelligenz, die Verdauung und der Blutkreislauf gestarkt.

Überschuss an Vata

Bei erhöhtem Vata eignet sich die Wechselatmung, Nadi Shodhana, also die Aktivierung beider Nasendurchgänge, besonders gut zur Harmonisierung. Auch für die beiden anderen Doshas (die drei Bioenergien im Ayurveda) wirkt sie ausgleichend (wiki. yoga-vidya.de/Nadi_Shodhana).

Praxisübung Wechselatmung

Verschließe rechts und atme links ein. – Halte die Luft kurz oder auch etwas langer an, soweit angenehm. – Verschließe links und atme rechts aus. – Halte die Luft an. – Atme rechts ein und links aus.

Durch die Wechselatmung wird Prana (Lebensenergie), die Essenz von Vata, gestärkt und das Unterbewusstsein (Chitta) harmonisiert. Ängste, Furchtsamkeit, Unentschlossenheit, innere Unruhe und Verwirrung können so, ggf. ebenso wie Schlafstörungen und Gewichtsverlust, positiv beeinflusst werden.

Auch langsames, festes Kapalabhati (Schnellatmung) hilft Vata zu harmonisieren, während sich für Pitta eher langsames, sanftes und für Kapha schnelles sanftes Kapalabhati eignet.

Ins Gleichgewicht kommen

Ujjayi, das Meeresrauschen, das durch eine Verengung der Stimmritze entsteht, wirkt wärmend, beruhigend, harmonisierend, energetisierend und eignet sich daher besonders zur Harmonisierung von Vata und Kapha. In seiner sanften, kaum hörbaren Form, steht die beruhigende Wirkung im Vordergrund, wodurch es auch Pitta positiv beeinflussen kann.

Praxisübung Ujjayi

Ziehe die Kehle sanft zusammen und atme mit einem leicht hörbaren Klang ein und aus. – So ähnlich, als wolltest du bei geschlossenem Mund „h“ sagen. – Es ist kein Schnarchton, sondern ein ganz sanft hörbarer Klang.

Wirkungen von Pranayama und Mantra auf die Doshas

Pranayama fördert einen ausgeglichenen Saure- Basenhaushalt und die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser, besonders, wenn sie möglichst unverarbeitet, bio und vegan sowie in ausreichender Menge zugeführt werden. Leitungswasser ist geeignet, wenn es gefiltert, remineralisiert und energetisiert ist.

Da emotionale Störungen eng mit der falschen Ausrichtung des Prana verknüpft sind, können diese durch Pranayama positiv beeinflusst werden, besonders in Verbindung mit einem Mantra. Menschen mit Vata-Dominanz sollten Mantras allerdings nicht zu lange laut, sondern nach einigen Minuten leise bzw. geistig wiederholen, da sich ihre Energie sonst schnell erschöpft.

Während das Ur-Mantra Om vom Vata-Typ nicht allzu oft wiederholt werden sollte, da es den Raum im Geist noch mehr erhöht, ist es für Pitta und Kapha sehr gut geeignet.

Ram – wärmend, beruhigend und schützend, ist hingegen für Vata ideal. Das Mantra Soham („Er ist ich“) – so beim Einatmen, ham beim Ausatmen –, harmonisiert alle Doshas, da es uns sanft zurück nach Hause, zu unserem innersten Wesen führt.

Seminare mit Julia Lang im Überblick →– 

Julia Lang ist seit 16 Jahren als Heilpraktikerin tätig, leitet den seit 2012 rein veganen Ayurveda Wellness- und Therapiebereich bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Neben ihrer Tätigkeit als Yoga- und Ayurveda-Therapeutin hat sie eine Ausbildung zum zur veganen Ernährungsberater/in kreiert. Seit vielen Jahren gibt sie Vorträge, Seminare und Ausbildungen.

3 Kommentare
  • Liebe Julia,
    Dein Vortrag hat mich sehr angesprochen. Ich bin seit Jahren Yogi Anfänger im Yoga Vidya Leipzig. Eine Frage habe ich an Dich, ich habe Spannungsschmerzen auf der rechten Körperhälfte….Rücken, Hinterkopf., Nacken, Leber u.Gallenbereich, Reizdarmsyndrom.
    Welche Atmung könnte für mich hilfreich sein….? LG Silvi

  • Ich bin Anfänger…Joga praktizier ich schon lange in einer Gruppe..da ich noch voll berufstätig bin…
    Woher weiss ich was für ein Typ gerade mit der Atmung bin?

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