52 Konferenz der Antreiber und der Erlauber

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Ein zentraler Ansatz für Gelassenheit im Alltag ist der geschickte Umgang mit allen Anteilen deiner Psyche. Die Einberufung einer inneren Konferenz kann da sehr helfen: Du kommst aus der Identifikation, aus den Mechanismen der Bekämpfung und der Verdrängung heraus – und nutzt alle geistigen Kräfte. In diesem Podcast kannst du die Konferenz der Antreiber und Erlauber ausprobieren: Du nimmst sie in dir wahr, du achtest sie, du lädst sie ein. So kann jeder etwas sagen. Hilfreich kann es dabei sein, die inneren Anteile als Antagonisten aufzurufen. Auch dies ist ein Ansatz aus der Transaktionsanalyse, verknüpft mit systemischen Ansatz, unter dem Grundkonzept des Raja Yoga. Hier also die inneren Anteile, die du in dieser Hörsendung zur Konferenz einladen kannst: (1) Der Perfektionist, der sagt: Du musst vollkommen sein. Der Spielerische und der Zufriedene, die sagen: Leg mal los – aus Fehlern lernst du; Halbwegs gut reicht auch aus. (2) Der Starke: Du musst stark sein. Der Bescheidene: Ich darf schwach sein und mir Hilfe holen. (3) Der Beschleuniger: Du musst schnell sein. Der Gemütliche: Ich nehme mir Zeit. (4) Der Besorgte: Alle müssen dich mögen – Der Autarke: Ich bin authentisch (5) Vorschriftenmacher: Du musst das so und so machen – Der Rebell: Heute mache ich es mal anders.

Dies ist die 52. Ausgabe des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast. Konzipiert, gesprochen und produziert von Sukadev Volker Bretz

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Ich möchte dir heute ein Modell nahebringen, das nennt sich Familienkonferenz der Antreiber und Erlauber. Es ist der Ausbau der Familienkonferenz, die du das letzte Mal kennengelernt hast, Familienkonferenz der Eltern- und Kind-Ichs, kritisches Eltern-Ich, fürsorgliches Eltern-Ich, rebellisches Kind, angepasstes Kind, freies Kind und du als Erwachsenen-Ich als vermittelnde Instanz. Das sind alles Manifestationen des Raja Yoga Modells, wo es heißt, du bist das unsterbliche Selbst, Atman, du hast ein inneres Instrument, Antahkarana, und du hast ein äußeres Instrument, Bahirkarana. Bahirkarana ist der Körper.

Du bist hier in der Welt, um Erfahrungen zu machen, du bist hier in der Welt, um etwas zu bewirken, du bist hier in der Welt, um Kräfte zu erfahren und zu entfalten. Und das innere Instrument, Antahkarana, besteht aus Chitta, Anteilen im Unterbewusstsein, bestehend aus allen möglichen Fähigkeiten, aus inneren Kräften, aus wohlmeinenden Anteilen. Du hast ein Manas, das ist das bewusste Denken und Fühlen. Du hast Buddhi, eine Instanz, die vermittelt zwischen vielem. Und du hast Ahamkara, das Ego. Das Konzept ist, Probleme entstehen, wenn Ahamkara sich nur mit einem Teil identifiziert, wenn es sich identifiziert mit Unterbewusstsein und wenn das Unterbewusstsein dich beherrscht, ohne dass du dir dessen bewusst bist, und Konflikte zwischen Anteilen im Unterbewusstsein können entstehen. Und vieles geschieht auch, wenn Anteile im Unterbewusstsein eben nicht wertgeschätzt werden, nicht beachtet werden, nicht umgesetzt werden oder zumindest nicht ihre ihnen zustehende Aufmerksamkeit bekommen. Dann wirst du zum Teil beherrscht von unterbewussten Inhalten, ohne es zu wissen. Die Technik ist, Dinge aus dem Unterbewusstsein bewusst zu machen, sie bewusst anzuschauen, verschiedene Anteile von dir miteinander sprechen zu lassen und dich nicht mit einem zu identifizieren.

Es gilt also, Buddhi wirksam werden zu lassen. Das ist das Grundprinzip. Und da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Mein Hauptmodell, das ich später weiter ausbauen will, ist das Modell des Königs und der Minister, heute aber nochmals eine Form der Familienkonferenz. Die Familienkonferenz der Antreiber und der Erlauber. Dieses Modell ist hervorgegangen aus der Transaktionsanalyse. Du erinnerst dich von dem letzten Mal, es gibt das Modell der Ichs, kritisches Eltern-Ich, fürsorgliches Eltern-Ich, rebellisches Kind-Ich, angepasstes Kind-Ich, freies Kind-Ich, Erwachsenen-Ich. Hier wird insbesondere das kritische Eltern-Ich etwas genauer beleuchtet. Das kritische Eltern-Ich ist nämlich der innere Antreiber, wird auch bezeichnet als der innere Kritiker, aber auch der innere Antreiber. Und dieser innere Antreiber, dieses kritische Eltern-Ich, dieser innere Kritiker, der will dir helfen, zu wachsen. Dieser innere Kritiker, dieser innere Antreiber, wie es vielleicht besser ist als Kritiker, dieser innere Antreiber hat als Gegenspieler das stützende Eltern-Ich. Das kann man nennen als den inneren Erlauber. Und dieser innere Antreiber hat verschiedene Formen, ich will fünf verschiedene herausgreifen.

Als Gegenspieler gibt es den inneren Erlauber. Man kann sagen, diese Dualität hilft dir, dass du dich gut fühlen kannst. Es gilt, beide zu würdigen. Es ist wichtig, den inneren Antreiber zu haben, es ist wichtig, den inneren Erlauber zu haben. Das ist wie Yang und Ying im Chinesischen. Yang, die männliche Energie, die antreibende Energie, und Ying, die stützende Energie, die loslassende Energie. Ähnlich findest du es ja auch im Sanskrit, Ha und Tha oder Ida und Pingala. Also, Ha ist Pingala, auch die Sonnenenergie, Tha ist Ida und die Mondenergie.

Gut, wie steht das dort in Beziehung? Also, als erstes, es gibt den Perfektionisten, der sagt dir, du musst vollkommen sein oder: „Sei vollkommen!“ Der wird auch sagen: „Es ist nicht gut genug. Du musst mehr machen.“ Das ist also der innere Antreiber, der lässt dich nach immer besseren Lösungen suchen. Der darf aber nicht zu stark werden. Du hast als Gegenspieler, man kann sagen, den Spielerischen, der sagt: „Leg mal los. Ist schon ok. Es ist ausreichend. Aus Fehlern lernst du. Also, das erste Spiel ist, Perfektionist mit dem Spielerischen. Zweite Ebene ist der Antreiber: „Du musst stark sein.“ Also Antreiber, der Starke: „Du musst stark sein.“ Und dort gibt es Gegenspieler, der Bescheidene, der sagt: „Ich darf auch schwach sein und ich darf mir Hilfe holen.“ Als drittes gibt es den Beschleuniger: „Du musst schnell sein.“ Und als Gegenspieler gibt es dort den Gemütlichen: „Ich nehme mir Zeit.“ Dann gibt es als viertes, der Besorgte: „Alle müssen dich mögen.“ Gegenspieler, der Autarke: „Ich bin authentisch. Ich bin so, wie ich bin. Das andere ist mir egal.“ Dann gibt es als fünftes, der Vorschriftenmacher, der sagt: „Du musst das so und so machen.“ Als Gegenspieler den Rebell: „Heute mache ich es mal anders.“ Schauen wir das nochmal im Einzelnen an. Du kannst überlegen: Wie wirkt das in dir? Also, du hast den Perfektionisten. Überlege, wie stark ist bei dir dieser Perfektionist, der sagt: „Du musst das vollkommen machen. Es ist nicht gut genug.“ Vielleicht bist du Yogalehrer und du gibst eine Yogastunde. Wenn du am Ende Feedback bekommst und neunzehn Leute sagen, „war toll“ und der Zwanzigste sagt: „Ja, die Tiefenentspannung war nicht so gut.“ Dann sagt der Perfektionist: „Nicht ausreichend gut. Du hättest auch noch die Tiefenentspannung richtig machen müssen.“ Und angenommen, du machst irgendeine Prüfung mit und du hast 95 Prozent richtig. Der Perfektionist würde sagen: „War nicht gut genug. Du musst besser sein.“ Also, der Perfektionist treibt dich immer wieder an, besser zu werden. Und das ist auch gut so. Nur der darf dich nicht beherrschen. Der Spielerische würde als ein möglicher Gegenpol sagen: „Leg mal los. Aus Fehlern lernst du.“ Der Spielerische würde auch sagen: „Es ist ausreichend.“ Der Perfektionist muss immer von diesem Spielerischen auch lernen. Und auch mit dem Genügsamen, so könnte man es auch sagen, denn bei den meisten Anforderungen im Alltag sind eben nicht Hundertprozent notwendig, meistens reicht Achtzigprozent. Du kannst auch sagen, du siehst das hier an dem Text. Ich feile nicht lange an Formulierungen, ich wiederhole mich auch öfter. Ist das jetzt ausreichend? Müsste es vollkommen sein? Aber ich meine andererseits, indem ich eben nicht das Ganze ausformuliere, hat es mehr Lebendigkeit. Manchmal schreibe ich etwas länger an einem Text. Dann merke ich, das hat nicht diese Lebendigkeit. Das könnte ich natürlich trainieren, lebendig zu sein, beim Ausformulieren es so auszuformulieren, dass es lebendig ausschaut. Und so könnte ich immer weiter perfektionistisch sein. Und natürlich, ich bemühe mich auch immer, es noch besser zu machen. Dennoch, ich bin dort mehr spielerisch und lege mal los und bin der Genügsame und sage, dadurch, dass ich nicht diesen großen Perfektionismus habe, kann ich überhaupt all diese Sachen machen, sonst würde man vermutlich kaum etwas entstehen. Also, Perfektionist und der Spielerische bzw. der Genügsame. Der zweite innere Antreiber ist der Starke: „Du musst stark sein. Du darfst keine Schwächen zeigen.“ Und in mancherlei Hinsicht ist das auch gut. Angenommen, du bist in einer Führungsrolle, da wäre es jetzt falsch, immer wieder deinen Sevakas oder sogar Vorgesetzten zu sagen, was du für Konflikte hast, was du für Probleme hast, und jeden Morgen zu erzählen, was du für Probleme zu Hause in deiner Ehe hast. Es wäre auch falsch, darüber zu sprechen, wie sehr du dich gekränkt fühlst von deinem Chef usw. Sondern als Führungspersönlichkeit musst du insgesamt Stärke zeigen.

Ich sagte insgesamt, ab und zu mal ist es auch gut, Schwäche zu zeigen. Und es ist sicherlich gut, auch deine Fehler zuzugeben, da du auch dadurch lernst. Du kannst sagen, es gibt den Antreiber, „du musst stark sein“, auch Eltern müssen gegenüber ihren Kindern durchaus Stärke zeigen, sie sollten vermutlich nicht ihren Kindern all ihre inneren Konflikte zeigen. Nur, ab und zu mal gilt auch, der Bescheidene nach vorn. Der Bescheidene kann z.B. auch sagen: „Ich darf schwach sein und mir Hilfe holen.“ Ich hoffe, du kannst schwach sein gegenüber deinem Partner, deiner Partnerin. Ich hoffe, du hast vielleicht auch eine gute Beziehung zum besten Freund und bester Freundin, da darfst du schwach sein. Und in jedem Fall darfst du auch Hilfe holen. Und auch gegenüber deinem Chef und gegenüber deinen Kollegen und gegenüber deinen Sevakas, auch dort darfst du auch mal schwach sein. Man sagt auch so schön: Für deine Stärken wirst du respektiert, für deine Schwächen wirst du geliebt. Beide zu leben, den inneren Antreiber, „du musst stark sein“, wie auch den Bescheidenen, „ich darf schwach sein und mir Hilfe holen“, sind wiederum wichtig. Ein gutes Gleichgewicht ist gesund und mal ist der eine wichtig, mal ist der andere wichtig. Drittens, der Beschleuniger versus den Gemütlichen. Der Beschleuniger sagt: „Du musst schnell sein. Es muss schnell geschehen.“ Und der Gemütliche sagt: „Ich nehme mir alle Zeit, die notwendig ist.“ Wiederum brauchst du beides. Ab und zu mal ist es wichtig, fertig zu werden. Ab und zu mal ist es wichtig, die Dinge schnell zu erledigen. Ab und zu mal kann man aber auch sagen: „Warum muss das schnell sein? Ich habe Zeit. Ich nehme mir alle Zeit, die notwendig ist.“ Oder: „Ich verhandle mit meinem Chef, um mir mehr Zeit rauszuschlagen.“ Oder: „Ich setze mir Prioritäten und das ist nicht so wichtig, das kommt im Lauf der Zeit.“ Schwierig ist, wenn der Beschleuniger, der Perfektionist und der Antreiber zusammenkommen. Der Perfektionist sagt: „Du musst es vollkommen machen.“ Der Beschleuniger sagt: „Es muss ganz schnell erledigt sein.“ Und der Antreiber sagt: „Du musst stark sein, das musst du allein hinkriegen.“

Diese drei zusammen, wenn die sehr machtvoll sind und keinen Gegenspieler haben, dann können die einen ins Burnout bringen. Und viele Menschen, die eine Neigung haben zu Burnout, die haben diese drei zusammen und vielleicht die nächsten zwei auch. Daher, besonders wichtig, beachte die Gegenspieler. Jetzt kommt noch der vierte. Der vierte sagt: „Alle müssen dich mögen. Alle müssen einverstanden sein. Der Autarke sagt: „Ich bin authentisch. Die Meinung der anderen ist mir nicht so wichtig.“ Hier brauchst du beides. Es ist auch gut, die Meinung der anderen zu berücksichtigen. Es ist gut, zu sagen: „Andere müssen mich auch mögen. Andere müssen auch damit einverstanden sein.“ Aber wenn das für dich zum Diktator wird, ist es wiederum nicht so gut. Der Autarke sagt: „Ich bin authentisch. Ich mache das, was ich spüre, was ich machen will, die Meinung der anderen ist mir nicht so wichtig.“ Beides ist wichtig. Mal ist es wichtig, auf die Meinung anderer zu hören und vielleicht ist es sogar wichtig, zu überlegen, „wie wirkt das auf andere“ und dann aber authentisch zu sein und das zu tun, was zu tun ist. Als fünftes gibt es noch den Vorschriftenmacher, der sagt: „Das musst du so und so machen. Das sind die Vorschriften. So und so sind die Regeln. Ich habe es schon immer so gemacht.“ Oft sind diese aber unreflektiert. Da braucht es auch einen Rebell und der Rebell sagt: „Heute mache ich es mal anders.“ Der Vorschriftenmacher sagt: „Das musst du so und so machen.“ Der Rebell sagt: „Heute mache ich es mal anders.“ Hier ist es auch wieder gut, es ist gut, bestimmten Gepflogenheiten zu folgen, das macht es einfacher, wenn du weißt, normalerweise machst du es so und so, aber nicht zum Sklaven zu werden, ab und zu mal zu hinterfragen: „Wieso mache ich das überhaupt so? Geht es nicht auch anders? Wie könnte ich es denn anders machen?“ Ab und zu mal ist es auch gut, bewusst zu sagen: „Heute mache ich es schon deshalb anders, weil es mal besser ist, es anders zu machen oder einfach um zu lernen, es anders machen zu können, um unabhängiger zu werden, um nicht einen zu engen Geist zu haben, etwas nicht zwanghaft auf eine bestimmte Art zu machen.“

Wenn du immer die Sachen so machst, wie sie gemacht gehören, und ständig auch anderen vorwirfst, „du musst es so und so machen, so gehört es gemacht“, dann solltest du mal bewusst in dir entwickeln: „Heute mache ich es mal anders.“ Es fängt schon an, du könntest auch mal, statt zuerst die linke Hälfte deiner Zähne zu putzen, erst die rechte Hälfte deiner Zähne putzen. Du könntest, statt erst Asanas und dann Pranayama zu machen, auch erst mal Pranayama und dann Asanas üben. Du könntest, statt zuerst mit dem rechten Bein aufzustehen, mit dem linken Bein zuerst aufstehen, usw. Ab und zu mal banale Dinge anders zu machen. Du könntest mal einen anderen Weg zur Arbeit nehmen. Das gilt natürlich umso mehr, wenn dein Tagesablauf zu sehr geregelt ist und du öfters Menschen sagst oder innerlich denkst, „das gehört so und so gemacht“ oder du dir selbst sagst, „du musst das so und so machen“. Der Vorschriftenmacher braucht den Rebellen als Gegenpol. Umgekehrt, der Rebell braucht auch den Vorschriftenmacher als Gegenpol. Wenn du jemand bist, der sich nie an Regeln hält, ist es durchaus gut, zu überlegen: „Was sind denn die Regeln? Wie könnte ich sie umsetzen?“ Du siehst, du hast also zum einen die inneren Antreiber und du hast die inneren Erlauber. Innerer Antreiber, vom Standpunkt der Transaktionsanalyse, ist das kritische Eltern-Ich, der innere Erlauber ist typischerweise die Verbindung von stützendem Eltern-Ich mit dem rebellischen Kind und dem freien Kind. Du könntest auch sagen, das kritische Eltern-Ich verbindet sich mit dem angepassten Kind, das wird dann zu den inneren Antreibern, und das freie Kind verbindet sich mit dem rebellischen Kind und dem fürsorglichen Eltern-Ich und wird dann zum inneren Erlauber.

Wie bringst du jetzt all das zusammen? Zum einen kannst du diese beiden Kräfte immer wieder verbünden. Du könntest eine einfache Konferenz einberufen. Z.B. angenommen, du hörst innerlich, „das ist nicht gut genug, das musst du besser machen“, dann kannst du sagen: „Aha, da ist der Perfektionist. Es ist toll, dass du mir das sagst, um mir zu helfen, besser zu werden. Gibt es jemand anders in mir?“ Dann sagt man: „Was sagt der Spielerische? Was sagt der Genügsame?“ Und dann hörst du etwas anderes. Und dann sagen: „Ok, beide haben ihren Punkt.“ Und jetzt bist du das Erwachsenen-Ich oder die Buddhi, die Führungspersönlichkeit, oder der König, der wird sagen: „Ok, ihr habt beide Recht, aber ich will es jetzt so und so machen.“ Und du könntest alle zehn ins Boot holen. Du kannst manchmal nur zwei ins Boot holen, manchmal kannst du vier ins Boot holen oder alle zehn. Nehmen wir ein Beispiel: Du renovierst deine Wohnung. Du fühlst dich unter Druck. Du reagierst gereizt, wenn deine Partnerin dir Tipps geben will. Nach anfänglichem Enthusiasmus macht es dir keinen Spaß mehr. Du fühlst dich ausgenutzt. Du findest, du taugst weder als Renovierer noch als Partner. Am liebsten würdest du ein paar Tage wegfahren und innerlich sagst du dir: „Das kannst du doch nicht machen.“ Du bist gelähmt, du machst dir Vorwürfe, du fühlst dich schlecht und weißt nicht, was du machen sollst. Was könntest du jetzt machen? Du berufst eine Konferenz ein. Du könntest es als Familienkonferenz bezeichnen, du könntest es auch als Ministerkonferenz bezeichnen. Du könntest dich jetzt entweder als freier Erwachsener fühlen, der jetzt alle einberuft, du könntest dich jetzt auch als König fühlen, der jetzt seine zehn Minister einberuft. Du könntest also sagen: „Hallo Perfektionist, was meinst du?“ Und der Perfektionist sagt: „Ja, das muss richtig gemacht werden. Wenn ich es schon mache, muss es richtig sein.“ „Hallo Spielerischer, was meinst du?“ Der Spielerische sagt: „Ja, spielt doch keine Rolle. Legen wir einfach los. Und wenn das nicht so perfekt ist, kann man immer noch verbessern. Außerdem will ich das ja jetzt nicht machen.“ „Hallo innerer Antreiber, der Starke, was meinst du?“ „Ja, das muss ich doch hinkriegen. Ich bin doch ein Mann. Als Mann muss ich das doch hinkriegen. Das schaffe ich doch allein.“ „Hallo Bescheidener, was meinst du?“ „Das muss ich nicht alleine hinkriegen. Ich kann doch meinen Partner um Hilfe bitten. Außerdem habe ich drei Freunde, die könnte ich doch auch fragen. Und notfalls rufe ich halt einen Handwerker.“ „Hallo Beschleuniger, was meinst du?“ „Ja, das gehört doch jetzt schnell gemacht. Was sollen wir da so lange warten? Musst du doch hinkriegen. Außerdem, warum so lange warten? Außerdem liegst du zu lange im Bett. Leg doch endlich mal los!“ „Hallo Gemütlicher, was meinst du?“ „Es muss doch nicht alles sofort sein. Warum muss das sofort sein? Es reicht doch Schritt für Schritt. Ich mache jetzt einfach erst mal eine Wand und fertig.“ „Hallo Besorgter, was sagst du?“ „Das muss richtig gut sein. Meinem Partner muss es gefallen. Meine Mutter kommt zu Besuch, der muss es auch gefallen. Und außerdem habe ich Freunde, denen muss es gefallen.“ „Hallo Autarker, was meinst du?“ „Es spielt doch keine Rolle, was die anderen dazu sagen. Ich wohne hier. Vielleicht beziehe ich noch meine Partnerin ein. Was die anderen denken, spielt doch überhaupt keine Rolle, ob die das mögen oder nicht mögen. Ich mache es jetzt so, wie es mir gefällt. Fertig.“ „Vorschriftenmacher, was hast du zu sagen?“ „Das muss doch so und so gemacht werden. Das hat schon mein Vater so gemacht, das habe ich immer so gemacht und das gehört so gemacht. Also hör auf, jetzt irgendwie ständig was dagegen zu sagen, fang jetzt einfach an und mache es so und so!“ „Ja, Rebell, was meinst du?“ „Ich will doch die Wohnung renovieren, um mal was Neues auszuprobieren. Ich werde es anders machen. Warum soll ich es so machen, wie es mein Vater gemacht hat? Warum soll ich es so machen, wie ich es immer gemacht habe? Ich will es anders machen.“ Gut, wenn alle so zu Wort gekommen sind, dann wird es einfacher. Dann fängst du vielleicht an zu lachen und stellst fest: „Ich habe doch eine wunderbare Familie in mir, die mir alle tolle Ratschläge geben. Ich habe wunderbare Minister, die mir alle tolle Ratschläge geben.“ Dann kannst du überlegen, wie willst du es machen. Du kannst das natürlich ähnlich machen im Umgang mit deiner Partnerin und du kannst auch überlegen, wenn deine Partnerin zu dir spricht und das ist ja ein anderer Teil der Transaktionsanalyse, du kannst feststellen, an wen wendest du dich mit deiner Partnerin und dann vielleicht, wie behandelt dich deine Partnerin. Vielleicht wird deine Partnerin das fürsorgliche Eltern-Ich, vielleicht wirst du das rebellische Kind-Ich usw.

Manchmal kann es helfen, dir bewusst zu machen: Wie wendest du dich an deinen Partner, deine Partnerin? Ist es frei, ist es rebellisch, ist es Vorschriften machend, bist du dort gerade selbst der Perfektionist, bist du das Eltern-Ich und deine Partnerin wehrt sich vielleicht dagegen und übernimmt die andere Rolle oder dein kritisches Eltern-Ich kämpft gegen das kritische Eltern-Ich deiner Partnerin usw. Also, das kann ganz faszinierend und interessant sein und vor allen Dingen, du lernst, frei zu werden von unbewussten Identifikationen. Also, werde dir deiner Antreiber bewusst, verbinde die Antreiber miteinander, verbinde sie aber auch mit den Gegenpolen, dem Spielerischen, dem Bescheidenen, dem Gemütlichen, dem Autarken, dem Rebell, und lerne, du selbst bist die vermittelnde Instanz, du bist nicht so sehr identifiziert. Es war heute schon ein recht kompliziertes Modell, du hast jetzt mit zehn gesprochen, beim nächsten Mal wird das Ganze etwas einfacher. Du berufst die Konferenz der Doshas ein und dann sind es nur noch drei, die miteinander sprechen.

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