Der Königsweg zur Gelassenheit, Teil 210 Spirituelle Entscheidungsfindung

Mitschnitt aus einem Vortrag im Rahmen des Seminars “Enthusiastisch und verhaftungslos leben“.Wie kommst du zu guten Entscheidungen? Dazu gibt dir Sukadev einige weitere Tipps in diesem Mitschnitt aus dem Seminar “Enthusiastisch und Gelassen leben”. Essenz: Triff die Entscheidungen ethisch – dann kannst du nichts falsch machen. Und Sukadev leitet dich zu zwei Übungen an: (1) Gebet (2) geistiges Durchspielen der Alternativen.
Dies ist die 210. Folge des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast von und mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.
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Heute ein Vortrag, den ich vor einiger Zeit gehalten habe im Rahmen eines Seminars „Enthusiastisch und verhaftungslos leben“. Da ging es um Entscheidungsfällung. Und ich glaube, was ich dort gesagt habe, kann dir durchaus helfen und da sind auch einige Übungen drin, zu denen du angeleitet wirst, die du auch mitmachen kannst. Es wird darum gehen, zu Entscheidungen zu kommen mit Gebet, auch indem du Alternativen geistig durchspielst und visualisierst. Ich glaube, diese Übungen passen sehr gut zum Thema Gelassenheit entwicklen. Und ich werde auch sagen, ja, es ist keine falsche Entscheidung möglich, wenn du dich nach bestem Wissen und Gewissen entscheidest. Das ist auch etwas Tröstliches und es kann dich sehr gelassen stimmen, auch im Umgang bei schwierigen Entscheidungen.
Entscheidungen bremsen manchmal auch den eigenen Enthusiasmus, denn man weiß nicht: „Wie soll ich mich entscheiden? Was ist die richtige Entscheidung?“ Manche stehen dann wie der Ochs vorm Berg. Eines, was euch vielleicht helfen kann, vor dem Hintergrund des Gesetzes des Karmas kann man sich nicht falsch entscheiden. Solange man sich ethisch entscheidet – das ist vielleicht die Ausnahme – solange man sich nach ethischen Gesichtspunkten entscheidet und das tun will, was das Richtige ist – richtig für einen selbst, für andere – das tun will, was im Rahmen der kosmischen Ordnung ist oder was Gott mit einem vorhat. Also, im Grunde genommen, vom eigenen Subjektiven aus, wir wollen uns nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. Wenn wir uns so entscheiden, können wir uns nicht falsch entscheiden. Ihr erinnert euch vielleicht an dieses eine Bild, was ich dort angemalt hatte, wir haben einen Speicher von Karma, also einen Speicher von Aufgaben und Situationen, die auf uns warten, anhand derer wir wachsen werden. Und wenn wir uns jetzt für etwas entscheiden, wir können uns nur für etwas entscheiden, für das auch Karma da ist.
Angenommen, ihr wollt euch für etwas entscheiden, für das kein Karma da ist, dann klappt es nicht. Deshalb, man kann Entscheidungen vom spirituellen Standpunkt aus mit etwas mehr Gelassenheit angehen. Es ist nicht so, dass nur eine Entscheidung die richtige ist, sondern relativ häufig sind mehrere Entscheidungen richtig, mehrere Alternativen durchaus richtig, gangbar und möglich. Wir können es also etwas entspannter angehen. Natürlich ethisch. Angenommen, man entscheidet sich, „soll ich jetzt meinen Chef erschießen oder nicht“, dann gibt es eine eindeutige, klare Aussage, nämlich nicht erschießen. Das ist ethisch nicht verantwortbar. Angenommen, man hat einen kriminellen Chef und der macht wirklich schwere kriminelle Handlungen und dann überlegt man, „soll ich das der Polizei melden oder nicht“ und insbesondere, wenn der Chef Menschenleben in Gefahr bringt, ist auch klar, was man dann machen sollte. So gibt es ein paar Situationen, die sind ethisch klar. Und ich vermute, für euch ist das aber selten eine Frage, denn es ist mehr eine Frage: „Ich weiß jetzt nicht, was genau das Richtige ist? Soll ich das machen oder das machen? Beides ist von ethischen Gesichtspunkten her verantwortbar, ich weiß nur nicht, was jetzt die richtige ist.“ Und manchmal stellt sich gar nicht die Frage der Ethik, sondern beides ist ethisch, aber es sind halt unterschiedliche Alternativen.
Und zur Frage, ob man nicht ab und an auch ethische Erfahrungen machen muss,
könnte man sagen, irgendwo gehört es vielleicht auch dazu, vielleicht hat man das in früheren Leben oder in diesem Leben früher mal gemacht. Also, wenn man das früher mal gemacht hat, dann hat es vielleicht dazugehört. Aber man hat damals vielleicht auch nicht bewusst darüber nachgedacht. Ich habe jetzt doch eine relativ klare Meinung, man sollte keine unethischen Entscheidungen treffen. Also, man sollte keinen Menschen umbringen, man sollte nichts tun, wovon man weiß, dass es andere schädigt und man sollte vor allem nichts tun, nur deshalb, um anderen zu schaden. Man sollte keinen Menschen betrügen. Also da ist die Yogaethik schon eindeutig. Ahimsa, im Sinne von andere nicht willentlich verletzen. Satya, andere nicht betrügen, Asteya, nichts stehlen. Aparigraha, keine Bestechungsgelder annehmen und nichts annehmen, was einen in der ethischen Freiheit behindert und Brahmacharya, Vermeidung von sexuellen Fehlverhalten, also keinen Kindesmissbrauch begehen, niemanden vergewaltigen. Also, damit ist dann schon relativ klare Ethik. Das man auch dabei irgendwann gewachsen ist, wenn man in der Vergangenheit gegen ethische Prinzipien verstoßen hat, mag auch so sein. Swami Sivananda sagt so schön: „Der Verbrecher von heute ist der Heilige von morgen.“ Und es gibt viele Geschichten in der indischen Mythologie, wo große Verbrecher, sogar Mörder, dann doch zu selbstverwirklichten Heiligen geworden sind. Aus dem Saulus wurde der Paulus, auch der heilige Augustin war so ein Beispiel. Und so gibt es viele Beispiele, sowohl in der Mythologie als auch in der Geschichte. Nichtsdestotrotz, wenn man jetzt als spiritueller Mensch Entscheidungen trifft, erst mal gilt es, ethische Entscheidungen zu treffen. Dann, wenn die Entscheidung ethisch ist, können wir uns nur für das entscheiden, wofür es auch Karma gibt. Und wenn man sich für etwas entscheidet und es geht schief, heißt das noch nicht, dass die Entscheidung falsch war. Dann heißt es nur, man sollte diese Erfahrung machen und man kann sich dankbar sein, dass man jetzt das gewählt hat, was den Misserfolg hatte, dann hat man diese Erfahrung schon mal hinter sich. Versteht ihr?
Manchmal ist es besser, eine falsche Entscheidung zu treffen als gar keine und manchmal ist es wertvoll, mal eine Weile keine Entscheidung zu treffen. Das kann auch mal sein, denn in der Zeit, wo man sich nicht entscheidet, denkt man die ganze Zeit: „Wer bin ich? Was will ich? Was ist richtig? Was ist falsch? Wo kann ich meine Talente einsetzen? Was will Gott von mir? Was will ich eigentlich?“ Und diese Zeit, wo man nicht weiß, was man macht, ist ja auch manchmal eine wertvolle. Irgendwann muss man es entscheiden. Natürlich, man wird jetzt nicht sechzig Jahre seines Lebens eine Entscheidung vor sich her schieben. Manchmal kann man Wochen warten, manchmal Monate und manchmal, nach ein paar Jahren, hat sich die Entscheidung dann erledigt. Wenn man so lange überlegt, ob man jemanden einen Heiratsantrag macht und der nimmt dann den von jemand anderem an, dann hat sich die Entscheidung erledigt, um jetzt ein Beispiel zu nehmen. Und jetzt ist es auch wieder Temperamentfrage, ob man sich schneller entscheidet oder weniger schnell. Sich nicht zu entscheiden, ist auch eine Entscheidung. So ganz nicht entscheiden kann der Mensch letztlich auch nicht. Man hat ja drei Möglichkeiten: Ich entscheide mich für dies, ich entscheide mich für das andere oder ich entscheide mich nicht. Also zunächst mal diesen Druck wegnehmen, mit diesen richtigen oder falschen Entscheidungen, ob der Erfolg jetzt die Messlatte der Entscheidung ist. Natürlich, Krishna sagt auch: „Yoga karmasu kaushalam. Yoga ist Geschick im Handeln.“ Und dann wird man schon auch die Entscheidung vor dem Hintergrund fällen: „Was will ich eigentlich? Wie kann ich am besten dienen? Was ist vielleicht besonders dran?“ Und dann vor dem Hintergrund dessen, was ich erreichen will oder was ich fühle, was meine Bestimmung i