Yoga mit künstlichem Hüftgelenk

Viele Yoga-Praktizierende, die ein künstliches Hüftgelenk bekommen haben, fragen sich: Yoga mit künstlichem Hüftgelenk – geht das? Was kann ich damit noch machen, welche Asanas kann ich bedenkenlos ausüben und was sollte ich lieber lassen?

Ein überarbeiteter Beitrag von Mahashakti

In den meisten Fällen fragen Betroffene dann ihren Arzt. Die meisten Ärzte kennen sich im Yoga jedoch nicht sehr gut aus. Oft haben sie nur Fotos von besonders extremen Asanas gesehen, die dann ihre Vorstellung vom Yoga prägen. Daraus folgt logischerweise der Rat (bzw. die Vermutung), dass Yoga mit künstlichen Hüftgelenk wohl keine gute Idee wäre. Durchaus nachvollziehbar.

Hartnäckige Yoga-Fans, die nicht auf ihre Praxis verzichten möchten, fragen dann oft noch ihren Yogalehrer. Da einem als Yogalehrer nicht jeden Tag Menschen mit künstlicher Hüfte begegnen, wissen sie vermutlich auch nicht viel zu sagen. Sie kennen sich zwar mit Yoga sehr gut aus, aber wahrscheinlich eher weniger mit künstlichen Hüften.

Was ist mit einem künstlichen Hüftgelenk besser zu vermeiden?

Für Menschen mit künstlichem Hüftgelenk gilt es, kritische Bewegungen zu vermeiden. Diese kritischen Bewegungen treten besonders gerne in Verbindung mit unbedachten, schnellen Bewegungen auf, beispielsweise bei Sportarten wie Volleyball oder Fussball.

Da Yoga gezielt auf bewusste Bewegungen setzt, ist hier das Risiko von dieser Art kritischer Bewegungen relativ gering. Weiterhin zu vermeiden sind Stöße, wie sie vorkommen beim Springen oder Reiten. Auch das kommt im Yoga normalerweise eher nicht vor.

Kritische Bewegungen mit künstlichem Hüftgelenk

Beim Yoga zu vermeiden sind sind vor allem diese Bewegungen:

  1. starke Drehbewegungen (also Längsdrehung des Beines)
  2. extreme Stauchungen
  3. starke Bewegung des Beines zum Körper hin
  4. überkreuzte Beinstellungen
  5. Extrembewegungen

Beispiele für kritische Bewegungen und sanfte Alternativen

1. Eine Längs-Drehbewegung der Beine haben wir zum Beispiel beim Lotussitz oder beim Schmetterling. Diese Stellungen solltest du sicherheitshalber meiden. Vajrasana, der Fersensitz, dürfte jetzt der Sitz deiner Wahl sein. Auch der Stuhlsitz bietet für den Anfang eine gute, entlastende Möglichkeit.

2. Stauchungen passieren beim Springen. Das kommt meines Wissens im Yoga lediglich an einer Stelle vor: beim eingesprungenen Sonnengruß, einer sehr fitnessorientierten Variante. Da springt man zum Beispiel aus dem Hund in die Vorwärtsbeuge oder in die Krähe und dann zurück in den Hund oder den Stütz. Das würde ich mit künstlichem Hüftgelenk nicht empfehlen.

3. Starke Bewegung des Beines zum Körper hin, das haben wir beispielsweise bei:

Das solltest du auch besser nicht machen. Stattdessen kannst du den Drehsitz mit gestreckten Beinen üben. Einige Anregungen zum Drehsitz findest du im Yoya Vidya Asana-Lexikon weiter unten unter “sanfte Variationen”, wobei du unbedingt auf

4. das Überkreuzen der Beine verzichten solltest.

Das bedeutet, du stellst deinen Fuß auf der Innenseite des gestreckten Beines auf, nicht auf der Außenseite. Du kannst auch beide Beine gestreckt halten und deine Hände neben der Hüfte auf den Boden stellen. Das geht sehr gut.

Zudem eignet sich die Fersensitz-Variation, wie auf den Fotos weiter oben abgebildet, wunderbar. Auch solltest du die Knie-zur-Brust-Stellung (auf dem Rücken liegend Knie zur Brust ziehen und halten) nur sehr sehr sanft ausüben.

5. Extrembewegungen wie Längs- und Querspagat (Grätsche), also auch die Taube und die gegrätschte Vorwärtsbeuge, solltest du besser nicht üben.

Yoga mit künstlichem Hüftgelenk: Es gibt immer eine sanfte Variation

Du siehst: es handelt sich bei den meisten kritischen Bewegungen um solche, die eher im fortgeschrittenen Bereich liegen und zu denen es sehr viele schöne und auch sanfte Variationen gibt.

Viele der genannten Bewegungen wirst du in einer leichten Form problemlos ausführen können, sobald sich die Hüfte nach der OP ausreichend stabilisiert hat.

Was ist besonders empfehlenswert mit künstlichem Hüftgelenk?

Was ich dir ganz generell zum Üben sehr empfehlen würde, sind vor allem Asanas, die dir helfen, die Beinmuskulatur wieder aufzubauen und zu stärken. Denn: Starke Beinmuskeln geben dir nicht nur ein sicheres Gefühl beim Laufen, sondern sie schützen dich auch im Falle von “schnellen Bewegungen” wie sie beim ganz alltäglichen Stolpern oder gar Stürzen (Glatteis!) schnell mal vorkommen können.

Stärken, stabilisieren & Brücken schlagen

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Die Waage: stärkt zugleich Willenskraft, Konzentration, Gleichgewicht und Beinmuskulatur

Zu diesen stabilisierenden, aufbauenden und stärkenden Übungen für die Beinmuskulatur gehören ganz besonders die stehenden Asanas – in sanfter Ausführung – wie beispielsweise

Der Baum sowie der Tänzer sollten besonders sanft und nicht bis zum Maximum ausgeführt werden. Auch der Seitstütz (Vasishthasana) kann bedenkenlos geübt werden – er stärkt wichtige Muskelpartien im gesamten Körper und schult außerdem den Gleichgewichtssinn. Ebenfalls zur Stärkung der Beinmuskulatur geeignet sind seitliche Beinhebungen.

Auch Setu Bandhasana, die Brücke, ist sehr empfehlenswert – jedoch unbedingt mit einem Klotz zwischen den Oberschenkeln. Sie stärkt die Handgelenke, die Beine und das Gesäß. Brücken zu schlagen zwischen den verschiedenen Aspekten des Lebens, ist eine wichtige Aufgabe im Leben.

So hilft dir diese Asana, zur Ganzheit zu kommen. Eine Brücke kann auch über einen Abgrund zum anderen Ufer führen und dich so unterstützen, schwierige Zeiten durchzustehen und diese zu überbrücken – und das ganz problemlos auch mit künstlichem Hüftgelenk.

Besonders wichtig mit künstlichem Hüftgelenk: Rücksprache halten

Es ist eine gute Idee, wenn du die Übungen, die du gerne üben möchtest, ausdruckst und sie mit deinem Arzt besprichst. Er kennt dich und deine Situation und kann das am besten beurteilen, denn auch Art und Qualität der Prothese machen dabei viel aus.

Bedenke auch, dass zum Üben nicht nur die Asana selbst von Bedeutung ist, sondern auch, wie du sie aufbaust und in sie herein kommst. Sprich also auch das mit deinem Arzt ab.

Und das Wichtigste: Hör immer auf dein Bauch- und dein Körpergefühl. Wenn sich eine Bewegung nicht richtig anfühlt, dann führe sie gar nicht oder etwas abgewandelt aus, auch wenn dein Arzt dieser Bewegung zugestimmt hat. Der Intelligenz und Intuition deines eigenen Körpers darfst du letzen Endes immer am aller meisten vertrauen.


Beim Yoga mit künstlichem Hüftgelenk gibt es also vieles zu beachten oder anzupassen, aber die Welt der Asanas ist so riesig, dass letztlich doch so gut wie jeder Mensch Yoga praktizieren kann – eben jeder auf seine Art und Weise, angepasst an die jeweiligen Voraussetzungen und Bedürfnisse.

Es wäre schön, wenn vor allem Betroffene und sonstige Erfahrene ihre Erfahrungen zu diesem wichtigen Thema beisteuern könnten. Das dürfte für alle nützlich sein. Nutzt dafür gerne die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag.

Yoga praktizieren – mit Sicherheit

Yogatherapie ist die Anwendung der klassischen Yoga-Techniken auf konkrete Beschwerden. Therapie steht üblicherweise für die Behandlung von Krankheiten. Das Besondere an der Yogatherapie ist, dass du lernst, wie du deine Selbstheilungskräfte eigenständig aktivieren kannst, um Gesundheit zu erlangen.

Dabei ist Yogatherapie nach Absprache sehr gut mit der Schulmedizin und anderen Naturheilverfahren kombinierbar. Vorbeugung, Prävention und Heilung finden dadurch Raum. Ganz egal wie deine Konstitution gerade aussieht.

In der ganzheitlichen Yogatherapie werden die Yogatechniken an die jeweiligen Beschwerden angepasst und ein speziell auf dich abgestimmtes Übungsprogramm von einem erfahrenen Yogatherapeuten erstellt. Bei regelmäßigem Üben wirst du positive Veränderungen in deiner Gesundheit, deiner physischen und psychischen Stabilität und in deinem Energiehaushalt verspüren.

8 Kommentare zu “Yoga mit künstlichem Hüftgelenk

  1. Clara Grün

    Danke für die vielen Informationen. Schon vor sehr langer Zeit wurde mir das Hüftgelenk ersetzt und ich war schon immer auf der Suche nach Übungen, die perfekt auf meine künstliche Hüfte zugeschnitten sind. Danke für die vielen tollen Übungen.

  2. Ich habe mir vor 9 Jahren beide Hüften operieren lassen und habe vor ca 4 Jahren wieder intensiver Yoga angefangen zu praktizieren im niederschwelligen Bereich, auch Yin yoga. Es geht nicht mehr alles wie früher aber doch das meiste, oder mit einer angepassten Bewegung.

    Jetzt habe ich gelesen, dass ich mit den gängisten Asanas wie u.a. herabschauender Hund, Krieger oder Drehsitz meine Hüfte belaste. Schreck lass nach, gemerkt habe ich noch nichts.
    Aber jetzt versuche ich noch mehr in mich hinein zu hören und zu informieren. Aber ich lass mich jetzt auch nicht verrückt machen, jeder Körper ist anders.
    Direkt nach der OP würde ich auch kein Yoga machen und selbstverständlich sage ich den Trainern vorher Bescheid

  3. Viele denken ja, dass mit einer Knie- und Hüftprothese kaum noch Sport möglich ist. Ich habe von zwei Kollegen aber das Gegenteil erfahren. Sie freuen sich jetzt vor allem wieder über das Wandern. Gut zu wissen, dass Yoga grundsätzlich auch möglich ist.

  4. Manuela El-Masri

    Hallo
    Ich bin Fitness Trainer und habe ein Hüft Tep. Ich habe früher gelegentlich den Yogakurs besucht. Ich habe eine Ausbildung beim Deutschen Behinderten Sportvererband gemacht zum Rehasport- Übungsleiter. Drei Monate nach meiner Hüft OP habe wieder gearbeitet und verschiedene Kurse gegeben. Motorrad bin ich auch ab da wieder gefahren. Ich selbst verzichte heute auf Yoga, der Grund dafür sind die Dehnungen. Eine kräftige Muskulatur hält das Gelenk in der Pfanne, ist diese sehr dehnbar steigt die Gefahr das es auskugelt. Mein Artz hat mir dringend geraten in meinen Kursen nicht mit zu machen beim Dehnen. Dieses betrifft natürlich überwiegend den Hüftbereich. Mir persönlich ist das Risiko einfach zu groß. Ich bin viel zu dankbar, das ich jetzt wieder Gesund bin.
    Manuela

  5. Om,
    das sehe ich nicht so. Ich finde, das geht schon in die Yogatherapie.

    Dafür muss es eine spezielle Zusatzausbildung geben. Natürlich kann man sich als Yogalehrer informieren, welche Übungen gut sind oder nicht für einzelne Beschwerden.

    Aber die Hauptverantwortung bleibt beim Schüler. Würde die Verantwortung hauptsächlich beim Arzt lassen. Übungen mitgeben , Schüler soll Arzt /Physiotherapeuten befragen.

    Wirklich an schwere Krankheitsbilder sich heranwagen, finde ich nicht die Aufgabe eines Yogalehrers.Kenne Heilpraktiker die sagen, das übersteigt meiner Kompetenzen…

    Aber , das wäre vielleicht mal ein Diskussionspunkt.
    Finde Yogalehrer ist kein Physiotherapeut oder Orthopäde.

    Om Shanti

  6. Jutta starke

    Wenn ein yogalehrer nicht weiß, welche Übungen bei einer hüftprothese “angesagt” sind, hat er nicht die Qualifikation zum yogalehrer. Ein qualifizierter yogalehrer hat jahrelange Ausbildung hinter sich und weiß was er tut und hat entsprechende anatomiekenntnisse.

  7. Om Namah Shivaya

    Liebe Mahashakti,

    in meiner Nachbarschaft gibt es so einen Fall, und ich wollte schon bei Dir nachfragen, welche Übungen mit künstlichem Hüftgelenk gemacht werden könnten. Bin gespannt, ob das bei Yoga-Ungeübten auf Resonanz stoßen wird, besonders auch, wenn die letzte OP gerade erst einige Wochen zurückliegt. Vielen Dank und

    herzliche Grüße,

    Erika

    Om Shanti Om

    Und nochmals Dank für die gehaltvolle Rückenyogastunde bei Dir neulich, als ich in Bad Meinberg war, sehr raffinierte Sachen waren das, die hatten es in sich!!

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