Natürlich hilft Hatha Yoga dabei, einen ruhelosen Geist zu zähmen, doch wer wir als Person sind, bleibt davon oft unberührt. Egal wie tiefgreifend die yogische Erfahrung auch ist – sei es die aufschäumende Energie, die tiefe Absorption in der Stille oder das Dahinschmelzen in der Gottesliebe – es ist gut möglich, dass sie uns als Person unberührt lassen. Der neidvolle Yogi mag zwar beeindruckende Erfahrungen sammeln, doch jede Erfahrung ist immer nur so wertvoll, wie die Erkenntnis, die sie mit sich bringt.
Ein Beitrag von Kavi.
Wahren Geistesfrieden Kultivieren
Die Bhagavad Gita gibt – im 13. Kapitel – bestimmte universelle Werte an, die uns auf die Vedanta-Lehre vorbereiten sollen und nennt sie „Jnanam“, Wissen. Wenn ich diese Werte nicht integriert habe, kann ich die Vedanta-Lehre nicht hören, denn mein Leben hat keine starke ethische Basis. Ohne diese Werte habe ich keine harmonischen Beziehungen und stehe in einem ständigen Konflikt mit mir selbst und meiner Umwelt. Die ethische Ordnung (Dharma) wird durch grundlegende Gesetzmäßigkeiten geprägt, die besagen, dass Handlungen, die gegen universelle Werte verstoßen, negative Konsequenzen nach sich ziehen. Nur wenn ich im Einklang mit dieser ethischen Ordnung stehe, kann mein Leben von Segen getragen sein.

Die Unreinheiten im Geist bestehen in Form von Neid, Wut, Hass, Angst, Egoismus, Selbstverurteilung, Schuldgefühlen, Stolz und Besitzgier. Nur das Wissen in Form von universellen Werten kann diese hinderlichen Prägungen neutralisieren und Geistesfrieden vermitteln, der über die bloße Manipulation von Körper und Prana hinausgeht.
Gelb vor Neid? Eine Unreinheit ohne Berechtigung
Es bedarf eines edlen und reifen Geistes, der andere strahlen lässt und in wohlwollender Mitfreude die Großartigkeit der Welt innerlich mitfeiert. Talentierte Menschen leben gefährlich und lernen früh, dass es manchmal besser ist, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Missgünstige Kommentare, das Suchen nach Fehlern oder das Abschießen feinstofflicher Neidpfeile – viele Menschen empfinden die Großartigkeit ihrer Zeitgenossen als Bedrohung.
Die Sanskrit-Expertin, deren Mantra-Praxis man einen Mangel an Hingabe unterstellt. Der Schriftgelehrte, dessen Körperhaltung man als Zeichen eines Mangels an Wahrhaftigkeit deuten möchte. Oder der Heiler, bei dem wir vermeintliche Schwächen in seiner Aura ausfindig gemacht haben: einige unserer absurdesten und oberflächlichsten Urteile basieren auf Neid.
Es ist eine Unreinheit ohne die geringste Berechtigung, denn unser Neid gilt selten einer ganzen Person, sondern eher einer spezifischen Eigenschaft, die wir insgeheim bewundern. Neid verzerrt diese Bewunderung in missgünstige negative Urteile und trübt dabei unseren Geist. Die wahrgenommene Überlegenheit des Anderen bleibt dabei stets unvollständig. Wir vergessen all die anderen Probleme und Herausforderungen, mit denen unser Gegenüber konfrontiert ist.

Pratipaksha Bhavana – der neidvolle Yogi und das Anwenden des entgegengesetzten Gedankens
Das Aufflackern von Neid kann ein wertvolles Signal für uns sein, dass wir uns bestimmte Qualitäten wünschen und uns motivieren, in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Doch sobald wir merken, dass wir uns ungünstig mit anderen vergleichen, ist es hilfreich entgegengesetzte Gedanken zu denken.
„Ich freue mich für dich. Ich bewundere deine guten Qualitäten und bin glücklich, wenn du glücklich bist.“ Bewunderung ist eine wunderbare Emotion, und wir sollten nicht zulassen, dass Neid sie ins Gegenteil verwandelt. Die Welt ist reich an Licht, Talent, Tugenden und Gaben. Lasst uns diese Fülle gemeinsam feiern!
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Über den Autor

Kavi ist leidenschaftlicher Astrologe und begeistert von vedischer Rezitation und Advaita Vedanta. Er hat intensiv in der Dayananda-Tradition studiert und verfügt über mehrere Jahre Erfahrung im Integrationsbereich als Sprachwissenschaftler. Nach 9 Monaten als Sevaka in Bad Meinberg machte er sich nun erfolgreich als Berater selbstständig.
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