Die 5 Säulen des Hatha Yoga (Teil 1) – Asana, Pranayama und Entspannung

Yoga Vidya steht in der Tradition von Swami Sivananda. Dort werden sechs Yogawege gelehrt: Hatha Yoga, Kundalini Yoga, Raja Yoga, Bhakti Yoga, Jnana Yoga und Karma Yoga.

In diesem Blogartikel geht es um Hatha Yoga und die fünf Säulen, auf die dieser Yogaweg aufbaut. Welche Effekte haben sie und wie kannst du daraus einen Nutzen für deinen Alltag ziehen?

Was bedeutet eigentlich “Hatha Yoga”?

Das Wort “Hatha” lässt sich in zwei einzelne Wörter aufteilen: Ha-tha. “Ha” heißt Sonne und “tha” heißt Mond. Die Sonne steht dabei für das männliche Prinzip, die Yang Energie, die Aktivität und Wärme repräsentiert. Der Mond hingegen veranschaulicht das weibliche Prinzip, die Yin Energie, welche Ruhe und Kühle verkörpert. Beim Hatha Yoga geht es um das Vereinen und Harmonisieren dieser beiden Energien, denn “Yoga” heißt übersetzt Einheit oder Harmonie.

Die 5 Säulen des Hatha Yoga

Im Westen ist der Hatha Yoga am bekanntesten, obwohl er nur einen sehr kleinen Teil des gesamten Yoga-Spektrums ausmacht. Die Techniken der anderen Yogawege, wie beispielsweise Energiearbeit, Reinigungstechniken, Rituale oder Studium des Vedanta sind eher unpopulär.

Viele Menschen kommen erst durch eine Yogalehrer-Ausbildung oder nach vielen Jahren der Hatha Yoga Praxis damit in Kontakt. Aber auch der Hatha Yoga befasst sich nicht ausschließlich mit Körperstellungen. Seine 5 Säulen setzen sich zusammen aus:

  1. Asana (Körperstellung)
  2. Pranayama (Atemübungen)
  3. Entspannung
  4. Ernährung
  5. Meditation & positives Denken

1. Asana

Asana ist wohl die bekannteste Säule des Hatha Yoga. Es geht dabei um die verschiedenen Körperstellungen, die in der Hatha Yoga Praxis eingenommen und für einen bestimmten Zeitraum gehalten werden.

Viele Menschen praktizieren Hatha Yoga, weil die Körperübungen dafür bekannt sind, dass sie alle möglichen Leiden , von Muskelverspannungen, über Rückenschmerzen und Verdauungsproblemen, bis hin zu hohem Blutdruck und Schlaflosigkeit mildern, oder sogar ganz heilen können.

Die Asanas dehnen und kräftigen deinen Körper, entspannen das Bindegewebe, lösen Energieblockaden und verhelfen dir außerdem zu einem besseren Körpergefühl. Letzteres ist ein sehr wichtiger Punkt.

In der Hatha Yoga Praxis geht es nicht darum, Asanas in Perfektion, wie sie in einem Yoga-Buch abgebildet sind, auszuführen. Jede Körperstellung dient vielmehr als ein Forschungsfeld, um dir deinen Körper und seinen aktuellen Zustand bewusst zu machen. Auf diese Weise kannst du allmählich an der Ausdehnung deiner Komfortzone arbeiten, indem du z. B. das Bewegungsausmaß erhöhst.

So gelangst du zu mehr körperlichem Bewusstsein und mehr körperlicher Freiheit, die sich natürlich auch durch eine stabile körperliche Gesundheit ausdrückt. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass Yoga-Praktizierende trotz allem auch mal krank werden können.

2. Pranayama

Auch die Atemübungen haben eine positive Wirkung auf deine Gesundheit, insbesondere was die Atemwege betrifft. Das Lungenvolumen wird dadurch größer und du wirst weniger anfällig für Atemwegserkrankungen.

Die intensive Auseinandersetzung mit den Atemorganen ist vor allen Dingen sehr gut für Menschen, die unter Asthma leiden. Sie bekommen durch die Übungen mehr Gefühl für den Atemapparat und somit wieder mehr Vertrauen und Kontrolle.

Durch den Wechsel von intensivem Atmen und Anhalten des Atems, laufen im Blut verschiedene Prozesse ab, die einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Mal steigt der Sauerstoffgehalt im Blut, mal erhöht sich die Kohlendioxyd-Konzentration. All das wirkt sich auf den pH-Wert des Blutes aus, was unter anderem zur Folge hat, dass Giftstoffe vermehrt aus dem Gewebe gelöst und abtransportiert werden können.

Weiterhin wirkt Pranayama klärend und beruhigend auf den Geist.

Eine der häufigsten Meditationstechniken dieser Erde ist die Konzentration auf den Atem. Warum? Es ist eine sehr einfache und schnelle Möglichkeit den Geist nach Hause zu bringen.

Die Atmung ist ein körperlicher Vorgang. Die Konzentration auf den Atem lenkt den Geist also auf den Körper und beide werden wieder eine Einheit. Dies ist nicht nur entspannend, sondern auch sehr heilsam.

Bereits ein paar bewusste tiefe Atemzüge in den Bauch entspannen den Geist und helfen Stress sowie Aufregung zu lindern. So kannst du wieder klare Gedanken fassen und dich besser konzentrieren. Oft können auch körperliche Schmerzen gemildert werden, wenn man einige Minuten bewusst in den schmerzenden Bereich hineinatmet.

3. Entspannung

Wenn die Teilnehmer meiner Seminare die fünf Säulen des Hatha Yoga erarbeiten, wird dieser Punkt meistens als letztes genannt oder sie kommen gar nicht darauf – was für ein Abbild unserer Gesellschaft! Es geht immer um’s Tun, Machen, Handeln. Entspannung ist das Gegenteil davon; es bedeutet, einfach nur zu sein. Das Tun, Machen und Handeln zu vergessen und es einfach mal gut sein zu lassen.

Wenn wir in der Hatha Yoga Stunde sind, ist es wichtig, dem Körper nach der intensiven Praxis einige Minuten der Ruhe zu gönnen, damit er sich erholen kann und sich die Wirkungen der Asanas etablieren können.

Als Yogalehrerin erlebe ich es leider immer noch sehr oft, dass Schüler (selbst in einem Ashram) vor der Endentspannung die Stunde verlassen, weil es ja noch so viel zu tun gibt. So viele Menschen sind ohne Rast und laufen endlos der Zeit und ihren nicht endenden Aufgaben hinterher.

Dann werden schnell ein paar Asanas gemacht und weiter geht’s – für Entspannung keine Zeit. Was daran Yoga sein soll, wissen sie wahrscheinlich selber nicht. Eine meiner Lehrerinnen sagte einmal:

“Yoga ohne Entspannung ist wie Kochen ohne Essen – es macht einfach keinen Sinn.”

Damit ist nicht gemeint, dass man die Praxis mangels Zeit ausfallen lassen sollte. Vielmehr rät uns dieser Spruch unsere Praxis so aufzubauen, dass am Ende auf jeden Fall noch Zeit für Entspannung bleibt. Also lieber ein paar Asanas weglassen und dafür entspannen.

Hatha Yoga – Enstpannung ist immer und überall möglich

Auch außerhalb der Yogastunde kann Entspannung praktiziert werden. Das Nervensystem der meisten Menschen ist ständig auf Aktivität geschaltet – doch Dauerstress macht auf lange Sicht krank. Deswegen ist es ratsam, mehrmals täglich kleine Entspannungsübungen zu machen, damit Körper und Geist regenerieren können.

Entspannungsimpulse lassen sich leicht durch verschiedene Techniken setzen. Ausführliche Techniken sind natürlich Asanas wie Shavasana, Pranayama, Meditation und Tiefenentspannung wie Yoga Nidra.

Wenn es mal schnell gehen soll, können auch schon einige bewusste Atemzüge, bewusstes Spüren bestimmter Körperteile, ein Spaziergang im Wald, oder Mantra-Wiederholung eine Entspannung herbeiführen. Aber auch für den Fall, dass du nur wenig Zeit und keine Möglichkeit hast, es dir bequem zu machen, gibt es Techniken. Hier zum Mitnehmen eine kleine Blitzentspannungsübung im Stehen:

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Anleitung zur Blitzentspannung im Stehen, Sukadev und Ananta (Bad Meinberg, 2016)

Und damit dir jetzt auch noch genug Zeit für Entspannung bleibt, soll es bis hier hin genug sein. Über die anderen zwei Säulen des Hatha Yoga, Ernährung und Meditation, erfährst du mehr im 2. Teil dieses Artikels.

Om Shanti

Seminare zum Thema Hatha Yoga

Du hast Interesse an Hatha Yoga? Du willst intensiv Asanas praktizieren und flexibler werden? Dann schau dir gern unser großes Angebot an Hatha Yoga Seminaren an:

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Die Autorin

Seminarleiterbild Gauri Daniela Reich 2021

Gauri Daniela Reich Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Vegane Ernährungsberaterin, ausgebildet in Yoga Personal Training, Vinyasa Sequenzing, Thai Yoga Massage und Yin Yoga, Lehrerin für Prävention und Gesundheitsförderung (BSA), Fitnesstrainer B-Lizenz, Cardiofitness- und Entspannungstrainerin, Diplom Betriebswirtin (BA). “Yoga hat mein Leben von Grund auf verändert.

Dank der ganzheitlichen Yogapraxis hat mein Leben heute einen Sinn. Ich bin zufriedener, gesünder, umgänglicher und habe erfüllendere Beziehungen. Dieses Glück steht allen Menschen zu und ich sehe es als meine selbstverständliche Pflicht, dieses Wissen mit anderen zu teilen.” Seminare mit Gauri >>

2 Kommentare zu “Die 5 Säulen des Hatha Yoga (Teil 1) – Asana, Pranayama und Entspannung

  1. G. Gottschall

    Ja, hierdurch wird das Leben lebenswerter!

  2. Dr. Johannes Ring

    Wichtige und gute Erinnerung. Vielen Dank und herzlichen Gruß

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