Die Brennnessel.

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Von hu
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Die Brennnessel ist eine außergewöhnliche Heilpflanze. Sie wächst dort, wo andere Pflanzen ihre Blätter in den Sand stecken würden. Sie gibt sich mit wenig zufrieden, wehrt sich aber, wenn man ihr den Platz streitig macht. Denn sie ist auch eine Zauberpflanze, die schützt und abwehrt. Wem das zu unyogisch ist – sie hat auch schon zur Erleuchtung geführt! Wissenswertes und Gedanken zur Brennnessel mit einem Video von Julia Lang.

Der Mensch und die Brennnessel

Die Brennnessel (Gattung Urtica) ist in vielen Kulturen Teil der Geschichte und der Geschichten. Denn der Mensch nahm sie für Vielerlei (vorsichtig) zur Hand. Denn fand man für sie praktische Verwendung, dann versprach dies in Verbindung mit ihren mystisch-magischen Eigenschaften Schutz, Kraft und Gesundheit auf allen Ebenen.

Unsere Vorfahren betrachteten die Brennnessel also weniger als lästiges Unkraut, sondern vielmehr als vielseitig einsetzbare und wertvolle Pflanze. Sie diente nicht nur als Nahrungs- und Futtermittel, sondern lieferte auch Fasern zum Weben und Spinnen von Seilen und Tüchern, war ein einfaches Pflanzenfärbemittel, ein guter Dünger und Schädlingsvernichter und wurde von Völkern auf der ganzen Welt als Medizin verwendet.

Als Faserlieferant gewinnt die Brennnessel wieder an Bedeutung, denn im Gegensatz zur Baumwolle ist die Brennnessel nicht nur nachhaltig. Sie verbessert sogar die Umwelt, in der sie wächst, indem sie beispielsweise zur Erosionskontrolle und Bodenverbesserung beiträgt. Sie braucht wenig Wasser und keinen Dünger.

Wer sich jetzt denkt Bah! Brrrrrennnesselschlüpper: Nesselfasern sind sehr reißfest und knitterarm und baumwollähnlich und haben einen feinen Glanz. Sie sind extrem saugfähig, antimikrobiell und antibakteriell.

Heilpflanze Brennnessel

Am bekanntesten ist die Brennnessel als Tonikum zur Wiederherstellung von Gesundheit und Kraft und als Nierentee, aber sie galt auch als Allheilmittel bei Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Arthritis, Bluthochdruck, Herzproblemen, männlicher Unfruchtbarkeit, Blutarmut, schwacher Milchbildung, Menstruationsbeschwerden, Haarausfall, Ekzemen, Grippe, Verstopfung und Allergien.

Noch heute ist die Brennnessel ein weit verbreitetes Naturheilmittel bei Heuschnupfen, Asthma, Arthrose und bestimmten Erkrankungen der Harnwege. Auch die moderne Forschung untersucht die Wirksamkeit der Brennnessel bei vielen Beschwerden, bei denen sie schon von unseren Vorfahren traditionell eingesetzt wurde.

Video Wunderpflanze Brennnessel mit Julia Lang

Zauberpflanze Tausendnessel, Donnerkraut und Teufelsabbiss

In vielen Kulturen wird der Brennnessel eine starke spirituelle Kraft zugeschrieben, die in Märchen und alltäglichen Ritualen eine Rolle spielt. Seit Jahrhunderten werden sie in der Folklore und in magischen Praktiken verwendet, um böse Geister, Flüche und negative Energien abzuwehren. Man glaubte, dass das Aufhängen von getrockneten Brennnesselbündeln in Türöffnungen oder Fenstern böse Wesen fernhalten würde. Bei den Kelten und Germanen war sie Thor/Donar geweiht und schützte so vor Blitzschlag.

In der Kräutermagie und der traditionellen Hexenkunst galten Brennnesseln als vielseitige und wirksame Zutat. Sie wurden in Zaubersprüchen und Ritualen wegen ihrer schützenden, bannenden und heilenden Eigenschaften verwendet. Räuchern mit Donnerkrautblättern wirkt bannend und schützend. An Walpurgis (1. Mai) soll es gar vor Feuer und Blitzeinschlag fürs ganze Jahr schützen. So soll ein Brennnesselpfannkuchen zu St. Johannis (Sommersonnenwende) verspeist, Feen und anderes missgünstiges Gespinst fernhalten und Brennnesseln am Gründonnerstag verspeist, sollen helfen, das Geld ins Haus kommt.

Auch in Liebeszaubern fand die Brennnessel Verwendung! Da männliche und weibliche Pflanzen anhand der Samenstände leicht zu unterscheiden sind und die Brennnessel ausgelaugte Böden wieder fruchtbar machen kann, ist dieser Gedankengang auf den zweiten Blick dann doch nachvollziehbar. Das Räuchern von Brennnesselsamen soll dann auch insbesondere auf Männer erotisierend wirken.

In vielen Kulturen galt die Brennnessel als „Schwellenkraut“, das an der Schwelle zur Anders-/ Totenwelt wächst. Vielleicht kann deshalb, nach walisischem Volksglauben, ein Brennnesselblatt unter dem Kopfkissen eines Kranken Überleben oder Tod anzeigen, je nachdem, ob es über Nacht seine Farbe behält. Sowohl im alten China als auch in Nordeuropa wurde Brennnesselgewebe als heiliges Leichentuch verwendet. In Dänemark soll die Brennnessel dort wachsen, wo das Blut Unschuldiger vergossen wurde, und in Schottland auf den Knochen von Toten.

Ein Kraut der Erleuchtung?

Dem berühmten tibetischen Yogi Milarepa soll die Brennnessel gar zur Erleuchtung verholfen haben, nachdem er sich lange Zeit in einer Höhle meditierend ausschließlich von Brennnesseln ernährt hatte. Vermutlich der Grund, warum er gerne mit grüner Haut und grünem Heiligenschein dargestellt wird. Eine bessere Verbündete auf dem spirituellen Weg hätte sich Milarepa kaum aussuchen können als das nährende, schützende, ausgleichende und reinigende Schwellenkraut Brennnessel.

Feuerkraut

Das Element der Brennnessel ist Feuer

In der Astrologie gilt die Brennnessel als männlich und wird von Mars regiert. Mit Skorpion und Widder wird sie verknüpft.

Im Ayurveda wird die Energie von Bichu Ghas als bitter, salzig, kühl und trocken angesehen. Dort ist sie also auch zu Hause! Brennnessel mal anders? Hier geht es zum Rezept Brennessel Sabji von Dr. Devendra.

Was lernen wir über uns aus unserem Umgang mit der Tausendnessel?

Victor Hugo

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