Von Yoga, Tanzen und Ayurveda

Tanzen und Yoga passen gut zusammen

Immer wieder tauchen im Seminarangebot bei Yoga Vidya Veranstaltungen mit Namen wie „Dance Yoga“ oder „Tanz und Yoga“ auf. Hatha Yoga und Tanzen ist die perfekte Kombination für ganzheitliche Bewegung. Gespickt mit ein bisschen Ayurveda ist das Wochenendseminar perfekt. Also: Warum passen Yoga, Tanzen und Ayurveda angeblich so gut zusammen und vor allem, wie?

Im Hatha Yoga geht es darum Körper und Geist zu harmonisieren. Wir machen bestimmte Übungen, halten Stellungen und meditieren, um den Geist kontrollieren zu lernen. Immer wieder wird in den Stunden gesagt, dass die Achtsamkeit ganz beim Körper bleiben soll. Jeder muss auf sich selbst hören. Der Körper zeigt, wie tief wir heute kommen, wie lange die Stellung gehalten werden kann oder wann wir eine Zwischenentspannung brauchen. Die Intuition ist dabei eines unserer wichtigsten Werkzeuge. Wir hören auf die innere Stimme, um uns selbst zu schützen, stärken oder entspannen. Es gibt genaue Anleitungen, wie die Asanas aufgebaut werden, aber wie sie für unseren Körper funktionieren, dass entscheidet er selbst.

Hatha Yoga ist der Yoga der Körperarbeit auf verschiedenste Weise. Hatha Yoga hilft der Gesundheit des physischen Körpers, Hatha Yoga hilft, mehr Energie zu haben, Hatha Yoga hilft, auf der emotionalen Ebene zu heilen, Hatha Yoga hilft, die Gedanken zur Ruhe zu bringen.

Sukadev

Tanzen wirkt in uns

Genau das gleiche gilt für den Tanz. Jeder kann Tanzschritte lernen. Sobald wir allerdings einen Schritt machen, hauchen wir ihm unsere persönliche Note ein. Wir schauen zu, wie sich der Körper bewegen will und wie er durch die einzelnen Stellungen, Schwünge oder Kurven gleitet. Beim Tanzen geben wir uns ganz der Musik hin. Wir verbinden unseren inneren Atem mit dem Rhythmus von außen und lassen uns durch die Bewegungen tragen. Man könnte sagen, dass wir Hingabe an Musik, Körper und Intuition praktizieren. Der Tanz ist also eine Form von Bhakti Yoga.

Durch bewusstes Tanzen können wir Verspannungen und Blockaden lösen. Wir können im Tanz bestimmte Bewegungen unaufhörlich wiederholen, um tief hinein zu spüren. Genau wie im Hatha Yoga werden unsere Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer verbessert. Wir lernen unseren Körper kennen und gleiten in einen meditativen Zustand. Um das Ganze noch zu optimieren, nehmen wir das Grundgerüst des Hatha Yogas für unser Bhakti Yoga. Hast du schon einmal den Sonnengruß getanzt? Dabei folgst du dem Sonnengruß zu dem Rhythmus eines Mantras. Das Surya Namaskar Mantra bringt noch mehr Achtsamkeit in die Praxis, da der Geist ruhiger werden kann. Wir können uns einfach von der Schwingung leiten lassen.

Wenn wir bewusst den Gedanken der freien Bewegung in unsere Praxis einladen, weichen wir teilweise von den Strukturen des Hatha Yogas ab. Der Körper folgt intuitiv den Bewegungen, die ihm grade am besten tun. Die Folgen wie die Yoga Vidya Grundreihe dient dabei als Einladung für Körper, Geist und Seele sich selbst zu harmonisieren. In der Yoga Therapie heißt es nicht umsonst, dass der beste Yoga der ist, der intuitiv aus uns selbst geschieht. Die Musik erleichtert uns das Zuhören unserer Intuition, indem wir uns in sie hineinfallen lassen können. Sie erlaubt uns die Kontrolle abzugeben, da wir uns auf den Rhythmus verlassen können. Er trägt uns durch die Praxis.

Ayurveda im Tanzen ausdrücken

Bringen wir nun auch noch Ayurveda ins Spiel! Dafür braucht es allerdings etwas mehr theoretischen Hintergrund. Der Körper kennt drei Bewegungsformen: Wir können kreisen, Spiralen Zeichnen und Linien ziehen.

Die drei Bewegungsformen: Wellen, Kreise und Linien

Kreisen wir, dann fängt eine Bewegung an einer Stelle an, fährt eine lange Kurve und schließt die Bewegung an derselben Stelle, an der sie angefangen hat. Es ist also ein geschlossenes System in sich. Die meisten Kreisbewegungen sind eher langsam, betont und entspannt. Wir nutzten sie oft zur Harmonisierung und Zwischenentspannung im Tanz. Im Bauchtanz oder auch indischen Tanz sieht man dieses Prinzip oft gezielt. Auch im Hiphop werden Hüftkreise vor allem zur Betonung von Rundungen oder als Zwischenelement zur Harmonisierung verwendet.

Eine Spirale bzw. Welle zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich fortbewegt. Sie ist eine kreisförmige Bewegung, mit wechselhaftem Charakter. In der Tanztherapie gelten sie als transformatierend. Ohne Spiralen gibt es keinen Fortschritt, keine Lebendigkeit. Durch eine Welle wird der Tanz dynamisch und abwechslungsreich. Wer sich im Ayurveda auskennt, wird spätestens jetzt hellhörig. Denn das hört sich doch sehr nach Vata an. Schneller Wandel wird oft mit dieser Konstitution in Verbindung gebracht.

Die letzte Bewegungsform ist die Grade. Sie hat einen klaren Anfang und ein Ende. Vor allem in modernen Tänzen werden gerichtete Bewegungen folglich oft für dynamisch schnelle Szenen eingesetzt. Im 5-Rhythmen Tanz kennen wie sie aus den schnellen, teils aggressiven, in jedem Fall aktivierten Phasen. Ruckartige Bewegungen sprechen eine präzise und intensive Sprache.  

Ganz ähnliche Beschreibungen finden wir im Ayurveda, wie grade schon aufgefallen ist. Werden die drei Konstitutionen auf Bewegungen angewandte, können wir die Typen eindeutig dieser Aufteilung anpassen. Kapha zeichnet sich durch Stabilität und Beständigkeit aus, genau wie eine Kreisbewegung. Vata ist hingegen wechselhaft und unberechenbar wie eine Spirale mit ständig neuen Richtungen. Pitta zeigt sich zielstrebig und klar, gleich einer Linienbewegung.

Ganzheitlicher Tanz im ganzheitlichen Yoga

Wie alles im Leben, gibt es auch im Tanz Mischformen. Die Arme fahren in einer Kurve nach oben, der Fuß stampft nach hinten und die Hüfte dreht sich gleichzeitig über vorne, rechts, hinten, links wieder nach vorne. Im Tanzen werden die Formen oft gemischt, damit es ein harmonisches Gesamtbild gibt. Meistens fühlen sich „nur“ Bewegungen nicht vollkommen an. Ein ganzes Lied nur monotone Hüftkreise drehen ist nicht nur anstrengend, es fühlt sich manchmal auch leer an. Wir brauchen für einen gelungen Tanz alle drei Bewegungsformen. Wir brauchen Yoga, Tanzen und Ayurveda.

Tanzen befreit uns
Tanzen befreit uns

Die können wir gut in unser Yoga mit einbeziehen. Fühlen wir uns lebendig und aufgeladen, können wir im Krieger die Arme in Wellenbewegungen auf und ab schwingen. Im Yin-Yoga heißt diese Art des Tanzens in der Asana „Der Drache“. Sind wir heute eher träge und sehnen uns nach Monotonie, können im Krieger den Brustraum sanft kreisen lassen. Sehnen wir uns nach einer intensiven Praxis und Herausforderung, können wir die Arme schneller oder langsamer ausstrecken und einziehen. Alle drei Bewegungen haben gemeinsam, dass wir tiefer in die Asana senken und sie mit dem ganzen Körper spüren können. Lassen wir uns dann von der Musik leiten, wechseln wir oft zwischen den vielen Möglichkeiten hin und her, sodass wir ganz ohne unser bewusstes zutun alle drei Aspekte harmonisieren. Die Energie, die grade ausgedrückt werden möchte, findet ihren Weg sich zu zeigen und gespürt zu werden.

Yoga, Tanzen und Ayurveda haben also doch eine ganze Menge gemeinsam. Gehen wir mit dem Bewusstsein der Abweichung in die Hatha Yoga Praxis, können wir noch tiefer und bewusster in die Asanas spüren. Yoga, Tanzen und Ayurveda helfen uns tief einzutauchen. Quasi gratis passt der Körper intuitiv die Bewegungen besser an sich im hier und jetzt an. Das heißt: Wir müssen nichts weiter tun als reinspüren, zuhören und geschehen lassen.

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