Wie kultiviere ich die Kunst der Liebe? Wie kann ich Liebe in mein Leben bringen? Oft hört man, dass Liebe alles heilen kann. Doch muss ich wirklich darauf warten, dass mir die richtige Person über den Weg läuft? Es ist wichtig zu erkennen, dass Empathie, Fürsorglichkeit und Hilfsbereitschaft tief in unserem menschlichen Wesen verankert sind. Diese Eigenschaften müssen nicht erlernt werden; sie sind Teil unseres Designs.
„Deine Aufgabe ist nicht, nach Liebe zu suchen, sondern vielmehr all die Barrieren in dir selbst zu suchen und zu finden, die du dagegen errichtet hast.“ – Rumi
Ein einfaches Beispiel: Wenn ein Blatt neben einem Kleinkind zu Boden fällt, wird es instinktiv danach greifen und es mir freundlich überreichen – ganz ohne Anleitung. Ebenso braucht keine Mutter einen „Führerschein“, um ihr Kind mit Liebe zu erziehen.
Das gilt auch für ethische Fragen: Wenn ich jemandem absichtlich Schaden zufüge, werde ich, sofern ich ein gesundes Gewissen habe, unweigerlich Schuldgefühle empfinden.
Doch kann ich Liebe aktiv hervorrufen oder kontrollieren? Das ist nicht möglich. Gefühle wie Hingabe, Zuneigung und Vertrauen entstehen spontan aus einer größeren Ordnung, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Versuche, diese Emotionen zu manipulieren oder zu erzwingen, führen oft nur zu Enttäuschungen – ähnlich wie das Ziehen an einer Pflanze, um ihr Wachstum zu beschleunigen: Es funktioniert nicht.
Universelle Werte: Die Freiheit der Liebe
Wenn Liebe etwas so Spontanes, Universelles und Selbstverständliches ist, warum empfinden dann viele Menschen einen Mangel oder sorgen sich um sie? Die Antwort liegt in den Hindernissen, die es zu überwinden gilt. Durch die Kultivierung bestimmter Werte kann Liebe ungehindert fließen, wenn sie gebraucht wird. Zwei dieser grundlegenden Werte werden im 13. Kapitel der Bhagavad Gita beschrieben und zeichnen eine heilige Person aus.
Der erste Wert ist Ahimsa, was so viel bedeutet wie „Nicht-Verletzen“ durch Handlungen, Worte und Gedanken. Ahimsa ist ein universeller Wert, denn jedes Lebewesen hat das innate Bedürfnis, nicht verletzt zu werden. Wenn jemand seinen freien Willen missbraucht, um anderen Schaden zuzufügen, erfährt er sofortige negative Rückmeldungen in Form von Unruhe, Angst und Schuldgefühlen in seinem Körper-Geist-Sinnes-Komplex.
Ahimsa gilt als der höchste universelle Wert und steht sogar über der Wahrheit. Dennoch ist kein Wert absolut; in bestimmten Situationen kann Gewalt gerechtfertigt sein – etwa zur Selbstverteidigung, bei chirurgischen Eingriffen oder zum Schutz von Recht und Ordnung.
Ein Leben nach universellen Werten auszurichten, kann transformative Auswirkungen haben und verleiht einem Aspiranten die Qualifikationen, um auf seinem spirituellen Weg voranzuschreiten.
Kshanti: Der Schlüssel zur bedingungslosen Liebe
Ein weiterer essenzieller Wert, der die ungehemmte Fließfähigkeit der Liebe fördert, ist Kshanti. Dieser Begriff steht für Akzeptanz und beruht auf dem Verständnis, dass die Dinge aufgrund von Konditionierungen, karmischen Einflüssen und den Verkettungen von Ursache und Wirkung einfach so sind, wie sie sind – und dass wir sie nicht kontrollieren können.
Wir alle haben das Gefühl von Ablehnung, Zurückweisung, Urteil und Kritik erlebt. Vielleicht haben wir in den Augen anderer Erwartungen nicht erfüllt oder deren Maßstäbe verletzt. Solche Erfahrungen können schmerzhafte Wunden hinterlassen und dazu führen, dass wir diese Kritik internalisieren. Dies erschwert es uns, uns selbst so zu lieben und zu akzeptieren, wie wir sind. Oft werden wir zu unseren eigenen schärfsten Kritikern, was es uns zusätzlich schwer macht, unser Herz für andere zu öffnen. Diese innere Enge steht der Kunst der Liebe oft im Weg. Sie kann dazu führen, dass wir Schwierigkeiten haben, die vermeintlichen Unzulänglichkeiten anderer liebevoll anzunehmen. Infolgedessen wird unsere Empathie stark beeinträchtigt.
Das Schlüsselwort in diesem Kontext ist Akzeptanz: Sind wir in der Lage, uns selbst und unsere Mitmenschen bedingungslos so zu akzeptieren, wie sie sind? In Coaching-Kreisen sowie im Buddhismus wird häufig von „radikaler Akzeptanz“ gesprochen. Diese Haltung hat das Potenzial, uns von emotionaler Enge zu befreien und unser gütiges, liebendes Herz zum Erblühen zu bringen.

Die Kunst der Liebe: Selbstliebe als Grundlage
Ein Heiliger verfügt über ein nahezu unerschöpfliches Reservoir an Mitgefühl und Akzeptanz für sich selbst und andere. Er ist in der Lage, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind – ähnlich wie wir einen Sonnenuntergang oder eine Honigbiene akzeptieren. Der Sanskrit-Ausdruck für diesen wertvollen menschlichen Aspekt ist Kshanti. Indem wir Kshanti kultivieren, schaffen wir Raum für Liebe und Mitgefühl in unserem Leben und ermöglichen es der Liebe, frei zu fließen.
Es ist entscheidend zu verstehen, dass andere Menschen nicht unseren Erwartungen, Vorlieben oder Abneigungen unterliegen. In der Bhagavad Gita sagt Krishna: „Alle Wesen folgen automatisch ihrer eigenen Natur; was nützt es da, sie kontrollieren zu wollen?“ Diese Fähigkeit zur bedingungslosen Akzeptanz ist ein wesentlicher Bestandteil der Kunst der Liebe, denn sie führt letztlich zu unserer eigenen persönlichen Freiheit. Der Grad unserer individuellen Freiheit hängt direkt davon ab, inwieweit wir anderen gestatten können, so zu sein, wie sie sind.
Solange ich Schwierigkeiten habe, Menschen mit unterschiedlichen Ansichten oder Hintergründen – seien es Rechte, Linke, Schwarze, Gelbe, Weiße oder Bunte – zu akzeptieren, wie frei bin ich dann wirklich? In einer Zeit, die von Spaltung, Polarisierung und kulturellen Konflikten geprägt ist, stellt Kshanti einen universellen Wert dar, der das Potenzial hat, unsere Gesellschaft zu heilen.
Indem wir lernen, bedingungslos zu akzeptieren und Verständnis für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen zu entwickeln, schaffen wir Raum für Frieden und Harmonie in unserem Leben und in der Gemeinschaft.
Kshanti in deinem Leben
Wie integrierst du Kshanti in deinen Alltag? Welche Strategien helfen dir, Akzeptanz zu entwickeln, und wo siehst du die Notwendigkeit, gesunde Grenzen zu setzen? Ich freue mich darauf, deine Erfahrungen in den Kommentaren zu lesen!
Sehnst du dich auch nach Klarheit, Selbsterkenntnis und der Spiritualisierung deines Alltags? Dann wende dich an unsere erfahrenen Vedanta Lehrer:innen.
Über den Autor

Kavi ist Yogalehrer, leidenschaftlicher Astrologe und begeistert von vedischer Rezitation und Advaita Vedanta. Er hat intensiv in der Dayananda-Tradition studiert und verfügt über mehrere Jahre Erfahrung im Integrationsbereich als Sprachwissenschaftler. Nach 9 Monaten als Sevaka in Bad Meinberg machte er sich nun erfolgreich als Berater selbstständig.
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„Erkenne dich selbst, dann verstehst du alles“
Wenn ich verstanden habe wie Gedanken/Ideologien/ Glaubenssysteme entstehen,
erkenne ich, das sie nicht zu mir gehören.
Wenn ich verstanden habe wie Ego, Psyche, Emotionen und Befindlichkeiten entstehen,
erkenne ich, das auch das nicht zu mir gehört.
Und dann steht dem SELBST nichts mehr im Weg…..:-)
Body comes through another body
Mind comes through another mind
Spirit is divine
Om Namo Narayanaya
Liebe Lucy,
Danke für das Teilen deiner Gedanken. 🙏
Der Weg nach innen ist der kürzeste Weg zur Unendlichkeit. ✨
Liebe Grüße
Mohini