Kirtan, Mantra und die Weihnacht: Die heilsame Kraft des gemeinsamen Singens in dunklen Zeiten

Katyayani
Von Katyayani
Lesezeit: 6 Min

Warum setzen sich besonders in der dunkelsten Zeit die Menschen zusammen und singen gemeinsam die heiligen Lieder? Weshalb rufen wir in tiefer Not das Göttliche an? Warum finden wir gerade in dunklen Zeiten die Begegnung mit dem Göttlichen in unserem Herzen, was auch die Geburt Christi symbolisiert? Warum möchten wir uns gerade hier versöhnen und Liebe schenken?

Vielleicht, weil die Dunkelheit uns das Sehen unserer Bilder und Vorstellungen, unserer Welten, verschließt? Weil die Dunkelheit unsere große Unwissenheit und Ignoranz zeigt und uns somit in Demut bringt? Vielleicht, weil die Dunkelheit uns die Möglichkeit schenkt, das, was einzig wahrlich leuchtet, zu sehen?

Die Kraft des Herzens in dunklen Zeiten

Unser Herz arbeitet beständig im Dunklen. Doch birgt die Öffnung des Herzens ein unendliches Potenzial in sich, ein Strahlen und Leuchten zu bewirken. Jedes Herzstrahlen ist eine Weihnacht. Freude und Liebe zu verschenken ist eine Segnung, ein Segen. Es wirkt heilsam und ist uns deshalb so heilig.

Das Herz zu öffnen bedeutet für mich, mich wahrhaft zu zeigen, aufmerksam beim Gegenüber zu sein und willkommen zu heißen, was eintreten möchte. Liebe heißt für mich, das Licht in jedem Gegenüber zu sehen, es zu erlauschen und mich davor zu verneigen. Das kann anstrengend sein und trägt auch Fehltritte und Unvermögen in sich, aber es ist der Schlüssel, ein Geschenk der Liebe zu sein und göttliche Begegnung zu erfahren. Ein Werkzeug dafür ist das gemeinsame Singen des göttlichen Namens.

Om Namo Bhagavate Vāsudevāya

– Mantra zur Verehrung des Gottes Vāsudeva (Krishna)

Warum wir beim Kirtan die Augen schließen

Man braucht kein äußeres Sehen, um zu singen. Warum schließen wir gerne die Augen beim Kirtan oder Mantrachanting? Vielleicht, damit wir genau auf die Melodie unseres Herzens lauschen können, um dort im Einklang zu singen und die wahren Töne aus uns herauskommen. Und über das zugleich äußere Hören kommen die Töne der anderen zu uns und verflechten sich zum gemeinsamen Gesang. So geschieht Herzensverbindung.

Die Wirkung von Klang und Gesang auf Körper und Geist

Wir hören unsere eigene Stimme zugleich mit dem inneren und dem äußeren Ohr. Wir spüren die Vibrationen und Emotionen in uns, die der Klang auslöst. Zugleich hören wir uns als ein Teil des Chores, des gemeinsamen Klangs.

Die Töne der anderen dringen über das Ohr in uns ein. Ihre Klangschwingung und die unserer eigenen Stimme stößt auf unseren Körper und schlägt so jede Zelle an. Das Hormonsystem geht in Resonanz und produziert Hormone für Entstressen und Bindungsfähigkeit.

Die Töne berühren unseren mentalen, emotionalen und energetischen Körper und lösen dort Resonanz aus. Das Gleiche geschieht mit dem kausalen Körper. Strahlende Freude steigt auf, auch in den kullernden Tränen und in ekstatischen Tanzen.

Hare Rāma Hare Rāma
Rāma Rāma Hare Hare
Hare Kṛṣṇa Hare Kṛṣṇa
Kṛṣṇa Kṛṣṇa Hare Hare

Mahamantra

Durch die geschlossenen Augen und das Öffnen des äußeren und inneren Ohrs lösen wir die Vorstellung auf, dass wir getrennt voneinander sind. Über das Erleben des Einklangs können wir zur Erfahrung der Verbundenheit bis hin zur Einheit kommen. Das Innere verschmilzt mit dem Äußeren, so wie ein Tropfen sich im Meer auflöst und zugleich Tropfen und Ozean ist.

Das nehmen wir über alle Ebenen wahr. Körperlich hören wir die verbundenen Stimmen und vielleicht tanzen wir zusammen, klatschen den gleichen Rhythmus.

Auf der mentalen Ebene wird der Geist einpünktig, er bekommt keine Gelegenheit mehr zur Ablenkung. Das Herz wird geöffnet und strahlt absolutes Mitgefühl aus. Da kann nur Liebe, Freude und Frieden überfließen. Die Herzensenergie übernimmt das Zepter und lässt den Kopf frei. Wir erfahren, dass dies alles eine potenzierte Wirkung des gemeinsamen Tuns in Harmonie ist.





Die dreifache Erfahrung des Kirtansingens

Beim Kirtansingen und Mantrachanting haben wir einen dreifachen Eindruck:

  1. Singen: Wir singen den Namen des Höchsten, d.h. wir schöpfen heiligen Klang aus uns selbst heraus.
  2. Hören: Wir hören den Namen und nehmen die Klangschwingung in uns auf, fühlen uns darin aufgehoben.
  3. Verbinden: Wir erfahren die verbindende Wirkung des Einklangs.

Mit diesem dreifachen Erleben können wir dem Göttlichen begegnen, es erfahren. Das ist die Geburt Christi in uns. Oder die Geburt Krishnas in uns. Die Geburt dessen, was in uns leuchtet.

oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
tat savitur vareṇyam
bhargo devasya dhīmahi
dhiyo yo naḥ pracodayāt

Gayatri Mantra

Heilung durch Kirtan in dunklen Zeiten

Kirtansingen und Mantrachanting kann also ein heilsames Instrument sein, um in Zeiten von Dunkelheit, Verzweiflung, äußeren und inneren Chaos und Unfrieden, Sorge und Unheil, Hoffnung, Frieden, Freude und Liebe zu finden.

„Lass mich stets deine Herrlichkeit singen“
(Swami Sivananda, Allumfassendes Gebet)

Die Autorin: Katyayani

Katyayani

Sehr erfahrene Yogalehrerin und Yoga Vidya Acharya. Mit viel Fachkompetenz, Einfühlungsvermögen und einer besonderen Stimme und Ausdrucksweise führt sie dich durch deine Yogapraxis. Bekannt ist sie auch durch die Herzen berührenden Satsangs, Meditationen und Mantra-Yogastunden. Auf ihrem Telegrammkanal Be your Mantra inspiriert sie uns, mit Gedanken und Musik.

BE YOUR MANTRA Telegrammkanal by Katyayani

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