Mutter, schütze mich – Bedeutung und Übersetzung des Tara Mantras

Om Tare Tuttare Ture Soha – sorgt regelmäßig für die ein oder andere Träne im Satsang. Warum? Es ist einfach schön! Kein Wunder, ist es doch das Mantra der Grünen Tara, die auch im Hinduismus, aber besonders im tibetischen Buddhismus als Verkörperung des Mitgefühls verehrt wird. Ein Beitrag über die Bedeutung des Tara Mantras.

Wörtliche Bedeutung des Tara Mantras aus dem Tibetischen


Om Om
TareTara/Stern/Befreierin
TuttareIch bitte dich, Tara
TureDu Schnelle/Geschwinde
SohaPreis! Heil! Ehre!

Das Tara Mantra wird sowohl im Tibetischen als auch in Sanskrit rezitiert. Die Unterschiede zwischen den beiden Versionen liegen jedoch hauptsächlich in der Aussprache der Silben und in der Übersetzung der abschließenden Silbe “Svaha” (Sanskrit) bzw. “Soha” (Tibetisch). Die Bedeutung bleibt jedoch im Wesentlichen gleich.

Bei Yoga Vidya folgen wir der tibetischen Rezitation (so gut wie wir das eben können, als zumeist Laien Rezitierende). Das Tara Mantra findest du dementsprechend als Nr. 550 in unseren kleinem orangen Kirtanheft im Abschnitt “Lieder in anderen Sprachen”.


Tara Mantra von Mudita

Typischerweise wird das Tara Mantra bei uns im Ashram ganz sanft und besinnlich vorgetragen, wie zum Beispiel in dieser Version der bulgarischen Gruppe Mudita.

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Über die Bedeutung des Tara Mantras

Om Tare! Hare Krishna! Om namah shivaya – Wörtliche Übersetzungen allein bringen uns einem Mantra nicht unbedingt näher, denn oft handelt es sich um bloße Anrufungen oder auch Lobpreisungen. Was zum Verständnis eines Mantras also unbedingt notwendig ist, ist die Bedeutung der Prinzipien und Ideen, die damit angerufen werden, oder auch der spirituelle oder kulturelle Hintergrund des Mantras.

Om: Der Urklang

Om kann man nicht wirklich übersetzen, denn es steht kein wirkliches Konzept dahinter. Im Yoga/Vedanta steht “Om” als Bija Mantra für den Urklang, der Schöpfung selbst: dem Universum und alles, was darin enthalten ist. Om ist also Symbol für Brahman, für Ishwara und so letztlich auch für Tara. Om als Urklang ruft uns ins Gedächtnis, dass auf einer absoluten Ebene alles eins und miteinander verbunden ist.

Tare: Wer ist diese Tara?

“Tare” ist die Anredeform von Tara, daher bedeutet es “O Tara!” Tara kann viele unterschiedliche Farben und Formen annehmen. In Tibet gilt sie als Hauptgöttin, im Hinduismus wird sie als eine der 10 Weisheitsgöttinen (Mahayidyas) verehrt.

Das Tara Mantra bezieht sich vor allen Dingen auf ihre Erscheinung als sogenannte grüne Tara. Diese verkörpert Mitgefühl, ist weltliche Wunscherfüllerin, aber auch diejenige, die zur Erleuchtung führt. Der Autor Sangharakshita verweist auf eine traditionelle Erklärung des Tara Mantras. Demnach repräsentieren “tare”, “tuttare” und “ture” 3 aufeinanderfolgende Stadien der Rettung, der Erleuchtung.

Tare, die “Retterin” gewährt demnach zunächst einmal Schutz vor ganz gewöhnlichen weltlichen Gefahren, wie Unwetter, Verbrechen oder auch Verkehrsunfällen.

Tuttare: Schutz vor spirituellen Hindernissen

“Tu” ist ein Ausruf, der “Bete! Ich bitte! Ich flehe an!” bedeuten kann, daher bedeutet “tuttare” so etwas wie: “Ich bitte dich, O Tara”, oder dramatischer: “Ich flehe dich an, O Tara”.

Nachdem alle weltlichen Leiden abgewendet wurden, rettet Tara uns in dieser Phase von spirituellen Gefahren. Als größte Hindernisse bezeichnet Sangharakshita dabei Hass, Gier und Täuschung. Ist der Weg geebnet, dass wir einen guten Umgang mit diesen Hindernissen gefunden haben, haben wir es leichter auf unseren spirituellen Pfad der Selbsterkenntnis.

Ture: Allumfassendes Mitgefühl

Ture ist eine Anrede abgeleitet aus dem Adjektiv “tura”, was “schnell, willig, prompt” bedeutet. Ture kann also als “die Schnelle”, die “Prompte” übersetzt werden.

Nach Sangharakshita steht “ture” schließlich für das non plus ultra des spirituellen Pfades: den Blick weg von Selbst hin zu Mitgefühl und den Wunsch der Befreiung und Glück für alle Lebewesen. Diese Vorstellung entspringt dem Konzept des Pfades des Bodhisattvas: Ein Lebewesen, das zum Besten aller Wesen nach persönlicher und allumfassender Erleuchtung strebt.

Svaha: Ehre! Jay!

Svaha wird oft als Segen in Ritualen, wie Puja und Homa ausgerufen und bedeutet soviel wie “Ehre” oder “Heil”. Damit wird Tara in ihren 3 Rollen als Retterin gepriesen und gesegnet.

Die Bedeutung des Tara Mantras kurz und knapp

Mit all diesen Bausteinen könnte man die Bedeutung des Tara Mantras also wie folgt frei umschreiben: “Om! Oh Tara, der Stern, die große Retterin. Wir rufen dich an, die Geschwinde, die vor weltlichen Leiden schützt, vor spirituellen Hass, Gier und Täuschung, und die uns letztlich Mitgefühl für alle Lebewesen schenkt. Ehre dir!

Tara Mantra von Shivapriya

Zum Schluss hier noch eine eher lebhafte Version des Tara Mantras, die ich mit euch teilen möchte: Shivapriya mit Gitarre. Enjoy.

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Sicher hast auch du schon einmal die Erfahrung der tröstlichen Wirkung von Musik gemacht. Ungleich stärker wirkt Musik jedoch in Verbindung mit Jahrtausende alten Mantras, deren geheimnisvolle Klangstrukturen große Kraft entfalten.

Mantra Yoga ist ein unabdingbares Element der Yoga Praxis in den Yoga Vidya Ashrams. Wir lehren Mantra-Singen und Rezitation sowie Seminare, wie beispielsweise Mantra-Retreats, Nada Yoga, Harmonium Lehre oder auch Vinyasa Mantra Flow. Daneben werden regelmäßig Mantra-Konzerte und sogar Mantra Festivals veranstaltet!

3 Kommentare zu “Mutter, schütze mich – Bedeutung und Übersetzung des Tara Mantras

  1. Im tibetischen Buddhismus gibt es keinen “Gott”, daher auch keine “Göttin”. Tara wird einerseits als der weibliche Aspekt des Buddha beschrieben und andererseits als der dem Buddha innewohnenden Verstand. Gleichzeitig ist Buddha der “erleuchtete mind”. Manchmal wird Tara auch als eigenständige Buddhini bezeichnet, die bis “zum Ende von Samsara” allen fühlenden Wesen bei der Erleuchtung hilft. Aber darüber gibt es viele, viele Beschreibungen; auch über den Unterschied zwischen der weißen und der grünen Tara.

    • Hallo Michael. Sicher muss Tara nicht unbedingt als Göttin angesehen werden – da kommt es wohl darauf an, was man unter einem Gott versteht. Bei meiner Recherche bin ich tatsächlich sehr häufig auf das Wort “Göttin” gestoßen. Ist ein Konzept, ein Gott, eine Statue? Oder muss man ein wirkmächtiges Wesen glauben, das mehr im Verborgenen wirkt? Bei Yoga Vidya heißt es da immer: Letztlich ist alles göttlich, weil es Ausdruck einer einzigen Wirklichkeit ist, brahman. Das sind meine Gedanken dazu. Einen wunderbaren Tag dir 🙂 Om namah shivaya.

  2. Gabriela Künzler

    Hallo, ich finde die Erläuterungen sehr gut. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Den Kopf übermäßig zu beteiligen ist ja nicht unbedingt Sinn des Mantrasingens. In eine dem Inhalt gemässen Haltung und Schwingung zu kommen und zu sein, jedoch schon.

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