Ritucharya – Ayurveda Jahreszeiten-Routine

Ayurveda Jahreszeiten-Routine Doshas

Die Jahresuhr steht niemals still. Nach der Ayurveda-Lehre ordnet sich alles Leben den Rhythmen der Natur unter – so auch unser Körper. Lassen wir uns in diesem ständigen Tanz von den Doshas führen, dann können wir eine Ayurveda Jahreszeiten-Routine aufbauen, die sich ganz den natürlichen, jahreszeitlichen Bedürfnissen anpasst.

Ritucharya bringt uns nicht nur in unsere Mitte, sondern lässt uns auch ganz in unsere Kraft kommen – für ein Jahr voller Balance und Energie.

Ayurveda, das Wissen vom Leben, bietet ein unglaublich weites Spektrum, Körper und Geist gesund zu halten. Was keine Naturwissenschaft bisher hervorbringen konnte, lehrt Ayurveda bereits seit Tausenden von Jahren: Leben im völligen Einklang mit der inneren und äußeren Natur.

Das ayurvedische Prinzip des Einsseins von der Natur und allen Lebewesen beschreibt nicht nur die einzigartige Verbindung, die wir haben, sondern zeigt auch, wie sich durch diese Verbundenheit alles fortlaufend gegenseitig bedingt.

Ayurveda Jahreszeiten-Routine: Leben im Einklang mit der Natur

Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei die Anpassung unseres alltäglichen Lebens an die in der Natur vorherrschenden Rhythmen. Ayurveda geht davon aus, dass zu den unterschiedlichen Jahreszeiten unterschiedliche Grundenergien vorherrschen, die sowohl unseren Körper als auch unsere Psyche beeinflussen.

Zeiten der Leichtigkeit und Offenheit wechseln mit Phasen der Schwere und Fülle sowie mit Perioden der Hitzigkeit und Energiegeladenheit. Im Laufe des Jahres vorkommende unbewusste Stimmungswechsel, unterschiedliche Verdauungsaktivitäten oder zeitbezogene Fähigkeits-/Unfähigkeitsgefühle erklärt Ayurveda mit dem Wirken der verschiedenen Doshas (Grundenergien).

Während Dinacharya die ayurvedische Morgenroutine ist, geht es bei Ritucharya, der ayurvedischen Jahreszeiten-Routine (Ritu – Jahreszeit) darum, die Ritus zu meistern – und den Zyklus der Doshas das ganze Jahr über optimal für uns zu nutzen, um mit Vitalität und inspirierender Lebensfreude unseren Weg zu gehen.

Ständige Anpassung an die natürlichen Rhythmen

Der Wechsel der Jahreszeiten ist nicht nur in der Natur sicht- und spürbar, sondern wirkt sich auch auf Körper und Seele aus. Deshalb ist es von Vorteil, wenn wir uns der Rhythmen und Veränderungen bewusst werden und uns ihnen anpassen, indem wir auf bestimmte Nahrungsmittel und Aktivitäten verzichten und dafür andere bevorzugen.

In der Aurveda-Lehre ist die Aufteilung dieser Jahreszeiten etwas anders als das 4-Jahreszeiten-System, welches in den gemäßigten Breiten genutzt wird. Ganz grob kann man das “Ayurveda-Jahr” außerdem noch in Pitta-, Vata– und KaphaZeit aufteilen

Das Jahresrad gemäß des Ayurveda: Kompass deiner Jahreszeiten-Routine

 

Pitta-Zeit: Juni bis September
Vata-Zeit: Oktober bis Januar
Kapha-Zeit: Februar bis Mai

In der jeweiligen Zeit herrscht dann ein Dosha vor und wir können unsere Ernährung und unsere Gewohnheiten dementsprechend anpassen. Die im Ashtanga Hridaya beschriebene Aufteilung in Ritus ist jedoch noch um einiges genauer und gibt weitergehende Tipps.

Die 6 Ritus im Tanz der Doshas

Ein Ritu ist ein Zeitraum von zwei Monaten – ein Jahr ist also in sechs Ritus unterteilt:

  1. Hemanta – Frühwinter (Mitte November bis Mitte Januar)
  2. Shishira – Spätwinter (Mitte Januar bis Mitte März)
  3. Vasanta – Frühling (Mitte März bis Mitte Mai)
  4. Grishma – Sommer (Mitte Mai bis Mitte Juli)
  5. Varsha – Hochsommer und Herbstbeginn (Mitte Juli bis Mitte September)
  6. Sharad – Herbst (Mitte September bis Mitte November)

Winter: Hemanta und Shishira

Die Luft wird im Winter kalt und trocken, während das Sonnenlicht sehr hell strahlt. Durch die Kälte und das damit einhergehende Zusammenziehen der Blutgefäße wird das Verdauungsfeuer (Agni) verstärkt. Die Haut wird währenddessen trockener und die Muskeln verspannen vermehrt. Zudem kann sich gestörtes Kapha ansammeln und zu Krankheiten wie Asthma, Diabetes oder Erkältung führen.

Empfehlenswert

+ weich-ölige, dickflüssige, saure (amla), salzige (lavana) und schwere Nahrung
+ heißes Wasser trinken
+ Massage mit einer Kräuterpaste (Utsadana)
+ Selbstmassage mit Öl (Abhyanga)
+ warme Kleidung, an warmen Orten aufhalten

Weniger gut:

zu viel scharfe (katu), zusammenziehende (kashaya), bittere (tikta) sowie kalte Nahrung
kalte Getränke
sich kaltem Wind aussetzen
tagsüber schlafen

Frühling: Vasanta

Der Frühling hat nicht nur länger werdende Tage, sondern auch intensiver werdendes Sonnenlicht im Gepäck, was zu erhöhter Serotonin-Ausschüttung und besserer Laune führt. Außerdem kommen Gefühle von Kraft und Stärke mit dem Vasanta Ritu – jetzt können Berge versetzt werden.

Das vorher angesammelte gestörte Kapha wird im Frühling verflüssigt, was dazu führt, dass Agni reduziert wird. Es kann demzufolge zu verschiedenen Krankheiten oder einer Verschlimmerung der im Winter entstandenen Krankheiten kommen.

Empfehlenswert:

+ Gerichte wie Reis, Mungbohnen und Linsen
+ scharfe (katu), bittere (tikta) und zusammenziehende (kashaya) Nahrung
+ Pulvermassage (Udvartana)
+ gezieltes Einatmen von Rauch aus medizinisch wirksamen pflanzlichen Substanzen (Dhumapana)
+ therapeutisches Erbrechen (Vamana)

Weniger gut:

süße (madhura), salzige (lavana) sowie saure (amla) Nahrung
ölige, fettige und schwere Gerichte
tagsüber schlafen

Sommer: Grishma

Ayurveda Jahreszeiten-Routine Sommer

Im Grishma Ritu erreicht die Kraft der Sonne ihren Höhepunkt. Dadurch besteht die Gefahr eines großen Flüssigkeitsverlustes im Körper. Dies führt dazu, dass die im Frühling entstandene Stärke auf das Minimum sinkt; wir fühlen uns öfter geschwächt. Das gestörte Kapha kommt jetzt wieder in Balance – stattdessen kommen jetzt Vata-Störungen auf.

Empfehlenswert:

+ kühlende, süße (madhura), weich-ölige und flüssige Nahrung
+ kühlende und süße Getränke
+ süße und saure Fruchtsäfte, Kokosnussöl und Reis
+ mehr Flüssigkeit und Kohlenhydrate, um den größeren Verlust an Flüssigkeit und Energie auszugleichen
+ tagsüber zuhause bzw. im Kühlen aufhalten
+ Perlen tragen
+ in kühlen Wälder spazieren oder in einem See schwimmen gehen

Weniger gut:

salzige (lavana), saure (amla), scharfe (katu) sowie heiße Nahrungsmittel und Getränke
zu viel körperliche Betätigung oder Sport, da der Körper ohnehin geschwächt ist

Hochsommer und Herbstbeginn: Varsha

Das Sonnenlicht wird langsam, aber sicher schwächer und es gibt mehr und mehr Feuchtigkeit in der Luft, mehr Wolken und regnerische Tage. Alle drei Doshas werden in diesem Ritu beeinträchtigt. Der Körper ist immer noch geschwächt und die steigende Feuchtigkeit reduziert weiter das Agni.

Empfehlenswert:

+ größtenteils saure (amla), salzige (lavana) sowie ölige Nahrung – besonders an kalten Morgenden, um das beeinträchtigte Vata-Dosha auszugleichen
+ Gerste, Reis und Weizen
+ gesammeltes und gekühltes Regenwasser trinken
+ täglich Baden und dabei mit Kräuterpuder abreiben (Pragharsha Udvartana)
+ nach dem Baden eine Kräuterpaste auftragen (Gandhamalya)

Weniger gut:

kalte Getränke
sich länger der Sonne aussetzen
tagsüber schlafen

Herbst: Sharad

Im Sharad Ritu steigen die Temperaturen noch einmal an, denn das Sonnenlicht wird wieder etwas stärker. Das Verdauungsfeuer ist eher schwach und das Pitta-Dosha wird beeinträchtigt.

Empfehlenswert:

+ vorwiegend süße (madhura), bittere (tikta), kühlende und leicht verdauliche Nahrung sowie Gerste, Reis und Weizen in der richtigen Menge, um das Pitta auszugleichen
+ Wasser, welches tagsüber von den Sonnenstrahlen aufgeheizt und nachts von den Mondstrahlen abgekühlt wurde (Hamsodaka) trinken – empfiehlt sich auch zum Baden und Waschen
+ sich dem Mondlicht aussetzen
+ therapeutische Ausleitungskur (Virechana) Entfernung von Ama und Pitta-Überschuss
+ Aderlass (Raktamoksha)

Weniger gut:

salzige (lavana), scharfe (katu), ölige und heiße Nahrung
sich dem Wind oder der Mittagssonne aussetzen
basische Getränke und Nahrungsmittel
tagsüber schlafen


In der Ayurveda Jahreszeiten-Routine gibt es also einiges zu beachten. Ritucharya ist ziemlich umfangreich und umfasst nicht nur einen Tag oder eine Woche, sondern gleich ein ganzes Jahr. Da “mal eben” eine Routine zu etablieren ist unmöglich. Viel Wissen, ein starker Wille und harte Arbeit sind nötig. Es lohnt sich jedoch wirklich, tiefer in die Ayurveda-Routinen einzutauchen – für ein Leben im völligen Einklang.

Seminare zur ayurvedischen Jahreszeiten-Routine

In der intensiven Ayurveda Medizin Ausbildung lernst du über die Jahreszeiten-Routine hinaus auch alle Grundlagen des Ayurveda und die vielfältigen Therapiemöglichkeiten. Hier hast du die einmalige Gelegenheit, dir in einer systematischen Ausbildung unter der fachkundigen Anleitung eines traditionellen indischen Ayurveda-Arztes das Wissen über die 5.000 Jahre alte ayurvedische Theorie sowie über praktische Anwendungen anzueignen.

 

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