In dieser Geschichte von Krishnas und Arjunas Pilgerreise machen sich zwei durchaus machtvolle Kämpfer, auf den Weg der Selbst- und Gotteserfahrung. Krishna war ein König und eine Inkarnation Gottes und Arjuna ein Prinz. Hier wird eine Begebenheit von dieser Reise erzählt.
Diese Geschichte von Krishnas und Arjunas Pilgerreise handelt von schwindelerregendem Reichtum, tiefer Armut, der Liebe zu Gott und der Gnade des Göttlichen.
Nacherzählt von Sukadev Bretz, überarbeitet von hu
Krishnas und Arjunas Pilgerreise
Eine Pilgerreise hilft, vom normalen Leben Abstand zu gewinnen. Man kommt an spirituelle Kraftorte, zu Weisen, die einem Rat geben können und man lernt, ob man tatsächlich an den Dingen hängt oder nicht. Es gibt verschiedene Arten von Pilgerreisen.
Bei der strengsten Form nimmt man kein Geld mit, sondern lebt allein von Bettelgaben. Und da ist es in Indien genauso wie überall: Manche Menschen geben etwas und manche schimpfen. Und auf solch eine Pilgerreise begaben sich Krishna und Arjuna.
Sie waren nun den ganzen Tag gewandert. Am Abend waren beide sehr müde und hungrig. Da sahen sie, dass in einem Haus von reichen Leuten ein großes Fest im Gang war. Große Mengen an Nahrungsmitteln waren übrig geblieben und so wollten sie dort hingehen.
Am Tor des Reichen – Krishnas und Arjunas Pilgerreise
Sie klopften an und sagten: „Wir sind hungrige Pilger. Können wir etwas zu essen bekommen?“
„Verschwindet!“, rief ihnen jedoch der Reiche zu. „Was wollt ihr hier überhaupt? Wenn ihr Essen wollt, dann müsst ihr arbeiten!“ „Es ist aber doch so viel übrig. Wir sind auch mit Resten zufrieden.“ „Verschwindet“, rief der Reiche erneut. Und da die beiden ihn nochmals nach Essen fragten, rief er seine Leibwächter. Diese warfen Krishna und Arjuna in hohem Bogen heraus.
Krishna und Arjuna wären natürlich stark genug gewesen, mit einer Hand die Leibwächter zu besiegen, aber sie befanden sich ja auf Pilgerfahrt und übten sich in Ahimsa (Gewaltlosigkeit). Mit Prellungen und Schürfwunden gingen sie also weiter. Und Krishna sprach zu Arjunas Verwunderung:
„Möge sich der Reichtum des reichen Mannes vervielfältigen. Möge sich sein Gold sich verzehnfachen, seine Getreideernte sich verzwanzigfachen und möge er dreißig Mal so viele Kühe haben.“
An der Tür des Armen – Krishnas und Arjunas Pilgerreise
Sie kamen in einen anderen Teil des Dorfes, wo ein ganz armer Mensch lebte. Er hatte nur einen Besitz, nämlich seine Kuh. Die Kuh gab Milch, aus der er Käse machte. Den Käse verkaufte er, und davon bestritt er seinen dürftigen Lebensunterhalt. Krishna ging zielstrebig auf das Haus zu.
Dann ging Krishna bei dem armen Mann hinein. Arjuna versuchte ihn festzuhalten: „Aber Krishna“, sagte er, „hier sieht es doch so arm aus, hier können wir nicht hineingehen.“Krishna klopfte jedoch einfach an und fragte den Mann: „Wir sind arme Pilger. Bitte, können wir etwas zu essen haben?“
Das Wenige zu teilen, ist oft die größte Gabe
„Ich habe zwar nicht viel, aber was ich habe, teile ich gerne mit euch“, antwortete er. Er hatte sich gerade Essen zubereitet und teilte es in drei Teile. Arjuna war zwar hungrig, aber er traute sich trotzdem nicht, etwas zu essen. Krishna aß seine Portion und sagte: „Arjuna, iss doch!“
Währenddessen hielt sich der Gastgeber zurück, und als er sah, dass Krishna mit seinem Teller fertig war, gab er ihm auch noch seinen Teil. Krishna sagte: „Ich bin noch etwas hungrig. Hast du noch etwas?“ Der Mann hatte noch etwas Mehl, was er aufbewahrt hatte, um am nächsten Morgen einen Brei zu machen. Das gab er ihm, und Krishna aß es auf.
Dann gab er ihm auch noch den Käse, den er eigentlich am nächsten Morgen hatte verkaufen wollen, um sich für den nächsten Abend etwas zu essen kaufen zu können. Auch die Milch, aus der er am nächsten Tag neuen Käse hatte machen wollen, gab er ihm. Arjuna wäre dabei vor Scham fast in den Boden versunken.
Bringe Gott alles dar
Schließlich, als es nichts Essbares mehr im Haus gab, bedankte sich Krishna und die beiden gingen. Draußen drehte sich Krishna um, und sagte:
„Möge die Kuh dieses Mannes heute Nacht sterben!“
„Mit dir will ich nichts mehr zu tun haben!“, rief Arjuna da. „Du bist keine Inkarnation Gottes, du bist ein Dämon!“ Denn Arjuna wusste: Was Krishna sagte, das würde auch eintreffen.
Die Gnade Gottes – erhörte Gebete
Da lächelte Krishna: „Du verstehst die Gnade Gottes nicht, Arjuna. Beide Menschen haben um etwas gebeten. Der reiche Mann hat ab und zu schon einmal bereut und bittet, ein besserer Mensch zu werden. Und da gibt es für ihn nur eine Möglichkeit: Er muss ganz deutlich erkennen, dass Reichtum wirklich nicht glücklich macht. Er hat sowieso schon mehr als er braucht. Mit jeder zusätzlichen Goldmünze steigen seine Sorgen ins Unendliche.
Er wird niemanden mehr in der Familie haben, dem er trauen kann. In reichen Familien gibt es ständig Streit um die Erbschaft. Und dann wird er merken, dass es keine echten Freunde gibt. Alle sind nur hinter seinem Geld her. So wird er tief im Innern erkennen, dass Geld nicht glücklich macht. Erst dann kann er wirklich auf den spirituellen Weg kommen.
Dein Wille geschehe
Aber dieser arme Mann hier meditiert seit Jahren und ist ein gottesfürchtiger Mensch. Er sagt: ‚Gott, du bist mein Ein und Alles, dein Wille geschehe.’ Aber in der Hinterhand hält er zur Sicherheit noch seine Kuh, falls es mit Gott nicht ganz klappen sollte. In dem Moment, wo er die Kuh verliert, bekommt er die Gelegenheit, sich Gott wirklich ganz ohne Vorbehalt, ohne Rückversicherung hinzugeben: „Gott, jetzt habe ich nur noch dich.
„Wenn er das schafft, dann erreicht er die Selbstverwirklichung. Und dann werde ich dafür sorgen, dass er alles hat, was er braucht.“
So kann die Gnade Gottes sein. Die Menschen erwarten die Gnade Gottes auf großartige Weise! Aber sie kommt immer so, dass du auf deiner Pilgerreise zu Gott voranschreiten kannst.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Artikel aus dem Yoga Vidya Journal, Nr. 43 II/2021 (S.32-33).
Krishna und Arjuna haben einiges zusammen durchgemacht. Ein wichtiges Zwiegespräch der beiden wird in der Bhagavad Gita behandelt, noch heute eine der wichtigsten Yoga-Schriften überhaupt. Sie gibt eine praktische Anleitung zu gelebter Spiritualität im Alltag: Wie erkenne ich meine Lebensaufgabe? Wie entscheide ich mich? Was ist meine Pflicht? Wie finde ich meine Wesensnatur (Swarupa)? Wie kann ich meiner Wesensnatur folgen? Wie finde ich den Weg zu meinem Herzen:
Bhakti Yoga ist der spirituelle Weg der Liebe, Hingabe und die Erweckung deines persönlichen Verhältnisses zu einer höheren Kraft. Durch das Praktizieren von Bhakti Yoga, wie beispielsweise Mantra singen oder Japa (Wiederholen eines Mantras) wird deine geistig-emotionale Hülle gereinigt und dein Herz geöffnet. Erfahre tiefe Verbundenheit, Frieden und Einheit durch die Bhakti Praxis in einer dafür optimalen Atmosphäre in unseren Häusern: