Yoga Wiki über Loslassen

Loslassen ist eine Fähigkeit die man erlernen kann. Loslassen ist ein wichtiges Mittel auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Loslassen führt zu Moksha. Loslassen ist aber nicht Moksha. Daher wird das Thema Loslassen in der Bhagavad Gita immer wieder thematisiert. Loslassen klingt ganz simpel, ist aber nicht ganz einfach.
Um etwas Loslassen zu können muss man zunächst etwas festhalten. Man muss etwas ergreifen. Dieses Ergreifen kann in dieser dualen Welt alles Mögliche sein. Typischerweise bilden wir ab einem bestimmten Kindesalter eine Identität heraus. Das Ich als Person bildet sich heraus und vorher natürliche Bedürfnisse, wie essen, spielen, schlafen etc. bekommen jetzt einen starken Partner namens EGO zur Seite gestellt. Bedürfnisse werden zu Wünschen. Diese sind mächtige Triebfedern für das Haben-Wollen von Objekten in der Zukunft. Das Glück wird in Objekten gesucht, weil diese kurzweilig auch Glücksgefühle versprechen. Spätestens jetzt ist der Mensch in die Wirkkraft von Maya hineingetappt und hat sich von ihrem Sog Gefangennehmen lassen. Die Illusion, dass die duale Welt real sei, ist perfekt geworden. Der Mensch hat seine wahre Natur vergessen. Er hat seinen göttlichen Ursprung eingetauscht gegen den billigen Tand einer dualen Welt in der letztendlich alles ein Nullsummenspiel ist. So wechseln Glück und Leid sich stets ab.
Sich daraus zu befreien ist ein langer Weg voller Abzweigungen, Umwegen, Sackgassen, Irrungen und Wirrungen. Irgendwann kommt ein Punkt im Leben, da fragt man sich: „Hier stimmt doch irgendetwas nicht.“ Yoga bietet einen Weg mit einem klaren Ziel: Moksha, Befreiung. Ein wichtiges Mittel auf diesem Weg: Loslassen können. Dies gilt es zu erlernen, zu üben, vor allem aber zu verstehen.
Im Hatha Yoga spürst du recht schnell das Loslassen der Muskelverspannungen eine Wohltat ist. Du fühlst dich freier und lebendiger. Du dehnst dich und wirst geschmeidiger. Im Raja Yoga übst du dich in Meditation und im Loslassen von Gedankenmustern und im Loslassen von Glaubenssätzen. Im Bhakti Yoga gibst du dich ganz Gott hin und bist voller Liebe und Hingabe. Dieses Loslassen kann sehr tief gehen und das eigene Herz transformieren.
Vielleicht lebst du in einer spirituellen Gemeinschaft, hast dein altes Leben aufgegeben und übst dich im Loslassen. Vielleicht bist du schon wieder in eine Falle von Maya getappt und gaukelst dir nur etwas vor oder fantasierst, du seist eine befreite Seele. Du denkst an Loslassen, doch innerlich identifizierst du dich doch mit etwas oder jemandem oder deiner Tätigkeit. Dies zu Erkennen und Einzusehen und von Gewohntem Loslassen zu können ist für viele Menschen sehr schmerzhaft. Stattdessen halten sie lieber daran fest, als sich einzugestehen, dass sie daneben liegen. Solche Probleme sind im spirituellen Bereich oft anzutreffen. So auch in den Wissenschaften oder anderen bereichen. Wenn Forscher nach jahrelanger Arbeit feststellen, dass ihr Forschungsansatz oder ihre aufgestellte These Unsinn ist, fällt es den Meisten schwer, das Weltbild zu ändern. Stattdessen werden gerne Ergebnisse angepasst. Oder man bemüht eine Sprache, bei der der Intellekt eine gewisse Befriedigung findet aber die Wahrheit verschleiert wird.
Wahres Wissen führt zu Befreiung. Jeder kennt diese Momente der Erkenntnis, in der man innerlich Heureka rufen mag. Loslassen ist ein Mittel zum Zweck der Ermöglichung der letzten Erkenntnis, das du Sat Chid Ananda bist. Reines Sein/Bewusstsein. Du bist reines Wissen. Du bist ohne Anfang und ohne Ende. Und du bist reine Wonne. Das bedeutet ein Glückszustand der Liebe ohne Bedingung und ohne Anhaftung. Wer das allmählich zu akzeptieren beginnt, wird einen Weg gehen müssen, auf dem er erkennt, was er demzufolge alles nicht ist.
Du bist nicht dein physischer Körper. Du bist nicht dein Auto. Du bist nicht deine Arbeitsstelle. Du bist nichts Besonderes. Du bist nicht deine Gefühle. Du bist nicht deine spirituelle Praktik. Das alles Loslassen zu können erfordert Mut. Und Viveka, die Unterscheidungskraft, wird dir dabei helfen den Weg des Yoga bis zum Ende zu gehen. Letztendlich ist die Erkenntnis deiner wahren Natur ein zeitgleiches in Anspruch nehmen deines göttlichen Geburtsrechtes und somit in heiterer Gelassenheit dein Leben zu leben. Loslassen ist wie Fahrradfahren geworden. Du tust es aber du musst nicht mehr üben. cb
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