Yogastadt Bad Meinberg: Im Gespräch mit Claudia Uckel

Claudia Uckel ist freischaffende Grafikdesignerin und Illustratorin in der Yogastadt Bad Meinberg.

Sie hat vor ihrer Selbständigkeit im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg im Grafik Team und später als Messeorganisatorin gearbeitet. Während dieser Zeit hat sie sich auch in die Neugestaltung des Projekt Shanti eingebracht.

Vor einem Jahr hat sie sich entschieden, als Shantivasi im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg zu wohnen und ihre berufliche Tätigkeit verändert: In Bad Meinberg hat sie ein Atelier für Illustration & Grafikdesign samt Mandalawerkstatt eröffnet.

Dies ist besonders interessant vor dem Hintergrund der Vision der „Yogastadt Bad Meinberg“. In dieser Vision soll sich das Stadtbild und das Lebensgefühl des Ortes so entwickeln, dass sich Spiritualität, Yoga, gesunde Lebensweise, Nachhaltigkeit und Kunst verbinden und den Ort mit neuem Leben füllen.

In diesem Interview sprach ich mit Claudia über ihre Arbeit in Bad Meinberg und ihren Bezug zu Yoga und Spiritualität:

 

Liebe Claudia, du lebst in Bad Meinberg und bist Grafik Designerin.

Was machst du genau?

Ich bin freischaffende Grafikdesignerin und Illustratorin. In Bad Meinberg habe ich in diesem Jahr mein eigenes Grafikdesign Atelier inklusive Mandalawerkstatt eröffnet.

Der eine Teil meiner Arbeit sind die Mandala-Postkarten, auf denen ich umsetze, was sich in mir zu einem bestimmten Zeitpunkt zeigt. Z.B. habe ich zum letzten Navaratri-Fest ganz viele Göttinnen gezeichnet, da lasse ich meine Kreativität einfach laufen ohne viel zu planen. Diese Motive habe ich als 10er Set herausgebracht und neue sind in Planung.

Zum anderen mache ich auch Auftragsarbeiten z.B. die Janin Devi Asana-Postkartenreihe oder momentan das „YogiTownRecords“ Projekt. Hier kümmere ich mich um die komplette visuelle Gestaltung wie die Website-Grafiken, die Verpackung und das Booklet der neuen „Debut“ CD, die Visitenkarten, Plakate, Flyer und die Bilder für das Youtubevideo. Zu solchen Projekten im Umkreis von Bad Meinberg habe ich natürlich eine besonders starke Verbindung und kann mich mit meinem ganzen Wissen und Herzen einbringen.

Ornamentale Beklebung der Glasfronten im Rezeptionsbereich des Haus Shanti
Ornamentale Beklebung der Glasfronten im Rezeptionsbereich des Haus Shanti

Was bedeutet Yoga und Spiritualität für dich und wie bist du zu Yoga Vidya Bad Meinberg gekommen?

Das hat sich vor 5 Jahren durch meine Freundin Devani, die hier auch Sevaka ist, ergeben: Ich war beruflich auf der Suche nach etwas Neuem und sie schlug mir vor, eine freie Stelle in der Grafik anzunehmen. Ich bin ihr heute noch sehr dankbar für diesen Tipp, da sich mit der Entscheidung nach Bad Meinberg zu ziehen ungeahnte Möglichkeiten für mich auftaten.

Ein Jahr zuvor hatte ich schon auf ihre Empfehlung hin mit Yoga angefangen. Heute habe ich begriffen, dass ich nach etwas wie dem Yoga schon immer gesucht habe, ich wusste früher nur nicht, wonach ich auf der Suche war. Es hat für mich viel mit Sinnfindung zu tun, eine Anbindung ans Leben zu spüren und zu verstehen, warum man lebt, und die Aufgaben, die damit verbunden sind zu erkennen. Ich habe früher nie verstanden, warum man einfach so etwas tun soll. Ich habe immer nach einer Aufgabe gesucht, die zu mir passt und mir und anderen etwas gibt und jetzt kristallisiert sich diese langsam in meinem Leben heraus. Yoga hat mir dabei geholfen, die Verbindung oder den roten Faden nochmal deutlicher zu sehen.

Durch Yoga gewinnt man zunächst wieder einen Bezug zu sich selbst, über den Körper und über den Geist. Dieses zu sich finden auf den verschiedenen Ebenen zu kultivieren, nicht nur auf der physischen Seite sondern auch auf den anderen Ebenen des Seins, das finde ich unglaublich wichtig. Durch Yoga kann man viel entdecken und man versteht erstmal, was man für Möglichkeiten hat. Man „expandiert“ sozusagen nach innen und schafft sich Raum ohne ihn anderen im Außen wegnehmen zu müssen, das war für mich eine tolle Erkenntnis.

SAM_1408_BBIch finde das ist ein sehr spannendes Feld. Und als ich hier hergekommen bin, habe ich mich sofort am richtigen Platz gefühlt. Da habe ich eine große Sicherheit gefühlt. Natürlich sehe ich auch, dass hier nicht immer alles perfekt läuft, aber ich habe noch nie einen Ort gesehen an dem das so ist. Stück für Stück zum Paradies….das ist eine ständige nie aufhörende Arbeit.

Ich selber habe bei Yoga Vidya auch die Yogalehrer Ausbildung gemacht, überwiegend für mich selbst um tiefere Einblicke ins Yoga zu erlangen, weniger um zu unterrichten. Ich interessiere mich auch sehr für die Lehre des Ayurveda und habe auch in diesem Feld von Ernährung, Lebenshaltung und entspannenden Massagen viel dazulernen dürfen.

SAM_1414_BBSpiritualität ist dabei für mich noch ein recht schwammiger Begriff, da ich Yoga als Philosphie und Lebenssystem begreife. Spiritualisität ist für mich ohne dabei jetzt auf eine offizielle Definitionen zu schauen die Beschäftigung und Annäherung an etwas Übergeordnetes, etwas, was nicht definiert werden kann und was ich nur erahne. Vielleicht ein universelles Gesetz, das alles im Gleichgewicht hält ohne auf das Indiviuum zu schauen und auf „Gut und Böse“. Ein Gesetz, welches zu einem gelingenden Leben beitragen kann, wenn man damit im Einklang lebt. Die Beziehung dazu kann man unter anderem durch Yoga finden.

 

Wie nimmst du die Atmosphäre in der Yogastadt Bad Meinberg wahr?

Ich habe das Gefühl, dass hier etwas Neues entsteht durch Menschen, die sehr kreativ sind und einen unternehmerischen Geist haben und dadurch sehr viele Synergien entstehen können. Viele Leute kennen sich hier, kennen ihre Fähigkeiten und sprechen durch die Verbindung zum Yoga eine gemeinsame Sprache.

Ich empfinde die Atmosphäre im Umkreis von Yoga Vidya als sehr lebendig und das habe ich mir bisher immer gewünscht: in einem Umfeld zu arbeiten, in dem ein Miteinander möglich ist, in dem sich jeder nach seinen Kräften einbringen kann. Das ist für mich im Moment ideal.

 

Was für eine Rolle spielt für dich Yoga Vidya Bad Meinberg?

Für mich wirkt Yoga Vidya wie ein Magnet, der bestimmte Leute anzieht, es schafft einen Ort, wo sich die Yogis des Westens treffen. Ich erlebe auch eine große Offenheit und Vielfalt. Viele Menschen hier fühlen sich neben dem Yoga auch noch zu anderen spirituellen Traditionen hingezogen, wie z.B. dem Schamanismus, dem Buddhismus oder dem Christentum, aber auch wie es eine Kursteilnehmerin im Mandala-Atelier neulich sagte: die Spirituellen Atheisten gibt es hier. Die Vielfalt an Leuten mit ihren Biographien und die Offenheit, die ich erlebe, inspirieren mich.

 

Was hat sich in Bad Meinberg in den letzten Jahren verändert?

Es ist für mich spürbar, dass immer mehr Menschen in den Ort ziehen, auch Leute, die eine Zeit lang bei Yoga Vidya Bad Meinberg Sevaka gewesen sind, die unabhängig vom Seminarhaus eine Existenz aufbauen. Es ist merkbar, dass hier im Ort etwas entsteht, auch eigenständig vom Mutterschiff Yoga Vidya, jedoch nicht abgekoppelt. Das Seminarhaus ist ein wichtiger konstanter Punkt, der ein Energiezentrum hält. Es ziehen auch Leute hierher, Musiker z.B., die sich in Bad Meinberg an diesen Energiepunkt ankoppeln. Das ist sichtbar im Stadtbild unter anderem durch den spirituellen Bücherladen „Baba Basar“, dem Büro von Christoph Harrach mit Karma-Konsum, dem BIO-Laden der sich in den letzten Jahren vergrößern konnte und meinem Mandala Atelier.

 

Was machst du in deinem Mandala-Atelier genau?

Ich wollte so etwas anbieten wie Alice Rabow in Detmold, eine Künstlerin, bei der ich selbst zum Mandala-Malen gehe.

Mandala-Malen ist für mich mehr als nur malen: Mandala- Malkurse sind eine Kombination aus Zusammensein mit anderen Menschen, sorglosem Auspobieren von Ideen, sich selber kennen lernen, entspannen und zentrieren. Die Teilnehmer gehen oft heiter und stolz mit ihrem individuellen Mandela nach Hause.

Bei mir bekommen die Gäste Anleitung, Material und Raum und ich biete ihnen dabei Tee und Gespräch und dann können sich die Teilnehmer beim Malen entfalten.

Es ist ein sehr meditativer Prozess, bei dem man viele Seiten an sich entdecken kann. Eine der 8 Stufen des Yoga heißt „Dharana“, die volle Konzentration auf ein Objekt und beim Mandala-Malen ist die Konzentration voll auf das momentane Tun gerichtet.

Ich freue mich auch über die bunte Mischung von Menschen, die mein Angebot des Mandala-Malens nutzen: Oft kommen Leute aus dem näheren oder weiteren Umkreis von Yoga Vidya, einige aus der Stadt Bad Meinberg oder aus umliegenden Orten wie Bad Pyrmont oder Detmold.

 

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Gibt es einen Unterschied zwischen dem Malen von Mandelas und dem Malen von anderen Objekten?

Ich finde, dass man sich beim Mandela Malen besonders gut selbst kennen lernen kann. Man kann Prozesse bei sich beobachten: wie man auf Dinge reagiert, wie kritisch man mit sich selber ist, wie schnell man Entscheidungen treffen möchte.

Es treffen sich auch immer typische Charaktere beim Malen: Die Perfektionisten, welche sehr lange und genau arbeiten und andere, die Macher, die so kleinformatig eigentlich gar nicht malen wollen und in schnellen großen Flächen voranschreiten, das sind dann Menschen, die viel Schaffenskraft haben.

Aber grundsätzlich gilt es das nicht zu bewerten, sondern zu erkennen und wahrzunehmen welche der Qualitäten da in einem steckt.

Ein Mandala ist immer ein Schaffensprozess, der von innen nach außen entsteht. Man geht kreisförmig von der Mitte nach außen. Alles kann im Mandala integriert werden, auch vermeintliche Fehler.

Der Kreis kann Polaritäten vereinen, alles darf darin sein, vergleichbar mit dem bekannte Yin-Yang Symbol. Das ist total verrückt: In einem viereckigen Bild funktioniert das nicht so, da wirken Kontraste irgendwie stärker. In einem Kreis kannst du sozusagen Himmel und Hölle gleichzeitig abbilden und es bleibt immer noch ein Ganzes. Und der Punkt in der Mitte hat auch eine ganz starke Symbolkraft. Die indische Kultur zum Beispiel sagt, dass der Punkt in der Mitte, den Ursprung oder auch Gott darstellt.

 

Wann und wie oft und wo finden deine Malworkshops statt?

Einmal die Woche, Mittwochs für Erwachsene von 18-20 Uhr und von 15-17 Uhr für Kinder in der Brunnenstraße 45 in Bad Meinberg. Ich würde das aber für eine Gruppe von 6 Leute auch mal außer der Reihe machen.

 

Was hast du bei Yoga Vidya für künstlerische Arbeiten gemacht?

Mein Raum-gestalterisches Arbeiten ist als Nebenjob zu meinem PR Job entstanden. Ich habe mich in die Neugestaltung des Seminarhauses Shanti stark eingebracht durch Beratung, durch die Künstlerwoche zur Neubebilderung der Gästezimmer ganz am Anfang und die Wandgestaltung der Kinderyogaräume mit eigens gezeichneten Götterfiguren.

Meine letzte Arbeit war die ornamentale Beklebung der Glasfronten im Rezeptionsbereich des Haus Shanti. Wenn gestalterische Arbeiten anstehen, werde ich oft vom Haus angefragt, zusammen mit Shambhavi Mailänder-Schuck (Shantivasi) Vorschläge zu erarbeiten, und aus diesen wird dann eine Lösung ausgesucht. Die setzen wir zusammen mit den zuständigen Sevakas um. Die neu entstandenen Götter-Nieschen im Shantihaus sind auch ein Produkt dieser Arbeit.

Von Anfang an habe ich die Wechselausstellung in den Gängen vor dem Schweigegarten des Haus Shanti organisiert. Im Moment stellt hier die Künstlerin Shakuntala aus Bad Meinberg die 10 Mahavidyas, also Yantras, aus. Ich finde es schön, dass sich hier wechselnde Künstler präsentieren können und dadurch das Haus lebendig bleibt.

Wandbemalung in der Ganesha Kinderwelt
Wandbemalung in der Ganesha Kinderwelt

 

Liebe Claudia, vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen unter http://mandalala.de/

 

1 Kommentar zu “Yogastadt Bad Meinberg: Im Gespräch mit Claudia Uckel

  1. Shaktipriya

    Eine tolle Frau. Ich bin dankbar dafür, dass sie kennenlernen dürfte.

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