71 Wie ein Meister Gelassenheit lehrt

Gelassenheit Entwickeln - Podcast für mehr Gelassenheit im Alltag

Der Yoga-Meister Swami Vishnu-devananda hatte eigene und sehr effektive Weisen, seinen Schülern tiefe Gelassenheit beizubringen – und zwar durch Aufgaben im Alltag. Sukadev erzählt ein paar der Lektionen, mit denen Swami Vishnu-devananda ihn gelehrt hat: (1) Denke groß, aber sein mit kleinem zufrieden (2) Mache das, was du nicht magst, solange, bis du es magst – und nimm es dir vor, es zu mögen: “Learn to love it”. (3) Hänge nicht am Ergebnis. Handle klug, sei aber nicht verhaftet. So wird es sehr plastisch, wie ein Meister seine Schüler lehrt. Du kannst aber auch ohne Meister dich dazu inspirieren zu lassen, diese Lektionen anzunehmen und im Alltag zu leben.

Dies ist die 71. Folge des Yoga Vidya Gelassenheits-Podcast von und mit Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya. Dies ist ein Mitschnitt eines Vortrags im Rahmen eines Satsangs während des SeminarsGelassenheit entwickeln” bei Yoga Vidya Bad Meinberg.

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Heute Anekdoten über Swami Vishnudevananda und wie Swami Vishnu-devananda mir Lektionen erteilt hat in Gelassenheit. Swami Vishnu-devananda war ein Yogameister, der von 1927 bis 1993 gelebt hatte. Ich habe zwölf Jahre bei ihm gelebt in seinen Centren und Ashrams, habe viel von ihm gelernt und insbesondere hat er mich auch in Gelassenheit ausgebildet. Er hat mich gelehrt, engagiert zu leben und gelassen zu sein. Er hat mich gelehrt, groß zu denken, mit Kleinem zufrieden zu sein. Er hat mir geholfen, effektiv zu sein, aber nicht an Effizienz zu hängen. Und vor allem hat er mich gelehrt, dass letztlich eine höhere Kraft für alles verantwortlich ist und ich mich einfach als inneres Instrument zur Verfügung stellen sollte.
Ich möchte heute Abend sprechen über Swami Vishnudevananda und über Gelassenheit. Und Swami Vishnu hat sehr viel gelehrt, einfach durch das Tun und eben durch Karma Yoga, also er hat seine Schüler dazu angeleitet, zu tun und über das Tun haben wir Gelassenheit gelernt. Swami Vishnu hat auch viele Vorträge gegeben, aber er hatte so seine Standardvorträge und er hat gar nicht mal so extrem viel Verschiedenes erzählt, im Grunde genommen ging es um ähnliche Sachen: „Du bist das unsterbliche Selbst. In dir ist die unendliche Energie, erwecke sie und liebe Gott. Und sei mutig im Alltag.“ Gut, es gibt noch eine ganze Menge mehr, er hat ja die ganze Vierwochen-Yogalehrerausbildung konzipiert. Und so ein paar dieser Lektionen, die ich von ihm gelernt habe, will ich euch hier so ein bisschen versuchen, zu schildern. Ein großer Aspekt von Swami Vishnu war: „Denke groß und sei mit Kleinem zufrieden. Tue, was du kannst, so gut, wie du es kannst und, dann übergib es Gott.“

Ich kann mich erinnern, 1987 war die Hundertjahrfeier von Swami Sivananda. Swami Vishnu kam gerade von einer Europatournee. Er kam voller Begeisterung und hat gesagt, bald ist Hundertjahrfeier von Swami Sivananda, jedes europäische Zentrum soll einen Jumbojet chartern und mit fünfhundert Menschen nach Indien gehen. Das wäre eine angemessene Weise, um Swami Sivanandas Geburtstag dort zu feiern. Gut, ich habe erst mal gedacht: „Wie sollen wir das zustande kriegen? Ich wäre schon froh, wenn wir so viele Teilnehmer pro Woche überhaupt für Yogastunden haben könnten.“ Dann sollte jedes Zentrum einen Jumbojet chartern. Aber glücklicherweise war ich nicht verantwortlich für die europäischen Zentren und die dafür zuständige hatte jemanden, an den sie es delegiert hatte, und der hat dann jemanden in einem Reisebüro gefunden, dass er dann tatsächlich ein Flugzeug chartern konnte von Paris, von Genf, von London und noch so ein paar andere Städten. Als der Swami Vishnu das gehört hat, war er sehr, sehr zufrieden. Nachher hat er nur noch gesagt: „Make sure, you can cancel it also. Aber vergewissert euch, dass ihr die Buchung auch annullieren könnt für den Jumbojet.“ Die Vorstellung war, eine ganze Gruppe fährt mit einem gecharterten Flugzeug, dann können wir auch unterwegs Mantras singen und alles. Gut, zum Schluss sind, glaube ich, siebzig Teilnehmer zustande gekommen in allen europäischen Zentren zusammen, aber wir haben es probiert. Bzw. ich habe es nicht probiert, aber ich habe versucht, ein paar Leute dafür zu begeistern. Und was danach herausgekommen ist, wir hatten nachher ein gutes Reisebüro, welches günstige Flüge buchen konnte und endlich wurde es dann einfacher, nach Kanada und nach Indien und nach Amerika und die Bahamas in die Ashrams zu fahren.

Also, etwas Gutes ist dabei herausgekommen. Und so zwischendurch habe ich dann auch die Lektion verstanden: „Denke weit und dann sei zufrieden, was dabei herauskommt.“ Für die Hundertjahrfeier hat der Swami Vishnu sich noch eine weitere Sache einfallen lassen. Er sagte: „Wir wollen Om Namo Narayanaya singen für den Weltfrieden und dazu werden wir eine große Menschenkette bilden von Rishikesh bis Kanyakumari.“ Kanyakumari ist die Südspitze Indiens, Rishikesh ist im Norden, über 3000 Kilometer. Da dort Wüsten sind und man die irgendwie umgehen muss, wären da etwa 5.000.000 Menschen nötig dafür gewesen. Und die sollten dann gleichzeitig „Om Namo Narayanaya“ singen. Und damit wurden dann die Leiter der indischen Ashrams beauftragt, worüber ich sehr zufrieden war. Und vorübergehend schien es auch, als ob es möglich wäre. In Indien gibt es ja auch große Hindu-Organisationen und die fanden das auch gut, die größte Menschenkette der Weltgeschichte und alle zusammen „Om Namo Narayanaya“. Und der Swami Vishnu, der hat dann auch noch darauf bestanden, man soll noch ein Mahatma Gandhi Lied singen, das so etwa heißt: „Ishwara Allah Tere Nam Saba Ko Sanmati De Bhagavam. Ishwara, Allah sind Namen des gleichen Gottes. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Da wollte er dann noch ein paar mehr Zeilen, zum Thema Einheit der Religionen, und dann hat die Hindu-Organisation gesagt: „Nein. Für die Einheit der Religionen werden wir jetzt nicht 5.000.000 Millionen Menschen organisieren.“ Das wäre auch für die ein großer Aufwand gewesen.

Swami Vishnu hat noch anderes probiert und mit allen möglichen spirituellen Gemeinschaften und auch mit anderen Ashrams gesprochen. Die Zeit war allerdings recht kurz. Irgendwie ist er auf die Idee gekommen im April und im September sollte es gemacht sein. Normalerweise haben solche Sachen zwei Jahre Vorlauf, aber so lange hat der Swami Vishnu nicht gedacht. Gut, und nachher ist dann dabei herausgekommen, dass man eben von Rishikesh bis Delhi eine Menschenkette hatte. Das war jetzt das Paradoxe, es war auch eine große Menschenkette, es waren einige Zigtausend Menschen und die haben alle zum gleichen Zeitpunkt gesungen „Om Namo Narayanaya“. Da waren Hindus, Sikhs, Moslems, Christen, Parsis und Eingeborenenreligionen, Adivasis hat er auch noch ein paar dazubekommen. Und das war auch eine große Sache. Aber irgendwo, keiner war wirklich stolz darauf. Das war auch einen Weise, das Ego nicht großwerden zu lassen. Riesengroß denken und dann letztlich zufrieden zu sein mit dem Kleinen und dann war es eine große Erfahrung des Friedens. Gut, und zwischendurch haben sie auch Seile gespannt. Gerade die längeren Wüsten, dann hat man doch gesagt, auch von Rishikesh bis Delhi gibt es irgendwo etwas, was so ein bisschen schwieriger ist. Und auch nach Kanyakumari haben sie auch noch ein paar Dutzend Kilometer – auch eine große Strecke, also an die Südspitze – und dazwischen wurden dann besondere Priester beauftragt, mit Mantras die Verbindung herzustellen vom Süden bis zum Norden, so dass es eine energetische tatsächliche Linie war. Also auch eine kreative Lösung. Und das war so gewissermaßen auch Swami Vishnus Weise der Gelassenheit, groß denken, enthusiastisch sprechen und dann schauen, was dabei herauskommt und zum Schluss zufrieden sein mit dem, was passiert.

Eine weitere Sache, an die ich mich erinnere, das war, Swami Vishnu hatte irgendwann die Idee gehabt, er will eine große spirituelle Stadt gründen, ausgerechnet direkt neben dem Ashram in Kanada. Im Winter minus vierzig bis minus fünfzig Grad, fern ab vom Schuss, gut fünfundvierzig Minuten von Montreal. Er nannte das dann Sama Community. Das ist abgeleitet zum einen von Samadhi, zum anderen heißt Sama auch Gleichmut und Gelassenheit. Sama hieß aber auch Sivananda Ashram Members Association und die sollten sich dann alle Blockhäuser, hundert Prozent ökologische Häuser, bauen. Und wo man schon dabei war, wurde auch gleich geplant, einen Flughafen dort einzurichten, sogar die Landebahn wurde gebaut. Manche hatte die Theorie, die hat er nicht dafür gebaut, sondern für irgendwelche Außerirdischen, die dort landen sollten… Swami Vishnu hat durchaus auch über Ufos gesprochen. Gut, schließlich hat es zwanzig Jahre gedauert, bis die ersten eingezogen sind und letztlich gab es dann dreißig Blockhütten, aber eine ökologische Gemeinschaft, aber Selbstversorgen geht in dem Teil von Kanada nicht, mindestens nicht für Vegetarier, aber in vielerlei Hinsicht war die Gemeinschaft autark. Und auf eine gewisse Wei