98 Coolness als Zwang zur Anpassung – und wie man ihn überwinden kann

Play
Nachdem es im vorangegangen Podcast um die positiven Gesichtspunkte der Coolness gegangen ist, spricht Sukadev nun in diesem Beitrag die weniger positiven Aspekte des Begriffs Coolness an. Coolness ist derart zum Modebegriff geworden, dass es absolut uncool ist, nicht cool zu sein. Dies führt zu einem gewissen Anpassungsdruck. Denn Jugendliche und auch junge Erwachsene wollen cool sein. So haben Jugendliche Angst davor, etwas zu tun, was uncool sein könnte bzw. uncool ist. Bestimmte Kleidung ist cool, bestimmte Tätigkeiten sind cool, bestimmte Musik ist cool, bestimmte Gesichtsausdrücke sind cool. Insbesondere Jugendliche wollen sich an ihre Peer Group anpassen, also an diejenigen Jugendlichen, mit denen sie ihre Zeit verbringen. Jemand, der als uncool betrachtet bzw. bezeichnet wird, kann in schwere psychologische Krisen abgleiten. Hier ist etwas Paradoxes: Sowohl die 1968er Bewegung als auch die Coolness-Bewegung haben eigentlich die Selbstbestimmtheit, die Authentizität, als Ideal. Die 1968er Bewegung realisierte dies dadurch, dass sie sich von äußeren Zwängen befreite und auch die althergebrachten Masken herunterreißen wollte. Die intensive Emotionalität machte dann aber zum Sklaven eben genau dieser Emotionalität, die ja auf äußere Umstände reagierte.

Die Coolness-Bewegung wollte selbstbestimmt und unabhängig sein, indem sie sich mit Lässigkeit und innerer Ruhe umgab. Daraus resultierte jedoch der Zwang zu einer bestimmten Mode: der Zwang, cool zu sein. Doch letztlich kann Mensch der Gegensätzlichkeit des menschlichen Seins nicht entgehen. So ist es zum einen gut, entspannt zu sein, immer wieder loszulassen. Es ist gut, auf sich selbst zu hören, selbstbestimmt zu sein. Es ist gut, Souveränität zu bewahren, Haltung zu bewahren. Zum anderen ist es manchmal aber auch gut, sich aufzuregen. Auch Ängste haben ihre Berechtigung. Um langfristig erfolgreich zu sein, muss man Emotionen unter Kontrolle haben, zumindest in vielen Kontexten. Und man kann die Energie der Emotionen nutzen. Eine gewisse Anpassung an die Gesellschaft, an seine Umgebung ist notwendig. Letztlich heißt Leben Polarität. Wer das erkannt hat, der kann eine tiefe Gelassenheit, eine tiefe Coolness leben – und dabei auch mal den Emotionen freien Lauf lassen.

Dies ist die vierte und letzte Folge der Reihe zum Thema Coolness. Und dies ist die 10. Folge zum Thema Contenance, Selbstbeherrschung und Coolness. Dies ist die 98. Ausgabe des Yoga Psychologie Podcasts von und mit Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya. Mehr Infos zu Yoga Psychologie und zum Yoga Urlaub .

2 Kommentare zu “98 Coolness als Zwang zur Anpassung – und wie man ihn überwinden kann

  1. Hari Om
    Liebe Haripriya-ramani,
    herzlichen Dank für den Hinweis,
    der Link https://yoga-psychologie.podspot.de/files/98-Coolness-Zwang-zur-Anpassung-ueberwinden.MP3 sollte jetzt wieder funktionieren.
    Om Shanti
    liebe Grüße
    Omkara

  2. Haripriya-ramani

    der Link geht leider nicht 🙁
    om shanti

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.