Toxische Beziehungen? Vom Trennen und Treibenlassen auf yogische Art

Toxische Beziehungen sind in aller Munde. Narzissten umzingeln uns! Neider! Monologisierer! Pfennigfuchser und Hallodris! Saboteure und Tratschen! Man hat ja seine Ruhe nicht. Alle wollen einem an den letzten Nerv und uns die Energie aussaugen! Vampire! Das ist so. Und wir selbst haben auch unsere neidischen, tratschigen und duwirstschonwissenwelche Anteile. Gesunde Beziehungen sind deshalb rar. Aber wie grenzt man sich ab? Wie trennt man sich yogisch?

Wenn ihr jedes Gift wollt recht auslegen, was ist, das nit Gift ist? Alle Ding sind Gift und nichts ohn Gift.

Aus Septem Defensiones (1538) Paracelsus, Theophrastus Bombast von Hohenheim (1493 – 1541)

Toxische Beziehungen – die Dosis macht das Gift

Meist bezeichnen wir die Menschen als toxisch, die sehr ichbezogen und irritierend sind und selten diejenigen, die uns alles recht machen wollen oder die, die uns auf amüsante Art von dringender Arbeit abhalten. In einer Beziehung geht es darum, dass mehrere Komponenten (Menschen) eine Verbindung eingehen.

Aus dieser Mischung kann etwas Feines entstehen. Es kann auch nur einmal Knallen und Konfetti regnen. Manchmal riechts von Anfang an komisch und hat eine seltsame Farbe. Ganz blöd läuft es, wenn man eigentlich eine fruchtbare Nährlösung hat, weil sich aber keiner drum gekümmert hat, ist es gekippt und kann weg. Was grade noch eine nährende Angelegenheit war, ist inzwischen toxisch.

Den das Kümmern ist natürlich auch so eine Sache… wie Pflanzen kann man auch Beziehungen überdüngen oder vertrocknen lassen. Die einen tun dann einfach so, als wäre alles in Ordnung, andere stellen es erst mal in den Keller.

Du siehst, es ist gar nicht so einfach, gesunde Beziehungen zu haben. Kein Wunder, dass es Artikel über Toxische Beziehungen hagelt. Und das ist dann das Problem. Wenn das Gros unserer Beziehungen toxisch ist und nährende, inspirierende Beziehungen gar keinen Platz mehr haben.

Transformation des Menschen = Transformation seiner Beziehungen

Begibt man sich auf den Yogaweg, verändert man sich. Von A wie Atmung bis Z wie Zirbeldrüse. Waren früher im Kühlschrank Eier und Speck, stehen da jetzt vegane Aufstriche. Ist man früher am Wochenende angeschiggert um die Häuser gezogen, findet man das nun, nüchtern betrachtend, unangenehm. 

Denn ein Segen der Yoga-Praxis ist, dass wir im Streben nach Einheit ein Gefühl der Klarheit erlangen – wir sehen, wo wir mit einer Denkweise der Begrenzung oder Angst gelebt haben, und wir beginnen uns ermächtigt zu fühlen. Wir passen uns weniger dem Außen an und fühlen besser, was unserer wahren Natur entspricht. Wir fassen den Mut, Dinge, Angewohnheiten und Beziehungen loszulassen, die uns zurückgehalten haben. 

An diesem Punkt bietet sich uns eine der größten Gelegenheiten, wirklich in unsere liebevolle Natur einzutreten – das heißt, unsere Beziehungen auf mitfühlende Weise zu beenden und Ahimsa zu praktizieren. 

Es ist nicht leicht für die anderen in der Beziehung, wenn sich eine Komponente verändert. Und je mehr es uns in die Transformation zieht, desto größer wird der Widerstand. Im manchmal egozentrischen Vorwärtsdrang ignorieren wir entweder oder vergessen ganz, dass andere Menschen verletzt oder verwirrt sein können, wenn wir sie loslassen. Im Wesentlichen beenden wir Beziehungen oft auf eine Weise, die nicht mit unserem Weg gen Wahrhaftigkeit und Liebe übereinstimmt. Weil wir es nicht gelernt haben.

So wie sich Baumstämme auf dem Ozean zufällig durch die Unbilden von Strömung und Wind begegnen, zum Freund werden, doch von ihrer Freundschaft nichts wissen, werden wieder auseinandergedriftet und die Freundschaften vergehen wieder“, sagt Sri Krishna abschließend in der Mahabharata.

Aus Wege zum Unendlichen – Swami Krishnananda

Wie also trennen wir uns, wie treiben wir aus der Beziehung… ?

Wie jede Beziehung ist auch jedes Ende einzigartig und kann nicht auf eine Formel destilliert werden. Vielleicht ist es am Besten, ohne viel Erklärung wegzugehen. Oder es braucht einen Gesprächsmarathon. Manchmal musst du noch Versprochenes einlösen. Das Beste, was wir tun können, ist unserer inneren Führung zu folgen. Und dann können wir versuchen, unsere Entscheidung freundlich und auf eine Weise mitzuteilen, die uns Frieden bringt, während wir der anderen Person Raum lassen.

Schritte für eine mitfühlende Trennung

  1. Wenn die Eingebung klar ist, dass es Zeit ist loszulassen, sei damit. Und auch wenn bei dir selbst nicht viel Trauer ist: Wir alle sind schon verlassen worden – auf die eine oder die andere Art. Erinnere dich daran. Dies wird Dir helfen, mitten in einer Beziehungsauflösung, liebevoll und mitfühlend zu sein.
  2. Lass es raus. Wenn du dazu neigst, emotional zu werden, und weißt, dass es dir schwer fallen wird, ruhig, offen und klar zu bleiben, wenn es zur Aussprache kommt, kann es hilfreich sein, einen (oder mehrere) Brief zu schreiben. Da kommt alles rein: Enttäuschung, Frustration, Ärger, Tränen, … Dieses Traktat wird dann verbrannt und die Asche einem Gewässer überantwortet (Toilette geht auch). Wenn schreiben nicht so deins ist: Male oder musiziere deine angestauten Emotionen.
  3. Sobald Wut und andere Emotionen aus dem Weg geräumt sind, schreibe einen zweiten Brief. Wofür bist du dieser Person oder der Beziehung dankbar? Was waren schöne und/oder wichtige Momente? Auch dieser Brief ist nicht zum Senden gedacht, sondern um alle Gedanken der Schuld loszulassen und eine liebevollere Einstellung gegenüber dem/der zukünftigen Ex-… einzunehmen. Auch hier: wenn schreiben nicht so deins ist: Male oder musiziere deine Dankbarkeit, schöne/wichtige Erinnerungen.
  4. Bitte um Segen, auf dass alles, was passiert, zum höchsten Wohl für Euch beide sein wird. Damit legst du eure Situation in die Hände des Göttlichen.
  5. Bitte um Führung. Sitze in Meditation und verbinde dich mit der/dem Betreffenden. Führe im Geist das Gespräch. Erläutere warum es für dich Zeit ist loszulassen. Frage, was es braucht, damit sich die andere Komponente beim Loslassen unterstützt und geliebt fühlt. Vielleicht erhältst du gleich eine Eingebung, ob und wie ein Gespräch stattfinden muss, vielleicht erhältst du im Traum eine Antwort oder dir ist plötzlich leichter ums Herz als gutes Vorzeichen. Soll es im Gespräch vonstattengehen?
    • Gewaltfreie Kommunikation (GFK) kann helfen, wenn ihr mitten in einem herausfordernden Gespräch steckt und mitfühlend bleiben wollt. In der GFK werden keine Sätze zu verwendet, die als Schuldzuweisung missinterpretiert werden können. Statt „Du machst mich unglücklich.“ würdest du sagen „Ich bin unglücklich in dieser Beziehung.“ Wirklich Zuhören und wiederholen, was die andere Person sagt, anstatt gleich zu reagieren ist auch ein wichtiges Werkzeug .
    • Erlaube der anderen Person ihre Gefühle. Genauso wenig wie wir selbst letztendlich wissen, wie wir auf die Situation reagieren werden, wissen wir dies auch nicht von unserem Gegenüber. Lass einfach den Raum, damit auch er/sie durch die eigenen Emotionen gehen kann. Erinnere dich an dein Emotionales Karussell (Schritt 2) Wenn diese Emotionen zu viel werden, kannst du das Gespräch beenden, mit dem Angebot, zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal zuzuhören.
  6. Verzeih’ dir. Eine Beziehung, die nicht gut tut, zu verlassen, ist nicht einfach und eine Praxis der Selbstliebe. Fühl dich nicht schuldig. Auch wenn doch harsche Worte gefallen sein sollten – vergib dir und allen Beteiligten und danke dir und allen Beteiligten.

Vor 2 Jahren habe ich eine 25-jährige Freundschaft beendet. Mit einer gemeinsam geplanten Scheidungsparty. Mit lecker Essen und Lagerfeuer. Wir haben uns gedrückt, gedankt und verabschiedet. Meine beste Trennung (bis jetzt).


Wenn du merkst, du brauchst noch Unterstützung in der Beziehungspflege, habe ich dir unten ein paar Seminare zusammengestellt. Dadurch gewinnst du andere Perspektiven im Austausch mit Gleichgesinnten und knüpfst nebenbei neue Beziehungen!

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