Das Spiel des Lebens – Eine Geschichte von dem Buddha und den Sandburgen

Das Leben, das wir haben, kommt nicht von ungefähr. Ob Beziehung, Wohnung, Job oder vielleicht unser Selbst, beständig tüfteln wir an unserem Leben herum. Was wir dann bekommen, ist nicht immer das, was wir uns wünschen, aber was unser Herz den einen Tag noch schwermacht, lässt uns rückblickend mit einem Lächeln und Schulterzucken zurück.

Frei nacherzählt und interpretiert, basierend auf einer Geschichte über den Buddha

Der Buddha und die Sandburgen

Eines Tages kam Buddha in ein einfaches Dorf, an dessen Rand sich ein ruhiger Fluss entlangschlängelte. An seinem Ufer herrschte bereits reges Treiben, denn eine Menge Kinder hockte dort und spielte im Sand. Obwohl es noch recht früh war, hatten die Kinder dort bereits einige feste Sandstraßen, filigrane Sandhäuser und Sandmauern entstehen lassen. Sie waren ganz vertieft in ihr Tun.

Buddha beobachtete dies alles gelassen. Stunde um Stunde wuchsen die Sanddörfer der Kinder, wurden ihre Bauwerke immer ausgefeilter und imposanter. Irgendwann tummelten und türmten sich sogar enorme Sandburgen auf, eine größer und schöner als die andere.

Oft spielten die Kinder ganz einträchtig. Das Ufer war groß und breit und so hatte jedes der Mädchen und Jungen genug Platz, friedlich am eigenen Sanddorf zu schippen, ganz nach ihren Vorstellungen.

Manchmal ärgerten sie jedoch auch, indem sie die Sandburgen der Anderen durcheinander brachten, was leicht war, denn man brauchte dafür nur einen kleinen Stein zu werfen, oder “aus Versehen” beim Entlanglaufen draufzutreten. Dann schrien die Kinder einander wütend an und schimpften aufeinander, einige Male floss sogar die ein oder andere Träne.

So fuhren sie noch lange mit ihrem Spiel fort, bis spät in den Tag hinein, als das orange Licht der Dämmerung begann, sich langsam über den Strand zu ergießen. Plötzlich durchbrach ein Ruf das Treiben der Kinder. Es war eine der Mütter aus dem Dorf, die ihr Kind zum Essen rief. Die anderen Mütter ließen nicht lange auf sich warten, und schon bald erklangen die Rufe aller Mütter über den ganzen Strand.

Waren die Kinder Sekunden zuvor noch völlig in ihrem Spiel versunken, sprangen sie nun, wie von der Tarantel gestochen, auf. Trotzdem gingen sie aber nicht sofort nach Hause, es war noch eine Sache zu tun. Bevor sie gingen, hüpften sie alle immer auf den Sandburgen herum, die sie doch den ganzen Tag so mühevoll gebaut und so energisch verteidigt hatten. Nachdem sie kaputt waren, liefen die Kinder dann blitzschnell nach Hause, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.

Als Buddha diese Geschichte einer Schülerin erzählte, sagte er: “Das Leben ist genauso.” Deine Ernsthaftigkeit im Leben ist wie die Sandburgen. Irgendwann wirst du sie hinter dir lassen müssen, dann wirst du sie selbst einstürzen lassen und nicht mehr zurückblicken. Nimm das Leben nicht zu ernst, sonst verpasst du die Leichtigkeit des Lebens, in der so viel Schönheit liegt.

Wir alle irgendwo zwischen der Leichtigkeit und dem Ernst des Lebens

Eine schöne Geschichte, wie ich finde, denn wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich gleich ertappt. Mit klarem Blick auf den Alltag gibt es nämlich viel zu oft unnütze Dinge, über die ich mich aufrege, weil ich nicht im Strom der Ereignisse mitgehe.

Unsere schönen, schiefen Sandburgen

Meine Sandburgen sind dann irgendwo liebgewonnener Alltagstrott, Abläufe und Gewohnheiten, wie der gewohnte Gang durch den Supermarkt (und wehe jemand stellt die Regale um!), oder ein perfekt geplanter Newsfeed (und dann kommt die Eilmeldung rein und wirft die ganze Planung um).

Hier das ein oder andere Sandbürgchen zum Einsturz bringen zu lassen, ist sicherlich klug. Im Nachhinein sehe ich dann: Das, was mich begrenzt hat, war eine Lappalie.

Neben diesen kleinen Mini -Burgen gibt es darüber hinaus aber noch unsere ganz großen Sandpaläste, wie unsere Beziehungen, unseren Ausbildungsgang, Berufswege und in gewisser Weise auch unsere Glaubenssätze – Dinge, die wir aufgebaut, lieb gewonnen haben und verteidigen.

Sind diese ganzen Dinge also auch unwichtig? Sollen wir jetzt wie die Kinder auch so lange auf unseren Sandburgen herumhüpfen, bis sie völlig einstürzen? Mit Blick aus dem Herzen ist die klare Antwort: nein. Wo es für uns wichtig und real erscheint, tut es gut, mit Mühe und Liebe unser Leben so zu gestalten, wie wir es für sinnvoll erachten, unsere Burgen zu schätzen und zu schützen.

Anders zu handeln, wäre völlig gegen unseren Instinkt. In gewisser Weise braucht es also auch Ernsthaftigkeit im Leben, wie würden wir sonst jemals etwas erreichen?

Die Schippe auch mal aus der Hand legen

Die Frage ist immer: wie viel Ernsthaftigkeit ist gut? Wir dürfen offen sein für alle Kräfte, die im Offenbaren und aus dem Verborgenem heraus an unseren Sandburgen mitbauen. Denn es kommt erstens oft anders und zweitens als man denkt. Ich würde behaupten, kein Leben ist genau so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Jede Sandburg hat dann Ecken, Zinnen und Enden, die man nicht wirklich mag.

Vielleicht akzeptierst du diese ungewollten Ecken irgendwann an und heißt sie in deinem Leben willkommen. Du schätzt den Prozess des Bauens als etwas, über das du niemals 100 % Kontrolle haben wirst – und siehst die Schönheit darin.

Vielleicht merkst du aber auch: Das ist überhaupt nicht das Leben, was ich bauen wollte. Und dann braucht es Entschiedenheit und Durchhaltevermögen, dort Änderungen vorzunehmen, wo sie notwendig sind, und ja, vielleicht sogar irgendwann das ein oder andere Türmchen einstürzen zu lassen – Platz zu schaffen für etwas Neues.

Wo du auch stehst, ich wünsche dir möglichst viel Einsicht, zu unterscheiden, was du leben möchtest und was du verändern möchtest. Es ist deine Burg – und dann auch wieder nicht. Viel Spaß beim Bauen!


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1 Kommentar zu “Das Spiel des Lebens – Eine Geschichte von dem Buddha und den Sandburgen

  1. Tanja Braid

    Eine wirklich schöne Inspiration, die ich gerne teile – und zwar ideell und in Social Media. 🙂

    Ja, es stimmt, zuviel Ernsthaftigkeit nimmt dem Leben die Leichtigkeit.

    Vielen Dank! 🙂

    Liebe Grüße,

    Tanja Braid | neoterischesbewusstsein.com

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