Frühlingsgef… oder Liebesbande knüpfen? Dating und Yoga (1)

Die meisten Menschen wollen Beziehungen knüpfen. Was die Sache so kompliziert macht? Jeder hat meist mehrere, widerstreitende Vorstellungen über die Beschaffenheit seiner Beziehungen. Dasselbe gilt ebenso für unser Gegenüber. Das man sich, wenn die verqueren Vorstellungen nicht bewusst gemacht werden, aneinander vorbei ver-liebt, ist leider sicher. Hier ein paar Impulse, wie man im Hormontrubel weder den Kopf verliert, noch das Herz verschließt. Yoga und Dating.

Dating und Yoga – yogisches Dating

Dies wird ein kleiner Diskurs, wie man yogische Grundprinzipien im Alltag anwenden kann. Grade dann hilfreich, wenn wir zwischen himmelhochjauchzend und zutodebetrübt scheinbar führungslos hin und her taumeln. Wer hat’s erfunden? Der Patanjali.

Wenn du alles genau so machst wie hier beschrieben, findest du deinen Seelenpartner, deine Dualseele, den Idealenpartner – eventuell. Aber vielleicht auch nicht. Ich muss dich enttäuschen. Leider keine 100% Superliebe-Erfolgschance. Kein garantierter gemeinsamer Ritt in den Sonnenuntergang.

Aber die Chance auf tiefgehende, wahrhaftige Begegnungen erhöht sich und der Frustrationslevel senkt sich. Zudem wirst du mehr mit dir im Reinen sein, wodurch sich ein positiverer Ausblick breit macht. Was nicht passt, muss nicht mehr passend gemacht werden.

Um das Ganze etwas leichter handhabbar zu machen, kommt dieser Artikel in 2 Teilen daher.

Flirttips aus dem Zölibat?

Vorweg, ich bin der letzte Mensch, der diesen Artikel schreiben sollte. Ich bin so unfähig im Flirten, wie man nur sein kann. Ich versteh’ es schlicht nicht. Wenn man versucht, mit mir zu flirten, merke ich es meist erst, wenn man mir sagt, dass das jetzt gerade Flirten ist.

Komplimente, die nur Mittel zum Zweck sind, irritieren mich – im besten Fall. Obendrauf hatte ich über eine Dekade keine intime Beziehung. Glaub mir, es wird nicht besser, was meine Flirttip-Expertise angeht. Weshalb ich diesen Artikel trotzdem schreibe?

In der ‚Abstinenz‘ gibt es allerhand zu lernen, zu verstehen und zu meistern. In der Rückschau auf frühere Beziehungen wird einiges klarer, wenn man mal ausnahmsweise nicht in einer Variation derselben steckt. Die Auseinandersetzung mit dem, was ich will, was in mir reagiert, im Angesicht einer ‚Attraktion‘ – ohne aktiv zu werden – ist sehr aufschlussreich. Wie geht man um, mit über-und-untereinander herum purzelnden Gefühlen und Emotionen?

Weder Enttäuschung noch Trauma waren, was mich in diese Lebensform gebracht haben, sondern ein aus Versehen für einen kurzen Moment in den Zustand der Wonne, Glückseligkeit stolpern und danach Sattheit im besten Sinne verspüren. Advaita. Nichtzweiheit. Ich habe diese ‚Beziehungsform‘ nicht gewählt, sie dauert so lange sie eben dauert.

Die Recherche hat auf jeden Fall einen Heidenspass gemacht – ich habe Flirttipps fürs Yogastudio gefunden, erfahren, wie crazy es ist, mit einem Yogi eine Beziehung einzugehen und was Yogachicks wirklich wollen. Also Bedarf an einer Anleitung für Dating im Yoga besteht nicht. Und eigentlich haben wir unseren Kompass auch schon.

Denn Yoga praktizieren wir nicht nur auf der Matte. Die Grundprinzipien, unsere Praxis, scheinen ihr Licht in jeden Bereich unseres Lebens. In Gefühlsstrudeleien fällt dieser Kompass nur gerne mal unter den Tisch. Der Projektor läuft heiß und wir vergessen, dass wir mit achtsamem Umgang die Basis für eine heile(nde) Beziehung setzen würden.

Wenn du also Dating-Erfahrungen jenseits von ‚im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt‘ machen möchtest, möchte ich dir gerne eine ganz besondere Dating-App vorstellen.

Eine 2000 Jahre alte Dating-App

In der heutigen Zeit des Online-Datings und der schnellen Beziehungen scheint es schwierig zu sein, eine tiefer gehende Verbindung zu jemandem aufzubauen. Viele Menschen suchen nach schnellem Vergnügen und Bestätigung, ohne sich wirklich auf eine Beziehung einzulassen. Doch was ist, wenn wir uns auf eine spirituelle Ebene begeben und unsere Beziehungen auf der Grundlage von Yogapraktiken aufbauen?

Durch unsere Praxis lernen wir, uns bewusst mit unserem Inneren zu verbinden und unsere Gedanken und Handlungen zu kontrollieren.

  • Die yogischen Prinzipien der Niyamas und Yamas bieten uns einen wertvollen moralische Kompass für unser Leben.
  • Asanas helfen uns, die richtige Haltung zu finden.
  • Pranayama verankert uns im Hier und Jetzt.
  • Pratyahara lässt uns unsere emotionalen Verstrickung erkennen.
  • Dharana verhindert, dass wir uns auf das Unwesentliche konzentrieren.
  • Dhyana führt zur Sammlung und Beruhigung des Geistes.
  • Samadhi führt zu tiefer Erkenntnis von Zusammenhängen, jenseits des Geistes und natürlich: zur Wonne.

Da hast du es! die 8 Yoga Sutras von Patanjali. Eine 2000 Jahre alte Dating-App!

Dating im Yoga – Liebesbande knüpfen

Die feste Komponente in deinem Dating-Erleben bist du. Deshalb beginnen wir mit den 5 Niyamas. Die fünf Niyamas beschreiben die Grundsätze, wie wir uns selbst behandeln sollten.

Um positive Dating Erfahrungen zu machen, musst du selbst in der richtigen Verfassung dafür sein. Deshalb ist es ratsam, die eigenen Gefühle, Lebenssituation, Ziele in Betracht zu ziehen und zu prüfen (nicht nur) während man ‚anbändelt‘. Wenn du deinen ‚Ist‘-Zustand kennst, ist es leichter, offen und ehrlich mit deinem Gegenüber zu sein.

Dating im Yoga – Die 5 Niyamas

Niyama  नियम niyama (m.)

Gebote, ethische Regeln, Einschränkungen; (Verhaltenskodex für den Umgang mit sich selbst)

1. Shaucha शौच

Sauberkeit, Reinheit: Natürlich ist es erfolgsversprechender, wenn du äußerlich sauber bist, aber wie sieht es innerlich aus? Hängst du z.B. noch an einem Ex-Partner? Hast du Angewohnheiten für die du dich schämst und die du deshalb verbirgst? Indem du dich von störenden Gewohnheiten und ungesunden Emotionen reinigst, wirst du offener dafür sein, einen Partner anzuziehen und zu wählen, mit dem sich eine gesündere Beziehung führen läßt.

2. Santosha सन्तोष

Zufriedenheit,  Anspruchslosigkeit: Wenn wir uns von Fremden erhoffen, uns das Glück zu bringen ist das ein übergriffiger Anspruch. Die Wonne in uns können nur wir selbst finden. Tritt jemand in unsere Sphäre, geschieht dies, weil wir dafür offen waren. Das kann unsere Wonne verstärken, aber auch allerhand ungelöstes Trauma und Drama triggern.

3. Tapas तपस्

Hitze, Intensität aber auch Askese, Disziplin: Brennen wir für jemanden ist das oft, weil der andere eine Eigenschaft hat, die wir in uns selbst unterdrücken oder uns wünschen. Statt direkt Feuer zu fangen und sich davon verzehren zu lassen, ist es gut zu beobachten was in uns und in der Interaktion tatsächlich vor sich geht.

Nicht unterdrücken, aber auch nicht gleich ausleben, sondern einfach nur fühlen was ist. Dating kann ein unangenehmer Cocktail aus Enttäuschungen, Schmerzen und Frustrationen sein. Trotz großer Anziehung soll ‚Es‘ manchmal einfach nicht sein. Das tut weh. Jahre später macht es dann plötzlich Sinn. Der Schmerz war ein Geschenk auf unserem spirituellen Weg.

4. Svadhyaya स्वाध्याय

Selbsterforschung, Reflektion, Studium: Unser Bild, wie Beziehungen sein sollten, wird von Kindheit an in uns geprägt. Durch die Interaktionen unserer Eltern, unseres Umfelds, durch Literatur und Filme, Musik, unsere eigenen Beziehungen, … Bis sich über die Jahre ein seltsames Wirrwarr an Idealvorstellungen zusammengefunden hat, das kein Mensch erfüllen kann.

Der rücksichtslose Geschäftsmann, der einem jeden Wunsch von den Augen abliest, die Wildkatze, die zahm ist, wenn man es will. Blödeleien in unserem Kopf, die wir nicht hinterfragen.

Man muss nicht gleich mit “Wer bin ich?” anfangen. Wer bin ich in dieser aufkeimenden Beziehung? Wie verhalte ich mich und woher kommt dieses Verhalten? Was will ich von meinem Gegenüber und woher kommt dieser Wunsch?

Oft hilft es, durch Lesen, Meditation und Gebet, aber auch durch Seminare oder Therapie sich weiter zu studieren und die Fähigkeit, in Beziehung mit anderen zu sein, weiter zu entwickeln. So lernst du deine Ängste und Verteidigungsmechanismen zu erkennen und zu lösen. Dann wird das 5. Niyama erst wirklich möglich…

5. Ishwara pranidhana ईश्वरप्रणिधान

Hingabe an Gott: Auch in einer anbahnenden Beziehung braucht es Hingabe. Hingabe an das Göttliche im Anderen zu sehen. Das einfach ist. Denn dein Gegenüber ist keine Wunscherfüllungsmaschine, kein Leben-Komfortablermach-o-mat, kein Heil- und Transformationsprojekt, kein Glücksdosenhändler.

Sich dem Dating-Prozess hinzugeben, ermöglicht es dir, offen und unverteidigt zu bleiben für das, was kommen mag. Versuche also, deine Mauern fallen zu lassen und schau, welche Türen sich für dich öffnen. Und wer da wirklich wem gegenüber sitzt.

Mit den 5 Niyamas Frustration vermeiden

Die fünf Niyamas lehren uns also, dass wir uns durch Reinheit, Zufriedenheit, Disziplin, Selbststudium und Hingabe an den Prozess auf unsere Dating-Erfahrungen vorbereiten müssen. So ist Dating kein frustrierender Prozess, sondern eine Erfahrung, in der wir dem Göttlichen im Anderen begegnen.

Wenn du dein Beziehungsverhalten reiflich untersucht hast, kannst du dich aufmachen zum 2. Teil dieses Artikels. Da geht es dann um die 5 Yamas und die richtige Asana im Dating.


Du möchtest deine Innenschau gerne geführt und mit Gleichgesinnten betreiben? Seminare zur Selbstreflexion und -transformation findest du hier, ebenso wie Seminare zu Patanjalis Raja Yoga:

2 Kommentare zu “Frühlingsgef… oder Liebesbande knüpfen? Dating und Yoga (1)

  1. Jyotimaya

    Ein tolles Thema! Vielen Dank!
    Hab ich mich doch in einen meiner Yogaschüler verliebt… Er kam zu einem ganz harmlosen Besuch auf den Hof, aus Interesse für den Ort. In der gemeinsamen Zeit und auf dem anschließenden Spaziergang öffnete sich ein so offenes und achtsames Miteinander, dass ich ganz hin und weg war. Schön, dass er in der langen Zeit, die er bereits in die Kurse kommt, auch so offen sein kann. Ich freue mich sehr.
    Es ist selten, dass ich jemanden treffe, mit dem ich so schnell und intensiv, in den jeweiligen inneren Raum treten darf.
    Doch gibt es keine Love-Story, beide sind wir verknüpft in andere Beziehungen, die wir nicht verändern wollen/können.

    • Wie schön, dass ihr so bewusst mit eurer gegenseitigen Anziehung umgeht, anstatt euch in Drama-Kreationen zu verlieren. Denn die Gefühle dürfen sein und wollen gefühlt werden. Die Handlung schafft Karma. Vielen Dank fürs Teilen!❤

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