Frühlingsgef … oder Liebesbande knüpfen? Dating und Yoga; 2. Teil

Im 2. Teil unseres Artikels über Yoga und Dating, sehen wir uns die 5 Yamas und andere Anwendungen deiner brandaktuellen, 2000 Jahre alten Yoga-Dating-App an. Wenn Du den 1. Teil nicht gelesen hast … den findest Du hier.

Anwendung der App im Außen

Ohne Frage klingt es etwas despektierlich, das Yoga Sutra als Dating-App zu bezeichnen. Schließlich sind diese Richtlinien hilfreich in all unseren Beziehungen! Aber gerade im Dating, wo man meist mit Menschen zusammenkommt, mit denen man – von karmischen Verstrickungen abgesehen – keine Geschichte hat, ist ein feines Feld, um diese Normen anzuwenden und zu sehen, wie sich die Dinge dann entwickeln.

Denn im Dating wird meist viel beschumst. In Äußerlichkeiten wie Größe, Gewicht, aber auch Alter und Gehalt. Aber auch alles andere wird gerne etwas ‘über’ oder ‘unterzeichnet’: das Verhältnis zur Ex, die spirituelle Praxis, Angewohnheiten, …. Menschen möchten sich besser, attraktiver darstellen. Um ihre Chancen zu verbessern. Die Chance, dass jemand einen besser findet als man selbst.

Das macht Sinn, wenn man mit jemand nur ein kurzes Techtelmechtel eingehen will – aber wohin sich etwas entwickelt, weiß man ja vorher nicht.

Dating ohne Yoga oder eine seltsame Nicht-Liebesgeschichte

Ein sehr seltsamer Mensch (u.a. Buddhist und Waffennarr!) hat mir einmal diese Geschichte erzählt, als ich ihn gefragt hatte, ob er in seinem Leben jemals jemanden geliebt hat:

Einmal war da dieses Mädchen. Sie war so unglaublich hübsch. Sie arbeitete in der Uni nebenan. Ich sah sie fast jeden Tag, aber ich konnte sie nicht ansprechen. Immer, wenn ich sie sah, machte das etwas mit meinem Herzen. Irgendwann begann sie ‘Hi’ zu sagen. Und ich schaffte es ‘Hi’ zurück zu sagen. Das allein machte mich so fassungslos glücklich.

Ich begann etwas von meinem Lohn beiseite zu legen, denn ich würde sie bitten, mit mir auszugehen. Und dann würde ich ihr das beste Date bieten, dass sie je hatte. Das Date, dass sie verdiente. Sie war so hübsch und klug und freundlich. Wir unterhielten uns hin und wieder, wechselten ein paar Sätze. Ich merkte mir alles: Was sie gerne aß, ihre Lieblingsblumen, Lieblingsfarbe, …

Schließlich fasste ich mir ein Herz und fragte sie, ob sie mit mir ausgehen würde. Und sie sagte “Ja!” Der Tisch war reserviert und in neuem Hemd und ihren Lieblingsblumen in der Hand holte ich sie von der Arbeit ab. Ich war sicher, das ist die Frau meines Lebens, ich wollte ihr die Welt zu Füssen legen. Mehr als einmal war sie an diesem Abend so gerührt, dass ihr die Tränen kamen. So hatte ich mich ins Zeug gelegt.

Ich hab sie nie wieder gesehen. Die ist doch glatt mit mir beim ersten Date ins Bett gestiegen. Sie hat mich danach angerufen, aber ich bin nicht rangegangen. Ich hab so getan, als kenne ich sie nicht. Mit so einer will man nichts zu tun haben…

Natürlich ist diese Geschichte falsch auf so vielen Ebenen. Das arme Mädel wusste gar nicht, wie ihr geschah. Erst schüchternes Werben, dann beim Date mit Liebe bombardiert und am nächsten Tag kaltgestellt. Und er musste sie kaltstellen. Denn er hatte sich so verbogen, dass sie den wahren Menschen gar nicht kennengelernt hatte. Er wusste, auf dem Level konnte er nicht weiter agieren.

Und das ist nur der Teil, den er mir erzählt hat! Tragischerweise war er 20 Jahre später offensichtlich immer noch wütend auf die arme Frau und war der Meinung, er habe sich verhalten wie ein Prinz. Nun, er wäre nicht der erste Prinz (oder Prinzessin), der (die) es innerhalb kürzester Zeit schafft, gegen alle 5 Yamas zu verstoßen.

Die 5 Yamas – denn was du nicht willst, dass man dir tu’…

Die fünf Yamas umreißen die Grundsätze, wie wir unsere Mitmenschen behandeln sollten. Sie werden oft mit der “Goldenen Regel” verglichen – du kennst sie vielleicht aus der Grundschule, als du deinem Klassenkameraden den Bleistift weggenommen hast und dich dann gewundert hast, warum dir in der nächsten Woche dein Radiergummi genommen wird. Wenn dann alle schluchzend vor einem Erwachsenen stehen, kam mit Sicherheit in der einen oder anderen Form die Belehrung: Was du nicht willst, dass man dir tu’ …

…das füg’ auch keinem anderen zu

Behandle andere so, wie du behandelt werden möchtest. Wenn du bessere und wahrhaftigere Beziehungen und Dating-Erlebnisse möchtest, dann beginne damit, die fünf Yamas zu befolgen.

 1. Ahimsa अहिंसा, Nicht-Verletzen: In Beziehungen ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig respektieren und nicht verletzen. Das beinhaltet nicht nur physische Verletzungen, sondern auch psychische und energetische Verletzungen. Psychische Verletzungen entstehen durch Manipulationen (z.B. Gaslighting), passiv-agressives Verhalten (z.B. Mobbing, klein machen). Energetische Verletzung entstehen zum Beispiel durch Verdinglichung (z.B. Kummerkasten, Sexobjekt, Fahrdienst).

2. Satya सत्य, Wahrhaftigkeit: Ehrlichkeit ist essenziell in einer Beziehung. Nur so lassen wir dem Partner die Freiheit, sich immer wieder neu für uns zu entscheiden. Sind wir nicht ehrlich zueinander, wird das Vertrauen unterminiert, nicht nur das Vertrauen zueinander, auch das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, die eigene Intuition.

3. Asteya अस्तेय, Nicht-Stehlen: In einer Beziehung bedeutet das, dass wir unserem Partner nichts wegnehmen oder vorenthalten sollten, was ihm/ihr gehört oder was er/sie verdient hat. Das schließt auch die Anerkennung und Wertschätzung des Partners mit ein.

4.Brahmacharya ब्रह्मचर्य, Enthaltsamkeit: Brahmacarya wird oft mit sexueller Enthaltsamkeit assoziiert, aber es kann auch bedeuten, dass wir uns von Dingen zurückhalten, die uns von unserer spirituellen Praxis ablenken oder uns schaden könnten.

In einer Beziehung bedeutet das, dass wir uns unserer eigenen Bedürfnisse bewusst sein und sie mit unserem Partner kommunizieren sollten. Manchmal auch einfach, dass wir uns etwas enthalten, dass der Beziehung schadet. Oder dass wir enthaltsam sind, weil der Partner gerade etwas anderes braucht. Je nachdem, was miteinander verabredet wurde.

5. Aparigraha अपरिग्रह, Nicht-Anhaftung, Unbestechlichkeit: Wir sollten uns von Dingen und Menschen nicht abhängig machen, sondern uns auf unsere eigene innere Stärke und spirituelle Praxis konzentrieren. In einer Beziehung bedeutet das, dass wir unseren Partner nicht besitzen oder kontrollieren sollten, sondern ihm/ihr Freiheit und Raum für persönliches Wachstum und Entwicklung geben sollten.

Dating und Yoga = echte Beziehungen

Diese ethischen Regeln Patanjalis sind wichtige Prinzipien im Yoga und können uns helfen, gesunde Beziehungen zu führen. Beziehungen, die für alle Beteiligten nährend, unterstützenden, lehrreich und unterhaltsam sind. Lebendige Beziehungen. Ohne Brüste hochbinden und Bauch einziehen. Ohne immer Peak-Performances (Höchstleistungen) abliefern zu müssen, ohne immer so zu tun.

Mit den 5 Yamas und den 5 Niyamas könnt ihr euch als echte Menschen begegnen. Es ist nicht leicht und wird nicht gleich immer klappen. Es ist eine Herausforderung. Aber was ist das nicht auf unserem spirituellen Weg? Du wirst sehen, deine Beziehungen verändern sich. Sie werden nicht weniger anstrengend, aber weniger zehrend.

Weil unser Gegenüber uns immer spiegelt, bleibt es anstrengend, bis wir uns erkannt haben. Und gerade dadurch und dabei helfen uns unsere Beziehungen. Durch ein yogisches Date findest du nicht automatisch die große Liebe. Vielleicht stellt ihr fest, ihr passt nicht so gut – aber dann geht ihr zumindest als gute Bekannte auseinander, denn ihr habt euch kennen – gelernt.


Unterstützung zu solchen und ähnlichen Phänomenen auf dem yogischen Weg erhältst du auch in unserer Psychologischen Yogatherapie. Mit Beratungen, Therapien, Seminaren, Aus- und Weiterbildungen können sie dir zur Seite stehen.

Falls du deine Beziehungen yogischer, oder deine Selbsterkenntnis in der Gruppe weiter voran treiben möchtest, habe ich dir unten thematisch Links eingestellt:

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